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Politikwechsel im Iran?

171 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Islam, Iran, Rohani ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Politikwechsel im Iran?

23.10.2014 um 16:47
Es geht wieder heiss her im Iran.
Kampf um Frauenrechte in Iran: Tausende gehen nach Säureangriffen auf mehrere Autofahrerinnen auf die Straße.
Hintergrund der Attacken soll die nach Meinung von Sittenwächtern unzureichende Verschleierung der Frauen gewesen sein.
Während die Moralpolizei Kampagnen gegen "schlechte Verschleierung" lanciert, werden die Vorschriften in großen Städen immer liberaler ausgelegt.
http://www.sueddeutsche.de/panorama/iran-tausende-protestieren-gegen-saeureangriffe-auf-frauen-1.2187304


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Politikwechsel im Iran?

24.10.2014 um 17:58
der Iran ist auch nur teil des plans.rohani ist auch nicht besser als ahmadinejad.das sind alles Illuminaten die sich hinter dem Islam verstecken um den echten Islam zu grunde zu richten
der schah war besser


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Politikwechsel im Iran?

24.10.2014 um 18:46
Es gibt auch positive Entwicklung im Iran.
Iran: Keine weiteren geschlechtergetrennten Universitäten gestattet

Iran: Keine weiteren geschlechtergetrennten Universitäten gestattet
Teheran (Iran Daily) - Nach einer Entscheidung des iranischen Wissenschaftsministeriums sollen keine weiteren Lizenzen für geschlechtergetrennte Universitäten erteilt werden, erklärte der Generaldirektor des Ministerialbüros für nichtstaatliche Angelegenheiten, Karen Abrinia gegenüber der Nachrichtenagentur MEHR.
In Übereinstimmung mit der früheren Politik der Geschlechtertrennung hatte der damalige Wissenschaftsminister Kamran Daneshjou jeder Provinz gestattet, eine geschlechterspezifische Universität zu gründen. Dieser Prozess sei jetzt abgeschlossen, so Abrinia. Außerdem werde das Wissenschaftsministerium die Studentenzahl der bereits exisiterenden geschlechtergetrennten Universitäten begrenzen.
http://german.irib.ir/nachrichten/inland/item/268848-iran-keine-weiteren-geschlechtergetrennten-universitaeten-gestattet

Am problematischsten finde ich die Todesstrafe. Die Zahl vollstreckter Todesstrafen hat unter Rohani erheblich zugenommen.

Alle 8 Stunden wird ein Mensch hingerichtet. Todesstrafe hat im 21. Jh. nichts mehr zu suchen.
https://www.freitag.de/autoren/dabiran/iran-alle-8-stunden-eine-hinrichtung


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Politikwechsel im Iran?

24.10.2014 um 20:36
Vom Iran hängt meiner Meinung nach sehr viel ab,was die weitere Entwicklung des Islamismus angehen wird. Das mag man nicht glauben, denn schließlich sind die Schiiten (Im Iran die 12er Schiiten) eine Minderheit in Anbetracht der Menge an Sunniten. Und schließlich mag der Islam eigentlich aus der arabischen Halbinsel stammen und die Lingua Franca der gesamten islamischen Welt und die Sprache des Korans und der Hadithe selbst mag Arabisch sein und nicht Farsi* sein. Aber die Geschichte ist da weit komplizierter. Denn die Oase dessen, was man hier allenthalben als islamische Blütezeit den Leuten verkaufen will, das hatte sein Zentrum im gegenwärtigen Iran und kann eigentlich mithin auch treffender als säkulare Blütezeit, Blütezeit der Reform und auch Blütezeit der Islamkritik aus der sogenannten islamischen Welt selbst betrachtet werden. Dazu siehe man unter Anderem auch den Beitrag nur eine Seite vorher von mir, den ich vor einem Jahr verfasste:

Beitrag von libertarian (Seite 2)

