@Glünggi @QuironQuiron schrieb:Wenn etwas Gutes versprochen aber nicht umgesetzt wird, ist die Welt nicht schlechter als vorher. Wird allerdings etwas Schlechtes umgesetzt, schon. Simple Logik.
Entscheidend ist, was hinten rauskommt, sagte schon unser weiser Birnen-Kanzler.
In Bezug auf Guantanamo ist bei Obama und Trump hinten die gleiche Sche.sse rausgekommen.
Quiron schrieb:Am schlimmsten sind sogenannte Präsidenten, die von vorneherein das Maul zu voll nehmen, weil sie Luftschlösser versprechen, bei denen abzusehen ist, dass sie sich nicht umsetzen lassen.
das sehe ich ebenso. Bedeutet aber, dass man wahlweise sagen muss, dass Obama in diese Kategorie gehörte oder aber, dass er unfähig war, seine Möglichkeiten richtig einzuschätzen...
Persönlich glaube ich, dass bei Obama noch ein ganz wesentliches Problem dazukam, welches sehr oft auftritt, wenn jemand aus einer Minderheit, benachteiligten Gruppe o.ä. als Erster den Aufstieg in eine höhere Position erreicht, das bezieht sich nicht nur aus Obama als erster Schwarzer US-Präsident, ähnliches gibt es auch durchaus im Alltag, wenn zB. ein Immigrant weit aufsteigt, wenn ein Bildungsaufsteiger aus präkeren Verhältnissen viel erreicht, früher auch, wenn eine Frau als Erste ein Amt in einer Männerdomäne erreichte... Solche Leute haben es immer besonders schwer, aus vielen Gründen:
- um erstmal dorthin zu gelangen, mussten sie sich viel mehr anstrengen, wenn sie es dann erreichen, fallen sie oft in ein Loch, wissen nicht so recht, wie sie mit dem Erreichten umgehen sollen. Sowas habe ich am Übergang Studium-Berufsleben öfter erlebt. Da gab es mehrere Bildungsaufsteiger, die als Erste in ihrer Familie überhaupt studiert haben und dann auch noch erfolgreich dies vollendet haben. Natürlich waren sie selbst stolz, auch ihre Familie war stolz auf das Erreichte. Aber einige davon hatten sich bis zum Diplom noch keinen einzigen Gedanken gemacht, wie es nun weitergehen sollte. Für die war der Studienabschluss für viele Jahre das (Lebens-)Ziel und nun, wo der erreicht war, wussten die nicht weiter, hatten Schwierigkeiten bei dem Berufseinstieg, verkauften sich ohne Not weit unter Wert zB. bei Zeitarbeitsfirmen oder hatten andersherum völlig überzogene Erwartungen und fanden daher keinen Einstiegsjob oder flogen dort in der Probezeit wieder raus... Während die, die aus akademisch geprägten Familien kamen, den Studienabschluss von Anfang an als Zwischenschritt betrachtet hatten und nun zielstrebig mit der eigentlich angestrebten Arbeit beginnen konnten.
- ein anderes Problem ist, dass so ein "Erster" oft als "Besonders" wahrgenommen wird und daher größere Schwierigkeiten hat, sich ein Netzwerk von gegenseitiger Unterstützung aufzubauen. Damit das gelingt, ist ein "Erster" oft von einem besonderen Naturell, zB. besonders fleissig und aktiv in allerlei Gremien, Vereinen etc. oder besonders auf Ausgleich und Vermittlung bedacht o.ä. Es kann dazu führen, dass dieser jemand weniger Chancen hat, eigene Ideen zu entwickeln, querzudenken, mehr von anderen und deren Urteil sich abhängig fühlt (diesen Eindruck zB. hatte ich bei Obama)
- es kann auch dazu führen, dass dieser jemand sich überanpasst. Wenn ich zB. an Thatcher denke, als erste Frau einer britischen Regierung. Deren Handeln hatte ja nun gar nichts von dem, was man -auch als Vorteile- von einer Frau als Regierende erwarten würde, im Gegenteil, den Titel "Eiserne Lady" hat sich wohl verdient.
Ebenso erlebt man es manchmal hier in D, dass Immigranten, die sich hart einen guten Posten erkämpft haben, oft "deutscher" als der normale Einheimische sind...
- dazu kommt noch etwas, was auch auf Obama zutraf: das Handeln eines "Ersten" wird von seiner Umwelt oft besonders beäugt. Einserseits wird viel von ihm erwartet, mehr als man von einem "grauen Durchschnitt" auf gleichem Posten erwarten würde. Aber gleichzeitig lauert die Umwelt geradezu darauf, dass er Fehler macht oder "die Seinen" begünstigt.
Die Republikaner zur Zeit von George Bush beispielsweise haben ganz gezielt auf Latinos als Wähler gesetzt und Gastarbeiterprogramme, Schaffung von Wegen zur Legalisierung für bis zu 3 Millionen Illegaler versprochen, teilweise auch umgesetzt. Wähler mit Immigrationshintergrund aus Mexiko oder Lateinamerika haben Bush das gedankt, ebenso gedankt wurde ihm das durch die diversen Firmen und Agrarbetrieb, die Profiteure dieser Gastarbeiter sind, er hat trotzdem nicht in der Gunst der Konservativen verloren.
Hätte Obama Ähnliches getan, wäre ihm das in der Wählergunst nicht gut bekommen.
Ebenso konnte gerade Obama als schwarzer Präsident nicht, wie man vielleicht hätte erwartet, besonders viel, sondern ganz im Gegenteil besonders wenig gegen Rassismus in den USA machen.
Es dürfte einige Wahrheit in dem Spruch "Only Nixon could go to China" stecken. Nicht eine neue Person aus einer Minderheit, sondern gerade ein altgedienter Hardliner oder früherer Gegner politischer Reformen kann starke Veränderungen der politischen Haltung glaubhaft verkörpern.