SPD

Gildonus schrieb:Derzeit gibt es gleich 3 Parteien im Bundestag, die sich zumindest unterschwellig auf Marx und seine Revolutionsthesen berufen, da ist es schwer zu eigenständigen Lösungen zu kommen und sich von den Anderen abzuheben

Also wenn ich mir da mal so "stichprobenartig" anschaue, auf was sich da in Bundestagsreden gelegentlich vielleicht bezogen wird, dann ist das in der Tat verurteilenswerter identitärer Populismus. Die Fixierung auf diese Marktattitüde des "Neoliberalismus" und die Denkfigur, es läge nur an "den Reichen" oder "den Kapitalisten" sprechen für sich. Auch so (verdeckt oder relativ offen vorgetragene) grüne Lippenbekenntnisse zu "social-credit" und "Zentralismus" gehen in eine völlig falsche Richtung.

sacredheart schrieb:Heutige prekär Beschäftigte halten sich aufgrund eines halbwegs zeitgemäßen Samrtphones (das sie abstottern) für Mittelschicht und sehen sich selbst nicht als SPD Klientel.

Was halt auch mit postfordistischem Media-Konsumwahn, solchen zweifelhaften, doppelt gemeinten Neologismen (Prekariat) und mit dem Schichtbegriff zusammenhängt.

@postcrysis
Postwas?

@abberline
So langsam kann ich der " postmodernen Lyrik " einiger hier auch nicht mehr folgen. Sind wir hier beim literarischen Quartett für polit Theoretiker?
Post hier, narrativ dort , Neologismus , ...ich habe langsam das Gefühl wir befinden uns hier nicht mehr beim Thema SPD sondern eher in einem Symposium für Philosophen .
Nun ja, egal. Nun warten wir erst mal das ganz unintelkektuelle Ergebnis zu den 4 spitzenkadern der Genossen ab . als ob es überhaupt noch eine Rolle spielt , wer da zukünftig auf der Empore der SPD muppets Show logiert.

calligraphie schrieb:Symposium für Philosophen

Das ist alles genau das Herrschaftswissen-Gefasel der Fraktion "Dr. rer. Marx", mit denen sie schon in den 70ern und 80ern keinen vom Hocker gerissen haben. Vom Schichtbomber verlangen, er solle erstmal Marx lesen, bevor man seine Ansichten zur Arbeitswelt auch nur als diskussionswürdig betrachtet und so weiter.

bgeoweh schrieb:Vom Schichtbomber verlangen, er solle erstmal Marx lesen, bevor man seine Ansichten zur Arbeitswelt auch nur als diskussionswürdig betrachtet und so weiter.

Seien wir froh, dass sich das nicht durchgesetzt hat, ansonsten hätten wir den Kommunismus in Reinstform und die Arbeitnehmer hätten kein Einkommen.
Die letzte Anmerkung kommt unter dem Aspekt, dass Marx die Frauen in seiner näheren Umgebung recht primitiv ausgebeutet hat. Die Sprache soll das wohl verschleiern.

@bgeoweh
Karl Marx hat aber privat nachweislich Moselfränkisch gesprochen und das hat er gepflegt ("den Engels aß e quant Kerlschie, de gitt ma sei Lowie, damit eich datt Kapital schreiwwen kann. Sauwwer.")😉
Was der SPD aber nix helfen wird.

@abberline
Weil es gerade so schön kuschelig hier ist, setzte ich noch einen drauf


https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/karl-marx-statue-in-trier-enthuellt-geschenk-aus-china-a-1206388.html


Trier wird von den chinesischen Touristen geradezu geflutet wegen der Anbetung von Marx daher revanchiert sich Trier und nimmt Geschenke an. der Bürgermeister hatte ein paar Schlappe Worte für die chinesischen Kameras parat. So nebenbei schnell mal drauf hingewiesen , dass Marx umstritten wäre , angesichts des Unrechtsstaates DDR usw.
Hat man Worte ? Bitte beachten was Frau Nahles damals dazu sagte ...unter den Gästen zur Einweihung viel SPD Prominenz . Applaus für eine Statue , Geschenk aus China ( heute gab es ne Doku darüber , der Bürgermeister war so richtig begeistert u Feuer u Flamme ) . Ein Geschenk also aus China, dem Land was gerade indirekt junge Menschen in Hongkong um ihre Zukunft bringt.