Der Iran war anfangs übrigens sunnitisch. Die mithin größten sunnitischen Gelehrten dürften mithin auch von hier stammen und natürlich dann später die schiitischen. Es zeigt: Auch der orthodoxe Islam aber selbst hat hier seine Wurzeln, und gerade in Persien wurde viel erst so richtig ausformuliert. Und wie ein Ali Dashti also etwa Anschluss an einen Ibn ar-Rawandi aus dem Mittelalter finden kann, so findet ein Ayatollah Khomeini Anschluss an einen an einen Al-Ghazali, der von manchen für das Ende der Aufklärungsbestrebungen im mittelalterlichen Orient verantwortlich gemacht wird. Er verurteilte meines Wissens die islamischen Philosophen, welche liberal waren und eine Annäherung an griechisches Denken aus der Antike wagten, ganz zu schweigen von all jenen, die eine kritische Einstellung gegenüber dem Islam selbst hatten, wie etwa ein Zakariyya al-Razi oder ein Ibn Warraq. Er verhalf den orthodoxen Strömungen mithin zum Durchbruch und den Untergang von Rationalismus und Säkularismus.

Nachdem die sogenannte islamische Expansion von der sogenannten europäischen Expansion abgelöst wurde, welche auch zum Kolonialismus in manchen Staaten führte, die davor Europa kolonisiert und Terror über es ausgeübt hatten, ergab sich wiederum eine liberale Welle. Nein, manche übertrieben es gar, weil sie unbedingt Anschluss an den Fortschritt des Wesens finden wollten. Reza Schah Pahlavi etwa, der Vater des von Khomeini gestürzten Schahs Mohammed Pahlavi. Sein Sohn etwa wollte einen Versöhnungskurs mit den Geistlichen einführen. Gleichsam aber wollte er die Bildung hochtreiben, ein Anschluss an vorislamisches persisches Erbe finden und es wieder hervorbringen, das Gesetz eher weltlich gestalten und die Frauenrechte stärken; Dinge, die einem Khomeini und anderen Klerikern gar nicht gefielen. Diese nutzen scheinbar das Gefühl aus, dass die Schahs nur Marionetten des Westens seien und das Land ausbeuteten.

Das war das Ende von Reformation und Khomeini führte die klassische Scharia ein. Und der war meiner Meinung nach eben nicht einfach nur einer, der das missbraucht hat, weil er eben so korrupt war, sondern tatsächlich davon überzeugt, dass das, was er macht, im Sinne Gottes ist, und er bezog sich da streng auf Koran und Sunnah (Im schiitischen Sinne), wie ich meine.

Aber zurück dazu, dass der Iran schon immer ein Zentrum war, welches Islamismus entschieden mit bestimmt haben dürfte. Wie gesagt, hier wurde mithin also vielleicht auch gerade zweimal eine Reformation verhindert und wieder rückgängig gemacht. Die islamische Revolution im Iran, wie sie Khomeini durchführte, schloss in seinem Sinne auch einen Revolutionsexport ein. Der Islamismus selbst nämlich ist nämlich auch eigentlich anti-nationalistisch, da die Ummah eine Nation bilden würde und sonst keine mehr, da Fitna untersagt ist. Ihm schwebte hier vor, was auch den islamistischen Muslimbrüdern vorschwebte; nämlich zurückzukehren zu dem reinen Scharia-Staat, welchen er vom Westen bedroht sah, welcher dies etwa in Ägypten samt zugehöriger Sklaverei (Durchaus Teil der klassischen Scharia) abschaffte. Deswegen haben auch so viele Mullahs im Zuge des arabischen Frühlings mitgefiebert, da sie nun die Chance einer islamistischen Renaissance gewitter haben. Nur sollte eigentlich auch ihnen klar sein, dass etwa die Muslimbrüder die Schiiten bis aufs Blut hassen, was wir auch sahen, als samt Christenverfolgungen auch die Verfolgungen von Schiiten glaube ich zugenommen haben, als die Muslimbrüder in Ägypten mal zeitweilig ihren Aufschwung hatten. Und so sollte man das iranische Vorgehen auch wohl eher so verstehen, dass sie wohl zu ihrer schiitischen Seite hinziehen wollten und Verbündete gegen den von ihnen so verhassten kleinen Satan (Israel) und großen Satan (USA) suchten.

Sollte aber es aber im Iran doch mal so kommen, dass es sich tatsächlich reformiert und/oder gar dem politischen Islam eine Absage erteilt, so könnte das ungeheure Auswirkungen auf die gesamte sogenannte islamische Welt haben, denn die Perser (Die eigentlich die letzen 1400 Jahre stets unter Fremdherrschaft entweder von Arabern, Mongolen oder Khadscharen lebten) haben ein gewaltiges Potential in Sachen Ökonomie und Bildung, auch wenn die Gefahr von Nationalismus groß ist. Wenn die Sache dort mal kippen würde, so könnte es sein, dass dies der Anfang vom Ende des weltweiten Islamismus wäre. Könnte, ob es so wäre, weiss ich nicht. Wie gesagt: Könnte.

