Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

Abahatschi schrieb:Bei welcher Zeit ist die zu sehen? Sag nicht "lohnt"= 200€ Netto mehr.

er hatte plausibel berechnet, dass es ca 700- 900 Euro mehr sind, die eine Familie durch Arbeit mehr hat.
Schau mal rein, ab Min. 30 - ist echt interessant

Cachalot schrieb:Darfst du doch auch.

Es gibt doch wohl einen Unterschied zwischen Politiker und Bürger!
Selbst wenn ich die Wahrheit verdrehe, richte ich damit keinen Schaden an.

Cachalot schrieb:Machst du ja hier. Beispiel? Dein Zahlenvergleich der offenen Stellen zu den Arbeitssuchenden zum Beispiel.

Ich beziehe mich auf die Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Worauf bezieht sich ein Unions-Politiker (und hier ist vermutlich egal, wen man da nimmt)? Worauf beziehst du dich?

@Optimist
Ich habe geguckt...neee, das ist wieder einer der bei Kritik sagt "die Leute werden gegeneinander ausgespielt".
Fakt: Bund gibt 36Mrd. für Bürgergeld aus, die Kommunen haben 76Mrd. Sozialausgaben....wenn das nichts ist.

Optimist schrieb:er hatte plausibel berechnet, dass es ca 700- 900 Euro mehr sind, die eine Familie durch Arbeit mehr hat.
Schau mal rein, ab Min. 30 - ist echt interessant

Habe es mir angesehen, da wurden ein paar Zahlen in den Raum geworfen, aber ohne Quellen etc. Kann es daher nicht nachvollziehen, ob es "plausibel" ist. Es kommt meines Wissens nach auch auf die Konstellation, den Wohnort usw. an. Man darf halt nicht vergessen, dass der Arbeitnehmer eben 5 Tage die Woche morgens aufstehen und zur Arbeit pendeln muss usw. Und dann halt trotzdem noch zum Amt und "betteln".

Ich habe vor einiger Zeit eine Talkrunde bei Lanz gesehen, die ich in dem Konzert ganz spannend fand:

Lohnt sich Arbeiten noch? | Markus Lanz vom 12. Dezember 2024

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Ab etwa 14:00 bis 19:00. Mir hat es geholfen nachzuvollziehen, wieso die Stimmung so stark negativ ist, was das Bürgergeld angeht.

Abahatschi schrieb:Fakt: Bund gibt 36Mrd. für Bürgergeld aus, die Kommunen haben 76Mrd. Sozialausgaben....wenn das nichts ist.

ich sage jedenfalls nicht, dass das Nichts ist. Aber DARUM gings doch gar nicht.
Es ging darum, dass angeblich der Abstand zum Lohn zu gering sei. Und der hatte vorgerechnet, dass dies nicht der Fall ist.

Jorkis schrieb:Habe es mir angesehen, da wurden ein paar Zahlen in den Raum geworfen,

ja, aber die Zahlen waren für mich plausibel und er hatte ja die Zahlen auch gerundet.
Aber ob nun seine Zahlen stimmen oder nicht, fakt ist doch, dass der Söder nicht berücksichtigt hatte, dass eine geringverdienende Familie zusätzlich zum Lohn auch noch Kindergeld und Wohngeld hat.

Jorkis schrieb:Arbeitnehmer eben 5 Tage die Woche morgens aufstehen und zur Arbeit pendeln muss usw. Und dann halt trotzdem noch zum Amt und "betteln".

das ist ein Punkt den ich als berechtigt ansehe. Aber wie gesagt, es ging ja um Söders Milchmädchenrechnungen und in meinen Augen seinen Populismus.

Jorkis schrieb:wieso die Stimmung so stark negativ ist, was das Bürgergeld angeht

das mag alles so sein.
Aber fakt ist doch auch, dass die Gerichte festgestellt hatten, dass das Bürgergeld das Existenzminium darstellt. Aber Söder und Co wollen dieses Minimum auch noch kürzen. Und das finde ich nicht i.O.

