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Brexit und danach?

9.632 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Brexit, Brexitus, Gerxit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Brexit und danach?

07.09.2016 um 23:43
GB war sogar eines der ganz wenigen Länder, die direkt nach der EU-Osterweiterung die Sperrklausel der EU für Einwanderer aus den ehemaligen Ostblockstaaten nicht mittragen wollte, sondern diese Einwanderer geradezu eingeladen hat, nach GB zu kommmen und sich dort niederzulassen.

Wird auch immer wieder gerne vergessen.


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Brexit und danach?

08.09.2016 um 01:02
Zitat von AnaximanderAnaximander schrieb:bestmöglicher Deal beim "Zugang" (was ist das jetzt wieder?) zum Binnenmarkt usw
ich denke mal die werden damit den bestmöglichsten Deal für den zugang zum Europäischen Binnenmarkt meinen.

Ich vermute mal dir ist das alles bereits bekannt, aber trotzdem mal zur erinnerung:

Der Europäische Binnenmarkt ist der größte Markt der Welt. Er umfasst ca. 522 millionen Menschen, und die daran beteiligten Staaten haben ein zusammen ein BIP zwischen 17 und 19 Billionen $ (je nachdem wer zählt).
Es gibt 4 Grundfreiheiten in diesem Binnenmarkt:

Freier Warenverkehr - unbeschränkter Handel zwischen Mitgliedsstaaten (d.h. z.B. Verbot von Ein- und Ausfuhrzöllen)

Personenfreizügigkeit - Freier Personenverkehr, es ist dir erlaubt dich in einem beliebigen Mitgliedsstaat niederzulassen und dort zu arbeiten

Dienstleistungsfreiheit - Man kann seine Dienstleistungen auf den gesammten markt anbieten

Freier Kapital- und Zahlungsverkehr - Gelder und Wertpapiere in beliebiger höhe können frei transferiert ("herum geschoben") werden


Einer der Hauptgründe für den Brexit war die Personenfreizügigkeit, da sehr viele Osteuropäer nach GB zogen. Diese Freiheit wollen die Briten nicht länger tolerieren, die EU aber sagt: entweder alle Freiheiten, oder keine.
Ein Wegfall der anderen Freiheiten wäre dramatisch für die Briten, die Eu ist immerhin ihr größter Handelspartner, und viele ausländischen Firmen, speziell Banken und Pharmakonzerne haben ihr Europäisches Hauptquartier in GB (hauptsächlich London), die meisten werden wohl umziehen wenn GB den europäischen Binnenmarkt verlassen sollte und damit tausende Arbeitsstellen in GB abbauen.

Man muss zwar kein Mitglied der EU sein, um vollen zugang zum Binnenmarkt zu erhalten (siehe Schweiz, Norwegen und Island), aber diese Nicht-EU-Binnenmarkt mitglieder akzeptieren die Personenfreizügigkeit, EU-Gesetze und zahlen noch dazu in den EU Haushalt ein obwohl sie selbst keine EU Mitglieder sind.

Würde GB einen ähnlichen Deal aushandeln, wären nahezu sämtliche Brexit-Versprechen gebrochen, es würde weiterhin Geld nach Brüssel fließen, es würden weiterhin EU-Einwanderer geben, und viele EU Gesetze wären weiterhin gültig.


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08.09.2016 um 01:11
@Nahtern

Ja gut das ist alles klar, nur was heißt denn jetzt "access to the single market"? Die einen sagen, es ist einfach nur Handel mit der EU gemeint (jedes Land der Welt kann das, nur fallen eben Zölle an), andere wiederum sagen, es ist gemeint, Teil des Binnenmarkts zu bleiben.

Also, es kann alles heißen, genauso wie "control of our borders".

In der Realität wichtig sind die Passporting Rechte, die sind aber besonders an die Freizügigkeit gekoppelt.

Besonders im EFTA Raum (teilweise auch im EU Raum) gibt es "emergency brakes", die aber selten genutzt werden (Ausnahme: Liechtenstein) und jedenfalls nur temporär sein können. Hier haben EU Diplomaten gewisse Kompromissbereitschaft signalisiert. May meinte, es solle ein UK Modell, kein Norwegen- oder "off the shelf" Modell geben (vielleicht ist das aber nur eine verbale Kaschierung).

Anscheinend hat niemand einen Plan, und wenn doch, will keiner darüber reden.


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08.09.2016 um 09:41
Zitat von BauliBauli schrieb:Die Briten wollen auch kein Mitspracherecht mehr.
ca 50% der Referendumteilnehmer wollten vermeidlich kein Mitspracherecht mehr.

Das kann sich noch hübsch ändern. ABer wie erwähnt dann werden sie leben sie halt mit den "Faxgesetzen"


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Brexit und danach?

