Political correctness, ein gescheitertes Experiment

VirtualOutrage schrieb:Zum Vergleich bei uns koennte man die Geschichte an der Humbold-Uni anfuehren, an der eine Horde verstrahlter SJW (was im Wesentlichen ja Extrem-PC-Anhaenger sind) mit ebenfalls gigantischem Shitstorm eine Vorlesung abblasen wollten, weil ... aufgepasst ... Kant besprochen werden sollte. Weil der naemlich ein oller Rassist war. Dass die Vorlesung jedoch keinen Rassismus verbreiten sollte, sondern von anderen Inhalten handelte, spielte fuer diese keine Rolle.
Sowas kommt bei uns eben doch etwas seltener vor - zum Glueck.

Um welchen Vorfall handelt es sich da genau? Ich konnte jetzt per Google nix konkretes finden.

@paranomal
Interessant, ich finde auf die Schnelle auch nicht mehr viel.

Hier aber mal die graesslich zu lesenden Ursprungstexte, die nach dem Drama geschrieben wurden:

Von SJW-Seite: http://www.refrat.de/article/8765.html?1392145136

Und von zwei Studenten, die auf den Unsinn keine Lust hatten:
http://pastebin.com/bJEF7WTu
http://pastebin.com/zL07qdEb

@VirtualOutrage
Sollte das so stimmen, dann ist diese Form sprachontologischer Pseudokritik (die sich lustigerweise in der Traditionslinie des Nazis Heidegger bewegt) genau eines der Phänomene (die häufig unter PC verstanden werden), welche definitiv abzulehnen ist. Trotzdem bin ich weiterhin dafür sowas eher anhand der Denktradition, als anhand aggitativer Sammelbegriffe zu behandeln.

VirtualOutrage schrieb:Weil der naemlich ein oller Rassist war.

Ich bin eher ein schwarz/weiß Denker, oder weiß/schwarz, oder lila/gelb und umgekehrt...aber es finden doch Referate über andere, schon schlimmere Rassisten statt.
Wurde PC hier benutzt um etwas anderes als die Rede über Kant zu blockieren?

lawine schrieb:In der ursprünglichen Bedeutung bezeichnet der englische Begriff politically correct die Zustimmung zur Idee, dass Ausdrücke und Handlungen vermieden werden sollten, die Gruppen von Menschen kränken oder beleidigen können

Wer sich bereits schon von Wörten verletzen oder gar kränken lässt, sollte den Umgang mit Menschen vermeiden.
Das Einführen eines Systems namens Political correctness war von vornerein zum Scheitern verurteilt, denn die Mehrheit zu zwingen sich vor einer Minderheit zu beugen, damit diese nicht gekränkt oder verletzt werden, ist unmöglich.

@derchinese1
Na ja, auch eine Mehrheit sollte sich wenn es richtig ist einer Minderheit beugen.
(Sie beugt sich der Richtigkeit, nicht der Minderheit)

@derchinese1
ja, warum Anstand und Respekt üben, wenn man doch der Mehrheit oder zumindest der tonangebenden Gruppe angehört. Und ich dachte, das gehört dazu, wenn man in einer Gemeinschaft lebt, ich dachte, es sei selbstverständlich, dass man anderen Menschen auf Augenhöhe, mit Respekt und Höflichkeit begegnet, ich dachte, das wäre einhergehend mit Zivilisation und gehöre zur Menschlichkeit. Schlimm genug, dass dies offenbar keine Werte sind, die es gilt, zu verteidigen, sondern welche, die man getrost vernachlässigen kann, sind ja nur Minderheiten, wer "beugt" sich schon so was

Andere auf Arbeit nicht als Arschloch beschimpfen dürfen ist auch eine Form von PC und ich glaube nicht dass man viele Argumente finden wird die dagegen sprechen. "Ja man darf Worte nicht an sich ran lassen" ist kein Argument weil ein solcher Umgang auch so das Betriebsklima vergiftet und auf Dauer psychologische Auswirkungen haben kann. Es kommt vielleicht drauf an wie weit man mit der PC gehen will, aber an und für sich ist sie was Gutes und ich nehme auch keinem ab, dass kein Problem mit übler Behandlung hat. Gerade die rechten Kreuzzügler, die so aktiv gegen PC vorgehen, sind nämlich häufig extrem schnell eingeschnappt und triggerbar und die wollen auch nicht Nazi genannt werden, das gehört auch zur PC.

@Abahatschi

Abahatschi schrieb:Wurde PC hier benutzt um etwas anderes als die Rede über Kant zu blockieren?

