Röhrich schrieb:Denen passiert normalerweise gar nichts, die fliegen aus der Armee und bekommen einen Stempel in ihr Heftchen.
Na ich weiß nicht. Das wäre die Folge, würden sie in einem Rechtsstaat leben. Aber Russland ist eine lupenreine Diktatur und in Diktaturen ist es in aller Regel mit "ich verweigere mich den Interessen meines Führers, weil ich formal im Recht bin" nun nicht gerade weit her.
Ich denke, dass die Hürden hoch sind, sich als russischer Soldat dem Einsatz zu verweigern.
Dennoch sind diese Hürden gemessen an den Taten nicht zu hoch.
Klar lässt sich vom sicheren Sofa von daheim aus prima philosophieren, was man wann tun müsste, um kein Mitläufer zu sein. Ist man selbst in so einer Situation und sieht man sich echten persönlichen Gefahren ausgesetzt, sieht auch die Sache anders aus.
Aber das ist in gewisser Weise Pech. Die einen haben das Pech, Ziel einer Aggression zu werden und die anderen das Pech, sich an dieser Aggression beteiligen zu "müssen". Es ist unfair, dass das Leben manchmal so ist - aber dahinter kann man sich nur zum Teil verstecken.
Diejenigen, die sich trotz hoher eigener Gefahren im Dritten Reich Juden versteckt haben oder nicht auf Menschen geschossen haben, die an der Mauer nicht auf Menschen geschossen haben, die grausame Befehle verweigert haben - diejenigen haben richtig gehandelt. Und damit die anderen nicht.
Die Frage ist nur, wie sehr es menschlich vorwerfbar ist.
Was man da aber nicht tun sollte ist, den Menschen eine Situation der "ich habe gar keine Wahl" zubilligen. Die Wahl haben sie und sie entscheiden sich, lieber anderen Leid zuzufügen als eigenes Leid zu ertragen. Das kann menschlich nachvollziehbar sein - aber es ist eine Wahl.