Der hybride Krieg Russlands gegen die Ukraine

Gwyddion schrieb:Jupp. Die ganze Aktion finde ich schon recht creepy. Schätze... das sich so einige russische Verbände entweder zurück hielten oder sich gar den Wagner-Söldnern anschlossen.

Oder auch von Moskau zurückgehalten wurden weil mangelnde Loyalität.
Für die dürfte ja die Verhandlungen schon demütigend gewesen sein.
Aber stellt euch mal vor es würde auch noch Berichte von Armeeeinheiten geben die davonrennen oder gar überlaufen wenn Wagner aufkreuzt.
Ja muss auch nicht sein aber kann halt sein.
Sehr verrückt alles wie gesagt.

frivol schrieb:Lukaschenko hat vermittelt für seinen Freund Prigoschin. Trotzdem hat Putin entschieden, die Wagner-Truppe zurück an die Front zu schicken und Prigoschin (noch) nicht auszuschalten.

Hat prigoschin nicht selbst entschieden sich zurück zu ziehen und seine Truppen zurück zu rufen, nachdem lukashenko ihm das Angebot unterbreitet hat.
Ich glaube das einzige was bei Putin heute ging, war sein Stift.

JosephConrad schrieb:Sieht doch für Putin nach einem "Happy End" aus, oder?

Ab heute ist jedenfalls im inneren des Systems Putin, glaube ich, alles anders.
Putin war 23 Jahre lang ein Machtmensch der seine Gegner konsequent entsorgte und sich durchsetzte.
Heute hat ein Mann aus dem inneren Zirkel einfach mal NÖ gesagt.
Und er konnte nur durch Zugeständnisse überhaupt zur Aufgabe bewegt werden.
Ich bin der Meinung dass dies in Diktatur schon ein ziemlich klares Symbol des Anzählens ist.

@Berryl
Erst die Russen auf Seiten der Ukraine, die ohne Konsequenzen die Grenze überqueren und eine Stadt komplett ohne Gegenwehr einnehmen konnten und nun der Machtdemonstrations Marsch der Wagner Gruppe, ebenfalls komplett ohne Gegenwehr.

Russland hat sich in den letzten Wochen brutal blamiert und gezeigt, wie instabil und unorganisiert es ist.

Berryl schrieb:Ab heute ist jedenfalls im inneren des Systems Putin, glaube ich, alles anders.
Putin war 23 Jahre lang ein Machtmensch der seine Gegner konsequent entsorgte und sich durchsetzte.
Heute hat ein Mann aus dem inneren Zirkel einfach mal NÖ gesagt.
Und er konnte nur durch Zugeständnisse überhaupt zur Aufgabe bewegt werden.
Ich bin der Meinung dass dies in Diktatur schon ein ziemlich klares Symbol des Anzählens ist.

Letztendlich ist Prigoschin gescheitert. Er hatte keinen Plan, war nur wütend und hat am Ende wohl eingesehen, dass die ganze Aktion keinen Sinn macht. Vielleicht hatte er sich erhofft, dass größere Teile der russischen Arme zu ihm überlaufen, was aber nicht passiert ist. In Moskau war auch nichts zu holen, die Regierung war längst evakuiert.

Weiß man schon was mit der Wagner-Truppe passiert? Werden die jetzt zum 1. Juli in die reguläre Armee eingegliedert und darin aufgehen oder werden die weiter von Prigoschin (aus Belarus) als priv. Söldner-Armee existieren?

Anfimia schrieb:Erst die Russen auf Seiten der Ukraine, die ohne Konsequenzen die Grenze überqueren und eine Stadt komplett ohne Gegenwehr einnehmen konnten

Geht.
Das ist bei der Lage an der Grenze keine Besonderheit und kann schon mal passieren.

Anfimia schrieb:und nun der Machtdemonstrations Marsch der Wagner Gruppe, ebenfalls komplett ohne Gegenwehr.

Das wiederum ist ganz was anderes wo ich dir auch recht gebe.

JosephConrad schrieb:Letztendlich ist Prigoschin gescheitert. Er hatte keinen Plan, war nur wütend und hat am Ende wohl eingesehen, dass die ganze Aktion keinen Sinn macht.

Egal ob er persönlich gescheitert ist.
Allein wie es ablief ist eine Pleite für das System Putin.

hidden schrieb:Weiß man schon was mit der Wagner-Truppe passiert? Werden die jetzt zum 1. Juli in die reguläre Armee eingegliedert und darin aufgehen oder werden die weiter von Prigoschin (aus Belarus) als priv. Söldner-Armee existieren?

