Wohin geht die Türkei unter Erdogan?

@Juvenile
Nur in Aegypten hat sich auch niemand an der Militärregierung von Muhbarak oder nun Sissi gestört. Da warens eigentlich in erster Linie die Unruhen und Anschläge die sich auf den Tourismus ausgewirkt haben.
Ich bezweifle ja auch gar nicht, dass auch einige aus Protest wegbleiben, vorallem halt Deutsche.
Aber seis drum... müssen uns ja nicht bei dieser Frage festbeissen.
Solange in der Türkei keine Ruhe einkehrt, wird es sich negativ auf den Tourismus auswirken.

@Glünggi
Mit Ägypten muss ich dir ein wenig widersprechen, auch dort sind die Touristenzahlen eingebrochen. War auch teilweise in den letzten 24 Monaten in den Nachrichten zu sehen. Aber ich gebe dir recht, solange in der Türkei keine Ruhe einkehrt wird sich das auch für den Tourismus weiterhin negativ auswirken.

http://cicero.de/weltbuehne/aegypten-tourismus

Tourismushochburgen gleichen nun Geisterstädten

In Kairo spricht man von „Zusammenbruch" – seit dem Absturz der russischen Chartermaschine über dem Sinai im Oktober 2015 sind überall in Ägypten die Tourismuszahlen eingebrochen. Russen, die bisher den größten Teil der Touristen in Ägypten ausmachten, sollen erst im Herbst wiederkommen.
„Der Tourismus hisst die weiße Fahne“, titelte kürzlich eine Kairoer Zeitung. Noch nie zuvor erlebte die Sonnenbranche Ägyptens so finstere Zeiten. „Das ist kein Einbruch, das ist ein Zusammenbruch“, klagte Amani El-Torgoman, Vorstandsmitglied des nationalen Tourismusverbandes und Generaldirektorin beim größten heimischen Reisekonzern Travco. Der Badeort Sharm el-Sheikh gleicht seit Monaten einer Geisterstadt. Einsam plärren die Musikboxen in den leeren Cafés entlang der Promenade am Roten Meer. Das Spielkasino ist verrammelt, die Parkplätze davor genauso leer wie das Rollfeld des Flughafens. Manchmal landet noch eine Chartermaschine aus der Ukraine, Weißrussland oder Saudi-Arabien. Die meisten der wenigen Gäste sind Ägypter oder Araber aus den Golfstaaten. Ahmed Mahmud arbeitet seit neun Jahren in Sharm el-Sheikh, was lange als Vorzeigeprojekt der heimischen Urlaubsbranche galt. „So beschissen war es noch nie“, sagt der 39-Jährige, der sein Geschäft normalerweise mit T-Shirts und pharaonischen Souvenirs macht. „Aber was können wir tun? Wir können nur auf bessere Zeiten hoffen.“

Besucherzahlen kollabiert
Seit dem Absturz der russischen Chartermaschine im vergangenen Oktober über dem Nordsinai mit 224 Toten, der nach Moskauer Erkenntnissen durch eine an Bord geschmuggelte Bombe verursacht wurde, sind nicht nur in Sharm el-Sheikh, sondern in ganz Ägypten die Besucherzahlen kollabiert. Derzeit liegen sie noch bei einem knappen Drittel der Rekordwerte im letzten Mubarak-Jahr 2010, als 14,7 Millionen Feriengäste das Land am Nil besuchten. In diesen goldenen Zeiten steuerte die Branche elf Prozent zum Bruttosozialprodukt bei.

Glünggi schrieb:Es ist halt nicht so einfach, eine Regierung mittels Sanktionen zum Umlenken oder gar zum Sturz zu führen.