Gottseidank gab es auch in Trier heftigen Protest gegen derartige präsente aus China. Manchmal frage ich mich wirklich , überlebensgroß gemeißelt . Ich dachte so was liegt hinter uns.

abberline schrieb:Postwas?

Wieso guckst du denn nicht selbst nach? Deale ich mit Erklärungen?

bgeoweh schrieb:Das ist alles genau das Herrschaftswissen-Gefasel der Fraktion "Dr. rer. Marx"

Bin mir nicht sicher, ob du da nicht mehr siehst als da ist - unter dem Überbegriff links werden auch antiautoritäre, pazifistische Positionen hinzugezählt.

bgeoweh schrieb:mit denen sie schon in den 70ern und 80ern keinen vom Hocker gerissen haben

Zum Glück bin ich noch lange nicht so alt.

@postcrysis
Nee, Du schreibst, als wolltest Du beim literarischen Quartett einen Nachwuchspreis für sozialistische Fachlyrik gewinnen. Einfach auf Deutsch wäre angenehmer zu lesen und vielleicht auch mal verständlich. Wir sind hier in einem Mystery Forum, nicht beim Symposium😉
Jetzt aber schnell wieder zur SPD. Wenn Scholz plus Partnerin (Namen vergessen) gewinnen, wollen die dann auch beide Kanzlerkandidat werden? Das Gegenduo will ja wohl eher keinen Kandidaten stellen.

abberline schrieb:Nee, Du schreibst, als wolltest Du beim literarischen Quartett einen Nachwuchspreis für sozialistische Fachlyrik gewinnen.

Und warum arbeitet ihr euch da gerade an mir ab, der nicht so häufig schreibt? Das ist halt erstmal ein Wort, das ich nicht ändern kann. Nächstes mal werde ich versuchen, statt eines schwierigen Begriffs als Schlagwort einzuwerfen mehr zu umschreiben. Es ist auch nicht so, dass ich nicht interessant fände, was hier besprochen wird oder dass ich nicht respektieren würde, wenn jemand mehr Allgemeinwissen als ich hat. Mir geht es bei der Beschäftigung mit solchen Dingen erstmal nur um das Verstehen unseres Systems und um Charakterbildung. Um irgendeine andere Gesellschaftsform oder so - darum gehts mir erstmal nicht und davon hab ich auch keine Ahnung. Von der Arbeitswerttheorie hab ich auch nicht wirklich einen Plan - es sind wirklich Übertreibungen und Fehleinschätzungen, die hier manchmal gemacht werden.

@postcrysis
Das sollte auch kein Angriff sein. Alles immer mit Augenzwinkern. Es ist für eine lebendige Diskussion halt einfacher, wenn man Fachbegriffe nicht erst erarbeiten muss. Laien sind wir alle, denk ich. Was aber den Vorteil haben kann, dass wir... ganz narrenfrei... einfach mal was naiv in den Raum werfen können. Was das System angeht, würde mich Deine Einschätzung der möglichen, zukünftigen Rolle der SPD durchaus interessieren. Deckel drauf, oder ist eine Zukunft möglich?

abberline schrieb:Was das System angeht, würde mich Deine Einschätzung der möglichen, zukünftigen Rolle der SPD durchaus interessieren.

Mir persönlich ist das eigentlich recht egal. Wüsste auch nicht, was meine Meinung da für einen Stellenwert besitzen sollte. Es ist halt so, dass bestimmte Problemlagen unter- bis gar nicht repräsentiert werden.

Bad Godesberger Programm. Damit ist die SPD gar nicht schlecht gefahren, es machte Sinn und seine Anwendung erzeugte in der Bundesrepublik Zufriedenheit und Wohlstand.

Und damit begannen die Probleme. Die SPD wurde ein wenig langweilig, aber noch schlimmer, der SPD wurde langweilig. Sie erfand immer neue Dinge, um die man sich kümmern musste. Nachdem die Mehrheit der Mitglieder nicht mehr Arbeiter sondern Beamte wie Lehrer etc. geworden waren, welche in der Regel weder Sorgen um einen Job noch um ein ordentliches Einkommen haben brauchten, begann man mit der Idee, doch einfach ein wenig die Welt zu retten.

