Venom schrieb:Stattdessen wird die SPÖ einen eigenen Misstrauensantrag stellen bei dem nicht nur Sebastian Kurz abgesetzt werden soll, sondern die gesamte Regierung.
Das passt ja recht gut zur Analyse des KURIER, warum die SPÖ zurzeit deutlich unter ihrem Potenzial bleibt:
„Bis zur Regierungskrise haben alle Umfragen der SPÖ ein Anwachsen um drei bis vier Prozentpunkte (von 24 auf 27 bis 28 Prozent) vorhergesagt. Die SPÖ war der ÖVP bis vor zwei Wochen so nahe gerückt, dass bei den Türkisen Nervosität ausbrach, und der Kanzler persönlich in die Wahlkampf-Arena stieg. Die ÖVP lag zu diesem Zeitpunkt bei 30 bis 31 Prozent, also wäre sogar ein Gleichstand für die SPÖ drinnen gewesen.
Wenn nicht alle Meinungsforscher irren, hat die SPÖ die Wahl also in den letzten Tagen verloren – ausgerechnet nach dem Platzen der Regierung.
Was hat die SPÖ falsch gemacht?
Die SPÖ hat ihre Meinung, Sebastian Kurz als Kanzler zu feuern, in der eigenen Echokammer gebildet. Sie verwechselte die Befindlichkeit ihrer Funktionäre und der Twitterblase mit den Wählern, ja, auch mit sozialdemokratischen. Erstmals in der Republik einen Kanzler zu stürzen, „weil’s der Funktionär verlangt“, ist eine etwas magere Begründung.
Die SPÖ schaffte es bis zum Wahltag nicht zu erklären, was denn jetzt genau gegen Kurz vorliege, das den drastischen Schritt einer Abwahl rechtfertige. Wenn man schon so ein Wagnis eingeht, muss man es breit und nachvollziehbar begründen und erklären.
Stattdessen stammelten verschiedene Funktionäre kryptisch in die Kameras, teils einander widersprechend. Die Parteichefin tauchte überhaupt ab – und so blieb ein Eindruck zurück: Die SPÖ legt sich aus Beleidigtheit über Kurz mit der FPÖ (!) ins Bett. Eine moralische Abdankung.
Eineinhalb Jahre lang hatte die SPÖ Herbert Kickl zum größten Sündenfall der Regierung erklärt. Und als Kurz Kickl rauswirft, rächt die SPÖ diesen Rauswurf, Seite an Seite mit Kickl. Dass der SPÖ scharenweise Wähler zu den Grünen davonlaufen, muss sie nicht wundern.
Sie beging einen schweren strategischen Fehler. Anstatt sich über die FPÖ und deren Ibizagate zu empören, konzentrierte sich die SPÖ auf den Sturz des Kanzlers mit FPÖ-Hilfe. Damit schadete sie nicht nur sich selbst, indem sie Wähler zu den Grünen trieb, sondern bescherte auch Sebastian Kurz jene Mobilisierung, die die ÖVP bis dahin nicht zustande gebracht hatte. „
https://kurier.at/politik/inland/ich-weiss-jetzt-nicht-warum-sie-lachen-gruende-fuer-das-spoe-desaster/400506274