Nun, mir ginge es in erster Linie darum die Unterstützung zu entziehen. Durch das "so-tun-als-wäre-nichts" unterstütze ich derartige (oder auch im Aufbau befindliche) Systeme und das sollte vermieden werden.
Ich bin kein Freund von Weichei-Politik, denke das man in Situtionen in denen ein Handeln erforderlich erscheint auch gehandelt werden sollte.
Leider funktioniert Realpolitik so nicht, da ist man lieber ein Verfechter des Status Quo und man klebt auch an seinem Pöstchen und Bezügen. Und solange solche Politik gemacht wird, im Grunde von allen, wird ein Erdogan auch alles machen können wie er will. Es wird keine, mMn egal was er macht, Reaktionen, also handfeste Reaktionen, nicht diese: "Ich zeige mich mal leicht ungehalten"

@Juvenile

Juvenile schrieb:seit dem Absturz der russischen Chartermaschine über dem Sinai

:D
Aber ja lassen wir das an der Stelle mal und bleiben bei der Erkenntnis:

Juvenile schrieb:solange in der Türkei keine Ruhe einkehrt wird sich das auch für den Tourismus weiterhin negativ auswirken.

@Hawkster
Ja aber man hat ja ein Ziel vor Augen.
Und wenn man zur Einsicht kommt, dass man mit Sanktionen diesen Kerl noch fester in den Sessel drückt, dann stellt sich halt eben die Quintessenzfrage.
Es ist halt irgendwie ne Krux.

@Glünggi

Das ist dann aber irgendwie blöd... vor allem Frage ich mich dann warum Sanktion überhaupt verhängt werden. Vor allem wenn es kein hilfreiches Mittel ist und letztendlich nur der eigenen Wirtschaft schadet.
Naja, da dies politische Dinge sind, die natürlich auch dem Egoismus der Nationen/Politiker unterliegen, schliesst das moralische Aspekte wohl aus :D

@Hawkster
Ich hab schon mehrmals darauf hingewiesen, dass die Türkei während den UN Sanktionen gegen den Iran über 50% ihres öls aus dem Iran bezogen und mit Gold bezahlt hat. Was schlussendlich indirekt auch einem Assad zu gute kam.
Umgekehrt genauso, der Iran hat die Türkei mit billigem öl versorgt, was mehr Gelder für den Aufstand gegen Assad frei machte.
Ebenso existiert ein Handel zwischen der Türkei und Russland. Und auch die EU kauft russisches Gas und sanktioniert nicht komplett.
Es ist die Normalität, dass Moral beim Geschäft oft aussen vor bleibt.. wie mir scheint.
Sanktionen haben so mehr einen symbolischen Wert, als dass sie effektiv etwas bewirken. Klar beim Iran sah man schlussendlich ein gewisses Einlenken, doch die Regierung ist noch die selbe... aber dieses Kapitel ist eh noch nicht geschlossen.

@Fedaykin

Der Tourismus ist während der Krise nie in Griechenland eingebrochen, auch die Besucherzahlen aus Deutschland waren konstant hoch.
2015 war ein Rekordjahr, 2016 wurde dieser Rekord gebrochen....für 2017wird erneut ein Rekord in der Tourismusbranche erwartet.

Lediglich einige Inseln(zB. Kos) haben Verluste in 2015 und 2016 gegenüber den Vorjahren erlitten, und das wegen den Flüchtlingen.

Griechenland hat seit jeher Touristen aus ganz Europa, auch sehr viele Italiener zB. verbringen ihren Urlaub in Griechenland.
Der Markt der am kräftigsten anwächst ist jedoch der russische Markt.
Im Sommer habe ich dieses Jahr auch relativ viele türkische Touristen in Nordgriechenland gesehen, allesamt sehr modern und anscheinend auch wohlhabend.
Die türkischen Frauen am Strand waren im knappen Bikini und tranken dabei meistens Champagner oder Corona Bier.......das wird wahrscheinlich mittlerweile nicht mehr gerne in der Türkei gesehen, deswegen verbringen viele westlich eingestellte und nicht religiöse Türken ihren Urlaub in Griechenland, sie sind herzlich willkommen.

@SouthBalkan
Ich war erst im sommer in der Türkei und da siehts nicht anders aus. Knapp bekleidete, sowie Alkohol trinken sind kein Problem.