Das war der Anfang vom Ende. Nachdem Holger Börner noch die Dachlatte zur Hand nehmen wollte, begannen seine Kollegen auf einmal den grünen Weltrettungsphantasien hinterherzulaufen. Der Fabrikarbeiter in Ludwigshafen oder der Kumpel in Wattenscheid waren nicht mehr sexy und interessant genug, jetzt wurden die Eisbären und Eskimos in der Aktis gerettet und die Pinguine in der Antarktis, und auch alle, die irgendwo dazwischen lebten, gerieten in den Fokus der sozialdemokratischen Weltverbesserer. Diese freilich hechelten immer hinter den Themen her, die Claudia Roth und ihre Genossinnen viel interessanter erfinden konnten.

Dann kam der unselige Oskar, der die historische Bedeutung der Wiedervereinigung glatt verpasste und damit Helmut Kohl das Feld kampflos überliess - obwohl man gerade in der DDR die Chance gehabt hätte, den verunsicherten bisher volkseigenen Arbeitern andere Perspektiven aufzuzeigen als nur einfach blühende Landschaften zu versprechen.

Aber da war es dann schon zu spät. Lieber Forschungsprojekte zur Psychologie homosexueller Fledermäuse in den Anden finanzieren als Ideen, was aus den VEBs im Osten werden könnte.

Hier, im Osten, hätte eine Arbeitnehmerpartei mal klar Stellung für die komplett orientierungslosen Arbeitnehmer ergreifen können. Nur - die Arbeitnehmerpartei gab es schon lange nicht mehr. Also folgten die Neubürger entweder ihren altvertrauten Kadern oder, genauso fatal, am Ende Helmuts "Mädchen."

Gas-Gerds Agenda war ja gar keine so schlechte Idee, etwas musste passieren, aber es passierte viel zu spät, zu halbherzig, und nur per ordre de mufti. Kaum einer erinnert sich noch an die vielen Parteivorsitzenden und daran, dass sogar Programme entworfen, debattiert und verabschiedet wurden. Programme, deren Halbwertzeit geringer als die einer PdS/Linke Vorsitzenden waren.

Und Helmuts Mädchen hat es dann geschafft, der stolzen Sozialdemokratie endgültig den Todesstoss zu versetzen, indem es einfach die wenigen übrig gebliebenen, halbwegs vernünftigen Politikelemente ehemaliger SPD-Politik mit neuen Aufklebern "made by CDU" überklebte. Und für den Rest waren dann das Maasmännchen, Nahles und Klein Kevin übrig. Kein Wunder, dass der Rest dann auch nur noch grausend geflohen ist.


So wünschenswert eine echte, traditionelle Sozialdemokratie wäre, so wenig glaube ich daran, dass diese SPD am Leben erhalten werden kann. Italien, Israel und Frankreich sind aktuelle Beispiele, dass alte, traditionelle, bedeutende Parteien in wenigen Jahren in der Bedeutungslosigkeit verschwinden können. DC und PS haben in Italien jahrzehntelang Politik allein gemacht, so wie hier in Deutschland CDU/CSU und SPD. Heute existieren sie nicht mehr. Dem gleichen Schicksal sehen die Sozialisten in Frankreich entgegen, das gleiche Schicksal erleidete die traditionsreiche Arbeiterpartei in Israel.

Die SPD ist keineswegs unsterblich.

Hallo @paranomal , hallo @Rick_Blaine , hallo @alle !

paranomal schrieb:Das Problem ist nicht zu viel, sondern zu wenig Marx. Von Anfang an.

Selbst "zu wenig Marx" ist schon zuviel !

Rick_Blaine schrieb:Die SPD ist keineswegs unsterblich.

Totgesagte leben manchmal länger.

Die SPD als Arbeiterpartei und Partei der "Besitzlosen" mit Marx im Gepäck ist ja so was von Retro. Ich bekomme da nostalgische Gefühle, wie beim Anblick einer "echten" Dampflokomotive und das beschreibt auch die SPD Zukunft.

Als Normalbürgerpartei, die "zeitgenössische Probleme" und die einer "modernen Gesellschaft" anfasst, wäre sie zumindest überlebensfähig. Es bringt nichts "die Grünen" mit ihren utopischen Forderungen noch "links überholen" zu wollen. Man muß die Parolen auch praktisch umsetzen können, dabei auch die "Qui bono" Frage stellen, wer dafür zahlen muß und Unsinniges auch als Unsinn bezeichnen. Die Probleme kommender Generationen müssen nicht wir, sondern eben die Kommenden lösen.

