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Brexit und danach?

9.632 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Brexit, Brexitus, Gerxit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Brexit und danach?

11.06.2018 um 20:55
Der eigentliche Grund ist höchstwahrscheinlich die Unsicherheit über bestehende Produktionsketten. Das direkt zu sagen wäre aber gefährlich und könnte öffentlichen Protest auslösen. Offiziell gelten ja immer noch die merkwürdigen britischen papers über magische Grenzen, Kuchen haben und essen usw. Jeder Mensch weiß aber, dass das so nicht funktioniert. Außerdem gibt es die angeblich bereits beschlossene Übergangsphase. Für Investitionsentscheidungen für die nächsten paar Jahre sollte also der Brexit (noch) kein Hindernis sein. Es ist aber auch jedem klar, dass wegen der Nordirland-Frage der harte Brexit ohne Abkommen und Übergangsphase droht. Eine vernünftige Investment-Entscheidung ist daher, die Produktion wegzuverlegen. Öffentlich darüber spekulieren sollte man per Firmensprecher aber eher nicht, vor allem wenn es um eine britische Firma geht. Da spielen auch Image-Erwägungen eine Rolle.

Wen man das alles bedenkt, kann man mMn schon sagen, dass der Brexit der ausschlaggebende Faktor ist. So gesehen kann man immer argumentieren, dass Stellenverluste und Verlegung von Produktion auch andere Gründe haben kann, bei Autos ist das aber eher unglaubwürdig.

Man könnte auch sagen, dass die Mitarbeiter der Banks of America Paris schöner finden als London.

https://uk.reuters.com/article/uk-britain-eu-bank-of-america/bank-of-america-raises-planned-paris-job-moves-before-brexit-sources-idUKKCN1J32IS


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Brexit und danach?

11.06.2018 um 22:33
Das UK (ab 2019) ist aber nicht das einzige Land, das nicht Teil der jeweiligen regionalen Freihandelszone ist (die dann wiederum auch i.d.R. Arbeitnehmerfreizügigkeit in irgendeiner Form beinhalten). Weltweit gehören außerdem noch Mauretanien und die Demokratische Arabische Republik Sahara diesem Club an, der somit allein unter WTO-Konditionen Handel betreibt.

http://www.intracen.org/Mauritania/trade-policy-and-market-access/ (Archiv-Version vom 05.06.2018)

Die Demokratische Arabische Republik Sahara wird dabei von den Vereinten Nationen nicht anerkannt.

Im Global Competitiveness Index, der die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes misst, belegte Mauretanien Platz 137 von 138 Ländern (Stand 2016–17).


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Brexit und danach?

12.06.2018 um 11:16
Am Tag der Abstimmung der Brexit Bill (das HoL hatte diese abgelehnt, inzwischen wurde kräftig nachgebessert, um die Tory-Rebellen auf Linie zu bringen, was aber auch nicht klar ist und jedenfalls nur unter der Prämisse, dass sonst die Regierung zu platzen droht), tritt ein Staatssekretär im Justizministerium zurück, mit der Begründung, dass er angesichts des eingeschlagenen Brexit-Kurses auch später noch seinen Kindern in die Augen schauen will. Er will in Zukunft gegen den Brexit opponieren.

https://www.theguardian.com/politics/blog/live/2018/jun/12/brexit-no-10-rejects-last-minute-meaningful-vote-compromise-ahead-of-key-vote-politics-live?page=with:block-5b1f8ca3e4b02fa070a10e9e#block-5b1f8ca3e4b02fa070a10e9e


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Brexit und danach?

12.06.2018 um 12:26
Interessant ist der Text des Abdankungsschreiben:
If, in the future, I am to look my children in the eye and honestly say that I did my best for them I cannot, in all good conscience, support how our country’s exit from the EU looks set to be delivered.
Jetzt, wo er aus der Regierung zurückgetreten ist, kann er freimütiger reden.

Es ist für ihn klar, dass die Verhandlungen ergeben haben, dass beide Seiten, v.a. aber das UK, nicht gerüstet sind, überhaupt den Brexit durchzuführen, geschweige denn, einen Brexit ohne Abkommen, da die Implikationen wesentlich komplexer sind, als 2016 vorausgesehen:
The practicalities, logistics and implications of leaving the EU are far more complex than was ever envisaged and certainly more complex than the people were told in 2016. The UK is not going to be ready in time, neither is the EU, and both would suffer from a rushed or fudged agreement.
Auch deshalb laufen die Verhandlungen derzeit darauf hinaus, dass es einen Brexit geben wird, der eigentlich gar keiner ist:
The outcome that is emerging will be neither fully to leave the EU, nor fully to stay. This is not an outcome for which anyone knowingly voted. In my view, this raises the important principle of legitimacy
https://metro.co.uk/2018/06/12/theresa-may-takes-first-hit-justice-minister-quits-brexit-7624302/

Da er auch im Parlament sitzt, ist die Mehrheit für Theresa May noch dünner geworden.


