catman schrieb:Was schreien die denn dann ? Dass in Russland die Juden die Macht übernommen haben ?
Einen echten Wahnwichtel ficht das nicht an, weil bei denen täglich
alles-anders-Tag ist.
Gesetzt den Fall die russischen und amerikanischen Dienste und Militärs gingen demnächst auf Kuschelkurs, feierten bilaterale Sexorgien und Saufgelage, würden die nächste Annektion gemeinsam durchführen und die Beute gerecht teilen...
dann würde ein rationaler Mensch seinen Standpunkt überdenken und der aktuellen Erkenntnislage anpassen.
Nicht so der irrationale Mensch, der im endlosen gut-böse-Modus tickt und der bekanntlich aus Prinzip alles anders macht. In dessen Welt gibt es keine poppersche Falsifikation sondern ausschließlich die Verifikation, was erklärt weshalb diese Weltbilder wie eingemeißelt sind. Wenn nun der Ist-Zustand ums verrecken nicht zum Weltbild passen mag, dann ist für die meisten kein Problem (siehe "Firmen-BRD", Chemtrails, aber auch Flat Earth, Hohle Welt uswusf; keine dieser Flatulenzen hält dem Realitätscheck stand-doch das stört nur die Kritiker nie die Infizierten).
Falsifikation gibbet net und was es nicht gibt kann keine Weltbilder erschüttern. Einfache Sache das.
Einige andere jedoch, nennen wir sie einfach mal
Vordenker, auch wenn es mit dem denken nicht allzu weit her ist und Vorverdauer wohl besser passt, sehen die Falsifikation durch Umkehrung als Bestätigung (v/o Beweis) für die jeweilige These.
Elsässer, der ein wahrer Meister des geistigen Spagat und heißester Kandidat für eine Professur in der noch zu gründenden Disziplin "Stupid thinking-Die Kunst Hirnmüll logisch erscheinen zu lassen", würde aller Wahrscheinlichkeit nach behaupten, die neue Nähe wäre einerseits als Einsicht des Ami und gleichzeitig als Schuldeingeständnis zu werten und obendrein und sowieso und überhaupt der ultimative Beweis für opportunes Gebahren und Machtbesessenheit, wodurch dem Ami erneuert böse, selbstsüchtige und niedere Beweggründe attestiert würden. Fertig ist Elsas Beweisführung.
Ein reales Beispiel für das elsässerische factbending sind die vieldiskutierten "Homogesetze" Putins. Egal wie man dazu nun stehen mag, kein Mensch kann ernsthaft behaupten, dass Russland überaus "homofreundlich" sei. Nun ist mir nicht bekannt, ob es sich bei Elsa um einen Mensch oder nur um Auswurf einer noch unbekannten extraterrestrischen Kreatur handelt, jedenfalls ist die Argumentation "Russland ist in allen Punkten weit vorn" für Ding Elsa gar kein Problem. Er behauptet einfach, dass in Russland die Homosexualität früher legalisiert wurde als in Deutschland. Aus diesem Umstand leitet er ein für alle Mal russische Anti-Homophobie ab. Was logisch ist, denn der Sieger eines Marathons ist derjenige, der nach 100Meter vorn liegt. Die restlichen 42km sind für die Galerie, wie jeder weiß. Nach der russischen Legalisierung könnte Putin (oder sonstwer) ab morgen Homosexuelle standrechtlich erschießen lassen und wäre nach Onkel Elsa immer noch nicht homophob. Fertig ist die Laube.
Soweit so schlecht, es gibt aber noch andere Vorvergaser. Wie würden die wohl reagieren?
Ken, Vogt und ein paar andere Spießgesellen sind nicht zwingend pro-russisch, denn sie haben es nicht so sehr mit oktroyiertem Regelwerk an das man sich zu halten hat, wodurch automatisch jeder halbwegs intakte Staat zum Feind mutiert, da Regeln
freiheitlich-natürlichen Grundrechte des Individuums (wobei diese geleckten Primaten freilich immer nur ihre Grundrechte und Freiheiten meinen) begrenzen und darüber hinaus sogar Sanktionen bei Zuwiderhandlung drohen. Hieraus resultiert für diese Witzfiguren, dass Regeln, Gesetze und Normen (selbst Werte) in höchstem Maße freiheitshemmend wirken und somit abzulehnen sind.
Die pro-russische Haltung dieser "diese-Suppe-mag-ich-nicht-Gang" resultiert lediglich aus dem weitaus stärkeren Antiamerikanismus.
Ken hätte keine Schmerzen seiner prorussischen Haltung einen Tritt ins Gesitze zu verpassen, wenn sich die beiden Mächte zu sehr annähern oder ähneln würden. Ken (und andere) leben vom Feindbild, das sie hingebungsvoll, ja nahezu liebevoll, aufbauen, hegen und pflegen.
Erst maskieren um anschließend (scheinbar) zu demaskieren. So läuft das Geschäft.
Ihr Weltbild ähnelt einem Leitfaden für künftige Romanciers. Eine gute Geschichte braucht Protagonist und Antagonist. Die Hauptfigur und den Gegenspieler. Gut gegen böse. Schön gegen hässlich. Reich gegen arm. Gebildet gegen Kieselalge. Wir wissen nicht erst seit Bond und Batman, dass es nie genug böse Gegenspieler geben kann. Je mehr Gegenspieler, desto größer das Heldentum und stärker das paranoide Weltbild. Und deshalb würden die Heilsbringer mit Zielgruppe Mensch nicht eine Femtoseunde lang zögern um Russland fallen zu lassen und zu dämonisieren. Verbündet ist man nur im gemeinsamen Feindbild, fiele dieses, fiele auch das Bündnis.
Ach ja, wer nun wissen will, wer in diesem Drama die Rolle des guten, schönen, gerechten, ehrlichen Protagonisten einnimmt, muss sich bis Teil zwei dieser unerträglichen Saga gedulden. Demnächst in ihrem Kino.