Und wie es in der iranischen Bevölkerung heute wirklich aussieht, das weiss ich auch nicht so genau. Viele sagen, es hätte sich schon lange eine Kehrtwende vollzogen, Andere sagen, die meisten stünden noch immer hinter der IRI und den Mullahs. Oft ist immer viel Ideologie dabei. Und gerne würde ich mit euch über dieses Thema eigentlich diskutieren. Was meint ihr denn dazu?

*Farsi ist Persisch und heißt eigentlich Parsi. Da aber die Araber glaube ich kein P aussprechen konnten, ergab sich für Parsi Farsi. Und so nennt man heute die Sprache, die im Iran gesprochen wird unter Bezug auf die Parsen bzw. Perser.


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Politikwechsel im Iran?

27.10.2014 um 10:47
Nach dem sinnlosen Tod der Iranerin Reyhaneh Jabbari ruft BILD auf:
Stellen Sie den Iran zur Rede!

http://www.bild.de/politik/ausland/todestrafe-erhaengen/nach-hinrichtung-iranerin-stellen-sie-iran-zur-rede-38310936.bild.html

Iranische Botschaft in BERLIN: 030-84353399 oder 030-84353135 oder 030-84353145
Iranisches Generalkonsulat in FRANKFURT AM MAIN: 069-56000734
Iranisches Generalkonsulat in HAMBURG: 040-5144060
Iranisches Generalkonsulat in MÜNCHEN: 089-45239690


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29.10.2014 um 16:07
Das iranische Parlament hat den Kandidaten für den Posten des Wissenschaftsministers abgelehnt. Zwei Drittel der Abgeordneten stimmten nach einer fast dreistündigen Debatte gegen den Vorschlag von Präsident Hassan Rohani.

Der vorgeschlagene Kandidat, Mahmoud Nili, sei den Reformern zu nahe und vertrete zu wenig islamische Werte, urteilte das konservativ dominierte Parlament.

Im August hatte das Parlament den damaligen Wissenschaftsminister abgesetzt. Ihm wurde vorgeworfen, er unterstütze prowestliche Kräfte.
http://www.srf.ch/news/ticker (Archiv-Version vom 05.02.2016)
Tjo dauert wohl noch etwas bis sich der Filz auflöst.


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Politikwechsel im Iran?

02.11.2014 um 16:53
Sie wollte eigentlich nur das Volleyball-Länderspiel der Männer zwischen Iran und Italien sehen – nun muss eine Iranerin mit britischem Pass ein Jahr ins Gefängnis.
http://www.srf.ch/news/international/ein-jahr-haft-wegen-eines-volleyballspiels
Wär halt schon gut wenn ihr Anwalt mal mit ihr reden könnte oder wenigstens informiert wird wieso seine Mandantin im Knast sitzt.
Kann mir schon vorstellen wies lief... sie wollte ihre Papiere abholen und dann sah man dass sie einen britischen Pass hat. Britischer Pass und unkooperativ = westlicher Agent.
bild span12


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Politikwechsel im Iran?

06.11.2014 um 16:49
http://english.alarabiya.net/en/News/middle-east/2014/11/06/-74-lashes-lie-in-wait-for-dog-owners-in-Iran.html

8dc95232-3cba-4ea9-8829-9c0ef85fdc2a 16x
A group of Iranian lawmakers have introduced a bill to parliament calling for tougher punishments to those who sell, buy or walk pet dogs in public, including paying fines and flogging, the National Council of Resistance of Iran reported on its website.

The bill, presented by 32 parliament members, says dog owners should receive 74 lashes and pay a fine, claiming that the owning a dog as a pet harms Iran’s Islamic culture.
...
The National Council of Resistance of Iran said on its website: “The sporadic and politically motivated campaigns against dog ownership are aimed at further suppressing the youth and women in Iran who have, in past few weeks, held protests against the acid attacks on women that have been carried out by state-sponsored gangs.”
Wird wohl immer doofer für die Iraner da zu leben.