(besser kann ich meine Meinung nicht beschreiben)


Gruß, Gildonus

Super Artikel ! Vielen Dank, liebe NZZ!

https://www.nzz.ch/feuilleton/spd-gesundbetung-im-angesicht-der-katastrophe-ld.1521137

Die Funktionäre der deutschen Sozialdemokratie wirken mittlerweile wie die Schauspieler in einer Netflix-Horror-Serie: «Macht das nicht!», möchte man ihnen dauernd zurufen, «geht doch nicht da lang!», oder: «Vorsicht, hinter euch!» Doch natürlich können Serienfiguren die Zuschauer nicht hören.

Meine Meinung zu SPD
Es trifft doch genau den Nerv:-) Bekommt man noch Hexenschuss:-)
SPD ist arrogant und überheblich, gar nicht für das kleine Völkchen gedacht! Eher die Armut steigt dank SPD.

Gildonus schrieb:Die Probleme kommender Generationen müssen nicht wir, sondern eben die Kommenden lösen.

Ach ja, zuerst alles kaputt machen und dann sollen alle andere es wieder richten? Dann wähle sie ab, damit die kommenden auch ihre Chance bekommen. Was ist es die SPD genau? Soziale Partei? Wen hat die SPD zu vertreten? Nur mal für mein Verständnis. Was für eine Funktion hat die SPD? SPD ist für mich tot! Kein rotes Blut!

@Gildonus
Die Probleme einfach auf unsere Kinder abwälzen, kann aber nicht die Lösung sein.
Die SPD sollte sich, wenn überhaupt bei denen noch was zu retten ist, auf ihr klassisches Klientel konzentrieren, das eben heute aus Zeitarbeitern, Niedriglöhnern, Alleinerziehenden (samt mehr Rechte für Väter), Dumpinglöhner bei irgendwelchen Start Ups, Fabrikarbeiter und Co besteht.
Dazu eine Abkehr der Agenda 2010, Rückkehr zum dreigliedrigen Schulsystem, weg vom Bachelor/Master System der Unis, Studiengebühren und KiGa Gebühren weg (geht in RLP ja schon), dazu mehr Polizei und innere Sicherheit, bessere Rückführung von Menschen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, gute Konzepte für erneuerbare Energien und Digitalisierung, ein besseres Rentenkonzept, bezahlbarer Wohnraum..und komplett neues Personal.
Da das alles nicht passieren wird, sind sie vorerst erledigt.

abberline schrieb:Da das alles nicht passieren wird, sind sie vorerst erledigt.

Genau, damit hat doch @Rick_Blaine recht! Überflüssig diese Partei! Ganz meine Meinung! Auch mit dem kindischen Doppelbesetzung, da lacht die ganze Welt:-)

Gildonus schrieb:Selbst "zu wenig Marx" ist schon zuviel !

Kannst du das auch begründen? Seine Analysen sind nach wie vor aktuell. Ist ja nicht so als hätten wir die Lohnarbeit und warenförmige Arbeitsprodukte bereits überwunden.

@paranomal
Es kommt ja selten vor, dass ich Dir teilweise mal zustimme, aber was Marx angeht, sind seine Analysen mitunter wirklich nicht falsch. Und ich halte ihn für einen wichtigen Philosophen, aber auch Kind seiner Zeit. Marxisten sind meist Utopisten. Marx war kein Politiker. Problematisch wird es bei der Umsetzung, denn eine neue Gesellschaftsform will ich gar nicht in dem Sinn. Und wohin es führt, wenn seine Philosophien aufgezwängt werden, hat man leider oft genug gesehen. Und auf DDR reloaded, System a la China und ähnliche, die eine moderne Variante versuchen, kann ich wahrlich verzichten.
Und warum sollte man die Lohnarbeit überwinden wollen? Es geht eher darum, dass jemand von seiner Arbeit leben können muss. Und da haben die SPD samt Grünen durch die Agenda viel zerstört. Minijobs, Leiharbeit, Ich AGs (die viele Menschen verschuldet haben) usw...