Wohin geht die Türkei unter Erdogan?
28.07.2016 um 12:54Warum wurden die EU Beitrittsverhandlungen nicht schon längst abgebrochen?
ElvisP schrieb:Warum wurden die EU Beitrittsverhandlungen nicht schon längst abgebrochen?Wozu? Ein EU-Beitritt wird bis auf weiteres so oder so nicht stattfinden, weil die Türkei derzeit jede Latte dafür reißt. Lass Erdogan die Brücken abbrechen und aus den Verhandlungen aussteigen, nicht die EU. Dann kann man der EU nicht ganz so leicht den Schwarzen Peter dafür zuschieben. Die EU kann immer noch sagen, daß sie die Türe offen hält.
Der türkische Justizminister Bekir Bozdag wies die detaillierten Anschuldigungen in einer Twitter-Mitteilung umgehend und pauschal zurück. Wer hoffte, er würde eine Untersuchung anordnen, sah sich enttäuscht. Bozdag ging stattdessen zum Gegenangriff über und warf Amnesty vor, sich von Fethullah Gülen propagandistisch einspannen zu lassen.http://www.nzz.ch/international/europa/foltervorwuerfe-in-der-tuerkei-rache-in-den-pferdestallungen-ld.107926
Erdogan sagt: "Nur in Europa und den Mitgliedsstaaten gibt es keine Todesstrafe. Ansonsten gibt es die Todesstrafe fast überall auf der Welt."http://www1.wdr.de/fernsehen/aktuelle-stunde/faktencheck-erdogan-interview-100.html
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Nur 58 Staaten halten weiter an der Todesstrafe fest.
Erdogan hat betont, dass er sich in dieser Entscheidung nach dem «Willen des Volkes» richten will.https://www.amnesty.ch/de/laender/europa-zentralasien/tuerkei/dok/2016/todesstrafe-symbol-von-autoritaeren-regimen
Es ist überhaupt nicht klar, dass die Todesstrafe der Wille des Volkes ist. Was wir gesehen haben, ist eine Minderheit, die sehr laut und sichtbar danach gerufen hat. Ich glaube, dass die Mehrheit der türkischen Bevölkerung mit Entsetzen auf eine mögliche Wiedereinführung der Todesstrafe schaut. Rein rechtlich bedarf es zudem einer Verfassungsänderung, und die Haltung der politischen Parteien dazu ist nicht ganz eindeutig. Der Vorsitzende der grössten Oppositionspartei CHP hat sich leider nicht konsequent dagegen ausgesprochen und sagte, er würde den Vorschlag der Regierung abwarten. Die nationalistische MHP befürwortet die Todesstrafe wahrscheinlich. In jedem Fall darf die Regierung nicht nach den Wünschen eines wütenden Mobs handeln. Damit würde sie sich von aller Rechtsstaatlichkeit verabschieden.
Islamistischen Terror gibt es nichthttp://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/erdogan-in-der-ard-so-redet-ein-diktator-14357732.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Von „islamistischem Terror“ will Erdogan erst gar nicht reden und nichts hören. Denn mit der Religion habe der Terror nichts zu tun, wer von „islamistischem Terror“ spreche, beleidige alle Muslime und gebärde sich nicht anders als ein Antisemit. Rede denn irgendjemand von christlichem oder jüdischem Terror? Wer von islamistischem Terror spricht, handelt also genau so wie ein Antisemit? Den Twist muss man sich merken. In einer Woche mit gleich zwei islamistischen Anschlägen und zwei weiteren Bluttaten in Deutschland so zu reden, das zeugt schon von einer gewissen Kühnheit.
2007 Annäherungen an eine Psychologie des Terrorismushttp://www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?artikelID=0480 (Archiv-Version vom 11.04.2016)
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Aber nicht nur negative Emotionen können Terrorismus motivieren. Handlungsgründe, die oft von muslimischen Attentätern angeführt werden, betonen die Hingabe an Gott oder die Aussicht auf ein Leben im Paradies und die Bindung an ihre Gruppe (z.B. Cole, 2003).
lilit schrieb:Rede denn irgendjemand von christlichem oder jüdischem Terror?Herr Erdogan sollte mal über den Tellerrand schauen, oder Google bemühen (oder hat er das auch schon gesperrt?)
lilit schrieb:Da hätte man Erdogan rückfragen sollen, wie er es denn nennt, wenn sich ein Selbstmörder Allahuakbar schreiend auf auf "Ungläubige" wirft?"false flag" natürlich. Nur um den Islam zu diskreditieren.
