Gibt es moderate Muslime?

@bliebig
Kann mir schon vorstellen, wie du das meinst. Dennoch unglücklich formuliert, wie ich finde.

Wie auch immer, um zu den Expats (expatriate?) zu kommen: größtenteils noch aus der ersten Generation, sehe ich das völlig normal, dass sie sich in ihrem Geburtsland und neben dem größten Teil ihrer Familie beerdigen lassen möchten. Daraus entwickelt sich womöglich auch ein Kreislauf, aus dem der Sohn sich wieder Nahe seinen Eltern begraben lassen möchte etc.
Allerdings, das "Sehitlik"-Friedhof ist schon vor einigen Jahrzehnten ausgelastet gewesen. Auch sehe ich nicht einen zwingenden Zusammenhang zwischen Begräbnisstätte und Heimat.

@bliebig
Als Muslim betrachte ich Deutschland als meine Heimat da ich hier aufgewachsen bin, ich leben hier mein ganzes Leben lang, ich fühle und denke deutsch, ich liebe Deutschland, würde sogar für Deutschland in den Krieg ziehen, bin Patriotisch. Dennoch werde ich als Migrant bezeichnet, muss mich als Muslim rechtfertigen und sollte mir oben drein auch noch Fragen stellen die für mich wie eine Beleidigung klingen, Fragen die mich auf meine religiöse Herkunft reduziert. Das hat sich ein Muslim gedacht, als er deine 6 Fragen und den Anhang gelesen hat.

@vincent
Ich will hier jetzt keine Heimat Diskussion losbrechen. Heimat, BTW, ein sehr deutscher Begriff ist nicht zwangsläufig dort wo ich meine Brötchen verdiene und meine Kinder großziehe.

Der Bestattungsort kann den Grund haben den du nanntest. Ignaz Bubis sagte noch zu Lebzeiten, er wolle nicht an einem Ort begraben sein, wo er befürchten muss dass sein Grab geschändet wird.

Er hätte sich auch in den USA begraben lassen können, er wählte aber Israel.
Ich denke du bist in deiner Heimat angekommen, wo du begraben sein willst.

@Helion

Helion schrieb:Als Muslim betrachte ich Deutschland als meine Heimat da ich hier aufgewachsen bin, ich leben hier mein ganzes Leben lang, ich fühle und denke deutsch, ich liebe Deutschland, würde sogar für Deutschland in den Krieg ziehen, bin Patriotisch.

Ich kann nicht mehr sagen welcher Politiker das sagte, kenne aber noch genau die Worte die man an Michel Friedman richtete: "Wenn zwischen Deutschland und Israel ein Krieg ausbräche wüsste man auf welcher Seite Friedman kämpfte."

Ist schon komisch, aber bei Wischnewski, Wyzorek, und die vielen anderen Politiker mit polnisch klingenden Namen würde man nie fragen an welcher Seite sie stünden wenn zwischen D und PL ein Krieg ausbräche.

Jetzt verdreh mit bite nachher nicht wieder die Worte wenn ich jetzt in diesem Kontext die Gretchenfrage stelle: "Wenn zwischen Deutschland und der Türkei ein Krieg ausbrechen würde, an welcher Seite würdest du kämpfen?

Bin gespannt auf deine Antwort.

Helion schrieb:Dennoch werde ich als Migrant bezeichnet, muss mich als Muslim rechtfertigen und sollte mir oben drein auch noch Fragen stellen die für mich wie eine Beleidigung klingen, Fragen die mich auf meine religiöse Herkunft reduziert. Das hat sich ein Muslim gedacht, als er deine 6 Fragen und den Anhang gelesen hat.

Auf die Beleidigung komme ich gleich wenn du mir auf die obige Frage antwortest. aber zunächst dies:

Kennst du die Geschichte von Ozan Ceyhun?

Seit Jahrzehnten lebt Ozan Ceyhun in Deutschland. Er hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, mit einer deutschen Frau eine Familie gegründet, seine Söhne einsprachig mit Deutsch als Muttersprache erzogen. Er engagierte sich in der Politik, wurde Europaabgeordneter, machte Wahlkampf für die SPD. Ozan Ceyhun ist ein Paradebeispiel gelungener Integration. Dennoch habe er festgestellt: 'Man wird nie Deutscher.'