Dann sollen die von mir aus bei den Sanktionen strenger sein und verpflichten, dass Arbeitslose die völlig gesund sind, in den Kommunen helfen usw.
Aber am Geld zu schrauben finde ich den völlig verkehrten Weg.
In dem Video wurde ja auch begründet, weshalb das falsch wäre und weshalb es für die Binnennachfrage besser sei, den Mindestlohn stattdessen zu erhöhen usw.

Optimist schrieb:ja, aber die Zahlen waren für mich plausibel und er hatte ja die Zahlen auch gerundet.
Aber ob nun seine Zahlen stimmen oder nicht, fakt ist doch, dass der Söder nicht berücksichtigt hatte, dass eine geringverdienende Familie zusätzlich zum Lohn auch noch Kindergeld und Wohngeld hat.

So Aussagen wie "der hat 100€ mehr" sind natürlich immer überspitzt. Ich habe aber auch Konstellationen gesehen, wo es am Ende nicht sehr viel Abstand war (trotz Wohngeld usw.) - daher bin ich immer interessiert an konkreten Beispielen. Aber klar am Ende kommt es darauf an, wieviel mehr es sein müsste.

Optimist schrieb:Dann sollen die von mir aus bei den Sanktionen strenger sein und verpflichten, dass Arbeitslose die völlig gesund sind, in den Kommunen helfen usw.
Aber am Geld zu schrauben finde ich den völlig verkehrten Weg.
In dem Video wurde ja auch begründet, weshalb das falsch wäre und weshalb es für die Binnennachfrage besser sei, den Mindestlohn stattdessen zu erhöhen usw.

Es muss halt das Ausnutzen verhindert werden. Kenne aber auch kein Patentrezept. Einfach Mindestlohn hoch ist ja auch einfach gesagt als getan.

Negev schrieb:Ich beziehe mich auf die Statistik der Bundesagentur für Arbeit.

Die ist auch soweit korrekt. Das ist die Zahl der arbeitslos Gemeldeten.
Nur, da liegt dein Fehler, du vergleichst sie mit einer Teilmenge der offenen Stellen. Nicht mit der Gesamtzahl aller offenen. Und behauptest dann es gebe nicht genügend offene Stellen.
Rein Zahlentechnisch ist das halt falsch.

Natürlich gibt es regional, berufsspzifisch, etc. bedingt Menschen die wenig bis keine adäquate Stelle in Aussicht haben.
Hier muss der Arbeitslose halt auch aktiv werden. Weiterbildung oder Umschulung, Ortswechsel, oder oder oder.

Und ja. Es wird trotzdem Menschen geben die begründet nix finden (können). Und für diese Menschen ist das Sozialsystem gedacht.

Cachalot schrieb:Nur, da liegt dein Fehler, du vergleichst sie mit einer Teilmenge der offenen Stellen. Nicht mit der Gesamtzahl aller offenen. Und behauptest dann es gebe nicht genügend offene Stellen.
Rein Zahlentechnisch ist das halt falsch.

Dann zeig mir doch die Gesamtzahl der offenen Stellen.

Abahatschi schrieb:Auch wenn (fast) alle Experten sind, haben nur Pech beim Suchen, kann man trotzdem nicht jeden nehmen.

Was alleine deine persönliche Deutung ist, die überspitzt und abwertend wie immer gedacht ist...

Negev schrieb:Dann zeig mir doch die Gesamtzahl der offenen Stellen.