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Politikwechsel im Iran?

06.11.2014 um 19:32
Dort ändert sich erst was dran wenn die jungen Iraner an die Macht kommen, denn die haben allesamt die Schnauze voll von dem Mist. Im Moment ist der Iran ja eine Gerontokratie, wie die Sowjetunion damals.


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Politikwechsel im Iran?

07.11.2014 um 16:33
Kritiker am Regime und der Religion werden im Iran gerne mal ins Exil verband, eingesperrt oder gelyncht. Aber hey, ist doch ok, weil das sind nur ganz pöse Hetzer, die es so richtig verdient haben! Nicht der Koran ist die Hetze, der ganze Völker untereinander polarisieren und gegeneinander hetzen kann. Nein! Der Hetzer ist der, der sagt, dass das Hetze sei, was so im Koran steht. Denn im Koran werden sogenannte Ungläubige (Muschikrun) auch überhaupt nicht verunglimpft, beschimpft und mal gerne pauschal über sie her gezogen. Es wird auch überhaupt nicht hin und wieder zu Gewalt- und Willkürmaßnahmen aufgerufen. Und selbst wenn. Das ist nur Verteidigung, also voll ok, voll legitim, haben es total verdient!


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Politikwechsel im Iran?

13.11.2014 um 02:11
Aus der Zeitung Zeit:

Als Atheist im Gottesstaat

Atheisten droht in Iran die Todesstrafe. Aber immer mehr Iraner bekennen sich zu ihrem Nichtglauben – wenn auch nicht öffentlich.

23. Oktober 2012 11:16 Uhr

Den Tag, an dem Ali Ebrahimi* eingeschult wurde, bezeichnet er als den Beginn einer religiösen Gehirnwäsche. Koransuren, heroische Erzählungen über den Propheten Mohammed, rigorose Moralpredigten: In iranischen Lehrplänen nimmt der Islam viel Platz ein. Ebrahimis Eltern, säkulare Akademiker, hielten während der Islamischen Revolution 1979 loyal zum Schah-Regime. Sie schworen ihn früh darauf ein, vor seinen Lehrern keine Kritik an der Staatsreligion Islam zu äußern. "Erzähle ihnen das, was sie hören wollen", sagten sie ihm. Und vor allem: "Sag niemals, dass du nicht daran glaubst."

Ebrahimi glaubt auch heute nicht. Er zweifelt an den Weltreligionen und an politischen Ideologien ebenso wie an alternativmedizinischen Heilmethoden wie der Homöopathie und manchmal sogar an der Idee des Atheismus. "Es klingt ja beinahe wie Ironie, die Existenz eines Gottes zu bestreiten, der nicht existieren kann", sagt er. Er bezeichnet sich lieber als nicht gläubig denn als Atheist.

Der hagere 26-Jährige ist Medizin-Student in Isfahan, nach Teheran die zweitgrößte Stadt in Iran. Gegen die religiösen Doktrinen der Schulzeit in Tabriz wirkte die elterliche Privatbibliothek als Korrektiv: Nach dem Unterricht las er unter anderem religionskritische Philosophen wie Nietzsche, Schopenhauer, Freud. Heute liest er unter anderem die Werke der atheistischen Publizisten Richard Dawkins und Christopher Hitchens – inzwischen allerdings gut versteckt als E-Books auf dem Kindle.

Denn so polemisch und offensiv wie Dawkins und Hitchens darf sich Ebrahimi in Iran zu seinem Nichtglauben nicht bekennen. Anders als die registrierten religiösen Minderheiten des Landes – Juden, Christen und Zoroastrier – werden Atheisten und Anhänger anderer Religionen wie die Bahai von der Islamischen Republik nicht anerkannt. Wer als Muslim erfasst ist und sich vom Glauben abwendet, dem droht nach dem in Iran geltenden Scharia-Recht die Todesstrafe wegen Apostasie, des Abfalls vom Islam.

Ein Atheist muss ein Doppelleben führen

Zwar sind nur wenige der bekannt gewordenen Todesurteile wegen Apostasie in den vergangenen zehn Jahren vollstreckt worden. Aber die Furcht auch vor anderen Repressalien zwingt Atheisten dazu, ihre wahren Überzeugungen zu verschweigen. So könnte ihnen der Staat unter anderem das Recht auf Sozialhilfe und die Aufnahme an einer Universität verweigern. "Du musst ein Doppelleben führen", sagt Ebrahimi. "In der Öffentlichkeit gibst du vor, Muslim zu sein, weil es die Gesellschaft von dir erwartet. Im Privaten und unter Freunden darfst du du selbst sein."

