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Brexit und danach?

9.632 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Brexit, Brexitus, Gerxit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Brexit und danach?

07.08.2018 um 08:42
2019 ist richtig.

Das Problem wird v.a. die Verfügbarkeit von Früchten und Gemüsen sein, sofern frisch. Alle betroffenen EU-Länder stellen jeweils um die 1000 neue Zollbeamte ein, einschließlich Deutschland. Das UK hat noch nicht mal eine Übersicht, wie viele es davon eigentlich gibt, und auch keine Pläne, neu einzustellen. Frische Nahrung wird also verrotten, egal woher diese kommt, es sind dann immer Drittländer, ob EU oder nicht. Südfrüchte sind wahrscheinlich kaum noch erschwinglich, anderes unterliegt saisonalen Schwankungen.

Fertignahrung wird man weiterhin bekommen, man wird aber die Zutaten umstellen müssen.


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Brexit und danach?

07.08.2018 um 12:18
Zitat von sigbertsigbert schrieb:Wobei, so ne Whiskey- Lachs- Diät... :D
Auch hier sind wieder die JAMs benachteiligt, denn das Kilo Lachs kostet ab £13.85 pro kg.

https://www.tesco.com/groceries/en-GB/search?query=salmon

Und das ist dann der gezüchtete, nicht aus freier Natur.

Ein kg Lachs deckt etwa den Tagesbedarf eines erwachsenen Mannes (Büroarbeit).

Wenn man dann noch eine Flasche Whiskey dazu konsumiert, ist man bei zusätzlichen £30 Minimum, sofern es sich um schottischen Single Malt handelt. Der irische fällt dann weg (solange das Unabhängigkeitsreferendum noch nicht durch ist).

Dabei hat TM gerade den JAMs Abhilfe durch den Brexit versprochen: "A country that works for everyone" hieß es damals bei ihrer Antrittsrede.


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Brexit und danach?

07.08.2018 um 12:22
Könnten die nicht den amerikanischen Whiskey dann importieren? Durch die Strafzölle der EU sind da sicher noch paar Fäßchen übrig.
Zusatzeffekt: Trump wäre begeistert!


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Brexit und danach?

07.08.2018 um 12:29
Zitat von sigbertsigbert schrieb:Könnten die nicht den amerikanischen Whiskey dann importieren? Durch die Strafzölle der EU sind da sicher noch paar Fäßchen übrig.
Zusatzeffekt: Trump wäre begeistert!
Amerikanischer Whiskey in Großbritannien ...

Haha, guter Witz, die haben deutlich bessere Stöffchen ... den US-Whiskey kauft doch keiner ...
Der Staat importiert schon mal gar nichts und die Händler werden kaum ihr Lager damit vollmachen ...


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Brexit und danach?

07.08.2018 um 14:06
Der Handel mit den USA würde weiterhin nach WTO laufen.

Ansonsten wollen die USA ihre Chlorhühnchen und den Genmais loswerden. Glaube nicht, dass Whiskey selbst bei einem Freihandelabkommen unbegrenzt zollfrei gehandelt werden könnte, es würde sonst den amerikanischen Markt gefährden.

Von Whiskey zu leben ist auch schwierig, immerhin könnte er über einiges hinweghelfen.


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Brexit und danach?

07.08.2018 um 14:10
Zitat von AnaximanderAnaximander schrieb:Von Whiskey zu leben ist auch schwierig, immerhin könnte er über einiges hinweghelfen.
Es ist ein Brauch von Alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör.
Wilhelm Busch

Whiskey wär sicher noch hilfreicher als der Likör..

Und Soja essen, viel Soja!


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08.08.2018 um 16:38
Zitat von AnaximanderAnaximander schrieb:Ansonsten wollen die USA ihre Chlorhühnchen und den Genmais loswerden. Glaube nicht, dass Whiskey selbst bei einem Freihandelabkommen unbegrenzt zollfrei gehandelt werden könnte, es würde sonst den amerikanischen Markt gefährden.
Geflügel und genmanipuliertes Gemüse aus den USA werden aber auch keinen reißenden Absatz dort finden, dazu ist deren Image in Europa inklusive GB viel zu schlecht. Und GB hätte auch keine Skrupel, das zu kennzeichnen oder kennzeichnen zu lassen im Gegensatz zum deutschen Handel ...

Ja, Whiskey wäre ein Eigentor, da würde GB das bessere Zeug zu besseren Konditionen in den USA loswerden.