08.09.2016 um 11:26
Dieser Artikel fasst die Möglichkeiten, die auf dem Tisch liegen (sofern die EU einverstanden ist), ganz gut zusammen:

https://www.theguardian.com/uk-news/2016/sep/05/uk-immigration-what-are-the-alternatives-to-a-point-based-system

Die work permits für EU-Bürger würden einen klaren Bruch mit dem Freizügigkeitsprinzip darstellen und die EU somit mindestens die Passporting Rechte der Banken und damit wiederum einen signifikanten Teil des britischen BIP kassieren. Der Rest ist außerdem Rosinenpickerei: klar, die britischen Rentner wollen nach Spanien, aber welche Europäer wollen schon ihren Lebensabend in England verbringen (Wetter, Lebenskosten, Gesundheitssystem), wenn man nicht schon dort ansässig ist.

Die zweite von May früher vorgeschlagene Alternative könnte durchführbar sein, da auch Norwegen ein ähnliches System hat (der Preis wäre dann die fehlende Mitsprache, möglicherweise mit dem Vorteil, wie die EFTA, Freihandelsabkommen mit Drittstaaten autonom abzuschließen, also gewissermaßen GB als Einstaaten-EFTA - Norwegen ist mit einem möglichen Beitritt GBs ohnehin nicht glücklich). In Norwegen muss man sich, wie auch in Deutschland, registrieren, wenn man sich niederlässt. In GB gibt es das grundsätzlich nicht, könnte aber von EU-Bürgern ohne Stellenangebot eingeführt werden. Sofern man nicht vom eigenen Vermögen lebt oder studiert oder bei Familiennachzug, muss man dann zusammen mit dem Arbeitsamt in den ersten drei Monaten einen Job finden, danach kann man bleiben, sofern man einen Job hat oder danach sucht oder sich einbürgern lässt. Ähnliches wurde aber bereits zu Beginn des Jahres in GB eingeführt: in den ersten drei Monaten bekommt man keine Sozialleistungen, danach nur für drei Monate. Wenn man dennoch bleibt, muss man ja eigenes Vermögen haben. Die Unterschiede wären allenfalls minimal, da allerdings 95% der Leave-Wähler sich damit gar nicht auskennen, könnte man es als mehr "control" verkaufen.


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Bauli ehemaliges Mitglied

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08.09.2016 um 15:08
@Fedaykin

Möglich. Kommt auch darauf an, wie sich Resteuropa weiterentwickelt.

Es ist mir auch schleierhaft, wenn die Briten keine Industrie haben, wieso dann zusätzliche 2,3 Mio. Osteuropäer dort ein Zuhause finden? Muß ja alles bezahlt werden, egal ob es sich um Löhne oder andere Leistungen handelt. Es ziehen ja nicht alle nach Kanada und Australien, so, das in England soviele Immobilien unbesetzt blieben.

Deutschland und die Niederlande wird es halt arg treffen. Ein nicht unwichtiges Land wird nicht mehr soviel abnehmen.

Wenn es schief läuft wird es ganz blöd für die Engländer, wenn Lizzy (Elisabeth) fragt: Was habt ihr aus meinem Empire gemacht? :troll:


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10.09.2016 um 10:57
Zitat von BauliBauli schrieb:Ein nicht unwichtiges Land wird nicht mehr soviel abnehmen.
Das ist halt die Frage. In Ermangelung von inländischen Alternativen werden die Briten teilweise keine Wahl haben, und müssen auf Import setzen - auch trotz Zöllen. Außerdem wäre es möglich, daß die EU und GB ein Freihandelsabkommen aufstellen, worurch diese wieder wegfallen würden.

Ich persönlich glaube nicht, daß unsere Exporte so sehr leiden werden. Unsere Wirtschaft ist robust genug, das zu kompensieren. Denkt mal an die Rußland-Sanktionen: Da haben einige Exporteure auch geflucht, aber letztendlich ist glaub ich keiner dran kaputtgegangen.


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Bauli ehemaliges Mitglied

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10.09.2016 um 16:45
@Grymnir


Naja, wenn man in GB einkaufen geht und die Augen und Ohren offenhält, stellt man schnell fest, das die auch ohne deutsche Produkte klarkommen, mit teilweiser Ausnahme des Anlagen und Maschinenbaus. Der Automobilmarkt wird allerdings leiden, denke ich.

Wir werden sehen. Ich wage da keine Prognose abzugeben, weil es Neuland ist und noch kein vergleichbares Szenario geschaffen wurde und weil sehr viel heute schon von ausländischen Standorten gesteuert wird, die auch nicht in der EU ansässig sind, aber mit GB Geschäftsbeziehungen pflegen. Die könnten möglicherweise ausgebaut werden, wenn die EU die Türe zuknallt. Damit haben wir nichts gewonnen.