Trollo lo lo, Trollo lo lo

Abahatschi schrieb:Die Zahl der offenen Stellen setzt sich aus den der Bundesagentur für Arbeit (BA) gemeldeten Stellen sowie den über andere Suchkanäle ausgeschriebenen offenen Stellen zusammen. Im ersten Quartal dieses Jahres waren von den 1,57 Millionen offenen Stellen laut Angaben der Betriebe 695.000 offene Stellen der BA gemeldet. Dies entspricht einer Meldequote von 44 Prozent.

https://www.iab-forum.de/iab-monitor-arbeitskraeftebedarf-4-2024-die-zahl-der-offenen-stellen-ist-im-vergleich-zum-vorjahres-quartal-um-rund-ein-zehntel-gesunken/

Beitrag von Abahatschi (Seite 1.074)

In der Hauptbefragung im vierten Quartal jedes Jahres werden jeweils etwa 7 Prozent der deutschen Betriebe mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten kontaktiert. [...]
Bei den Angaben aus der IAB-Stellenerhebung handelt es sich nicht um administrativ erfasste Zahlen, sondern um hochgerechnete Werte aus einer Stichprobe, die mit einer gewissen Ungenauigkeit einhergehen. Bei der Interpretation sollte deshalb berücksichtigt werden, dass sich Veränderungen der Zahlenwerte zum Teil im Bereich des Stichprobenfehlers bewegen. Die Ungenauigkeit nimmt bei Betrachtung kleinerer Substichproben zu.

Quelle: https://www.iab-forum.de/iab-monitor-arbeitskraeftebedarf-4-2024-die-zahl-der-offenen-stellen-ist-im-vergleich-zum-vorjahres-quartal-um-rund-ein-zehntel-gesunken/

Eine Zweigstelle der Agentur für Arbeit spielt mit 7% der Unternehmen also wünsch-dir-was. Toll! Ich glaub sogar, das es einen Mangel an Arbeitskräften gibt. Die sollen dann aber auch schön billig sein.

Warum sollten die Unternehmen knapp zwei-drittel der offenen stellen nicht der Agentur für Arbeit melden? Es gibt sicher Gründe. Bspw. weil man keine (Langzeit-)Arbeitslosen einstellen will Aber das man um knapp 1 Million auseinander liegen soll?

Negev schrieb:Warum sollten die Unternehmen knapp zwei-drittel der offenen stellen nicht der Agentur für Arbeit melden? Es gibt sicher Gründe. Bspw. weil man keine (Langzeit-)Arbeitslosen einstellen will

Dasist mir zu viel VT - ich habe den Eindruck Du denkst so in Strukturen wie "JC hat Jobs", "JC hat Jobs zu beschaffen", "AG hat den Anweisungen vom JC zu folgen"...usw.

Also ganz langsam: der JC bewilligt Leistungen und kümmert sich um die Arbeitslosen. Rein zufällig haben sie auch eine Jobbörse - der Markt wurde hier liberalisiert.
Bei der JC Jöbbörse kann man mitmachen, muss man aber nicht -> da kommen die niedriegere Zahlen her.
Mich haben die als AG damals genervt mit einem sehr unbequemen Portal - ich habe auch eine private Agentur gewechselt, der Dame von dort habe ich eine E-Mail geschrieben, halben Tag später waren die Anzeigen online...ob beim JC drin oder nicht, mir wurst.

Negev schrieb:Warum sollten die Unternehmen knapp zwei-drittel der offenen stellen nicht der Agentur für Arbeit melden?

Warum sollen sie? Internetportale geht schneller, ist unkomplizierter und hat mindestens die gleiche Reichweite.

Hab ich ganz vergessen. Für den Suchenden sind die Internetportale Bedienerfreundlicher.

Cachalot schrieb:Warum sollen sie? Internetportale geht schneller, ist unkomplizierter und hat mindestens die gleiche Reichweite.

Freie Stellen müssen dem Jobcenter gemeldet werden. §164 SGB IX

Toxid schrieb:§164 SGB IX

Was hat der Paragraf mit dem Jobcenter zu tun? Der 164 behandelt die Prüfung für Schwerbehinderte.
Das geht auch ohne das Jobcenter.

Cachalot schrieb:Was hat der Paragraf mit dem Jobcenter zu tun? Der 164 behandelt die Prüfung für Schwerbehinderte.
Das geht auch ohne das Jobcenter.

