sacredheart schrieb:Ich fürchte fast, die SPD meint ihre demonstrative Unaufgeregtheit ernst.
Was ist denn schon dabei, wenn in Moskau Gespräche mit Journalisten mitgehört werden?
Was ist denn schon dabei, die Gesellschaft mit einer Umwelt Scheinstiftung, die ausschließlich russische Staatsinteressen durchsetzen soll, zu verarschen?
Im Grunde hast du recht. Was soll ich sagen?
Ich musste da auch noch daran denken.
Alleingang bei Sputnik V Manuela Schwesig mit russischem Impfstoff auf Wählerfang
Mecklenburg-Vorpommern investiert Steuergeld in Verträge über Sputnik V.
Also ich möchte Sputnik V nicht schlechter machen, als er war, aber dafür Steuermittel in die Hand zu nehmen war zu dem Zeitpunkt schon, wie der Tagesspiegel kommentierte, eine Geisterfahrt.
Hinzu kommt: Ohne EMA-Zulassung bringt eine Impfung mit Sputnik auch keine Befreiung von den Coronaauflagen. Wer wird sich mit Sputnik impfen lassen, wenn Biontech-Pfizer, Moderna, Johnson & Johnson sowie Astra Zeneca zur Wahl stehen?
Manuela Schwesigs Alleingang in Sachen Sputnik wirkt angesichts der wachsenden Skepsis anderswo wie eine Geisterfahrt. Und kommt Wladimir Putins mutmaßlichem Ziel, er wolle Europa mit dem Impfstoff spalten, entgegen.
Quelle:
https://www.tagesspiegel.de/politik/alleingang-bei-sputnik-v-manuela-schwesig-mit-russischem-impfstoff-auf-waehlerfang/27161960.htmlEs ist durchaus befremdlich (in der Presse geistert auch das Wort beschämend), dass die SPD meint, die Schwesigrad-Affäre so behandeln zu können, als sei dies eine Lappalie zum Aussitzen. Nicht ohne Grund hat Volker Beck Strafanzeige gestellt (wohlgemerkt, gegen unbekannt, das wurde in der Presse auch schon mal falsch wiedergegeben) und auch die Idee eines Untersuchungsausschusses auf Bundesebene angestoßen, wegen der Frage im Raum (Einflussnahme von ausländischen Diktaturen?).
Ich meine, noch vor 2 Wochen hätte ich dies für verrückt abgetan, aber man kann da ja auch nicht mehr ausschließen, dass FDP und Grüne die Reißleine ziehen, das wäre dann das hier
Spoiler https://www.bundestag.de/services/glossar/glossar/K/konst_misstrau-245482 , und sagen, so wir sichern jetzt die Bündnisfähigkeit und um den ganzen Komplex soll sich jetzt ein Untersuchungsausschuss kümmern.
Dieser Spiegel TV-Ortstermin ist da auch noch mal leider nicht so amüsant. Über den Russland-Tag nach dem Kriegsanfang 2014. SPD wo man auch schaut, angefangen mit Wolfgang Clement:
Ortstermin: Gerhard Schröder beim Russland-Tag | SPIEGEL TV
Externer Inhalt
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.
Am da-fehlen-mir-die-Worte-mäßigesten da ^^ die Antwort von Gerhard Schröder auf die Frage: war es richtig, die Krim zu annektieren? Antwort: Ich habe nicht vor, mit Ihnen ein zeitgeschichtliches Seminar abzuhalten.
Also das zeitgeschichtliche Seminar hätte ich interessant gefunden. Ob er da die Sonderbeziehungen Deutschlands zu Russland "als Teil des kollektiven Bewusstseins unseres Volkes" meinte, von denen er 2017 in seiner Wahlkampf-Rede sprach?
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article166857357/Die-seltsamen-Wendungen-der-SPD-Aussenpolitik.htmlDa hätte er freilich, was die Ukraine anbelangt, in der Schule nicht so richtig aufgepasst.
Und da Scholz diese Woche Gedanken zur Aufarbeitung der SPD-Russlandpolitik als "verleumderische Darstellungen" abkanzelte, sei auch noch der Beitrag von Dr. Karl Adam, Ex-Geschäftsführer der SPD Hamburg-Mitte beigefügt.
Daraus aktuell
Der Roll-Back, so scheint es, hat in Teilen der Partei längst eingesetzt ... Den Vogel aber schießt der bayerische Ex-MdB Florian Post ab: „Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich finde den ukrainischen Botschafter mit seinen Unverschämtheiten unerträglich. Ich verurteile den Angriffskrieg Russlands aufs Schärfste, aber ich habe weder Lust zu frieren, noch will ich einen 3. Weltkrieg.“
Solche wohlstandsverwahrlosten, freiheitsvergessenen und für jedes SPD-Mitglied beschämenden Töne kommen, wie beschrieben, weitgehend aus dem aufmerksamkeitsökonomischen Off, und doch stehen sie für eine besorgniserregend verbreitete Haltung: Die SPD hat ein Problem mit der Menschenrechtspolitik.
Jüngstes Beispiel, in schlechter Tradition stehend: Wenn der polnische Premierminister erklärt, Deutschland sei das Haupthindernis für verschärfte Sanktionen gegen Russland, dann ist das etwas, was die führende Regierungspartei nicht ignorieren kann oder darf – in wohlverstandenem Eigeninteresse, denn die Europäische Union ist das „größte Friedensprojekt der Geschichte“ (Thomas Urban) und ihr Gelingen ist essenziell für Deutschlands Zukunft.
Und auch zeitgeschichtlich
Wenn die vorerst nur postulierte Zeitenwende sich nicht auch in der SPD flächendeckend durchsetzt, wird die Partei zu weiten Teilen dauerhaft auf der falschen Seite der Geschichte verharren. Die aktuelle Lage bietet Anlass, sich auf antizaristische, antiautoritäre Ursprünge zu besinnen. Es wäre eine Wende, die einer modernen, progressiven Partei angemessen ist.
Quelle:
https://starke-meinungen.de/blog/2022/04/10/eine-zeitenwende-auch-in-der-spd/