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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

21.513 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Hartz IV, Sanktionen, BGE ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

28.11.2019 um 08:25
@complicated99
Was die Erhöhung des Regelsatzes (und des Mindestlohn) angeht, bin ich bei Dir. Weiterhin ist es ein Unding, dass jemand, der 30 Jahre gearbeitet hat, nach einem Jahr in Hartz IV fällt und somit genauso wenig bekommt, wie jemand, der gerade mal ein paar Wochen hier ist, oder nie gearbeitet hat. Was Sanktionen angeht, sollte es die bei Totalverweigerern schon geben.
Das Kernproblem der ganzen Sache sind aber nicht ein paar Verweigerer, sondern die Agenda 2010 von SPD und Grünen, die neben dem Hartz IV Mist auch die Zeitarbeit und den Niedriglohnsektor massiv gefördert und gleichzeitig Sozialabbau betrieben haben. Dazu so ein Blödsinn wie Ich AGs, die viele Menschen in die Schuldenfalle haben rennen lassen. Die Quittung bekommt die SPD seit Jahren, die Grünen sind zwar mit Schuld an diesem Sozialabbau, aber die verstecken sich da zumindest gut.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

28.11.2019 um 13:40
@complicated99
@abberline

Die Grundidee der Agenda fand ich gar nicht so verkehrt. Tatsächlich muss Deutschland als Teil einer EU sich auch in Konkurrenz zu anderen EU Ländern sehen. Und da hätte es uns nicht geholfen, wenn die Bedingungen in Deutschland für diejenigen, die Arbeitsplätze schaffen können, konkurrenzlos schlecht wären. Wir wissen alle nicht, wie die wirtschaftliche Entwicklung ohne eine vergleichbare Politik gelaufen wäre.

Leider war mit der Agenda auch viel gut gemeinter Blödsinn verknüpft, wie zB die Ich AGs. Das war totaler Unsinn, aber es hat ja auch niemand damals gesagt, dass man die Ideen nicht weiterentwickeln kann. Auch Riester Renten waren für eine großen Teil der Menschen, für die sie angedacht waren, totaler Murks. Auch die Idee Leiharbeit führt zu Regelarbeit hat viel weniger gut funktioniert als erhofft. Man hat aus Leiharbeit einfach ein völlig eigenes System der Ausbeutung gemacht.

Die Abschaffung von Sanktionen halte ich für völligen Blödsinn. Die gestellten Anforderungen sollten doch im Wesentlichen erfüllbar sein. Man kann von Menschen erwarten, dass sie es zwei mal im Monat pünktlich zu einem Termin schaffen, schließlich erhalten sie ja auch Geld aus dem Portemonnaie von Menschen, die jeden Morgen schaffen müssen, pünktlich irgendwo zu sein. Da kann so eine Mindestanforderung ruhig bleiben. Weiterhin hätten die Mitarbeiter ja keinerlei Handhabe mehr, sie könnten nur noch Bitte Bitte sagen, wenn gar keine Sanktionen möglich wären.
Ich finde die Grundidee schon völlig verquer, man müsse Menschen Anreize geben, damit sie für sich selbst sorgen. Das sollte für Jeden grundsätzlich völlig selbstverständlich sein und keiner besonderen Anreize bedürfen.
Eine individuelle gerne auch mal kostenintensive Förderung insbesondere von jungen Menschen finde ich aber völlig richtig und wichtig.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

28.11.2019 um 17:35
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Man kann von Menschen erwarten, dass sie es zwei mal im Monat pünktlich zu einem Termin schaffen, schließlich erhalten sie ja auch Geld aus dem Portemonnaie von Menschen, die jeden Morgen schaffen müssen, pünktlich irgendwo zu sein. Da kann so eine Mindestanforderung ruhig bleiben.
Prinzipiell stimme ich zu.
Andererseits ist es - je nach Vermittler - für manche auch eine psychische Qual.
Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, was ich mir alles schon anhören musste - teilweise u.a. glaubhaft geschilderte Schikanen seitens mancher Mitarbeiter (das ist sicher eine Minderheit, aber es gibt sie, welche ihren "längeren Hebel" ausspielen).
Es würde sowieso nur als Anektode laufen und sich Leute finden, welche Lügen unterstellen. Aber bin mir sicher, einige Mitleser werden auch ohne eine Schilderung wissen, was ich meine.

