Ergänzung : Wie die Amerikaner versucht haben den ersten Ariane Start zu stören :
Ich habe gerade das Buch "La Naissance d'Ariane" von Jean-Pierre Morin gelesen. Jean-Pierre Morin arbeitete seit 1964 bei der französischen Raumfahrtagentur CNES und war seit 1972 beim Ariane-Programm dabei. Bis zum Jahr 1993 - als Vizedirektor des Centre Spatiale Guyanais. Also ein langjähriger Insider. Jemand, der viel erlebt und gesehen hat. Nicht nur die technische, sondern auch die organisatorische, menschliche und politische Seite des Projekts. Die Höhen und Tiefen. Die technischen Probleme mit den Vorläufern. Die unlösbar erscheinenden Konflikte. Die politischen Grabenkämpfe zwischen Amerikanern, Sowjets und Europäern, aber auch zwischen den innereuropäischen Akteuren andererseits. Und schließlich den Erfolg, den viele von vorneherein für ausgeschlossen gehalten hätten.
Auf jeden Fall eine interessante Lektüre, bei der jedoch auch einzelne Stellen Stirnrunzeln hervorrufen.
Die zweifellos spannendste Stelle des Buchs ist die Beschreibung der Stunden vor dem ersten Startversuch von Ariane 1 am 15. Dezember 1979 (Der Start wurde später aus technischen Gründen abgebrochen und auf den 24. Dezember verschoben). Morin beschreibt den Stress und die Spannung, als die jahrelangen Vorbereitungen endlich auf den angestrebten Zielpunkt zulaufen.
Aber etwas an seiner Beschreibung erscheint mir seltsam:
Zweieinhalb Stunden vor Ablauf des Countdowns wird eine Krisensitzung des Führungspersonals im Startkomplex einberufen. Ein Seeüberwachungsflugzeug der französischen Marine hatte bei der Überprüfung des von der Rakete zu überfliegenden Seegebiets zwei gestoppt liegende Schiffe gesehen. Diese hatten dort nichts zu suchen - es war zuvor schon eine Warnung an die Luftfahrt und Seefahrt herausgegangen.
Bereits die Anwesenheit der Schiffe in der Gefahrenzone würde den Start verhindern. Die Mannschaft des Marineflugzeugs versuchte deswegen, die Besatzung der Schiffe auf der internationalen Notruffrequenz anzufunken. Die Funksprüche wurden nicht erwidert. An Bord war niemand zu sehen. Mit Ferngläsern konnte von dem Flugzeug aus festgestellt werden, dass es sich keinesfalls um Fischerboote oder Frachter handelte, sondern um Spezialschiffe zur elektronischen Überwachung (ELINT). Ferner konnten die Namen der Schiffe festgestellt werden. Es waren russische Namen: Eins hieß "Petrov", das andere "Ivanov". Aha! Die nu wieder.
Beide Schiffe wurde vom Marineflugzeug aus fotografiert. Dieses kehrte dann schleunigst zur Basis zurück.
Inzwischen wurde festgestellt, dass die Schiffe keineswegs nur lauschten. Im Gegenteil, sie sendeten auf Frequenzen, die unter anderem den Radarempfang der Stationen störten, mit denen die Bahn der aufsteigenden Rakete nach dem Start verfolgt werden sollte. Also schon ein aggressiver Akt der willkürlichen Störung.
Hinzu kam, dass eines der Schiffe genau unter dem Punkt positioniert war, wo die Trennung der zweiten von der dritten Stufe und bald darauf die Zündung der kryogenen Drittstufe erfolgen sollte. Das bereitete allen in der Startbasis in Kourou größte Sorgen, denn laut Morin war erwartet, dass wegen des heißen Triebwerksstrahls aus der Drittstufe kurzfristig die Funkverbindung zwischen Rakete und Startbasis unterbrochen sein würde. Das Schiff jedoch würde sich genau unterhalb der Rakete befinden - seine Funkverbindung zur Rakete wäre von diesem Problem nicht betroffen. Es könnte in diesem Moment also gelingen, die Kontrolle über die Drittstufe zu übernehmen und das Signal zur Selbstzerstörung zu senden, ohne dass von Kourou aus eingegriffen werden konnte.
Warum aber hätten die Sowjets so etwas vorhaben sollen? Die Sowjetunion hatte mit den Europäern einen Exklusivliefervertrag für das UDMH , den Brennstoff für Erst- und Zweitstufe. Sie hätten also das Projekt Ariane viel einfacher unterbinden können, ohne schwere diplomatische Verwicklungen zu provozieren. Ohnehin konnte es der Sowjetunion doch nur Recht sein, wenn das Projekt Ariane ein Erfolg würde. Zwischen der UdSSR und der westlichen Welt gab es damals keine Konkurrenz im Markt für Satellitenstarts. Zwischen den USA und Europa schon, was zu erheblichem transatlantischen Zwist geführt hatte. Die Sowjetunion konnte nur davon profitieren, wenn es zu weiterer Verstimmung zwischen den USA und ihren Verbündeten käme.