Quiron schrieb:Wozu? Ein EU-Beitritt wird bis auf weiteres so oder so nicht stattfinden, weil die Türkei derzeit jede Latte dafür reißt. Lass Erdogan die Brücken abbrechen und aus den Verhandlungen aussteigen, nicht die EU. Dann kann man der EU nicht ganz so leicht den Schwarzen Peter dafür zuschieben. Die EU kann immer noch sagen, daß sie die Türe offen hält.Naja, solange es Beitrittsverhandlungen gibt, bekoot die Türkei ja auch fein weiter Geld von der EU... ist nicht viel... so irgendwas zwischen 900 Mio und 1er Milliarde im Jahr... aber das passt schon :D
lilit schrieb:Fakt ist: Die EU zahlt nicht an die Türkei selbst. Vielmehr geht das Geld direkt an die Hilfsorganisationen wie Unicef und das Ernährungsprogramm der Vereinten Nationen und an die Flüchtlinge selbst. Margaritis Schinas, Sprecher der EU-Kommission, sagte am Dienstag (26.07.2016), dass die EU drei Milliarden Euro versprochen habe, um Flüchtlingen zu helfen und dieses Versprechen auch ernst nehme. 740 Millionen Euro seien bereits freigegeben worden und 106 Millionen Euro ausgezahlt. Laut Schinas soll die freigegebene Summe bis zum Ende des Monats noch auf 1,4 Milliarden Euro steigen.http://www1.wdr.de/fernsehen/aktuelle-stunde/faktencheck-erdogan-interview-100.html
lilit schrieb:Netzfrauen ist komische Seite, driften schnell mal in V.T. ab, wie DWN,Das war nur das erste was ich auf die Schnelle gefunden habe. Die Summen hatte ich bereits letztes Jahr mehrfach gelesen, aber meine Suche war vielleicht schlecht formuliert und endete deswegen dort :D
lilit schrieb:"Erstens klar sagen, dass unter den gegebenen Umständen die Beitrittsverhandlungen ausgesetzt werden. Zweitens, dass die damit verbundene Annäherungshilfe von jährlich 600 bis 700 Millionen Euro nicht mehr an das Erdogan-Regime gezahlt werden", forderte Kogler "angesichts eindeutiger Signale aus Ankara".Soweit ich weiss, und ich mag mich irren, ist das aber bislang nur eine "Forderung" und noch kein Fakt, da die Verhandlungen noch nicht ausgesetzt oder abgebrochen wurden. Mir kann da aber auch was entgangen sein.
lilit schrieb:Die Gelder die wirklich in direkte Flüchtlingshilfe fliessen, müssen sie unbedingt weiter laufen,Sehe ich genauso. Aber die Gelder müssen (weiter) an die Organisationen gezahlt werden. Hilfsgelder die an Regierungen gehen sind meist spurlos verschwunden...
sonst leiden wieder mal die Falschen unter den Sanktionen.
Russland und Iran im Fokus
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat den gescheiterten Militärputsch für eine riesige „Säuberungswelle“ zum Anlass genommen. Verfolgt er seine Pläne weiter, hat er wohl gute Chancen, sein Ziel - den Umbau des Landes zu einem islamisch geprägten Präsidialsystem - zu erreichen. Parallel zum Umbau im Inneren scheint Erdogan auch seine Außenpolitik neu zu justieren - und dabei dem Westen den Rücken zu kehren.
CurtisNewton schrieb:Bei 12,9% Anteil am BIP wird der Einbruch dieses Jahr wohl dazu führen, dass es kein Wachstum sondern einen BIP Rückgang geben wird.Nun, ich denke, der Kniefall vor Putin betr. Entschuldigung für den Abschuss des Kampfjets dürfte auch diesem Umstand geschuldet gewesen sein. Und Vladi hat das ja dankbar angenommen, die russischen Charterflüge flogen gleich darauf wieder in die Türkei. Daher erwarte ich gegenüber dem 1. Semester etwas bessere Zahlen fürs 2. Semester. Die fehlenden Westeuropäer wird das allerdings nicht ersetzen können. Aber ob das insgesamt reichen wird, das BIP ins Minus rutschen zu lassen, wird man sehen. Die Investoren im Tourismusbereich sind jedenfalls nicht zu beneiden.
Im 2. Quartal gabs nun -0,6% , mal sehen wo es am Jahresende landet. 2015 waren es noch +2,99%.
In Antalya stehen viele Hoteliers vor der Pleite.