Griechenland 2015 - Heldenepos oder Tragödie?
18.02.2015 um 11:29http://www.heise.de/tp/artikel/44/44171/1.html
Griechenland: "Es ist nicht die Zeit, um zu spielen"
Wassilis Aswestopoulos 18.02.2015
In Athen regt sich kaum jemand über Grexit-Drohungen auf
Nach den erneuten Scheitern der Eurogruppe schaltet die griechische Regierung weiter auf Attacke. "Schäuble sollten die Nationen leid tun, in denen die Menschen mit gesenktem Kopf durch die Straßen laufen" konterte Alexis Tsipras selbstbewusst die Aussage des Bundesfinanzministers. Wolfgang Schäuble hatte zwei Tage zuvor sein Bedauern darüber Ausdruck verliehen, dass die Griechen seiner Ansicht nach die falsche, weil verantwortungslose Regierung gewählt hätten. Taktisch klug entschuldigte Tsipras sich am Dienstag öffentlich bei Schäuble. Die Parteizeitung Avgi hatte den Bundesfinanzminister wenig geschmackvoll als KZ-Aufseher karikiert. "Das gefällt uns nicht", rügte Tsipras seine Journalisten. Im gleichen Atemzug spottete er, dass Schäuble seine Contenance verloren habe.
In der gesamten internationalen Presse derweil wird über den Grexit diskutiert - wie aber sehen es die betroffenen Griechen? Die meisten bewundern in einer Art Massenhysterie den neuen Finanzminister Yanis Varoufakis. Fast messianisch wird er als "derjenige, der den Europäern mal endlich die Meinung sagt" verehrt. Seine Gegner, die vor allem aus der Nea Dimokratia stammen, hassen ihn umso mehr. In der internationalen Presse wird er aktuell als ausgebuffter Pokerspieler porträtiert.
Varoufakis und die Spieltheorie
Der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis antworte über die amerikanische Presse, "es [sei] nicht die Zeit für Spiele in Europa". Finanzminister Varoufakis hat den Griechen beigebracht, über Finanzen und Wirtschaft zu diskutieren, ohne immer alles in Zahlen zu fassen. Genau diese Fähigkeit, wirtschaftliche Zusammenhänge als Mechanismen und nicht als Zahlenkolonnen zu erklären, brachte ihm erst die Popularität, welche ihn auf den Ministersessel hievte. Varoufakis ist in Griechenland dafür bekannt, dass er Dinge beim Namen nennt und Euphemismen mit Vehemenz als Lügen entlarvt. Nicht nur bei der Kleidung, auch beim Dialog verhält sich der Professor unkonventionell. Schließlich ist bereits seine Namensschreibung ein Affront für Rechtschreibfanatiker. Varoufakis besteht darauf, dass er Yanis mit einem "n" ist. Als Vergleich für Deutsche mag dienen, dass Johanes mit einem "n" eine ähnliche Namensrevolution wäre.
Umso weniger wundern sich die Griechen darüber, dass die ausländische, vor allem aber die deutschsprachige, also auch ein Teil der schweizerischen Presse nun über Varoufakis herzieht. Zu Beginn der Krise wurde der gleiche Varoufakis übrigens größtenteils von den gleichen Presseerzeugnissen gefeiert, die ihn nun verteufeln. Der Ökonom hatte bereits vor der
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