Aber über das "2 mal im Monat zum Termin erscheinen" staune ich. Davon habe ich sehr selten gehört. Bei Problemfällen oder jungen Menschen. In der Regel kenne ich es 2 Mal im Jahr.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Weiterhin hätten die Mitarbeiter ja keinerlei Handhabe mehr, sie könnten nur noch Bitte Bitte sagen, wenn gar keine Sanktionen möglich wären.
Das stimmt schon. Aber in einigen anderen Bereichen sind Behörden manchmal auch auf ein "Bitte Bitte" angewiesen (Beispiel zu nennen würde in einen anderen Thread gehören).
Ich finde die Grundidee schon völlig verquer, man müsse Menschen Anreize geben, damit sie für sich selbst sorgen. Das sollte für Jeden grundsätzlich völlig selbstverständlich sein und keiner besonderen Anreize bedürfen.
Wie meinst du das mit den Anreizen? Was fü Anreize bekommt denn ein H4-Empfänger?
Meinst du Maßnahmen, Qualifizierungen usw.?
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Eine individuelle gerne auch mal kostenintensive Förderung insbesondere von jungen Menschen finde ich aber völlig richtig und wichtig.
Zustimmung.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

29.11.2019 um 13:40
@Optimist
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Wie meinst du das mit den Anreizen? Was fü Anreize bekommt denn ein H4-Empfänger?Meinst du Maßnahmen, Qualifizierungen usw.?
Ich bezog mich auf den Beitrag von @complicated99 auf der vorigen Seite.

Warum sollten Menschen gesonderte Anreize benötigen, für Dinge, die eigentlich völlig selbstverständlich sind?
Wie niedrig soll das Anspruchsniveau des Menschen an sich selbst denn noch sein und auch noch gefördert werden?

'So, ganz toll, Sie sind ja tatsächlich zum Termin gekommen. Dafür kriegen Sie ein Eis. Erdbeer oder Vanille?'

Ich kriege auch morgens kein Konfetti geworfen, nur weil ich es schaffe, pünktlich bei der Arbeit zu sein.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

29.11.2019 um 15:16
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Warum sollten Menschen gesonderte Anreize benötigen, für Dinge, die eigentlich völlig selbstverständlich sind?
weil sie z.B. drogensüchtig oder Alkoholkrank sind?
Zu einer Therapie kann man niemanden zwingen, das wissen auch die Vermittler. Solche Leute dann verhungern lassen bzw. das Existenzminimum noch kürzen?

Ich kann es ja ehrlich gesagt auch schlecht nachvollziehen, wieso manche den "Tröster" Alk, Zigaretten oder Drogen brauchen ... und keinen Willen haben, davon loszukommen bzw. zu labil sind. Aber ist nun mal so, solche Menschen gibt es und ich akzeptiere die genau so wie Menschen, welche stark sind, keine Probleme mit sich haben.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

29.11.2019 um 15:26
@Optimist

Gerade Drogenkonsumenten und Alkoholiker wird man aber mit 'Anreizen' auch nicht dazu motivieren, ihr Verhalten komplett zu ändern, im Sinne von frohgemut in Arbeit zu gelangen.

Die benötigen sicher eine Therapie und realistisch kann das auch keine Arge schaffen, die da hinzubekommen. Das kann evtl ein Arzt, ein anderer Begleiter, Freunde oder Familie schaffen.

Es ist selbstredend, dass ein Mensch, der harte Drogen konsumiert, natürlich nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht.

Theoretisch wären das Kandidaten, die in Einzelfällen davon profitieren könnten, therapeutisch begleitet nur Sachleistungen zu erhalten, nicht wegen der Sanktion als solcher, sondern um einen Anreiz zu bekommen, auszusteigen.

Der (fiktive) 23 jährige Schluffi, der sich den ganzen Tag Cannabis reinzieht, sollte natürlich nicht von Sanktionen ausgenommen werden, der wird wohl als Kind schon zu sehr verwöhnt gewesen sein.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

29.11.2019 um 15:30
Zitat von OptimistOptimist schrieb:weil sie z.B. drogensüchtig oder Alkoholkrank sind?
Zu einer Therapie kann man niemanden zwingen, das wissen auch die Vermittler. Solche Leute dann verhungern lassen bzw. das Existenzminimum noch kürzen?
Dann haben wir eine Pattsituation - schaut wieder so aus dass niemand etwas entscheiden außer der Betroffene...wir als Zaungäste dürfen aber dafür zahlen und nicht mit Vorschlägen stören.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

29.11.2019 um 16:53
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Dann haben wir eine Pattsituation - schaut wieder so aus dass niemand etwas entscheiden außer der Betroffene...wir als Zaungäste dürfen aber dafür zahlen und nicht mit Vorschlägen stören.
Vorschläge kannst du ja wie wir alle gerne kundtun, nur darauf hören muss eben niemand. Da müsste man schon auf spezielle Posten, um seine Vörschläge mitentscheiden zu können. Ansonsten bleiben wir, wie in vielen Themen, halt immer nur die Zaungäste mit Vörschlägen in Foren und an Stammtischen.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

29.11.2019 um 16:57
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb:Ansonsten bleiben wir, wie in vielen Themen, halt immer nur die Zaungäste mit Vörschlägen in Foren und an Stammtischen.
Und Finanzierer soweit man Steuern aus eigenem verdienten Geld zahlt....und in diesem Fall ist doch gut wenn der Süchtige selbst entscheidet, oder?
*Du gehst zu Stammtischen? Ich nicht.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

29.11.2019 um 17:00
@Abahatschi

Natürlich finanzierer, wir finanzieren alles hier in diesem Land, ob wir das wollen oder nicht. Ok wir könnten auswandern, also ist es schon freiwillig. Aber wir finanzieren eben auch alles was uns nicht gefällt, bei mir zum Beispiel die AfD.
Und nein, ich bin kein Gast an Stammtischen, dass war nur so eine Floskel.