Shakek Mantegh* wollte deshalb einen Ort zum intellektuellen Austausch schaffen und gründete vor eineinhalb Jahren die Facebook-Seite Iranian Atheists & Agnostics. Er verlinkt regelmäßig Artikel zur Evolutionstheorie, philosophische Aufsätze und religionskritische Karikaturen. Dass mittlerweile über 27.000 User auf den Gefällt-mir-Button geklickt haben, hat den 34-jährigen Teheraner überrascht. Aus Angst vor Verfolgung nähmen viele Nutzer allerdings lieber mit Fake-Profilen an den Diskussionen auf der Seite teil. "Die Regierung diffamiert Agnostiker und Atheisten als anti-islamisch, als Satanisten und als Spione des Westens", sagt Mantegh. Aber er möchte seine Initiative nicht als Ausdruck von Islamhass verstanden wissen: "Wir haben nichts gegen religiöse Menschen und versuchen, mit ihnen in den Dialog zu kommen. Ein toleranter Muslim ist mir lieber als ein fanatischer Atheist."

Seine Beobachtung ist, dass sich die iranische Gesellschaft allmählich säkularisiert. "Wir befinden uns in einer Zeit, die man mit Europa während der Renaissance vergleichen kann", sagt Mantegh. Zwar hätten viele Iraner noch immer einen moderaten, von persisch-islamischer Folklore geprägten Glauben. Aber das klerikale Regime habe mit seinen strikten Verhaltensregeln bei vielen Menschen das Gegenteil einer tieffrommen Gesinnung erreicht, nämlich Ungläubigkeit.

Der Staatsislam hat die Iraner der Religion entfremdet

Doch auch wenn die innere Verweltlichung der Iraner weiter voranschreitet, macht sich Mantegh keine Illusionen, dass die Islamische Republik in der Lage sei, echte Religionsfreiheit zu gewähren. Das Hauptproblem: Die 1979 nach der Revolution in Kraft getretene Verfassung bindet alles Staatshandeln an die Lehren des Korans. Und der Oberste Rechtsgelehrte Ali Chomenei, der in Iran als Stellvertreter Gottes auf Erden gilt, kann alle Gesetzesbeschlüsse stoppen, sollten sie der Scharia widersprechen.

Auch Philip G. Kreyenbroek, Professor für Iranistik an der Universität Göttingen, meint, die vom Staat propagierte Version des Islam habe die meisten Iraner der Religion entfremdet . "Bis zur Revolution wussten wenige etwas von den Inhalten des Islams", sagt er. Das Ajatollah-Regime definierte, wie er verstanden werden sollte. Doch schon als der Islam während des Iran-Irak-Kriegs in den achtziger Jahren als eine Religion des Opferns und des Leidens präsentiert wurde, und immer rigidere Verhaltensregeln wie der Kopftuchzwang für Frauen eingeführt wurden, hätten die ersten Iraner sich von ihm distanziert, sagt Kreyenbroek. "Manche Menschen suchten ihren spirituellen Ausweg im Zoroastrismus und im Buddhismus. Dass viele nun gar nicht mehr an Gott glauben und sich als Atheisten bekennen, ist zwar neu, aber nicht überraschend."

Eine Trennung von Staat und Religion sei in diesem System nicht möglich, glaubt auch Ebrahimi. 2009 hatte er vor den Präsidentschaftswahlen Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi unterstützt. Er glaubte, Mussawi hätte das Potenzial gehabt, das korrumpierte System von innen heraus zu verändern. Doch Mussawi kam nicht; Ahmadinedschads Wahlsieg wurde verkündet und in Teheran schossen Milizen auf die Demonstranten.

Oft trifft Ebrahimi sich mit anderen atheistischen Kommilitonen seiner Universität, um zu diskutieren – über Wissenschaft, Religion und Politik. "Wir haben einen Spruch: Wenn du dem Islam beitrittst, schneiden sie dir die Vorhaut ab. Wenn du ihn wieder verlassen willst, schneiden sie dir den Kopf ab." Ebrahimi sagt es im Scherz. In Iran bleibt es Ernst.