Keine Ahnung. Was hast du denn so im Sinn?
Aus einigen Tech-Unternehmen hatte ich Geruechte (als viel mehr wuerde ich das an der Stelle auch erstmal nicht sehen - zumal ich das bei uns in den Entwicklungsabteilungen so nicht bestaetigen kann) gehoert, dass insbesondere weniger kompetente Mitarbeiter sanftere Umgangsformen fordern. Das hat dann natuerlich schon ein Geschmaeckle. Ob bei den Studenten in dem Link etwas aehnliches dahintersteckt, kann man vielleicht vermuten, aber imo waere das schon ein Drift in Richtung Verschwoerungstheorie. Soweit nehme ich also mal nicht an, dass da irgendetwas wesentlich anderes drinsteckt.


@paranomal

paranomal schrieb:die häufig unter PC verstanden werden

Nunja, welche Wahl hat man hier? Wenn man auf eine Gruppe trifft, die sich selbst zur PC-Bewegung zaehlt, so muss ich es als Aussenstehender so hinnehmen.
Und wenn mir Kontext und Intention wichtig sind, waehrend diese Gruppen mit einer strengen schwarz-weiss-Sicht das gesagte / gehoerte einfach nur auf NoNo-Wortlisten abklopfen und sofort "Alarm" (oder "Woelfe, Woelfe" ... oder "er hat Jehova gesagt") schreien, wenn es irgendwo einen Treffer gab, dann halte ich von dieser Bewegung so viel Abstand wie es nur geht.

Die uebertriebene Schwarz-Weiss-Mentalitaet sieht man hier ja auch teils im Thread. Wer nicht PC ist, dem sind ganz offensichtlich die Gefuehle aller anderen Menschen egal. Ist natuerlich voellig absurd. Doch genau diese Mentalitaet duerfte eben auch die Quelle fuer solche Ausreisser wie in der oberen Geschichte sein.

@Tussinelda

Tussinelda schrieb:das gehört dazu, wenn man in einer Gemeinschaft lebt, ich dachte, es sei selbstverständlich, dass man anderen Menschen auf Augenhöhe, mit Respekt und Höflichkeit begegnet, ich dachte, das wäre einhergehend mit Zivilisation und gehöre zur Menschlichkeit.

Genau. Das unterschreibe ich ..

Tussinelda schrieb: sind ja nur Minderheiten

Das möchte ich jedoch nicht unterschreiben. Mit den meisten Menschen pflege ich immer ein respektvolles Verhältnis. Mag sein das es je nach Region variiert, das kann ich nicht beurteilen.

VirtualOutrage schrieb:Ob bei den Studenten

PC:

Student_innen

Student*innen

Autor_innen

VirtualOutrage schrieb:Was hast du denn so im Sinn?

Im Laufe des Semesters entstand eine längere Auseinandersetzung zwischen Professor und kritischen Student_innen. Am Montag, den 10. Februar 2014 fand in der Vorlesung eine lautstarke Intervention statt, die mit einem Polizeieinsatz endete.

Ich glaube hier ist des Pudel_innen Kerns. Ich lese daraus dass die länger vorher gestritten haben und dann mit der Hilfe der PC die Vorlesung gesprengt.

@Gwyddion
irgendwie ging es gerade nicht um Dich, sondern mein post galt der Aussage von @derchinese1 , weshalb ich das

Gwyddion schrieb:Das möchte ich jedoch nicht unterschreiben. Mit den meisten Menschen pflege ich immer ein respektvolles Verhältnis. Mag sein das es je nach Region variiert, das kann ich nicht beurteilen.

nicht verstehe

@Tussinelda

Nun.. ich wollte einerseits Dich in Teilen bestätigen... weil ich der selben Auffassung bin .... und dazu allerdings auch meine Erfahrung posten... denn ich denke nicht, das die Menschen die einen respektvollen Umgang miteinander pflegen, in der Minderheit sind.

Ich hätte natürlich auch ein @all beifügen können.

@Tussinelda

Tussinelda schrieb:Und ich dachte, das gehört dazu, wenn man in einer Gemeinschaft lebt, ich dachte, es sei selbstverständlich, dass man anderen Menschen auf Augenhöhe, mit Respekt und Höflichkeit begegnet

Menschen zu zwingen, sich einer schwachen Minderheit zu beugen würde ich nicht als höflich und respektvoll bezeichnen.

VirtualOutrage schrieb:Nunja, welche Wahl hat man hier? Wenn man auf eine Gruppe trifft, die sich selbst zur PC-Bewegung zaehlt, so muss ich es als Aussenstehender so hinnehmen.

Wäre mir neu, dass es da eine "Bewegung" gibt. Geschweige denn, dass die sich selber als PC bezeichnen.

