@hawaii hawaii schrieb:Die Drohung Flüchtlinge direkt nach Deutschland zu schicken ist an Frechheit und ... kaum noch zu überbieten. Wie kalt und menschenverachtend muss man sein, um überhaupt auf solch eine Idee zu kommen?
Nun ja, bisher profitiert Deutschland von seiner Lage und versteckt sich hinter den europäischen Asylregelungen, dass jenes Land, in welchem Flüchtlinge zuerst europäischen Boden betreten, sich auch um diese und ihre Asylanträge kümmern müsse.
Was natürlich eine superpraktische Sache für ein Binnenland ist, das weit ab von Flüchtlingsrouten liegt und zwischen dem und dem afrikanischen Kontinent und dem arabischen Raum noch eine Reihe anderer Länder liegen...
Die Chance ist sehr viel höher, dass afrikanische und orientalische Flüchtlinge zuerst in Spanien, Italien oder Griechenland europäischen Boden betreten, womit ,,ganz formal und den Gesetzen folgend" auch diese Länder zuständig sind.
Deutschland hat sich nicht an der Rettungsaktion ,,mare nostrum" beteiligt, wo die Italiener ca. 1 Jahr lang Flüchtlinge auf dem Mittelmeer aus deren Schaluppen und Seelenverkäufern gefischt haben.
Man fand es zwar nett und menschenfreundlich, aber die deutsche Politik vertrat mehrheitlich die Auffassung, das sei ja nicht ,,unsere Angelegenheit".
Als Italien das dann aus Geldmangel einstellen musste, fand man es scheiße.
Deutschland beteiligt sich nur marginal an ,,Triton", der Operation der Frontex.
Aufgabe dieser Operation ist nicht die Rettung von Flüchtlingen, sondern die möglichst frühe Abweisung.
,,Die Anstalt" hat es schön, leider allzu wahr, parodiert:
Ein paar Flüchtlinge schwimmen auf dem Mittelmeer, sind nahe am Ertrinken, während die feiernden Reichen auf dem Kreuzfahrtschiff Europa Champagner trinken, ihnen zuwinken und rufen:,,Ja viel Erfolg, wenn Sie nach Europa kommen, kann man ihnen helfen. Was? Nein, auf das Schiff helfen können wir ihnen wirklich nicht, das wär ja illegale Einwanderung und sie müssen ja auch selbst mal etwas tun, nicht wahr?"
Übrigens: Würde man sich den regelmäßigen Umzug des EU-Parlaments zwischen Brüssel und Straßburg samt Anhang sparen, hätte die EU mehr als genug Geld zur Verfügung, um über lange, lange Zeit eine Aktion, wie Mare Nostrum, zu finanzieren.
Aber ,,man muss halt Prioritäten setzen" und man hat deshalb eben ,,nicht genug für alle, kann nicht jeden aufnehmen, wie schade...".
Es gab auch Aufregung darüber, dass Italien Flüchtlinge nach Deutschland weitersandte, ebenfalls, weil das Land große, finanzielle Probleme hat(te) und Deutschland sich partout hinter den Buchstaben der Gesetze (die es selbst zu seinen Gunsten ausgehandelt hatte) versteckte, die besagten, dass eben das erste Land zuständig sei.
Auch finanziell.
Finanzielle Unterstützung wollte Deutschland nicht bezahlen.
Stell es dir so vor: Du bist Pleite, sollst dann aber einen Haufen Flüchtlinge versorgen, fragst deinen Nachbarn, ob er dir finanziell helfen oder dir einige Flüchtlinge abnehmen kann, er hat ja Platz und Kohle. Und der Nachbar winkt lächelnd ab und sagt:,,Nein, nein, das haben wir doch genau geregelt, der ist zuständig, bei dem die Flüchtlinge zuerst auftreten. Und das ist zufällig bei dir, da müssen wir uns strikt an die Vorschrift halten...".
Dass die Flüchtlinge, um zu deinem Nachbarn zu gelangen, erstmal über dein Grundstück müssen, lässt er elegant ungesagt.
Ich fand es richtig, dass Italien die Flüchtlinge weitergeschickt hat. Deutschland als ein hochentwickeltes, reiches Land darf sich nicht einfach verstecken, abschotten und behaupten, Deutschland ginge es doch nichts an, wie es in anderen Ländern laufe.
Obwohl wir uns gerne auf ein christliches Erbe und eine solche Kultur berufen, ganz besonders im Verhältnis zum Islam, vergessen wir gerne eines der wichtigsten, christlichen Gebote überhaupt:,,Liebe deinen Nächsten...".
Um jetzt wieder den Bogenzu Griechenland zu spannen:
Ich sehe es weniger als Drohung, sondern als Ausdruck von Verzweifelung und Feststellung, wenn Griechenland sagt:,,Wenn wir keine Unterstützung kriegen, können wir uns auch nicht mehr um Flüchtlinge kümmern und müssen sie weitersenden."
Wer nahezu nichts mehr hat zu einem bestimmten Zeitpunkt, kann sich auch nicht in Menschenfreundlichkeit üben und um Flüchtlinge kümmern.
Nein, als Drohung betrachte ich es nicht.
Dreist fand ich hingegen die Meldung von SPON, glaube gestern oder vorgestern war es, wo geschrieben wurde, Finanzminister Varoufakis ,,droht mit Referendum über Reformen und Sparmaßnahmen" - ja, es ist wirklich eine ganz niederträchtige Drohung, ein Volk entscheiden zu lassen, ob es Reformen und Sparmaßnahmen mittragen will.
Was glaubt der Varoufakis eigentlich, was in Griechenland und der EU herrscht?
Etwa Demokratie?
;)