Sollte Prostitution in Deutschland verboten werden?

gagitsch schrieb:mehr gefordert wird, als der "Dienstleister" will.

Das kann in jedem Job passieren.
Und wie in jedem Job ist es dann besser, wenn es nicht kriminalisiert wird. Wenn es Gewerkschaften und Arbeitsrecht gibt.

In Deutschland gibt es eine Kondompflicht bei Sexwork. Wenn ein Kunde das einfordert und der Club kriegt das mit, dann wird der Kunde rausgeworfen.

Beim Nordischen Modell gibt es keinen Club.

Bishamon schrieb:Und wie in jedem Job ist es dann besser, wenn es nicht kriminalisiert wird. Wenn es Gewerkschaften und Arbeitsrecht gibt.

Ich bin insgesamt gegen Verbote aller Art, solange die Sache, die verboten werden soll, nicht andere gefährdet.
Und das tut Prostitution nicht. Niemand ist gezwungen, zu Prostituierten zu gehen. Aber es sollte auch niemandem verboten werden.

Ich sag es mal so:

Jeder der ein verbot von Irgendwas fordert hat NIX auch der Geschichte gelernt!

z.b.
Wikipedia: Prohibition#Alkoholprohibition

Und wenn es verboten wird passiert es im geheimen, siehe Prohibition.

„Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“

Quelle: George Santayana

O.G. schrieb:Jeder der ein verbot von Irgendwas fordert hat NIX auch der Geschichte gelernt!

Genau so sehe ich das auch. Es gibt schon so unglaublich viele Verbote, weil es genug Menschen gibt, die sich nicht an Gebote halten und dazu noch Anwälte beschäftigen, die nach "Schlupflöchern" aller Art suchen.

Mir ist auch noch etwas zur Prostitution direkt eingefallen, warum ein Verbot eine ganze Gruppe Menschen hart treffen würde, die sowieso schon ganz unten sind, nämlich die Drogenabhängigen.
Die können wir noch viel weniger aus der Welt schaffen, die sind nun mal da. Sehr viel beschaffen sich die Kohle, mit der sie ihre Sucht finanzieren, eben durch Prostitution.
Durch ein Verbot der Prostitution verschwindet nicht das Problem mit den Süchtigen, sondern die beschaffen sich eben Geld auf andere Weise. Diebstahl aller Art, Handtaschenraub und ähnliche Delikte. Das will doch auch niemand!

Im Bundestag gibt es am Montag von 14 bis 15.45 Uhr eine Anhörung mit dem Titel „Menschenunwürdige Zustände in der Prostitution beenden – Sexkauf bestrafen“

Die Sitzung wird live auf www.bundestag.de übertragen.

Mehr Infos:

https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2024/kw39-pa-familie-prostitution-1013786


Auf der Seite ist der Antrag der Union als PDF verlinkt. Ebenfalls einige Stellungnahmen von Einzelpersonen und Organisationen.

Interessant ist, dass nur von "aktuelle Freierstudie" gesprochen wird (ohne Details zu nennen):

Die Ergebnisse einer aktuellen Freierstudie belegen, dass es eine hohe Zahl an Freiern gibt, die in Kenntnis dieser Missstände handeln oder diese billigend in Kauf nehmen.

https://dserver.bundestag.de/btd/20/103/2010384.pdf


Melissa Farley und ihre Studie(n) werden nicht erwähnt.

Eine Kritik zu diesen Studien findet man auf Wikipedia:

Wikipedia: Melissa Farley (Psychologin)#Kritik

eine allgemeine Freierstrafbarkeit einzuführen und den Kauf sexueller Dienstleistungen im Grundtatbestand als Vergehen zu ahnden;
2. sicherzustellen, dass Prostituierte im Zuge der Neuregelung nicht durch die Tatsache der reinen Ausübung der Tätigkeit kriminalisiert werden;

Quelle: https://dserver.bundestag.de/btd/20/103/2010384.pdf



Also mit anderen Worten und ginge es nach der Union, würden dann zukünftig generell alle Freier kriminalisiert werden und es würde nicht mehr und wie es jetzt noch ist (u.a. aufgrund § 232a StGB Abs. 6) unter Freiern differenziert werden, ob sie sich je nach Einzelfall ebenfalls strafbar gemacht haben oder nicht.

Das kann ich nicht unterstützen. (Wären Teile der Union mal auch so eifrig gewesen, was Vergewaltigungen in der Ehe unter Strafe zu stellen anbelangt hat)




Da gehe ich aber mit und unterstütze ich:

der Ausbau von Präventionsund Ausstiegsangeboten,

n sowie die Stärkung der Durchsetzungsautorität der Verwaltungs- und

Vollzugsorgane.

Quelle: https://dserver.bundestag.de/btd/20/103/2010384.pdf



1 wäre auch jetzt schon möglich.

2 wäre dann besonders bei einer Verschärfung der Rechtslage notwendig, denn letztendlich nur Kontrollen und Durchsetzung würden für mehr Schutz sorgen, da sich niemand nur von Verboten allein abschrecken lassen dürfte. Zumindest nicht in nennenswerter Anzahl.