Inzwischen war in Kourou der Film entwickelt. Man wollte die Bilder schnellstens zum Hauptquartier der Marine in Paris schicken. Nächstes Problem: Die Marine hatte moderne Faxgeräte, die Startbasis in Kourou aber nur ein veraltetes Bildtelegrafiegerät. Beide zueinander inkompatibel. Jemand fand aber heraus, dass die Tabakläden in Paris, bei denen auch Pferdewetten abgeschlossen werden konnten, Empfangsgeräte für die Bildtelegrafie installiert waren. Die Polizei ein Paris besetzte kurzerhand das dem Hauptquartier der Marine in Paris nächstgelegene "Bureau de tabac" und warf die dort wartenden Wettfreunde hinaus. Deren Murren wurde ignoriert. Man erzählte ihnen - hier besonders passenderweise - etwas vom Pferd, nämlich dass es eine Bombendrohung gegeben habe. Die Fotografien wurde zur Tabakhandlung geschickt, die Ausdrucke per Motorradkurier ins Marinehauptquartier gebracht und die Schiffe dort anhand des Archivs von Bildern aller Schiffe der Welt identifiziert.
Es stellte sich schnell heraus, dass es sich keineswegs um russische, sondern um Schiffe der US Navy handelte, und zwar, so Morin, die USS San Diego und die USS Fresno. Ein bereits zuvor ausgeschicktes Aufklärungsflugzeug der französischen Marine rief die Schiffe nun auf Englisch an und teilte den Besatzungen mit, dass ihre Maskerade aufgeflogen sei. Sie hätten sich unverzüglich zu entfernen und das Aussenden von Radarstrahlung zu unterlassen, sonst hätte es eine geharnische regierungsseitige Protestnote direkt an den US-Präsidenten James E. Carter zur Folge.
Von den Schiffen meldete sich daraufhin eine nasale Stimme und antwortete lakonisch "OK, we move". Dann nahmen beide Schiffe Fahrt auf und dem Start der Rakete stand zumindest von dieser Seite aus nichts mehr im Wege.
Ganz dramatische Sache, das. Keine Frage. Es ging über einen kleinen Kreis von Eingeweihten nicht hinaus (bis einer der Eingeweihten, nämlich Morin, in seinem Buch alles ausplaudert). Deswegen habe auch nie jemand was von der Sache gehört.
http://www.scilogs.de/go-for-launch/jean-pierre_morin_la_naissance_d_ariane/
Verdammt spannende Dokumentation die einige Parallelen zum aktuellen Zeitgeschehen erkennen läßt, dort wird z.B von den Verantwortlichen zugegeben, dass ein russiches Uboot gestört wird, so dass es auf Grund läuft .....
Täuschung - Die Methode Reagan
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Was man aus dieser Dokumentation lernen kann:
1. US-Präsident Ronald Reagan war kein Trottel. Im Gegenteil, er war hoch intelligent und umsichtig, leider für die falschen Ziele.
2. Die Politik der Entspannung und des Aufbaus einer Ordnung gemeinsamer Sicherheit in Europas einschließlich Russlands, also zwischen Ost und West, wurde nicht erst ab 1990 durch Präsident Clinton unterlaufen.
3. Reagan wollte keinen Frieden mit der Sowjetunion bzw. Russland als Partner. Ihm ging es um die Destabilisierung und dabei vor allem um die ökonomische Destabilisierung durch Zwang zu immer größeren militärischen Ausgaben. Reagan legt es darauf an, die Sowjetunion ökonomisch und technologisch nieder zu konkurrieren. In der Dokumentation wird die Überlegenheit demonstriert.
4.In der Dokumentation wird sichtbar, welche tödliche Rolle Deutschland bei einer kriegerischen Auseinandersetzung hätte spielen müssen – es wäre so vernichtet worden, dass nicht einmal Flugplätze für die vom Atomkrieg zurückkehrenden Flugzeuge des Westens übrig geblieben wären. Das neutrale Schweden war als alternativer Flugzeugträger vorgesehen.
5.Die USA haben unter Reagan in die Innenpolitik und in die Außenpolitik Schwedens hinein regiert. Indem sie mit NATO Partnern zusammen einen sowjetischen U-Boot Einsatz inszenierten, beeinflussten sie zusammen mit den schwedischen Militärs und Medien die Stimmung in Schweden und untergruben die Mehrheit für Olof Palmes entspannungspolitische Linie.
6. Der Film zeigt, wie stark die Stimmung in der Bevölkerung eines Landes manipuliert werden kann. Vor der Operation des „Komitees für Täuschungsoperationen“ fühlten sich nach Umfragen 27 % der Schweden von der UdSSR bedroht; nach Auftauchen der vermeintlich sowjetischen U-Boote stieg der Anteil der Verängstigten auf 83 % (im Film beginnend bei Minute 37).
7. Die Dokumentation zeigt, wie eine nichtgewählte Gruppe finanziell, medial und politisch Mächtiger die politischen Entscheidungen und die politische Linie eines Landes beeinflussen kann. Diese Gruppe und das schwedische Militär konspirierten gegen den eigenen Ministerpräsidenten.
8. Wenn man rechtzeitig und clever genug dafür sorgt, die Belege für eine solche Verschwörung zu beseitigen, dann kann man sogar in der bewunderten schwedischen Demokratie einer Anklage und Verurteilung entgehen.
9. Die Dokumentation ist ein weiterer Beleg dafür, wie albern und wirklichkeitsfremd die geläufigen Vorwürfe sind, Vorgänge, wie in der Dokumentation geschildert, seien das Produkt von Verschwörungstheoretikern. Wieder einmal wird belegt: die Wirklichkeit ist viel schlimmer, als sich dies fantasievolle Verschwörungstheoretiker vorstellen könnten.
http://www.arte.tv/guide/de/050296-000/taeuschung-die-methode-reagan