Legalisierung von Cannabis
26.03.2015 um 15:02nowhereman schrieb:Diese Jahrtausende alte Nutzpflanze und Genusspflanze hat erwiesenermaßen nur dann eine evtl schädigende Wirkung wenn der Konsument sich noch im Wachstum befindet oder ohnehin schon eine relativ labile Psyche aufweist.Du machst einen Fehler in deiner Formulierung. Es ist keinesfalls erwiesen dass Cannabiskonsum nur unter den von dir beschriebenen Bedingungen gesundheitsschädigende Effekte begünstigt. Vielmehr ist es so, dass bislang starke Evidenz dafür vorliegt dass gewisse Prädispositionen dazu beitragen dass der jeweilige Konsument erhebliche gesundheitliche (dies schließt auch psychiatrische Folgen ein) Probleme entwickelt. Gerade aber die Auswirkungen des regelmäßigen Cannabiskonsums auf das Arbeitsgedächtnis werden noch immer kontrovers diskutiert und es kann keineswegs ausgeschlossen werden, dass in dieser Hinsicht eine schädigende Wirkung vom Cannabiskonsum ausgeht.
Um das zu unterstreichen zitiere ich aus einer Studie die im letzten Jahr veröffentlicht wurde:
"A past history of CUD (cannabis use disorder) may be associated with notable differences in hippocampal morphology and EM (episodic memory) impairments among adults with and without schizophrenia. Although the results may be compatible with a causal hypothesis, we must consider that the observed cannabis-related shape differences in the hippocampus could also be explained as biomarkers of a neurobiological susceptibility to poor memory or the effects of cannabis."
Es gibt zahlreiche Debatten darüber inwiefern der Cannabiskonsum (auch unter juristisch gesehen "erwachsenen" Menschen) die Entstehung psychischer Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und zu guter letzt Schizophrenie begünstigt. Umgekehrt gibt es wie ich herauslese auch hier in der Diskussion eigentlich einen Konsens darüber dass das Vorliegen einer psychischen Labilität die Entstehung einer Substanzabhängigkeit begünstigt. Dieses Risiko wird immer so scheinheilig abgetan nach dem Motto "Ach, das sind so wenige, die psychisch für den Drogenkonsum prädisponiert sind; und die sind ja auch selbst Schuld daran wenn sie trotz ihrer psychischen Probleme Drogen nehmen...".
Die Realität sieht bedauerlicherweise völlig anders aus.
Likewise, a number of reviews have concluded that cannabis use only results in a significant increase in risk of schizophrenia when coupled with additional risk factors, in particular, an underlying genetic vulnerability.Quelle: Wikipedia: Cannabis and schizophrenia
Ich übersetze mal: Der Cannabiskonsum hat nur dann einen signifikanten Anstieg des Risikos an einer Schizophrenie zu erkranken wenn zusätzliche Risikofaktoren, konkret: eine vorliegende genetische Prädisposition, vorliegen.
Es geht hier also um das Vorliegen einer genetischen Veranlagung, und nicht etwa darum dass man in irgendeiner weise akute Symptome aufgewiesen hätte. Woher soll aber man eigentlich wissen, ob man diese genetische Veranlagung in sich trägt? Das kann man nämlich nicht ohne eine genaue Untersuchung der von dem relevanten Gen kodierten Rezeptoren angefertigt haben zu lassen. Es ist also keineswegs so, dass jeder genau einschätzen können muss ob und wie stark er sich beim Konsum von Cannabis der Entstehung einer Substanzabhängigkeit aussetzt.
Auch das zweite Argument, nach dem man Menschen mit diagnostizierten Psychiatrischen Erkrankungen vorwirft, sie wüssten doch genau dass sie ein erhöhtes Risiko für eine Substanzabhängigkeit aufweisen, und dass sie demnach doch selbst daran Schuld seien wenn sie dennoch zu den Drogen greifen, ist in seinem ganzen argumentativen Aufbau menschenverachtend und für mich inakzeptabel.
Viele Menschen die psychische Probleme haben, haben oft auch Schwierigkeiten ihre Probleme anzuerkennen und vor allem darüber mit anderen Menschen zu reden. Es muss auch gar nicht mal sein, dass diese Menschen überhaupt offiziell als psychisch krank diagnostiziert sind, obwohl sie alle Bedingungen für eine psychiatrische Störung aufweisen würden. Derartige Fälle gibt es in allen Altersgruppen. Und diesen Menschen liegt es dann häufig nahe ihre Probleme mit psychoaktiven Substanzen wie Cannabis zu verdrängen. Doch es findet in der gängigen vorwurfsvollen Argumentationsweise eine unsachgemäße Verkehrung der Tatsachen statt. Es ist nämlich keinesfalls so, dass diese Menschen trotz der statistisch nachweisbaren Evidenz, nach der sie eine Hochrisikogruppe für die Entwicklung einer Substanzabhängigkeit darstellen, Drogen konsumieren. Vielmehr ist es doch so, dass diese statistische Evidenz nur deswegen existiert weil die Menschen ein höheres Risiko aufweisen die Drogen zu konsumieren. Es ist eine völlig absurde Logik von Menschen, die statistisch belegbar zu einer Gruppe gehören, die häufiger Drogen konsumiert und dementsprechend auch häufiger eine Abhängigkeit entwickeln, zu verlangen dass sie genau das einfach mal nicht tun. Diese Logik funktioniert überhaupt nicht und entbehrt jeglichem Feinverständnis für die vorliegenden Daten.