@KillingTime Um das mal ein wenig auszuführen;
Heinsohn nimmt die Bevölkerungsprognose für 2050 (die ich mal als nicht weiter diskussionsbedürftig akzeptiere), soweit okay. Dann nimmt er, ohne weitere sachliche Begründung, die Prozentsätze der in Afrika und dem mittleren Osten ansässigen Bevölkerung, die gerne auswandern würde, aus einem Gallup-Poll von 2009 (soweit ich das erkennen kann, der Link ist nämlich tot bzw. falsch gesetzt).
Hier ist schonmal die erste Unsauberkeit: zum einen nimmt er an, dass sämtliche dieser Migranten nach Europa wandern wollen (nicht etwa in andere klassische Migrationsländer wie die USA, oder auch einfach nur ins Nachbarland in der Region). Außerdem bezeichnet er sämtliche dieser Migranten als Wirtschaftsflüchtlinge, was auch schon unethisch ist.
Nebenbei: er bezeichnet das Jahr 2009 als "wesentlich friedlicher" und suggeriert damit, dass die Zahlen 2050 noch höher sein könnten - das ist aber nicht unbedingt der Fall. Zum einen gab es 2009 eine ganze Reihe von Konflikten gerade in dieser Region, gerade in Afrika, zum anderen verbieten sich solche (politischen) Spekulationen über einen so langen Zeitraum. Vor 35 Jahren hat die Mauer noch gestanden...
Die eigentlich größte Sauerei ist aber dieses Rechenkunststück:
Darauf jedoch, dass auch ‚nur‘ jene 250 Millionen Plätze im Angebot bleiben, kann sich niemand verlassen. Genauer lässt sich ermitteln, wie viele Neuankömmlinge die EU bis 2050 nur allzu gerne nehmen würde. Jährlich fehlen (bei 1,5 Kindern pro EU-Frau) gut 2,1 Millionen Neugeborene, die es bräuchte, um die Bevölkerung stabil zu halten und das Anwachsen des Durchschnittsalters zu stoppen. Rund 75 Millionen Zuzügler (wenn die dann ihrerseits pro Paar zwei Kinder aufziehen) sind allein von daher geboten. Im selben Zeitraum suchen allein die drei Kompetenzfestungen Australien, Kanada und Neuseeland rund 25 Millionen hochqualifizierte Neubürger. Einmal angenommen, dass die alle aus der EU kämen, bräuchte man bis 2050 in der EU schon 100 Millionen Zuzügler.
Hast du den Trick bemerkt? Bei der Einwanderung nimmt er alle Herkunftsländer, bei den Auswanderern aber plötzlich nur die in 3 große Länder. Dass auch viele EU-Einwohner allen voran in die USA, aber auch nach Skandinavien o.Ä. gehen, verbirgt er so recht geschickt, ebenso die Rückwanderung in die Herkunftsländer der Migranten. Heinsohn kommt so auf ca. 0.7 Mio. Auswanderer aus der EU pro Jahr - tatsächlich sind es aber etwas über 2 Millionen! (Quelle:
http://ec.europa.eu/eurostat/statistics-explained/index.php/Migration_and_migrant_population_statistics/de#Wanderungsstr.C3.B6me )
Somit hat er zumindest Unsinn gerechnet, wenn nicht gar bewusst den Leser in die Irre geführt...