Streng genommen musst du dem Jobcenter die Stelle noch vor Veröffentlichung der Stellenanzeige melden. Es geht darum, um zu prüfen, ob Behinderte für die Stelle infrage kommen. Laut AGG dürfen diese keine Nachteile bei der Jobsuche haben. Aus diesem Grund müsste laut Gesetz jede freie Stelle beim Jobcenter landen. Bin geprüfter Sozialversicherungsfuzzi a.D. ;)

Arbeitgeber sind gemäß § 164 Abs. 1 Satz 1 SGB IX verpflichtet, zu prüfen, ob freie Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen, insbesondere mit bei der Agentur für Arbeit arbeitslos oder arbeitsuchend gemeldeten schwerbehinderten Menschen, besetzt werden können. Der Arbeitgeber muss hierzu nach § 164 Abs. 1 Satz 2 SGB IX frühzeitig Verbindung mit der Agentur für Arbeit aufnehmen. Verletzt der Arbeitgeber eine dieser Obliegenheiten, kann bereits dies die Benachteiligung wegen der Behinderung indizieren.

Die Pflicht aus § 164 Abs. 1 Satz 2 SGB IX bedeutet konkret, dass Arbeitgeber grundsätzlich jeden freien Arbeitsplatz der Agentur für Arbeit frühzeitig melden müssen.

Quelle: https://www.haufe.de/personal/haufe-personal-office-platin/bewerbungsverfahren-stellenanzeige-34-einschalten-der-agentur-fuer-arbeit-pflichten-des-arbeitgebers-nach-164-abs1-sgbix_idesk_PI42323_HI16189675.html

Toxid schrieb:Streng genommen musst du dem Jobcenter die Stelle noch vor Veröffentlichung der Stellenanzeige melden. Es geht darum, um zu prüfen, ob Behinderte für die Stelle infrage kommen.

In den Betrieben wird das über die BRs geprüft.

Toxid schrieb:Bin geprüfter Sozialversicherungsfuzzi a.D.

Bin Schwerbehindert. Die Stellen auf die ich mich mein Leben lang beworben habe waren nie beim Jobcenter gemeldet. In den Firmen waren allerdings immer die BRs mit bei den Bewerbungsgesprächen dabei. Bei mir eigentlich unnötig aber ist halt Pflicht.

Cachalot schrieb:Bin Schwerbehindert. Die Stellen auf die ich mich mein Leben lang beworben habe waren nie beim Jobcenter gemeldet. In den Firmen waren allerdings immer die BRs mit bei den Bewerbungsgesprächen dabei. Bei mir eigentlich unnötig aber ist halt Pflicht.

Ich kann dir nur sagen, wie das gesetzlich geregelt ist. Natürlich landet nicht jede Stelle beim Jobcenter, aber streng genommen ist es Pflicht. So ziemlich jeder AG hat einen Vermittler als direkten Ansprechpartner beim Jobcenter, der prüft dann, für wen die Stelle infrage kommt, verschickt eventuell Stellenangebote an Arbeitssuchende und nimmt sie in den Katalog auf. Mit den Pflichten des AG gegenüber des Jobcenters hat der BR ja nun mal nicht wirklich was zu melden.

Star-Ocean schrieb:Im Gegenteil anstatt zu meckern sollte er lieber Dankbar sein, dass wir in Deutschland (noch) so ein Sozialsystem haben und dagegen kämpfen, dass dieses von zu vielen Menschen ausgenutzt wird, die eigentlich zumindest in Teilen für einfach arbeiten geeignet wären.

Jorkis schrieb:Es muss halt das Ausnutzen verhindert werden

am blödesten finde ich diejenigen, die dann auch noch überall herumposaunen, u.a. auch in den Medien, dass sie das System ausnutzen, anstatt stillschweigend dankbar zu sein, dass sie fürs Nichtstun Geld bekommen.

Aber ich denke mal, solche Dummköpfe sind sicherlich in der Minderheit.