SomertonMan schrieb:Du drehst einem die Worte im Munde um!
Umdrehen bzw. drehen ist ein gutes Stichwort, hier dreht sich meiner Meinung nach einiges im Kreis.
Die Debatte ist im Kern witzlos (geworden) - so mein Eindruck. Zwar kann man im Laufe der oft anmutenden Kreiseldiskussion/en in einzelnen Fällen, wenn sich Sachfragen und Sachantworten ergeben, Informationen als Leser generieren.
Thematisch argumentiert aber gerade ein ähnlich gleichbleibender Personenkreis mit
teils starkem einseitigen Meinungsbild auf repetitive Art, so mein Eindruck. Plakativ ausgedrückt rennt jeder mit seinem starken oder schwachen ideologischen Brett vor dem Kopf rum. Die einen mehr, die anderen weniger, und egal was angebracht wird, seinen Kernstandpunkt zu der Thematik hat jeder wohl mehr oder weniger.
Was ich also sagen will ist, das könnte hier jetzt noch 50 Seiten mit den gleichen Leuten so weitergehen. Die einen kritisieren die Vorfälle rund um diese ganze Sache in der Ukraine und richten die Kritik an Russland, die anderen springen in die Bresche und relativieren, untergraben oder lenken um, weil sie eher für Russland Partei ergreifen.
Hier geht es nicht mehr weiter was zumindest das ergründen neuer Meinungen angeht, das Pulver ist verschossen. Man kann sich höchstens noch wiederholen oder sich Belegforderungen an den Kopf werfen. Vielleicht kommen neue Nutzer sporadisch oder fest hinzu, vielleicht wiederholen sich dann auch nur schon die Themen die wir schon hatten, neu gefragt und neu beantwortet. "Im Westen nichts Neues".
Ich schrieb erst einen längeren sinnierenden Beitrag über einige Aspekte, fasse den Post dann aber doch bei zweiter Betrachtung kürzer und komme jetzt wieder zur Kernfrage im Thread:
Ein sicheres Europa mit den USA oder mit Russland?
Unter unterschiedlichen Aspekten betrachtet scheinen derzeit eher die USA bessere Partner für Europa zu sein, was Sicherheit angeht - mehr als Russland. Dazu kommt schon allein das Militärbündnis. Egal mit welcher Kritik man kommen möchte und wie berechtigt sie ist, was etwa Verhalten der USA in gewissen Fällen angeht, oder wie fehlerbehaftet 'der Westen' (Erinnerung: Ist kein Hivemind) sei.
Man ist gen Atlantik was zumindest Sicherheit aber auch andere Bereiche angeht, verzahnter als mit Russland, historisch bedingt wie auch aktuell.
Zugleich beherrscht ein abgekühltes Verhältnis die Lage, eine Art "Kalter Krieg 2.0" nur eher geopolitisch und informationsbasiert, statt mit eisernem Vorhang.
Es fällt mir ferner umso schwerer für das politische Russland Partei zu ergreifen, weil ich nun mal erstens kein Russe bin und 'im Westen' lebe (also keine Kontakte dahin habe), zweitens einige Werte oder Mindsets nicht habe oder teile, die man eher in Russland (allgemein oder politisch) hat und drittens ich von gewissen Aktionen situativ eher negativ betroffen wäre. Keine Ahnung, aus dem Stehgreif Unterminierung vielleicht.
Wenn sich ein Konflikt verschärft oder eskaliert und Russland die aktive Konfliktpartei wird, muss ich damit rechnen dass hier auch die zivile Infrastruktur angegriffen und beeinträchtigt wird - nebst der allgemeinen Bemühungen unter dem Deckmantel eines anderen Blickwinkels, einen Keil in Gesellschaftsschichten zu treiben bzw. schlichtweg Disruption zu betreiben - reale Kritik aussen vor, mir gehts auch um Framing und Beeinflussung.
An Disruption unterschiedlicher Art bzw. dem Versuch aufs Ganze zu gehen, da gibts nichts dran zu rütteln, das ist glaskar. Da war übrigens die Ukraine auch für Russland Testraum, was Kraftwerke anging. Es ist ganz simpel ausgedrückt schwer für eine Seite Sympathien aufzubauen wenn sie mich im härtesten aller denkbaren Fälle im Dunkeln sitzen lässt bzw. es versucht.
Schon allein aus diesem plakativen Aspekt heraus betrachtet ist aus meiner Sicht das politische Russland (solange es etwa auch diese Bemühungen oder Spionage oder sonst was wie mögliche Desinformation in diesen Breitengraden hier stützt oder erwägt) eher ein Unsicherheitsfaktor in Europa, solange dieses generelle Verhältnis so bleibt.
Ich sehe erst Licht am Ende des Tunnels, wenn die Feindseligkeiten beiderseits aktiv abgebaut werden. Da müssen natürlich beide Seiten mitspielen; ein Anfang wäre es aber, wenn auch Russland politisch diese entsprechenden Signale sendet und dabei bleibt und z.B. bei anfänglicher Skepsis oder Problemen in anderen Bereichen nicht direkt aufgibt.
Mit Putin wird das aber vermutlich nicht wirklich geschehen. Wenn ich es richtig verstand sinniert er lieber von einer Art Zarenreich 2.0 usw. Was ist denn Europa aus seiner Sicht? Absatzmarkt für Güter oder interdisziplinäres Schlachtfeld, nicht viel mehr, so mein grober Eindruck.
So wird das auch nichts.
Wollen wir dauerhaft Frieden und keine "antics" wie in der Ukraine, muss eine Annäherung erfolgen. Skeptische Akteure im Westen hin oder her, ich denke, das geht. Aber solange Putin bzw. die Führung in Russland das nicht auch maßgeblich mitbetreiben und eher mit der Abgrenzung oder dem Konflikt zufrieden sind, so wird es dementsprechend nichts. Da Europa auch nicht aus dem Nichts oder von heute auf morgen komplett eigenständig werden kann und das ein langsamer Prozess wäre, Kapazitäten etwa in den Streitkräften maßgeblich auszubauen, so kann die Wahl was Sicherheit angeht nur bzw. eher auf die USA fallen.