Hawkster schrieb:Das ist dann aber irgendwie blöd... vor allem Frage ich mich dann warum Sanktion überhaupt verhängt werden. Vor allem wenn es kein hilfreiches Mittel ist und letztendlich nur der eigenen Wirtschaft schadet.

Sanktionein funktionieren sehr gut. Bei Putin ist Erdogan doch eingeknickt.

SouthBalkan schrieb:Der Tourismus ist während der Krise nie in Griechenland eingebrochen, auch die Besucherzahlen aus Deutschland waren konstant hoch.
2015 war ein Rekordjahr, 2016 wurde dieser Rekord gebrochen....für 2017wird erneut ein Rekord in der Tourismusbranche erwartet.

Na noch besser. Das wurde ja auch recht schnell abgehandelt, wie gut das Griechenland dann ja bald etwas Reform ans laufen bekommt.

Frohes Neues @Fabs

Wir beginnen also das neue Jahr gleich mal mit schlechten Nachrichten. Schon bitter.

Hoffen wir, dass die Zahl der Toten und Verletzten bei diesem Anschlag in Istanbul nicht weiter steigt.

Gleich nach Mitternacht wieder so ein Scheiß, kann man 2017 überspringen und einfach mit 2018 weitermachen?
Der Anschlag ist zu typisch für die IS um etwas anderes zu sein.

@Sixtus66

IS Leute, die sich als Weihnachtsmänner verkleiden. Nett.

Und wenn man direkt zu 2018 übergeht, was änderst sich außer einem frommen Wunsch ?
Ich als Realist, würde nicht einmal im Gedanken eine Jahreszahl damit in Verbindung bringen, dass ich etwas automatisch ändert.
Dass der Anschlag heute erfolgt, überrascht mich indes gar nicht.
Überall gab es diesen lächerlichen Wunsch( in den sozialen Medien auf türkisch) , dass es hoffentlich es keine Terroranschläge 2017 passieren.
Die Terroristen haben das wohl als Ansporn genommen, gleich im neuen Jahr damit anzufangen.

@IngwerteeImke

Haben sich die Terroranschläge unter/seit Erdogan gehäuft? Oder gab es vor Erdogan etwa gleich soviele?

@kofi
Denke schon dass es IS war auch wenn die sich als W-Männer verkleiden mussten. Die tun was wirkt. Das Attackieren von eher liberalen, fröhlichen Menschen und Kalaschnikows etc. sind eher IS-typisch.
Ich glaub btw. schon dass Terror viel häufiger wurde, bin aber nicht sicher, vielleicht berichtet man es nur häufiger. Aber zumindest den IS gabs vor Erdogan noch nicht, daher sind mehr Anschläge "normal".

Sie haben sich qualitativ und auch quantitativ gehäuft.
Die Anschlagzentren haben sich ebenfalls vom Osten auf das ganze land verlagert.
Die Chronologie und die Struktur dessen, wieso es zu diesen Anschlägen kommt, hat auch eine ganz andere ebene, als vor Erdogan. Der Anschlag war ja jetzt vom Is. Wenn ich aber mal kurz ausholen darf ( ich bringe mal den Aspekt der Pkk näher) , dann wirst du einen unmittelbaren Zusammenhang von oberflächlicher leute ruhigstellende Politik feststellen.

Hierbei gehe ich auf bestimmte Aspekt wie Entstehung und Legitimation der Pkk als solches nicht ein, weil es den rahmen sprengen würde. Ich möchte hierbei den Aspekt in den Vordergrund stellen, dass die Akp immer darauf ausgelegt ist, eine Mehrheit herzustellen und das wenn möglich auf eine sehr einfache art.

Die Regierung als sie in der Friedensphase mit der Hdp ( die ja stellvertretend für Kurden Politik macht ) gewesen ist, hat durch die macht der Medien nur den Eindruck erweckt, als wäre alles im Lot. In Wirklichkeit hat man die Pkk im Osten schalten und walten lassen. Als aber die Kurden anfingen auch mehr stimmen an die Hdp abzugeben, konnte die Akp nicht mehr alleine regieren. Also hat Erdogan genau dass gemacht, was er in solchen Situationen immer macht. Er hat angefangen umzuschwenken. Man denkt vielleicht als außenstehender, dass die leute aufwachen würden, jedoch kennen sie Propagandafähigkeit der türkischen Medien nicht.