VirtualOutrage schrieb:Und wenn mir Kontext und Intention wichtig sind, waehrend diese Gruppen mit einer strengen schwarz-weiss-Sicht das gesagte / gehoerte einfach nur auf NoNo-Wortlisten abklopfen und sofort "Alarm" (oder "Woelfe, Woelfe" ... oder "er hat Jehova gesagt") schreien, wenn es irgendwo einen Treffer gab, dann halte ich von dieser Bewegung so viel Abstand wie es nur geht.

Die uebertriebene Schwarz-Weiss-Mentalitaet sieht man hier ja auch teils im Thread. Wer nicht PC ist, dem sind ganz offensichtlich die Gefuehle aller anderen Menschen egal. Ist natuerlich voellig absurd. Doch genau diese Mentalitaet duerfte eben auch die Quelle fuer solche Ausreisser wie in der oberen Geschichte sein.

Da stimme ich dir ja zu. Trotzdem muss man mit der Bezeichnung vorsichtig sein, da es immernoch ein konservativer Kampfbegriff ist. Das geht dann soweit, dass manche den Rassismusvorwurf perse als linksgrün versiffte PC-Propaganda abtun und eben nicht Intention und Kontext reflektieren. Ich bin selber ein Kritiker des postmodernen Antirassismus und seine Fixierung auf Worte (und deren angeblich realitätsstiftenden Bedeutung). Interessanterweise wird ja von denen die Wörter ihrerseits kontextlos labeln die eigenen Begriffe (wie Sexismus, Rassismus, etc.) dermaßen aufgeweicht, dass man mit denen praktisch nichts mehr anfangen kann.
Es ist also nicht immer auf anhieb erkennbar was verfehlte Kritik und was zutreffend ist. Das war der Grund, warum ich es nicht für sinnvoll halte sowas ausgehend vom diffusen Sammelbegriff der PC zu diskutieren.

@virtualoutrace
Ich denke überstrapaziert...
Wenn man menschen einen ich sag mal Maulkorb verpasst in bestimmten Dingen nicht ihre Meinung zu sagen ist ein demokratisches diskutieren nicht möglich.
Dann suchen die Menschen eine andere Form ihrem ärger Luft zu schaffen z.b. durch die wahl.
Stell dir vor du darfst in deiner Beziehung auf eine bestimmte Ebene nie deine persönliche Empfindungen sagen dann entsteht druck...und der kommt irgendwann woanders raus.
Würde man es ansprechen dürfen ist eine Lösung zur aller Zufriedenheit möglich...

Man kann Meinungen und Empfindungen auch immer respektvoll ansprechen...

Bestatter schrieb:Wenn man menschen einen ich sag mal Maulkorb verpasst in bestimmten Dingen nicht ihre Meinung zu sagen ist ein demokratisches diskutieren nicht möglich.

Die Frage ist ja immer, ab wann ist ein Maulkorb wirklich einer? Häufig wird ja schon die Kritik an einer geäußerten Meinung fälschlicherweise als solcher betrachtet. Das diese Personen dann ihren gegenüber zusätzlich noch als blindes Gefolge des "Mainstreams" hinstellen (da diese ihre "abweichende Meinung" nicht unterstützen), hat auch nicht viel mit Diskussionskultur zu tun.

Das mag sein, aber er hat sich auch hier eingebürgert.

@blutfeder hat mit "er", die political correctness gemeint.

political muss man nicht einbürgern, die liegt in der natur jeder zivilisierten gesellschaft.
allerdings kann man es mit der political correctness auch übertreiben.
zum beispiel wenn es der mittelschicht in einen relativ reichen land immer schlechter geht.
in den fall kann sich die bevölkerung die PC einfach nicht mehr leisten, siehe USA.

auf deutschland und europa bezogen ist diese mittelschicht etwas stabiler.
aber die etablierten parteien haben es auch hier mit der PC übertrieben.
man leistet sich einen aufgeblasenen, teueren sozialstaat.
zudem noch eine masseneinwanderung von wirtschaftsflüchtlingen was
letztendlich das fass zum überlaufen bringt.

das ergebnis ist trump, der brexit, marie le pen als favoritin in frankreich,
einen österreichischen bundespräsident und hierzulande die AFD.

wenn du hinter deinen eröffnungspost noch ein fragezeichen gesetzt hättest,
würde ich ja sagen.

@egaht
PC ist per Definition aber nicht Verherrlichen oder Bevorteilen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe sondern der zivilisierte Umgang und vor allem das zivilisierte Kommunizieren mit anderen, besonders eben anderen, wie auch immer gearteten, Gruppen.
Die wirtschaftliche Lage hat damit nichts zu tun. Nur weil es mir wirtschaftlich schlecht geht muss ich nicht Schwarze plötzlich als "N*" ansprechen, das steht auch in keinerlei Kontext zueinander. Man wird nicht entschuldigt wenn man sich anderen gegenüber schlecht verhält, nur weil man miese Laune hat.