parabol schrieb:Vorher hieß es immer, die Ukrainer dürfen bloß nicht russisches Territorium angreifen, sonst gibts eine furchtbare Gegenreaktion. Das war ein Hauptargument gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine, und Russland wollte z.B. eine Pufferzone von 300 km schaffen, wenn die Ukraine Raketen mit der Reichweite von 300 km erhält.
Das Problem ist ja, dass die Krim völkerrechtlich immer noch der Ukraine gehört. Damit rutscht die Krim in eine Grauzone in diesem Krieg, denn defacto wurde sie von Russland annektiert und Russland behauptet, dass die Krim Russisch sei.
Auf der anderen Seite gab es schon nachweislich mehrere ukrainische Angriffe auf russischem Gebiet, zum Beispiel die
Ölraffinerie oder das
Treibstoffdepot und die russischen Reaktionen waren überschaubar.
Auch eine weitere Eskalation von Russland im Ukrainekrieg ist nur schwer möglich, was will Russland machen, was sie noch nicht gemacht haben? Die ABC-Karte kann, will und darf Russland nicht spielen, weil das Selbstmord ist. (Jede Nation, die sich aktuell noch „Neutral“ gegenüber Russland verhält würde sich gegen Russland stellen!)
Und inzwischen mehren sich die Anzeichen, dass Russland am Rande seiner Kapazitäten ist und jetzt, wo die Ukraine auch ordentlich
Counter Battery geben kann (auch Dank westlicher Haubitzen) wird es noch mal enger für die russische Taktik.
Noch vor ein paar Wochen sah es anders aus - da konnte die Ukraine gegen die Feuerwalze nur wenig entgegen setzen und die Schwerpunktsetzung war, mittels GIS Arta, in Feuerunterstützung direkt an der Front und weniger Gegenfeuer.
https://kyivindependent.com/national/why-ukraine-struggles-to-combat-russias-artillery-superiorityDie Ukraine musste einen Schwerpunkt setzen, weil die russische Überlegenheit bei der Artillerie und der Mangel an Material dies erzwang. Entweder man macht Gegenfeuer oder unterstützt die Kameraden an der Front - beide Sachen gingen bisher nicht gleichzeitig.
Jetzt mehren sich die Berichte von russischen Artilleristen, dass sie schneller zusammenpacken müssen.
(Unter diesem Gesichtspunkt ist vielleicht der scheinbar öftere Einsatz von TOS-1 zu sehen, es gibt weniger Artillerie und die TOS-1 werden deswegen häufiger gezeigt.)
Russland hat auch das Problem, dass man noch militärische Kapazitäten für „andere Gegner“ vorhalten muss. Nicht, dass die 100.000 nordkoreanischen Soldaten auf die Idee kommen, auf der falschen Seite zu kämpfen…
Quiron schrieb:Ich frage mich, wie lange das russische Propagandaministerium ihr Lügengebäude noch aufrecht erhalten kann. Insbesondere, wenn sie so dilettantisch vorgehen, wie in der Vergangenheit. Man kann nicht alle Leute für alle Zeiten täuschen.
Die ganze Propaganda wird aktuell dem Ziel der Spezialoperation untergeordnet. Da darf es nicht sein, dass die Ukraine im Krieg ist - und damit können Explosionen im eigenen Territorium nur „Unfälle“ sein. Jede andere Möglichkeit (Luftangriff, Raketen, Sabotage) könnte die Leute auf die Idee kommen lassen, dass:
- die Spezialoperation gar keine ist und gar nicht so gut läuft
- Russlands Armee doch nicht so gut ist
- die Führung Scheiße gebaut hat
- man nicht die „Guten“ sind