Philipp schrieb:Es ist eine Gesellschaft, nur im kleineren Kreis. Die Gruppendynamik dürfte hierfür kaum eine Rolle spielen.
Auch der Grundkonsens ist im Großen wie im Kleinen vorhanden. Die einen Wohnen zusammen, die anderen Arbeiten, wieder andere Lernen. Macht keinen Unterschied, wenn es um die Regelung der Beziehungen geht, denke ich.
Nein. Eine Gesellschaft ist es, wenn du davon ausgehen musst, dein ganzes leben oder einen langen teil davon in einem bestimmten System zu leben.
Man kann vieles ignorieren, wenn man weiß, man geht wieder. Aber nicht, wenn man weiß, man wird in einem bestimmten system alt und seine Kinder wachsen dort auf.
Der Grundkonsens ist eben auch nicht immer vorhanden.
Wenn ich in meinem Haus einen mieter hab der mich nervt, dann will ich, dass der geht, weil das für mich besser wäre.
Ich bin in keinster Weise von der person abhängig.
genauso in der nachbarschaft, wenn sich zwei gruppen feindlich gegenüber stehen. Für beides gruppen wäre es schöner, wenn die andere geht.
Wenn da null konsens herrscht, kann hass entstehen.
Darum ist es, weil es so unvereinbare Gruppen gibt in D, vernünftig, wenn wir einen staat haben und als Summe aller grundsätzlichen Konsense in unserer gesellschaft gewisse Spielregeln festlegen.
Nicht alle davon können juristisch geregelt sein (und sind es de facto auch nicht).
Nehmen wir mal zwei beispiele:
Ich bin eine Kindergärtnerin und in meiner Einrichtung gibt es muslimische Kinder. Ich will, dass sie sich wohlfühlen und will ein gutes verhältnis mit den eltern haben und deswegen feiere ich in meiner Einrichtung nicht nur christliche, sondern auch islamische feste.
Das ist eine tolle sache, wir sind da alle im konsens, religiöse feste sind in ordnung (auch die meisten atheisten haben kein ernsthaftes Problem damit, wenn kinder Weihnachten oder sowas feiern) und wir nehmen dabei niemanden etwas weg, integrieren aber.
Anderes Beispiel: Wir bemerken, dass in manchen Schulen Mädchen dazu angehalten werden, Kopftuch zu tragen, obwohl sie das von sich aus nicht tun würden (also von anderen schülern).
Das ist nicht verboten. Es ist kein zwang, wenn man einem Mädchen dauernd sagt, man finde, sie solle Kopftuch tragen. Das geht zwar irgendwann in Belästigung rein, aber vor gericht sehen die chancen da wohl ziemlich mau aus.
Trotzdem ist das natürlich etwas, was nicht sein darf, und hier wäre es sinnvoll, wenn wir eine klare Leitkultur formulieren würden, sodass sich Lehrer und entsprechende andere stellen (nötigenfalls aufgebaut) mit klarer unterstützung von oben dagegen stellen können.
Philipp schrieb:Das kommt drauf an, was die Leitkultur einem aufdiktieren will.
Die Leitkultur will gar nix, die Leitkultur ist ja erstmal ein grundsätzliche rkonsens auf den wir uns einigen und den wir dann auch nach außen hin vertretne, ohne dass jedes mal auf's neue erst alles hinterfragt werden muss.
Man hinterfragt auch nicht tausend mal auf's neue, ob es in ordnung ist, gegen rechtsextremismus vorzugehen. Man macht es einfach.