Die Politik gegenüber dem Is war zwar nicht in dem sinne darauf ausgelegt, dass man mit denen in der Öffentlichkeit verhandelt oder sie preist, jedoch hat man lange zeit in den Medien den IS verharmlost und totgeschwiegen.
Davutoglu der damalige Ministerpräsident hat gesagt : dass die Is aus irrgeleiteten jungen bestehen würde.
In diesem Duktus ist man mit dem Is verfahren.
Es ging in diesem Zusammenhang nicht primär darum, dass man den Is hat gewähren lassen, weil sie so schön im Irak Kurden massakrieren ( das hat man wohlwollend zur Kenntnis genommen) sondern man wollte und will solche Sachen klein halten und zwar aus strategischer Überlegungen.
Dass man dabei die drei Affen gespielt hat, war bedingt durch die noch nicht ganze übernahmen der gesellschaftlich wichtigen Institute, Medien und Justizapparat.

Um das wirklich zu verstehen, müsste ich viel mehr ins Detail gehen .
Hauptsächlich geht es bei diesem Aspekt darum, dass die Akp bzw Erdogan erst mit der Zeit die macht der Medien inne hatte. Es hat lange Zeit Medienkonzerne gegeben, die sehr viel macht hatten und sich gegen Erdogan wirklich erbittert in den weg gestellt haben. Ein Hürriyet zb was dem Milliardär Dogan bzw der Dogangruppe gehörte die wiederum mit dem Axel Springer verlag verbandelt ist.

Erdogan mag zwar seit 2003 formal gesehen der mächtigste mann im Land gewesen sein, jedoch ist es traditionell aufgrund der Struktur der Türkei so gewesen, dass die Schlüsselpositionen im land von Kemalisten besetzt gewesen sind.

Was ich damit sagen will.
Erdogan geht es nur um die macht und er hatte mächtige Gegenspieler, dementsprechend musste er klug vorgehen und hatte je nach Situation sich einen Partner gesucht, um ihn dann nach gemachter Arbeit ebenfalls anzugehen.
Dass da keine gute Politik dabei rauskommen kann, versteht sich glaube ich von selbst.

http://www.hurriyet.com.tr/rtukten-saldiri-ile-ilgili-aciklama-40323319?utm_source=facebook.com&utm_medium=post&utm_campaign=rtukten-saldiri-ile-ilgili-aciklama-40323319&utm_term=post

RTÜK die staatliche Zensurstelle, hat mal wieder dass gemacht, wofür sie da ist.
Die Berichterstattung wurde eingeschränkt.
Ein wunder, dass sie diesmal nicht ganz verboten wurde. ( liegt halt daran, dass es in Istanbul passiert ist, da kann man es nicht so totschwiegen wie in Anatolien)
Keine Angst lieber RTÜK, die meisten Medien berichten darüber eh ganz kurz.
Nicht dass ihr glaubt, dass gerade alle türkischen Kanäle über das Attentat berichten :D

Ich finde die Türkei sollte auf die Anschläge viel direkter und härter reagieren. Vielleicht macht das Israel im Prinzip richtig. Auf Terroranschläge folgt oft prompt ein vernichtender Luftschlag.
Man muss eine psychologische Wirkung erreichen die den Terrorgruppen klar macht, dass sie jeden erfolgreichen Anschlag teuer bezahlen müssen.

Ja genau, man sollte Bomben auf Istanbul, Ankara, Izmir abwerfen.
Die ganzen Terroristen haben sich nämlich überall eingenistet.
Vorallem wird es bei den Kurden schwer, da sie auch in der Türkei leben.
Außer man will es Adolf nachmachen. Diesmal müssten es aber schon 18-20 Millionen sein.