Unter diesem Titel hat Ozan Ceyhun seine Erfahrungen in einem Buch zusammengefasst (Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2012). Seine Integration erachte er als gescheitert. Der Schlüsselmoment für diese Einsicht sei 2002 ein Gespräch mit dem frisch wiedergewählten Bundeskanzler Gerhard Schröder gewesen. Nach der gewonnenen Wahl lädt Schröder Ceyhun ins Bundeskanzleramt, um sich bei ihm für die Wahlkampfunterstützung zu bedanken. Es folgt ein Plausch, im Laufe dessen der Bundeskanzler Ceyhun fragt: 'Sag mal, Ozan, warum haben deine Landsleute eigentlich diesen Erdoğan gewählt?'

weiter gehts hier...http://almanyabulteni.de/sonje-schwennsen/wie-aus-einem-turken-kein-deutscher-wurde

bliebig schrieb:Jetzt verdreh mit bite nachher nicht wieder die Worte wenn ich jetzt in diesem Kontext die Gretchenfrage stelle: "Wenn zwischen Deutschland und der Türkei ein Krieg ausbrechen würde, an welcher Seite würdest du kämpfen?

Wieso gerade die Türkei, er oder sie könnte ja aus praktisch jedem Land kommen Oo

Muslimische Moderatoren gibt es jedenfalls^^

@Pallas

Pallas schrieb:Wieso gerade die Türkei, er oder sie könnte ja aus praktisch jedem Land kommen Oo

Weil ich das aus dem Kontext heraus verstanden habe, dass ER einen türkischen Migrationshintergrund hat.

@bliebig

Aus welchem Kontext?

@Helion

Also ich finde das super, wenn Du Deutschland so siehst...Du lebst offenbar sehr gerne hier, klasse.
Nur: Ich sehe immer mehr Menschen, selbst der dritten Generation, bei denen das nicht so ist. Wenn man nach den Gründen fragt, kommen fast immer Schuldzuweisungen an die deutsche Seite, obwohl es noch nie so viele Integrationsangebote gab. Aber man muss es auch wollen...
Da hatte es die erste Generation deutlich schwerer und viele fühlen sich verbundener mit Deutschland, als es ihre Enkel tun. Ich verstehe das nicht...
Weshalb diese Zustimmung zu Erdogan, weshalb dieses "stolzer Türke"-Gedöns, in der dritten Generation?
Ich bin da teilweise ratlos, EINE Erklärung liegt für mich in der zunehmenden Religiosität.

@Pallas
Völkermord 1915 – 92 Jahre Missachtung sind genug (Seite 44) (Beitrag von Helion)

saba_key schrieb:Muslimische Moderatoren gibt es jedenfalls^^

Neeein?! :D

@Mao1974

Mao1974 schrieb:Weshalb diese Zustimmung zu Erdogan, weshalb dieses "stolzer Türke"-Gedöns, in der dritten Generation?
Ich bin da teilweise ratlos, EINE Erklärung liegt für mich in der zunehmenden Religiosität.

Die Türken mit denen ich befreundet bin sind Kemalisten und finden das Erdogan ein primitiver Bauer ist. Und dieses Macho-Gehabe findet man häufig in Unterschichten, die es bei den meisten anderen Migranten auch gibt. Sogar unter den Deutschen, die in sozialen Brennpunkten groß geworden sind hast du dieses Platzhirsch Gehabe. Die Straße ist hart und gefährlich, da muss man sich durchsetzen können.

Ich denke das ist nur eine selektive Wahrnehmung, dass das mit der Religion assoziert ist.

