@interrobang Aber auf cnn Türk würde gestern gesagt das das Militär gefälschte befehle bekam.
Da ist doch die Frage: Von wem gefälscht?
Putschisten können auch an die Einheiten Befehle geben, die vorgeblich "von oben" abgesegnet sind.
@Commonsense@OptimistAnsonsten wäre das der dilettantischste Putschversuch, von dem ich jemals gehört habe...
Naja, da fallen mir schon noch einige ein. Nur bleiben die nicht so im Gedächtnis wie die erfolgreichen.
Das wäre nicht das einzige Land, in dem das Militär schon so weit abgehoben ist, dass sie sich einbilden, den Rückhalt des Volkes zu haben, oder genug einschüchtern können, dass ein Putsch gelingen könnte.
Mir kam es überhaupt seltsam vor, dass Erdo sich während des Putsches in Regierungsgebäuden aufgehalten hatte. Musste er nich damit rechnen, DORT ausgeschaltet zu werden - so auf dem Präsentierteller?
Wo sollte er sich denn sonst aufhalten?
Ganz sicher sind die Regierungsgebäude zur Zeit extrem gut geschützt.
Und jeder weiß, dass es nach einem Putsch oder Terroranschlag wichtig ist, sich so bald wie möglich in den Schaltzentralen der Macht zu zeigen.
Aber es werden ja inzwischen auch die selbstverständlichsten Dinge als Indiz für irgendwas betrachtet, nur nicht das offensichtliche.
@VltorHat er ja auch praktisch und zwar in einem Fleischbunker bestehend aus seinen Anhängern.
Da waren aber auch Oppositionelle auf der Straße und auch die Kurden haben das Scheitern des Putsches begrüßt. Ist es denn gar nicht möglich, dass da selbst verfeindete Gruppen sich einig waren, dass ein Putsch die Lage nur verschlimmert?
"Fleischbunker" ... wenn sie sonst für Demokratie demonstrieren, dann begrüßt man das. Wenn sie es tun, weil sie gegen die Putschisten einig sind, dann degradiert man sie zum "Fleischbunker" für Erdogan.
@all:
Ich fürchte, dass genau dieses Schwarz-Weiß-Denken die ganze Region in den Abgrund treibt: Wer gegen einen Diktator ist, muss Demokrat sein. Wer einen Diktator unterstützt, ist auf jeden Fall Faschist, auch wenn man das nur tut, weil die Alternative religiöse Fanatiker sind, die Schreckensregime errichten möchten. Wer einen demokratisch gewählten, nicht sonderlich demokratisch eingestellten Präsidenten für eine bessere Lösung als eine Militärjunta hält, ist ein Faschist. Außer, er ist gegen Putin, dann ist er doch irgendwie Demokrat.
Man möchte Demokratien mit Gewalt einführen und erkennt die dann gewählten Vertreter nicht an. Länder mit einem haarsträubenden Korruptionsindex und einem massiven Nazi-Problem gehören selbstverständlich zu Europa, die Türkei nicht. Weil wegen der Muslime, die noch so rückständig sind, weil im Koran steht dass man junge Mädchen heiraten darf, weil Mohammed das getan hat.
Wenn man einem hunderte Jahre alten Bericht aus dritter Hand glauben darf.
Hey, wir sind da viel fortschrittlicher und viel tiefer verwurzelt in christlichen Traditionen und Moralvorstellungen: Hier in Europa gibt es ganz aktuelle Dokumentationen von Kinderprostitution und Mädchenhandel. Hier heiratet man nicht junge Mädchen, sondern fährt über die Grenze nach Tschechien, um sie zu mieten. Von Christen ... aber das hat sicher nichts mit Religion zu tun.
Ups.
Es gibt in Osteuropa Landstriche, die an Rückständigkeit in nichts den rückständigsten Gegenden der Türkei nachstehen.
Und so weiter.
Da ist kein Platz mehr für die Berücksichtigung historischer Entwicklungen, und auf gar keinen Fall für Ziele, die in weiterer Zukunft als der nächsten Wahl liegen.
Welche Entwicklung ein Land genommen hat ... schnuppe, wenn es nicht den Lebens- und Demokratiestandard von Nordeuropa bietet.
Da reibt man sich an einem Erdogan auf, während in Ägypten und anderen Staaten der Region Zensur, Verfolgung Oppositioneller, Folter, Analphabetismus, Wirtschaftskrisen und so weiter grassieren ... nur dass die sich rhetorisch etwas zurückhalten.
Whataboutism ... herrje, ja. An welchem Standard soll man denn Freiheit messen, und welche Prämissen berücksichtigen?
Möglicherweise war der Putsch ein Fake (was ich nicht glaube), dann würde es nur zeigen, dass Erdogan a) guten Grund zum Misstrauen hatte und b) ziemlich schlau ist.
Wenn es seine Regierung stabilisiert, dann muss einem das nicht gefallen ... aber damit wäre er um einiges weiter, als viele andere Regierungschefs der Region.
Und das hätte er in einem Land erreicht, dass zwei Millionen Flüchtlinge aufgenommen hat, aktiv in den Syrien-Konflikt verwickelt ist, unter IS- und kurdischem Terrorismus zu leiden hat.
Und hier fragt man sich bei der Hälfte der Flüchtlinge und jedem Anzeichen möglicher terroristischer Gefährdung, wie lange Merkel noch durchhält.
Anderswo haben ähnliche Probleme zu jahrelangen Bürgerkriegen geführt.
Nein, ich bin immer noch kein Erdogan-Fan. Aber ich kann verstehen, wenn die Bevölkerung dort zum großen Teil bereit ist, für diese relative Stabilität und ein stetiges wirtschaftliches Wachstum einiges in Kauf zu nehmen.
Ein Blick auf die Geschichte der Türkei, eine Landkarte und ein Vergleich mit den Zuständen in den Nachbarländern genügt, um das zu erklären.