sacredheart schrieb:Und selbst schlicht Gemüter werden sich fragen: Warum denn eine Grundrente OHNE Bedürftigkeitsprüfung? Würde da nicht eine höhere Grundrente MIT Bedürftigkeitsprüfung eher denen helfen, die es benötigen?
@sacredheartEine Rente ist kein Almosen. Wenn du eine Bedürftigkeitsprüfung vorschaltest, müsste das anders heissen (Rentenaufstockung oder so ) und dann wäre es für die Bezieher demütigend.
Ich war bis vor einigen Jahren oft in Kanada und habe da natürlich viele Kanadier kennengelernt.
Mir haben verschiedene Kanadier erzählt, dass dort jeder, ab dem 65. Lj eine Grundrente bekommt. Ganz egal, ob er Millionär ist, oder bedürftig. Die Rente ist nicht an Arbeitsjahre gekoppelt, sie richtet sich nach den Jahren, die ein kanadischer Bürger in Kanada verbracht hat. (Ich glaube, das müssen mindestens 10 Jahre sein)
Das war gar nicht wenig Geld. Natürlich nicht ausreichend um allein davon leben zu können. Ich glaube ca. 500 CAD.
Ich denke, das ist heute noch so.
Ich fand das so verwunderlich, dass ich verschiedene Leute danach gefragt habe und alle haben das bestätigt.
Ich habe dazu gesagt, dass das nur funktioniert, solange es dem Staat finanziell möglich ist.
Da waren sie sehr entrüstet,- überhaupt dass ich den Gedanken äusserte, diese Rente könnte es irgendwann nicht mehr geben.
Nein! Diese Rente ist ein Grundrecht. Sie wird niemals abgeschafft, war die Antwort.
Ich habe mich über noch mehr gewundert, - ich bin durch verschiedene Provinzen gereist-, z.B. , dass Kanada sehr sehr aufgeräumt aussah. Nicht, weil das unerlaubte Wegwerfen von Müll so teuer ist. Die Kanadier passten selber auf. Da hat niemand irgendwas in die Landschaft geworfen. Ich habe gesehen, wie Eltern ihre Kinder erzogen, damit die Bonbonpapiere im Mülleiner landen.
Nach einem Picknick wird alles mitgenommen. Man guckt sich nochmal um, damit nichts liegen bleibt.
Das war auch so ein interessantes Thema für mich.
Die Antwort der Kanadier:
Das ist MEIN Land und ich möchte, dass es hier schön aussieht.Ich hatte sehr viele Gespräche über deren Patrotismus. Der war mir in der Form sehr fremd.
Für mich gehörte beides zusammen. Ich mache nicht nur meinen eigenen Garten schön (für die Straße ist die Kommune zuständig). Ich bin auch für den öffentlichen Raum mitverantwortlich, weil ich den auch nutze. Und wenn ich 65 bin, bekomme ich eine Rente (ohne Prüfung der Bedürftigkeit).
Mir ist klar, dass beides hier zusammengeschrieben komisch wirken muss. Das gehört auch nicht direkt zusammen. Aber indirekt meiner Ansicht nach schon.
Ich habe in Kanada selten das Gefühl gehabt, Spießern zu begegnen.
Egal welches Alter welches Einkommen, welcher Musikgeschmack, ich hatte immer das Gefühl, die möge ihr Kanada und fühlen sich auch für das verantwortlich, was draussen in den Straßen passiert. Ich mochte den Patriotismus dort sehr gerne, weil er keine Spur von Aggressivität enthielt.
Mir war aber auch klar, dass dieses Lebensgefühl hier nicht aufzubauen ist.
Eine Grundrente sollte wirklich jeder erhalten, egal, wie viel er besitzt. Und die Koppelung an verbrachte Lebensjahre im Land, finde ich sehr gut.