Im Übrigen sehe ich es so (und da beißt die Maus keinen Faden ab), daß Integration nach wie vor eine Bringschuld ist.
In anderen Ländern ist das selbstverständlich.
Hab letztens eine Doku über Einwanderer in Kanada gesehen, da wird nach nem Jahr die Hymne abgesungen. Nicht daß ich das verlangen würde, aber hierzulande werden teilweise schon Sprachkenntnisse als unzumutbar erachtet. Es leben hier Menschen, nicht wenige, die nach 20 Jahren noch kein Wort Deutsch sprechen. Muss man sich da nicht mal an die eigene Nase fassen?

@bliebig

Hm, ich weiss nicht, hast Du Dir die letzte Erdogankundgebung angesehen? Ist schon beängstigend, dem jubeln ja nicht nur "Bauern" zu...
Klar, das Machogehabe will ich nicht nur auf Muslime beschränken, aber man kann auch nicht leugnen, daß es da besonders und extrem verbreitet ist, nicht nur in der Unterschicht.

@bliebig
Um deine Frage zu beantworten, was aber irgendwie keinen Sinn macht, da meine Eltern nicht aus der Türkei stammen, bin kein Türke, auch kein Araber, Afrikaner bin ich auch net ... und ja ich würde Deutschland verteidigen.

Bitte jetzt nicht fragen aus welchem Herkunftsland meine Eltern stammen. Das hat nichts zur Sache.

@Mao1974

Mao1974 schrieb:nicht wenige, die nach 20 Jahren noch kein Wort Deutsch sprechen. Muss man sich da nicht mal an die eigene Nase fassen?

Das ist auch nur eine selektive Wahrnehmung. Ich kenne deutsche Emigranten, die fast ihr ganzes Leben in Israel gelebt haben und auch nur gebrochen Hebräisch sprechen.

Odre als in in New York in China town war, haben öfters mal Chinesen, die ich in Englisch angesprochen haben den Kopf geschüttelt und jedenfalls so getan als verstünden sie kein Wort. Es liegt nicht an meinem englisch versichere ich.

@Helion

Helion schrieb: und ja ich würde Deutschland verteidigen.

Würdest du auch D verteidigen, wenn der Krieg gegen das Herkunftsland deiner Eltern wäre?

@bliebig

Hm, nö, da kann ich Dir nicht zustimmen.
Das sind längst keine Einzelfälle mehr.
Ein Freund von mir arbeitet in einer sozialen Einrichtung, die Kinder betreut (ähnlich der Arche in Berlin). Die wenigsten Eltern sprechen Deutsch, mit denen ist kein Dialog möglich, sie wollen ihn auch nicht.
Die Kinder werden dort versorgt, kriegen kostenloses Essen (halal natürlich ;-), Betreuung und Hilfe in der Schule. Das wird null gewürdigt, im Gegenteil.

Helion schrieb:Als Muslim betrachte ich Deutschland als meine Heimat da ich hier aufgewachsen bin, ich leben hier mein ganzes Leben lang, ich fühle und denke deutsch, ich liebe Deutschland, würde sogar für Deutschland in den Krieg ziehen, bin Patriotisch. Dennoch werde ich als Migrant bezeichnet, muss mich als Muslim rechtfertigen und sollte mir oben drein auch noch Fragen stellen die für mich wie eine Beleidigung klingen, Fragen die mich auf meine religiöse Herkunft reduziert. Das hat sich ein Muslim gedacht, als er deine 6 Fragen und den Anhang gelesen hat.

Auch wenn ich deinen Patriotismus für Deutschland nicht so ganz teile, ein toller Beitrag, wie man ihn öfter von Muslimen in Deutschland hören/lesen sollte.

@bliebig
So Unwahrscheinlich das auch ist, ja. Aber wie gesagt, sehr sehr unwahrscheinlich. Alles andere regelt das Kriegsrecht. Nur um genauer zu sein, du meinst mit Krieg schon dem Verteidigungskrieg?

Es liest sich jetzt blöd, da ich den Stein ins Rollen gebracht habe, aber welchen Sinn und Zweck haben solcherlei Fragen? Ich persönlich sehe da einen Beweis von Loyalität, aber es muss ja nicht unbedingt Krieg sein, kann genauso gut ein Beispiel aus der Wirtschaft genommen werden.