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07.12.2019 um 00:51
@Abahatschi
aber na klar ist H IV steuerfinanziert - die Kommunen greifen dafür mächtig in die Kasse.
Hartz IV wird z.B. durch die Leute auch selbst refinanziert. Wenn sie z.B. einen Minijob haben.

Ganz beschissen sind jene dran, die die Sprache nicht verstehen, die Arbeitsverträge in Zeitarbeitsfirmen unterzeichneten und als wir feststellten, dass sie zu wenig Geld bekommen, nahmen sie das billigend in Kauf.
Weil 1. Sie befürchten Sanktionen. 2. Wollen sie "unauffällig" sein und ihren Status nicht gefährden.
Auch wenn wir sie arbeitsrechtlich informieren, sie halten aus. Und von dem Wenigen geben sie noch was ab, um der Familie im irgendwo noch zu helfen.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

07.12.2019 um 09:22
Zitat von kiki1962kiki1962 schrieb:Hartz IV wird z.B. durch die Leute auch selbst refinanziert. Wenn sie z.B. einen Minijob haben.
Ist das ein Finanzperpetuum Mobile? Heute habe ich das Geld, morgen Du und zusammen haben wir doppelt?
Zitat von kiki1962kiki1962 schrieb:Ganz beschissen sind jene dran, die die Sprache nicht verstehen, die Arbeitsverträge in Zeitarbeitsfirmen unterzeichneten und als wir feststellten, dass sie zu wenig Geld bekommen, nahmen sie das billigend in Kauf.
Na ja, Deutsch lernen ist erlaubt und es wird empfohlen. Ich weiß nicht wer "wir" ist, schön dass ihr das festgestellt habt, es zählt aber die Unterschrift.
Zitat von kiki1962kiki1962 schrieb:Weil 1. Sie befürchten Sanktionen. 2. Wollen sie "unauffällig" sein und ihren Status nicht gefährden.
Von wem schreibst Du?


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

07.12.2019 um 11:41
@Abahatschi
von Menschen, die in Unternehmen arbeiten und der Sprache nicht unbedingt mächtig sind.
Also unseren "neuen" Mitbürger*Innen.


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07.12.2019 um 11:47
@kiki1962
Und? ist es jetzt ein Problem wenn in Deutschland deutsch gesprochen wird?
Ich habe es auch lernen müssen, hat nicht weh getan.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

07.12.2019 um 12:11
@Abahatschi
es geht nicht um unzureichende Sprachkenntnisse. Sie verstehen gut, sie können sich artikulieren - aber darum geht es nicht.
Es geht um ihre Sorgen und Ängste, ihre Befürchtungen, wenn sie dies oder jenes nicht machen oder gar ablehnen.
Sie wollen "passen", sie wollen nicht "auffallen" und sie nehmen hin, dass ihnen Unrecht passiert. Das ist bedenklich.
Auch sie haben Rechte. und die sind gleich bei allen hier.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

07.12.2019 um 12:12
@kiki1962
Keine Ahnung was das mit H4 zu tun hat.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

07.12.2019 um 12:13
Zitat von kiki1962kiki1962 schrieb:Sie wollen "passen", sie wollen nicht "auffallen" und sie nehmen hin, dass ihnen Unrecht passiert. Das ist bedenklich.
Auch sie haben Rechte.
Soll man Leute jetzt zwingen das sie ihre Rechte in Anspruch nehmen?


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

07.12.2019 um 13:23
@Nerok
nicht zwingen, aber aufklären. Es ist gut, wenn sie wissen wo sie Hilfe erfahren und welche rechtlichen Chancen sie haben.


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17.03.2020 um 14:17
@all
Meine Tochter sitzt zur Zeit in einer Maßnahme vom Jobcenter.
Sie soll sich auch schnellstens einen Praktikumsplatz suchen, wo sie 6 Wochen hin soll.
Leider findet sie nirgends etwas. Niemand möchte jetzt Praktikanten.
Was könnte sie jetzt befürchten von Seiten des Jobcenters?
Sind zur Zeit schulische Maßnahmen erlaubt?
Darf sie sagen, dass sie aus Angst nicht mehr zur Schule geht?


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17.03.2020 um 14:37
@MATULINE

Am Besten einfach mal beim JC anrufen und nachfragen, denn aufgrund der derzeitigen Situation kann man hier auch nur spekulieren.


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