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Brexit und danach?

12.06.2018 um 17:09
Vor der Abstimmung hat mind. ein Abgeordneter angegeben, dass er bedroht wird.

Die Pro-Brexit-Tabloids sprechen von Verrat...

DfcKyLkXkAATVNYOriginal anzeigen (0,3 MB)

...und der persönlichen Gefahr, die denen droht, die falsch abstimmen.

DfcED-FVAAA6p9POriginal anzeigen (0,2 MB)


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Brexit und danach?

12.06.2018 um 20:05
Soviel zum Thema Demokratie und freie Gewissensentscheidung von Abgeordneten.


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Brexit und danach?

12.06.2018 um 20:10
Das Parlament ist im UK souverän, im Ggs. etwa zu Deutschland, wo das Volk souverän ist. Wird immer gerne vergessen. Daher war das Referendum auch lediglich nur eine Empfehlung. Und über die Art des EU-Austritts hat das Referendum ohnehin keine Auskunft gegeben. Deswegen sind die Überschriften Quatsch, und reine Stimmungsmache.

Die Regierung scheint die Abstimmung über die Brexit bill aber zu gewinnen, allerdings wurde bereits im Vorfeld einiges i.S. des Parlaments verändert.


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Brexit und danach?

12.06.2018 um 21:34
"Brexit und danach?"


  1. Italexit
  2. Grexit
  3. Spanexit
  4. Frexit
  5. Swexit
  6. und zuletzt der Dexit



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Brexit und danach?

13.06.2018 um 16:58
@Gurkenhannes

Also quasi der EUxit?!

Ich denke schon, daß der Austritt vom UK richtungsweisenden Charakter haben kann. Wenn 5 Jahre vergangen sind, und UK entgegen aller Stimmen nicht im Meer versunken, sondern vital und möglicherweise ganz gut dran ist, könnte das einigen anderen Regenten im EU-Reich die Meinung über dieses Konstrukt beeinflussen...


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Brexit und danach?

13.06.2018 um 17:59
Zitat von GrymnirGrymnir schrieb:Ich denke schon, daß der Austritt vom UK richtungsweisenden Charakter haben kann.
Der Brexit hat definitiv richtungsweisenden Charakter, egal ob Erfolg oder nicht...
Zitat von GrymnirGrymnir schrieb:Wenn 5 Jahre vergangen sind, und UK entgegen aller Stimmen nicht im Meer versunken, sondern vital und möglicherweise ganz gut dran ist, könnte das einigen anderen Regenten im EU-Reich die Meinung über dieses Konstrukt beeinflussen...
Kommt drauf an, was man sehen möchte. Wenn GB einer (unbefristeten) Übergangsregelung zustimmt und wie die Schweiz oder Norwegen Zugang (mit allen notwendigen Rechten und Pflichten!) zur EU hat, mag das zwar als „Erfolg“ verkauft werden - aber zum Preis des Bruches der ganzen Brexitversprechen.

Kommt es zur Wirtschaftskrise, dann ist in den Augen der Brexitbefürworter natürlich nur die EU daran Schuld, schließlich wird GB durch die ganzen Eurokraten aus Rache an der wirtschaftlichen Entwicklung gehindert.

Bei dem ganzen Dilletantismus, den GB bei den bisherigen Brexitverhandlungen an den Tag legte, mach ich mir echt Gedanken über die „tollen“ Freihandelsabkommen die GB abschließen wird...


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Brexit und danach?

14.06.2018 um 18:35
Zitat von GrymnirGrymnir schrieb:Ich denke schon, daß der Austritt vom UK richtungsweisenden Charakter haben kann. Wenn 5 Jahre vergangen sind, und UK entgegen aller Stimmen nicht im Meer versunken, sondern vital und möglicherweise ganz gut dran ist, könnte das einigen anderen Regenten im EU-Reich die Meinung über dieses Konstrukt beeinflussen...
Das schreibe ich ja schon die ganze Zeit. Wobei ich natürlich auch im Blickfeld habe, das die HSBC auch im Hintergrund von den Chinesen gesteuert wird und in der Bankenkrise gestützt wurde, die Bank sich widrum jetzt auf Kontinentaleuropa breitmachen will, was ich so ganz und garnicht aus mehreren Gründen befürworte.


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Brexit und danach?

15.06.2018 um 10:31
Das ist ein ziemlich großes Wenn...