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08.08.2018 um 20:25
In SPON ist ein schöner Artikel erschienen, der die Auswirkungen eines no deal brexit exemplarisch auf fünf verschiedenen Sektoren beleuchtet. Die Auswirkungen sind teilweise drastisch.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/brexit-so-gefaehrlich-waere-ein-eu-austritt-ohne-deal-a-1222101.html


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08.08.2018 um 20:44
@Issomad

Der Handelsvertrag umfasst auf jeden Fall auch ein "level playing field", diskriminierende Auszeichnungen von amerikanischem Fleisch wären dabei diskriminierend. In der Praxis würden amn einfach einen riesigen Union Jack auf die Packung kleben und das ganze MacMaidenwoodshire Homegrown nennen. Selbst wenn dann im Kleingedruckten irgendwas steht.

Fertigprodukte, wie das beliebte Sandwich, braucht man gar nicht zu kennzeichnen. Die Produkte sind dann ohnehin in der Nahrungskette, dies wiederum würde auch einem Freihandelsvetrag mit der EU entgegenstehen.


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08.08.2018 um 21:25
Deutschland stellt (laut Spiegel) 900 neue Grenzbeamte ein, um sich auf den Brexit vorzubereiten. Dabei ist unerheblich, ob es zu einem Handelsvertrag kommt oder nicht, da Grenzkontrollen in jedem Fall stattfinden müssen, ein Handelsvertrag könnte die Regelungen sogar komplizierter machen. Die Importe aus dem UK machen etwa 4% des Gesamtvolumens aus.

https://globaledge.msu.edu/countries/germany/tradestats

Andere Länder mit Nordseezugang, wie Belgien und die Niederlande, stellen noch etwas mehr Grenzpersonal ein. Irland stellt z.B. 1000 Grenzbeamte und Veterinärinspektoren ein.

Das UK importiert dagegen etwa 53% des Gesamtvolumens aus der EU, darunter in etwa diesem Umfang Nahrungsmittel, vor allem frisch (verderblich). Auch wenn ein Teil davon aus Drittländern geordert werden sollte, wären die Grenzkontrollen die gleichen, die Wege aber länger.

https://researchbriefings.parliament.uk/ResearchBriefing/Summary/CBP-7851

Das UK hat allerdings keine Pläne, Grenzbeamte einzustellen, und auch keine Daten vorliegen, wie viele Grenzbeamte es gibt.

https://www.independent.co.uk/news/uk/politics/brexit-customs-officers-eu-uk-no-deal-europe-ports-airports-home-office-a8456881.html (Archiv-Version vom 22.07.2018)


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12.08.2018 um 16:42
Die britische Sonntagszeitung Observer hat jetzt eine Umfrage gemacht....dem Ergebnis nach würden heute 112 Wahlkreise , darunter auch der von Boris Johnson heute lieber in der EU verbleiben......


http://www.spiegel.de/politik/ausland/grossbritannien-die-pro-brexit-stimmung-kippt-in-mehr-als-100-wahlkreisen-a-1222770.html


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Brexit und danach?

12.08.2018 um 17:48
Diese News macht in Deutschland keine Schlagzeilen, hat aber nicht zu unterschätzende Relevanz:

Paul Dacre tritt als Herausgeber des Daily Mail im September zurück. Das Editorial soll danch näher am Sunday Mail sein, der ziemlich offen auf die Gefahren des Brexit hinweist.

Der Daily Mail war zuvor jahrzehntelang ein rechtes, sehr populäres und einflussreiches Hetzblatt, das gezielt gegen die EU agiert hat. Argumentierende Leserkommentare, die nicht auf Linie sind (kurz alles außer in der Art von "BREXIT FULL STEAM AHEAD NOW!!!! GET US OUT OF THE ROTTEN EUSSR AND DONT PAY THEM A PENNY!!!!!"), werden nie veröffentlicht. Bekannt war etwa die Bezeichnung von Richtern als "enemies of the people". Bestimmte Tory-Politiker, die nicht auf Linie sind, werden gnadenlos gehetzt, daher ist der Einfluss auf die britische Politik groß.

https://www.theguardian.com/media/2018/aug/11/new-daily-mail-editor-will-strike-tolerant-brexit-note


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Brexit und danach?

13.08.2018 um 10:07
Da sieht man mal, dass bei Volksentscheiden nur Mist raus kommt.

Die einzigen, die das können, sind die Schweizer.


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13.08.2018 um 11:32
@SomertonMan

Den "Wahlkampf" habe ich ja selbst erlebt, man fasst sich an den Kopf. Begriffe wie "Zollunion" fielen überhaupt nicht, "Gemeinsamer Markt" dann genau einmal, in einem Interview mit David Cameron kurz vor dem Referendum. Die Brexiteers haben es so dargestellt, dass niemand vorhätte, die Vorteile des Gemeinsamen Marktes aufzugeben. Die Nordirland-Frage war nicht Teil der Diskussion, wurde gelegentlich in der BBC oder sonstwo angesprochen, meist mit dem Ergebnis, dass man halt mal sehen müsste, in der Praxis würde es wohl einige Grenzkontrollen, aber keine Personenkontrollen geben. Die Remainers haben lediglich damit argumentiert, dass es aus unbekannten Gründen wirtschaftliche Nachteile geben würde (da "die Experten" dies sagen).