Der Union ist aber hoffentlich klar, dass dann noch mehr heimlich hinter verschlossenen Türen ablaufen und der Staat im schlimmsten Fall noch weniger Kenntnis über auch jetzt schon verbotene Machenschaften erhalten könnte und wäre mehr denn je auf aufmerksame Bürger angewiesen, die verdächtiges Verhalten beobachten könnten.

den Betrieb von Prostitutionsstätten wie Bordellen, Laufhäusern, Verrichtungsboxen und Wohnwagen sowie die Vermietung von Objekten zum Zweck der

Prostitutionsausübung zu verbieten;

Quelle:
https://dserver.bundestag.de/btd/20/103/2010384.pdf

Aso liebe Union:

Wenn es euch wirklich um Prävention ginge, dann bitte auch von dem Vorhaben abrücken Sozialleistungen nach dem SGB2 sowie auch nach dem AsylbLG kürzen zu wollen und Verstöße härter sanktionieren zu wollen.

Ebenso euch für eine weitere Erhöhung des Mindestlohns auszusprechen.

Aber für euch war ja schon die Erhöhung auf 12 Euro ein Dorn im Auge - genauso wie es erst gar keinen gesetzlichen Mindestlohn ab 2013 gegeben hätte, wäre es nach den Wirtschaftsliberalen in der Union gegangen.



Denn eines ist klar, umso schlechter die Bedingungen für Menschen in regulären Jobs sind/wären - umso mehr könnten sich besonders unter den Frauen auch immer wieder notgedrungen für Prostitution entscheiden und seis nur als reiner Nebenverdienst.

Dasselbe, wenn staatliche Sozialleistungen nicht ausreichen würden, um halbwegs gut über die Runden zu kommen. Sowas könnte dann auch besonders Frauen vermehrt notgedrungen in die Prostitution treiben.

Meriruka schrieb am 19.09.2024:Und all die Jahre davor hat sie nix bemerkt? Unfassbar. Das wäre für mich unvorstellbar, dass ich nix bemerken würde.

Was willst Du denn da bemerken? Der Mann ist alleine unterwegs, wenn die Frau fragt, was er gemacht habe, erzählt er ihr irgend etwas Plausibles.
Es hat schon (verheiratete) Männer gegeben, die bei einer Prostituierten verstorben sind.
Das ist dann natürlich schon besonders unangenehm in diesem Kontext.

nairobi schrieb:Was willst Du denn da bemerken? Der Mann ist alleine unterwegs, wenn die Frau fragt, was er gemacht habe, erzählt er ihr irgend etwas Plausibles.

Glaub mir, ich würde es bemerken! Außerdem würde mein Mann mir das erzählen! Wir beide sind offen in dieser Beziehung.

Meriruka schrieb:Außerdem würde mein Mann mir das erzählen! Wir beide sind offen in dieser Beziehung.

Das mag sein, das ist aber bei weitem nicht überall so. Da gibt es auch eine Menge Berichte zu, z.B. dieser

https://www.stern.de/familie/beziehung/julia-peirano/j--peirano--mein-mann-heimlich-ins-bordell---nach-40-jahren-ehe-31907496.html

Manche arbeiten ja auch als Prostituierte und der Ehepartner weiß nichts davon.
Das sind halt auch Sachen, die oft mit Scham behaftet sind.

nairobi schrieb:Manche arbeiten ja auch als Prostituierte und der Ehepartner weiß nichts davon.
Das sind halt auch Sachen, die oft mit Scham behaftet sind.

ja, das ist wohl nicht selten.
Die Frau in dem Bericht, wo der Mann heimlich ins Bordell geht, tut mir aufrichtig leid. Das hat sie tief getroffen und ob die Beiden damit klar kommen, weiß Mensch nicht.

Hat eigentlich irgendjemand von denen, die hier die Auffassung vertreten, Prostitution sei ein ganz normaler Beruf Töchter? Mal rein fiktiv. die konfrontierte Euch mit diesem Berufswunsch. Würdet ihr Flyer verteilen, ihre Dienstleistungen im Bekanntenkreis empfehlen? Wenn es doch ein Beruf wie jeder andere ist, gäbe es doch keinen Grund, das nicht zu tun oder doch?

Würdet ihr auch dafür eintreten, dass Frauen ins Bordell vermittelt werden über die Jobcenter? Wenn man es als Beruf wie jeden anderen betrachtet, gäbe es keinen Grund, das nicht zu tun. Ausreden a la, das würde schon nicht passieren, betrachte ich als indirektes Eingeständnis, dass es als so normal dann doch nicht betrachtet wird.

Mir kann keiner erzählen, dass man keinen Schaden nimmt, wenn man sich taeglich mehrfach täglich durchvoegeln lässt. Das wäre wahrscheinlich für eine Frau schon in einer Beziehung mit jemandem, mit dem sie grundsätzlich gerne schlafen möchte eine Belastung.

