Demonstrationen in Chemnitz und Köthen nach tödlichen Zusammenstößen
30.08.2018 um 14:34
Nicht als Spam gedacht, sondern als Verdeutlichung dessen, was geschieht, wenn man stets nur sagt:,,Noch ist ja nichts passiert, kein Grund, sich den Rechtsextremen in den Weg zu stellen und falls nötig, kann man das ja immer noch machen."
Max Mustermann steht vor seinem Haus und beobachtet staunend, wie ein paar Rechtsextreme den Garten seines Nachbarn Yildirim verwüsten.
Dabei schreien sie herum, dass das aus Selbstverteidigung geschehe. Immerhin wurde jüngst ein Deutscher von einem Ausländer verprügelt.
Das war zwar in einem völlig anderen Bundesland, am anderen Ende Deutschlands. Und Yildirim kennt den anderen Ausländer auch höchstwahrscheinlich nicht. Und der Täter hatte auch keine türkischen Wurzeln, sondern stammt wohl aus Eritrea.
Aber irgendwie leuchtet es Mustermann trotzdem ein, dass man Yildirim mal etwas auf die Mütze geben muss, damit diese anderen Ausländer wissen, wo der Hammer hängt. So viele Unterschiede gibt es ja eh nicht zwischen denen oder? Und Selbstverteidigung muss natürlich sein.
Falls nötig ist ja auch noch viel Zeit, sich den Rechten entgegen zu stellen.
Eine Woche später beobachtet Max vom Gartentisch, wie eine Horde Neonazis das Haus seiner rechten Nachbarn, den Johnsons, mit Farbbeuteln und Pflastersteinen bewirft.
Die Johnsons, eine schwarze Familie, sind eigentlich ganz nett. Herr Johnson ist in Deutschland geboren und aufgewachsen, arbeitet seit vielen Jahren als Rechtsanwalt, die Mutter ist Hausfrau, die Kinder sind gut erzogen und gehen auf's Gymnasium. Manchmal grillen sie auch mit Mustermann zusammen.
So ganz richtig findet Max das nicht, dass man deren Haus attackiert. Aber was will man schon machen? So schlimm ist das ja nicht.
Die paar ,,Ausländer raus"-Sprüche und gehobenen Arme, naja...hat Max nicht erst gestern in der Bild gelesen, dass in Frankfurt so viele Nordafrikaner klauen? Und die Johnsons haben ja auch irgendwie afrikanische Wurzeln. Also hängen sie mit drin.
,,Selbstschutz", wie der ehrenwerte Politiker Alexander Gauland sagen würde.
Und falls nötig, man kann ja immer noch was dagegen machen, wenn die Rechten zu viele werden.
Eine weitere Woche später ist die ganze Straße voll mit Glatzen. ,,Hier regiert der nationale Widerstand", singen sie. Nebst anderen Songs, wie von Stahlgewitter. Das obligatorische ,,Deutschland den Deutschen" und ,,Ausländer raus" hört man zwar auch, das lockt aber keinen mehr hinter'm Ofen hervor.
Langsam wird es auch Max Mustermann mulmig, wie er da so aus seinem Schlafzimmerfenster runter auf die Straße guckt.
Alles voll mit aggressiven Neonazis. Die Johnsons und Yildirim hat Max schon eine Weile nicht mehr gesehen, vielleicht sind die im Urlaub.
Warum sind die Truppen dort unten dann da?
Max fällt ein, dass ja am Ende der Straße in indisches Restaurant liegt. Könnte das etwas mit den Geräuschen zerberstender Scheiben zu tun haben? Und diesem komischen Brandgeruch?
Da teilt sich die Menge der Rechtsradikalen und unter großem Gejohle hetzt das Personal des Inders samt ihm selbst durch die Gasse. Hier und dort fliegen Fäuste, Füße oder Flaschen, bis die Inder um die Ecke biegen und entkommen können.
Max wendet sich vom Fenster ab, geht ins Bad, guckt in den Spiegel, streicht sich über Haare und Gesicht.
Und denkt:,,Na gut, dass ich Deutscher bin. Ich bin zwar kein Nazi, aber...gut, dass ich nicht so ausseh, wie die Johnsons. Oder die Inder.
Deshalb werden mir die draußen nichts tun. Und wenn nötig, kann man ja immer noch Widerstand leisten. Oder?"