Sieht wohl so aus:

...
Nach dem Rückzug der rebellierenden Wagner-Truppen deutet sich an, welche Absprachen zwischen der Privatarmee von Jewgenij Prigoschin und der russischen Regierung zur Deeskalation geführt haben. Nach Angaben von Kreml-Sprecher Dmitri Peskow kommen die Wagner-Soldaten straffrei davon. Prigoschin selbst werde nach Belarus ausreisen. Die Kämpfer würden in ihre Lager zurückkehren, wer nicht am Aufstand teilgenommen habe, könne Verträge mit dem russischen Verteidigungsministerium unterzeichnen. Prigoschin äußerte sich bisher nicht zur angeblichen Einigung.
...

Quelle:https://www.spiegel.de/ausland/kreml-laesst-verfahren-gegen-jewgenij-prigoschin-fallen-a-1ea8fb11-2797-42cc-aed6-3522b6d73beb

Berryl schrieb:Ja natürlich.
Da gingen ein paar Bauern drauf.
Ist krank aber eine einfache Wahrheit.
Keiner der oberen Kaste lässt sich von ein paar toten Plebs großartig beeinflussen.
Das sind höchstens nützliche Opfer und das wars.
Da bin ich selber sehr überzeugt davon.
Was juckt Putin und Co. denn ein paar kaputte Brücken, Strassen oder ein paar arme Soldaten?.
In der Ukraine sterben jeden Tag Russen.
Die intressieren in Moskau auch niemanden.

Putin wird es vielleicht nicht jucken, aber die Angehörigen des Militärs, die sich jetzt fragen, warum sie sich Wagner entgegengestellt haben, wenn die dann für ihren Aufstand dennoch straffrei ausgehen.

Die, die in der Ukraine kämpfen, mögen ja immer noch an die hehren Ziele der "Entnazifizierung" glauben, oder dass sie ihr Land gegen einen NATO Angriff verteidigen. Die Vereinbarung mit Prigoshin heute war aber ein Tritt ins Gekröse jedes Soldaten. Jedenfalls die, die nicht ohnehin schon mit Wagner sympathisiert haben.

Anfimia schrieb:Hat prigoschin nicht selbst entschieden sich zurück zu ziehen und seine Truppen zurück zu rufen, nachdem lukashenko ihm das Angebot unterbreitet hat.
Ich glaube das einzige was bei Putin heute ging, war sein Stift.

Ja Prigoschin hat sich entschieden, aber warum? Weil Putin wahrscheinlich gesagt hat, wenn ihr nach Moskau kommt werdet ihr vernichtet. Und ein Blutbad zwischen den russischen Armeen wollte Prigoschin auch nicht.

Ich weiß nicht was Prigoschin sich erhofft hat, wie er in Moskau empfangen würde? Nachdem er nicht kämpfen wollte, war also nur ein Protestmarsch gegen das Verteidigungsministerium geplant?

Berryl schrieb:Heute hat ein Mann aus dem inneren Zirkel einfach mal NÖ gesagt.
Und er konnte nur durch Zugeständnisse überhaupt zur Aufgabe bewegt werden.

Das diese Militärs von der Front sich über die Zustände dort beschweren, gibt es aber schon seit einem Jahr. Es hat in Moskau aber niemanden interessiert. Drum sind die Wagners dort angerückt und wurde ohne größeres Gefecht zum Rückzug an die Front überredet. Da keine weiteren Proteste zu erwarten sind, kann Putin es sich leisten, jetzt kein Exempel an der Wagner-Truppe zu statuieren, wegen Verrat, Meuterei usw.

Trotzdem muss Prigoschin deswegen natürlich weg. Lukaschenko privater Freundschaft ist es zu verdanken, das Prigoschin zu ihm nach Belarus ins Exil darf. Er wird dort nicht lange leben vermute ich.

frivol schrieb:Weil Putin wahrscheinlich gesagt hat, wenn ihr nach Moskau kommt werdet ihr vernichtet. Und ein Blutbad zwischen den russischen Armeen wollte Prigoschin auch nicht.

Ich glaube Daddy Putin war eher damit beschäftigt, seine Flucht zu planen, wobei ich schon länger glaube, dass er sich schon gar nicht mehr in den großen Städten aufhält.
Bzgl Russland und Putins Führungsqualitäten liegst du ja schon seit über einem Jahr konsequent daneben.
Da kann man eigentlich immer genau vom Gegenteil ausgehen.

Gwyddion schrieb:Jupp. Die ganze Aktion finde ich schon recht creepy. Schätze... das sich so einige russische Verbände entweder zurück hielten oder sich gar den Wagner-Söldnern anschlossen.

Man sollte auch bedenken, dass sich das Land im Krieg befindet. Ich denke, in einem Zustand des Friedens hätte man sich nicht so zurückhaltend verhalten, sondern die Wagnerianer, ganz nach bekannter russischer Manier, brutal niedergewalzt!..