Die Problematik, dass mit Zollkontrollen der Warenvekehr nicht mehr bewältigbar ist, wurde gar nicht angesprochen. Passporting-Rechte von Banken und Zulieferungsketten wurden ebenfalls nicht angesprochen.

Es war klar, dass diese Politik im Desaster enden wird.


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Brexit und danach?

15.08.2018 um 11:18
Die Ernährungsgewohnheiten im UK könnten sich fundamental ändern und sich der ersten Hälfte der 1940er Jahre annähern:

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Maximal 140 bis 1000 Lastwagen pro Tag hätten die Erlaubnis aus Europa zu liefern, derzeit sind es 10.000.

Die heimische Landwirtschaft deckt nur 60% des Bedarfs, die Vorräte wären am 7. August 2019 erschöpft. Ein Drittel der Nahrung kommt aus der EU.

90% der Lagerkapazitäten sind auch ohne Brexit bereits ausgeschöpft. Die Hortung von Nahrungsmitteln und Medikamenten würde 4 Mrd Pfund pro Monat kosten und damit das angesetzte Brexit-Notbudget bereits übertreffen.

1991 wurde das letzte Vorratslager in Vorbereitung eines Atomkrieges aufgegeben, dieses hätte die Bevölkerung für 60 Tage versorgen können.

Letztes Jahr musste wegen einer Dürre in Spanien Salat aus Südamerika eingeflogen werden (die EU hat hier ein Assoziierungsabkommen, das dann wegfallen würde), die hat zu erhöhten Preisen und Rationierungen geführt. Allerdings müssten nach dem Brexit alle Flugrechte neu ausgehandelt werden.

Ein Nahrungsmittelhistoriker rechnet damit, dass frisches Obst und Gemüse für große Teile der Bevölkerung nicht mehr erschwinglich sein wird. Dies würde zu gesundheitlichen Problemen, wie Diabetes, führen, zumal krankhaftes Übergewicht bereits jetzt eine britische Volkskrankheit ist.

https://www.wired.co.uk/article/brexit-food-shortages-stockpiling


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Brexit und danach?

15.08.2018 um 12:23
Nach dem Reichenbeispiel oben (30 Meilen Lastwagen-Schlange in Dover wegen zwei Minuten Inspektionszeit pro Lastwagen) ergibt sich eine Schlange von ca. 80 Lastwagen pro Meile (16 m Länge plus 4 Meter Sicherheitsabstand). Ein neu ankommender Lastwagen muss daher 80 (Lastwagen) * 30 (Meilen) * 2 (Minuten) = 4800 Minuten = 60 Stunden = 2 Tage 12 Stunden im Stau stehen. Bislang war es möglich, Nahrung innerhalb eines Tages von Spanien in das UK zu transportieren, jetzt werden es 4 Tage.


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Brexit und danach?

18.08.2018 um 13:05
Lord Kerslake, früherer Chef des britischen Civil Service glaubt, der no deal Brexit wird so katastrophal, dass das Parlament ihn verhindern muss.

Derweil geht Fararsch zurück in die Politik und schliesst sich der Kampagne leave means leave an, um einen no deal Brexit zu erzwingen.

https://www.theguardian.com/politics/2018/aug/18/rethink-of-brexit-vote-may-be-necessary-ex-civil-service-head-warns-lord-kerslake


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21.08.2018 um 12:21
Der Bürgermeister von London trifft gemeinsam mit dem Amt für Katastrophenschutz Vorbereitungen für die Ausfälle von Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie für die Bürgeraufstände nach dem Brexit. Das Amt für Katastrophenschutz ist für Terroranschläge, militärische Angriffe und Naturkatastrophen zuständig.

https://www.reuters.com/article/uk-britain-eu-london/london-mayor-khan-consults-disaster-planners-over-no-deal-brexit-idUSKBN1L212G


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Brexit und danach?

21.08.2018 um 16:04
@Anaximander
Bürgeraufstände in GB? Wo sich die Leute brav in die Schlange stellen um in den Bus zu steigen?
Ist doch nur der Brexit, und nicht „28 days later“..


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Brexit und danach?

21.08.2018 um 16:08
@cpt_void

Von verschiedener Seite wird eine Neuauflage der 2011 riots befürchtet, wenn die Versorgung mit Nahrungsmitteln (regional auch Strom) nicht aufrecht erhalten werden kann.


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