Nein, das UK wird nicht im Meer versinken, aber das Hauptproblem ist doch erstmal die NI-Frage. Die einzige Lösung für einen richtigen Brexit wäre doch nur, dass May ihr Versprechen gegenüber Foster bricht, und NI wird zur Sonderzone, wirtschaftlich an Irland angegliedert. Oder es kommt zur Wiedervereinigung. Dann ein Freihandelsabkommen mit der EU. Was das kostet, die wirtschaftlichen Bereiche so wieder auseinanderzudröseln, über 5000 Staatsbeamte wurden bereits eingestellt, um den Brexit zu managen, hinzu kämen dann noch die Grenzbeamten, um den Grenzverkehr in Dover einigermaßen abwickeln zu können. Rein wirtschaftlich gesehen, wird das UK auf keinen Fall besser dastehen als vorher.

Darum geht es ja auch nicht, es geht um die angebliche britische Außergewöhnlichkeit, den Wunsch, sich nichts aus Brüssel sagen zu lassen, und die Immigration.

Die Europaskepsis in anderen Ländern hat dagegen doch ganz andere Ursachen, dabei geht es überwiegend um den Euro und den Stabilitätspakt, der verhindert, dass südliche Länder abwerten können.

Insofern würde der Brexit hierbei keinerlei Vorgängerfunktion haben, denn die Folgen des Ausscheidens aus dem Euro oder dessen Abschaffung insgesamt könnte man dadurch nicht besser verstehen.


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Brexit und danach?

15.06.2018 um 11:01
Außerdem heißt es nicht "Italexit" sondern "Quitalia".


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Brexit und danach?

22.06.2018 um 17:57
Airbus kündigt an, im Falle eines hard Brexit (außerhalb von Gemeinsamen Markt und Zollunion) die Flügelproduktion im UK auslaufen zu lassen. Damit könnten zehntausende von Stellen gefährdet sein:
The company has said it could drop plans to build aircraft wings in British factories because of uncertainty about post-Brexit regulation and customs procedures, moving production to North America, China or elsewhere in the EU instead.

The company directly employs 14,000 people at 25 sites in Britain and supports more than 100,000 jobs in the wider supply chain. On Thursday, its chief executive told the Times it was considering stockpiling billions of pounds of parts to prepare for any post-Brexit disruption to supply chains.
https://www.theguardian.com/politics/2018/jun/22/theresa-may-will-listen-to-airbus-brexit-concerns-no-10-says


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Bauli ehemaliges Mitglied

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Brexit und danach?

22.06.2018 um 18:00
@Anaximander

Wärest Du jetzt sehr beleidigt, wenn ich Dir sagen würde, das das schon letztes Jahr im Frühjahr bekannt war?


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Brexit und danach?

22.06.2018 um 18:05
@Bauli

Nein, damals wurde es noch als "project fear" kategorisiert, jetzt ist es "dawning reality".

Das war die Meldung damals:
https://www.reuters.com/article/us-britain-eu-airbus-idUSKBN19200C


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Bauli ehemaliges Mitglied

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Brexit und danach?

22.06.2018 um 18:16
@Anaximander

Es erkärt sich von selbst, das hochrangige AIRBUS-Manager sich nicht durch diesen Hoffnungsschimmer Sand in die Augen streuen lassen haben.


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Brexit und danach?

22.06.2018 um 18:21
@Bauli

Airbus hat erst gestern ein umfangreiches risk assessment veröffentlicht, daher ist die Meldung derzeit wieder aktuell:
We have sought to highlight our concerns over the past 12 months, without success. Far from Project Fear, this is a dawning reality for Airbus. Put simply, a No Deal scenario directly threatens Airbus’ future in the UK.
https://www.airbus.com/newsroom/press-releases/en/2018/06/airbus-provides-update-on-impact-of-brexit-no-deal-deal-scenario.html (Archiv-Version vom 23.06.2018)

Airbus zahlt derzeit 1.7 Mrd Pfund in Steuern im UK:

https://www.theguardian.com/politics/2018/jun/22/airbus-plans-uk-cuts-amid-fears-of-hard-brexit-impact


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Bauli ehemaliges Mitglied

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Brexit und danach?

22.06.2018 um 18:29
Zitat von AnaximanderAnaximander schrieb:Airbus zahlt derzeit 1.7 Mrd Pfund in Steuern im UK:
Ja und? Das ist doch kein Argument.

Dann werden eben High-Tec-Jobber nach Deutschland kommen. Vielleicht nicht für ganz so viel Gehalt, aber Hauptsache man bleibt in seinem Beruf. Die Arbeitnehmer werden gebraucht...und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinllichkeit auch mit Kusshand genommen.

Wie sagte Cameron so schön: "Ich möchte kein Prime-Minister von einem England bleiben, das sich nicht mehr in der EU befindet."


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Brexit und danach?

22.06.2018 um 18:32
@Bauli

Evtl. wäre es ein Argument, sich das mit dem Verlassen des Gemeinsamen Marktes noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.


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