Welche Prostituierte, die keine Alternative sieht, würde das zugeben, dass sie sich vor dem Freier, mit dem sie gerade zugange ist, ekelt? Ja ich weiss, es gibt auch andere Praktiken als das Penetrieren. Aber wieviele könne sich das denn leisten, darueber zu bestimmen? Sind die, die das nicht können nicht eine verschwindende Minderheit?

Außerdem können Gesetze auch normativ wirken und das sicherlich nicht von jetzt auf Nachher bei etwas, was Jahrhunderte lang hingenommen wurde. Ich finde den Ansatz der Schweden, dass es nicht als völlig normales betrachtet wird, dass Frauen jederzeit sexuell zur Verfügung zu stehen haben, richtig. Das hat auch nichts mit Lustfeindlichkeit zu tun. Glaubt irgendein Freier ernsthaft, dass die Prostituierte den Job macht, weil sie soviel Lust auf Sex hat? Ich glaube nicht, dass die alle so dumm sind, das ernsthaft zu glauben, sondern eher, dass sie es ausblenden.

WM schrieb:Glaubt irgendein Freier ernsthaft, dass die Prostituierte den Job macht, weil sie soviel Lust auf Sex hat? Ich glaube nicht, dass die alle so dumm sind, das ernsthaft zu glauben, sondern eher, dass sie es ausblenden.

Jeder weiss das die Sexworker, diejenigen die nicht von dritten dazu gezwungen werden, es wegen dem Geld machen, dass sie entweder brauchen oder einfach haben möchten. Das weisst du, ich, jeder Freier und das weiss sogar der Gesetzgeber.
Für die Sexworker die die Kohle brauchen macht es keinen Unterschied ob sie ihre Tätigkeit legal oder illegal betreiben. Aus eigener Erfahrung weiss ich das sie die Kohle brauchen weil ihr sonstiges Einkommen, aus welchen Gründen auch immer, nicht ausreicht um ihren Lebensstil zu finanzieren. Sie machen es zwar auf Schwarzarbeiterbasis aber Selbstbestimmt und Unabhängig, weil die Prostitution in Deutschland auf einer legalen Weise durchgeführt werden kann.
Fällt diese Legalität weg, landen diese Sexworker in der Zwangsprostitution weil sie sich ganz einfach bei den falschen Typen verschulden.

WM schrieb:Außerdem können Gesetze auch normativ wirken

So wie bei Drogen und Alkohol. Hat ja prima funktioniert ...

Und den Sexworkern geschadet: eine Zunahme von Gewalt

Bishamon schrieb am 17.09.2024:Und die hat in Irland bei der Einführung des Nordischen Modells zugenommen.

UglyMugs.ie ist eine App, über die Sexworker vertraulich Missbrauch und Verbrechen melden können. Seit Inkrafttreten des Gesetzes ist die Zahl der gemeldeten Vorfälle stark gestiegen: Kriminalität ist um 90% gestiegen, Gewaltkriminalität um 92%.

Und nein, Sexwork ist keine Arbeit wie jede andere.

Bishamon schrieb:So wie bei Drogen und Alkohol.

Eigentlich OT, aber hier ist es wieder, das völlig unpassende "und".
So wie bei Drogen, Punkt.

Dieses klitzekleine "und" hat für die korrekte Einschätzung von Alkohol sehr viel Schaden angerichtet.

Bishamon schrieb am 17.09.2024:Kriminalität ist um 90% gestiegen, Gewaltkriminalität um 92%.

Ist sie gestiegen oder wird sie sichtbarer?

WM schrieb:Ist sie gestiegen oder wird sie sichtbarer?

Wenn Sexworker keinen Club, kein Bordell und kein Laufhaus ohne Security und Notfall-Knopf haben: könnte es da einen Zusammenhang geben?

Und wenn sich 2 Sexworker eine Wohnung teilen, dies als Bordell gewertet wird?

Könnte es da einen Zusammenhang geben, wenn Sexworker allein in einer Wohnung arbeiten müssen? Oder auf der Straße?

Na, was meinst?

Manche behaupten, daß sich mit einem Verbot der Sexualität die Prostitution bezüglich Sexualität erübrigt.

WM schrieb:Glaubt irgendein Freier ernsthaft, dass die Prostituierte den Job macht, weil sie soviel Lust auf Sex hat? Ich glaube nicht, dass die alle so dumm sind, das ernsthaft zu glauben, sondern eher, dass sie es ausblenden.

Geld ist natürlich immer das Motiv.

Aber glaube es oder glaube es nicht, aber unter den Hobbyprostituierten gibt es auch (zugegeben, bestimmt auch unter diesen nur eine Minderheit), die haben auch Spaß an der Sache und können wunderbar Spaß mit dem Nützlichen kombinieren. Ich wäre dumm und naiv, das nicht zu glauben.

Sind dann wie gesagt solche, die das nicht regelmäßig machen (schon gar nicht tägliche Abfertigung mit zig Männern) und sich vorab auch ihre Freier genau anschauen und mit ihnen auch erst mal kommunizieren. Also vorab erst mal mehr als auch mal weniger streng selektieren und darüber hinaus auch nicht nur an der schnellen Rein-Raus-Nummer interessiert sind/wären.