@Tussinelda Ich denke hier muss man etwas weiter ausholen. Der erste Punkt ist, dass der soziale Status stärker durch die Eltern determiniert ist als Intelligenz. Oder anders gesagt: Eltern vererben ihren sozialen Status. Intelligenz höchstens zum Teil (es kommt eigentlich jedes Jahr irgendeine neue Studie, die sagt wird nicht vererbt, wird vererbt oder wird zum Teil vererbt).
Natürlich ist es schwierig daraus zu kommen. Ich sehe die Problematik hierfür aber nicht im System oder am Geld. Mal ein Beispiel aus meinem Werdegang: Ich hatte genau zwei Mal eine große Diskussion mit meinem Vater darüber, wie es weiter geht. Einmal nachdem ich die Realschule abgeschlossen habe und aufs Gymnasium wechseln wollte. Hat mein Vater nicht verstanden, ich könnte doch genauso gut eine Ausbildung machen. Die zweite große Diskussion kam, als ich nach dem Abitur meine Berufsausbildung abschloss und mich für ein fachfremdes Studium entschied. Mein alter Herr war der Meinung, dass das total bescheuert wäre.
Wenn ich nun initial auf ihn gehört hätte, wäre ich heute wahrscheinlich in einem handwerklichen Beruf, an dem ich weder Interesse hätte noch irgendein Talent mitgebracht hätte. Ich kann meinem Vater auch keinen Vorwurf machen. Aus seiner Sicht wäre es wahrscheinlich viel besser gewesen, wenn ich einer harter, ehrlicher Arbeit nachgegangen wäre "statt mir den Hintern platt zu sitzen".
Nun kommt aber der springende Punkt. Hätte ich auf meinen Vater gehört, wären meine Pläne nicht am Geld gescheitert, sondern an der Einstellung meines sozialen Umfelds. Sicherlich wird es irgendwann eine glückliche Fügung gegeben haben, die mir die Fähigkeit gegeben hat meinen eigenen Weg zu gehen und mich über den Rat meines Vaters hinwegzusetzen. Auch wenn er es immernoch nicht nachvollziehbar findet, dass ich mit Anfang 30 immernoch am Lernen bin, während viele meiner Freunde seit über 10 Jahren in Lohn und Brot stehen, ist er stolz wie Bolle ab nächstem Jahr sagen zu können, dass er einen Doktor großgezogen hat.
Ich denke unter dem Strich schon, dass der soziale Status auch aufgrund dem Druck des sozialen Umfelds erhalten wird. Dies geschieht nicht in böser Absicht, ist aber trotzdem so stark, dass es eben passiert. Hat mit Geld aber null und nichts zu tun oder damit ob mein Nachbar sein Haus geerbt hat und ich nicht. Ich denke es ist leichter, dem System die Schuld zu geben, dass man mitsamt Nachwuchs in einer Kaste feststeckt. Und natürlich kann der Arzt sich mal eben eher einen privaten Nachhilfelehrer leisten als der Hartz 4-Empfänger. Es gibt aber auch sehr viele Bildungsangebote, die eben kostenfrei sind. Mich haben Youtube-Videos durch meine erste Matheklausur an der Uni gebracht. Da gibt es mittlerweile so gute Nachhilfe-Videos.