@kofi kofi schrieb:Vielleicht sollten wir hier erstmäl klären und definieren, was unter "Patriotismus" verstanden wird. Ich persönlich denke die ganze Zeit an Frankreich oder die USA, aber verbinde mit deutschen "Patriotismus" dann doch eher eine andere Form von "Patriotismus"
Der deutsche Patriotismus, so wie er im Ausland wahrgenommen wird, ist skurillerweise vor allem ein "linker Patriotismus". Das ist eine Erkenntnis, die ich aus etwa einem Jahr Auslandsaufenthalt mitnehmen kann. Es ist eben die "Kollektivschuld" bzw. die fortwährende, insbesondere von staatlicher Seite selbst auferlegte Reuepflicht aufgrund der dunklen Vergangenheit in diesem Land, welche vor allem im Ausland ein Gefühl des innerdeutschen Zusammenrückens wegen eben dieser gemeinsamen Vergangenheit vermittelt. Dieser Patriotismus, der seine Ursache in dem Schuldgefühl der deutschen Nachkriegsbevölkerung hat, macht sich allein schon in sprachlichen Formulierungen bemerkbar, wenn es z.B. heisst "gerade WIR als Deutsche sollten aufgrund unserer Vergangenheit...", d.h. man präsentiert sich auf der einen Seite weltoffen und tolerant, aber suggeriert gleichzeitig auch eine verstärkte, kollektive Identität aufgrund der gemeinsamen Vergangheit.
Interessant ist, dass man diese Art des Patriotismus auch in anderen eher linksliberalen oder gar grün besetzten Themenbereichen findet. "Wir Deutsche" sind führend beim Ausbau von Windenergie, "Wir Deutsche" haben umittelbar nach der Atomkatastrophe auf der anderen Seite der Welt ein "Atommoratorium" erlassen. "Wir Deutsche" haben eines der besten Sozialsysteme weltweit etc. Dieser Patriotismus wird meines Erachtens mittlerweile stärker im Ausland wahrgenommen als der mit Bezug auf irgendwelche Bauprojekte, Kulturgüter, Exportzahlen oder den Tag der deutschen Einheit.