Quiron schrieb:aber die Angehörigen des Militärs, die sich jetzt fragen, warum sie sich Wagner entgegengestellt haben, wenn die dann für ihren Aufstand dennoch straffrei ausgehen.

Ach die paar Hanseln.
Dann dürfte jede Militär heulen dass einen Krieg verliert.
Wie gesagt in der Ukraine verlieren jeden Tag Russen wegen weniger ihr Leben.
Spätestens in einer Woche sind alle wieder so ihm Wahn dass diese Operrette keinen mehr intressiert.

ghita schrieb:Ich denke, in einem Zustand des Friedens hätte man sich nicht so zurückhaltend verhalten, sondern die Wagnerianer, ganz nach bekannter russischer Manier, brutal niedergewalzt!.

Ich denke im Zustand des Friedens wäre es gar nicht so weit gekommen.
Wobei... Wann war Russland eigentlich das letzte Mal in Friedenszeiten?

Berryl schrieb:Ach die paar Hanseln.
Dann dürfte jede Militär heulen dass einen Krieg verliert.
Wie gesagt in der Ukraine verlieren jeden Tag Russen wegen weniger ihr Leben.

Du hast es immer noch nicht verstanden: es geht nicht um das wieviel, es geht um das wie. Es ist eben nicht gut, wenn man seine Soldaten merken lässt, wie sehr man sie nur als Kanonenfutter betrachtet.

ghita schrieb:Ich denke, in einem Zustand des Friedens hätte man sich nicht so zurückhaltend verhalten, sondern die Wagnerianer, ganz nach bekannter russischer Manier, brutal niedergewalzt!..

Was ganz normal wäre.
Keine russische Art.
Keine legitime Regierung, was Putin nunmal ist, würde sich unter normalen Umständen zimperlich gegen eine PMC verhalten die sie stürzen will.

Anfimia schrieb:Wobei... Wann war Russland eigentlich das letzte Mal in Friedenszeiten?

Vor dem 24. Februar 2022 war es dies eigentlich.
Der Schmutz war in den 'unabhängigen' Separatistengebieten ausgelagert.

Anfimia schrieb:Ich denke im Zustand des Friedens wäre es gar nicht so weit gekommen.

Da bin ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher..leider sind die meisten davon vom Balkon oder einem Fenster gefallen oder haben sich versehentlich tödlich vergiftet et cetera..

Anfimia schrieb:Wobei... Wann war Russland eigentlich das letzte Mal in Friedenszeiten?

Eine gute Frage!

Gwyddion schrieb:Eine Luftwaffe hat Russland durchaus zur Verfügung... Wagner reiste quasi auf Autobahnen gen Moskau. Also ein leichtes Ziel.

Na Russlands Luftwaffe hat es nicht so mit beweglichen zielen.

Problematisch, Wagner kontrollierte auch den Flughafen von wo aus Einsätze erfolgten.

Ansonsten hat sich die Luftwaffe nicht so mit Ruhm hervorgetan. Immerhi. Seid gestern Abend diverse Hubschrauber verloren gegen Wagner.

Gwyddion schrieb:Mit kommt die ganze Geschichte arg inszeniert vor.
Wer weis... die Wagner Truppe sucht "Asyl" in Belarus... und greift irgendwann von dort aus die Ukraine an.
So abwegig finde ich die Idee nicht.

Doch weil sie keinen Sinn ergibt

ghita schrieb:befindet. Ich denke, in einem Zustand des Friedens hätte man sich nicht so zurückhaltend verhalten, sondern die Wagnerianer, ganz nach bekannter russischer Manier, brutal niedergewalzt!..

Ach ja..im Frieden hätte sich die ganze Situation ja gar nicht ergeben.

Quiron schrieb:Du hast es immer noch nicht verstanden: es geht nicht um das wieviel, es geht um das wie. Es ist eben nicht gut, wenn man seine Soldaten merken lässt, wie sehr man sie nur als Kanonenfutter betrachtet.

Und du hast es immer noch nicht verstanden dass man dies jetzt schon über ein Jahr macht und es insoweit intressiert wie jetzt die moralische Lage ist.
(Noch) Schlechter wirds dadurch, mutmaßung, nicht werden.
Kannst du das Gegenteil belegen bin ich natürlich offen dafür.

Anfimia schrieb:Hat prigoschin nicht selbst entschieden sich zurück zu ziehen und seine Truppen zurück zu rufen, nachdem lukashenko ihm das Angebot unterbreitet hat.

Irgendwer hat heute mal die Idee geäußert das dies vielleicht ein Vorwand ist, die Wagner-Truppen "unauffällig" nach Belarus zu schleusen und von da aus der Ukraine in den Rücken zu fallen.
Der Plan - so denn es den gibt - scheint mir gar nicht mal so schlecht.