Aber wie gesagt ich gebe nur meine Meinung zum Besten und bin keine Expertin und halte mich auch nicht dafür.


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10.09.2016 um 23:42
@Bauli
Können die Briten neben den deutschen Produkten auch die aus Frankreich, Spanien, Portugal, Irland,... ersetzen?
Übrigens hab ich mal die Augen nach britischen Produkten aufgemacht... Kann man auch hier in Deutschland ohne Probleme ersetzen, da es genug Alternativen aus anderen (EU-)Ländern gibt.


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Bauli ehemaliges Mitglied

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14.09.2016 um 16:33
@Fichtenmoped

Meine Auszeit sollte nicht sein. Entschuldigung für die Verspätung der Antwort, aber mein alter Router ist komplett abgeschmiert.

Ich denke schon, das die Briten Produkte aus der EU ersetzen können. Es gibt nichts, was nicht ausserhalb der EU günstiger hergestellt werden kann.

Das Problem in Deutschland ist, das wir nicht soviele Produkte aus UK haben. Vielleicht zählst du sie mir mal auf?


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14.09.2016 um 17:39
Zitat von BauliBauli schrieb:Ich denke schon, das die Briten Produkte aus der EU ersetzen können. Es gibt nichts, was nicht ausserhalb der EU günstiger hergestellt werden kann.
Kommt darauf an wie sehr man ins Details geht. Produkte Deutscher Qualität wäre zb schlecht.

Ebenso Europäische Agrarprodukte etc.


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Bauli ehemaliges Mitglied

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14.09.2016 um 20:39
@Fedaykin
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Kommt darauf an wie sehr man ins Details geht. Produkte Deutscher Qualität wäre zb schlecht.
Meistens verhält es sich aber so, das wenn man auf sich alleine gestellt ist, versucht ist, das Beste zu geben und immer noch versucht, vorgegebene Qualität zu verbessern, weil die Briten hier im Wettbewerb mit den Rahmenbedingungen wetteifern werden, so das für den britischen Kunden ein "must have" am Ende stehen sollte/muß/kann, um zu bestehen und wirtschaftlich mithalten zu können.


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15.09.2016 um 12:03
UK ist nicht auf sich gestellt. Die Qualität wird nur Teurer.

Und wir haben hier dargestellt was die "Best Solution" sein kann.

und die negiert die meisten Verprechen des Brexit.

eine Renaissance des Britischen Maschinenbaus, Autobaus, Flugzeugbaus sehe ich da nicht kommen.


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Bauli ehemaliges Mitglied

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15.09.2016 um 18:55
@Fedaykin

Ich möchte dir da aus verschiedentlichen Günden nicht glauben.

Automobil, okay auf absehbare Zeit werden sie uns nicht einholen.

Bei vielen Gebrauchsgütern haben die Briten höhere Garantielaufzeiten als wir. Da werden sie punkten und noch bei vielen anderen Dingen und Kooperatioinsverträgen mit anderen Nationen.

Ich glaube, du nimmst es auf die zu leichte Schulter.


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15.09.2016 um 19:10
@Bauli
Zitat von BauliBauli schrieb:Bei vielen Gebrauchsgütern haben die Briten höhere Garantielaufzeiten als wir.
Welche da wären...Dysen?


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Bauli ehemaliges Mitglied

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15.09.2016 um 19:29
@canales
Zitat von canalescanales schrieb:Dysen?
Was ist das?


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15.09.2016 um 19:31
@Bauli

Du kennst die britischen Staubsauger nicht?
Ist doch bislang der Exportschlager aus GB...


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Bauli ehemaliges Mitglied

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15.09.2016 um 19:37
@canales

Nein kenne ich nicht. Schieb mal ein Bild rüber mit Verkaufzahlen in der EU wenn das ein Topseller ist oder du meinst Dyson und hast es falsch geschrieben?

Ich habe mehr an meine Branche ( Stahl ) gedacht, wo Produkte zum Teil eine Gewährleistung von 7 Jahren hatten, an Anglerausrüstung , die bis zu 25 Jahre Garantie hat und solche Dinge. Mir fallen noch viel mehr ein.


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Brexit und danach?

15.09.2016 um 20:19
@Bauli

Na, sein Vermögen beträgt knapp 5 Milliarden €...einfach mal nachlesen.
Nach dem 2. Link hat er die Marktführerschaft auf dem deutschen Markt übernommen...zumindest im Bereich Staubsauger.


Wikipedia: James Dyson

http://www.mynewsdesk.com/de/dyson/pressreleases/ifa-2015-kennzahlen-1212369


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Bauli ehemaliges Mitglied

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15.09.2016 um 20:20
@canales

Hast du meinen ersten 1 1/4 Zeiler nicht zuende gelesen, oder willst du mich veralbern?


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