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Politikwechsel im Iran?

28.02.2016 um 13:59
In der iranischen Hauptstadt verbuchen die Reformisten und Moderaten voraussichtlich einen glasklaren Wahlsieg für sich. Nach Auszählung von 90 Prozent der Stimmen dürften sie im Parlament alle zu vergebenden Sitze gewinnen – und die Konservativen alle bisher gehaltenen Mandate abgeben müssen.
http://www.srf.ch/news/international/wahlen-im-iran-liste-der-hoffnung-setzt-sich-in-teheran-durch
Aber der Eiertolle bleibt ja... Also mal wieder mit Skepsis zu geniessen


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Politikwechsel im Iran?

28.02.2016 um 16:03
Skepsis sicherlich, aber ein klares Singal vom Volk.


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Politikwechsel im Iran?

28.02.2016 um 16:43
@Fedaykin
Nur wird halt nicht wirklich viel gehen, solange der Wächterrat an der Macht ist.
Und am Wächterrat hängt n ganzer Knubbel Entscheidungsträger, der vom System profitiert.
Damit wirklich einmal "wahre" Demokratie und soziale Gerechtigkeit einkehrt, muss zuerst dieses korrupte Geflecht entfernt werden. Ich kann mir einfach schlecht vorstellen, dass die ihren Machtbereich freiwillig räumen.
Von innen heraus zerfressen werden sie kaum... und ihren Prinzipien untreu auch nicht.


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Politikwechsel im Iran?

28.02.2016 um 16:53
Der Wächterat kann sich auch nicht allem Verweigern, ohne das Gewaltpotential im Volk zu steigern.

Ich denke die haben ja auch auf Syrien gesehen.
Zitat von GlünggiGlünggi schrieb:Damit wirklich einmal "wahre" Demokratie und soziale Gerechtigkeit einkehrt, muss zuerst dieses korrupte Geflecht entfernt werden. Ich kann mir einfach schlecht vorstellen, dass die ihren Machtbereich freiwillig räumen.
Kurzfristig nicht. Aber wir sehen doch das das Iranische Volk sich nicht so leicht "Instrumentalisieren" lässt.


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Politikwechsel im Iran?

28.02.2016 um 17:35
Ich habe vor kurzem noch einen Artikel im Guardian gelesen, in dem junge Iraner gesagt haben, dass nur die 'fools' wählen gehen und sie (die jungen, modernen Iraner) das Land von unten verändern - nicht durch Wahlen.


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Politikwechsel im Iran?

28.02.2016 um 18:34
@Fedaykin
Naja 2009 habens auch ganz gut in den Griff gekriegt.
Syrien und den Iran kannste auch nicht wirklich vergleichen.
Im Iran kannst nicht wirklich islamische Söldner reinschleusen.
Ich mein die haben ihren Gottesstaat ja schon und die Sunniten sind in der Minderheit.
Man müsste mit moderaten arbeiten. Aber.. siehe unten.
@Aldaris
Klar die Jugend ist die Hoffnung. Aber auch hier verweise ich auf 2009. Es fehlt dem Volk der Support von Aussen.
Wenn dann müssten sie das Militär auf ihre Seite kriegen um überhaupt ne Chance zu haben.


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Politikwechsel im Iran?

28.02.2016 um 18:55
@Glünggi

Der Vergleich würde wohl nur stimmen, wenn die sunnitische Minderheit des Irans, an der Macht wäre =)

Aber ich finde auch , dass diese Entwicklung zunächst mal positiv zu betrachten ist.
Rohani geht ja schon mal in die richtige Richtung, durch die Wahlen wird er und die anderen Reformer nur gestärkt.

Einen Ahmadinedschad will ich nie wieder sehen ...


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Politikwechsel im Iran?

28.02.2016 um 18:59
Zitat von GlünggiGlünggi schrieb:Wenn dann müssten sie das Militär auf ihre Seite kriegen um überhaupt ne Chance zu haben.
Nun dagegen gibt es ja noch die Revolutionsgarden und die Basidschi die ideologisch doch sehr regimetreu geführt werden.
Das "Militär" alleine wird da nicht viel bringen.


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28.02.2016 um 19:04
@JoschiX
Sie müssen einfach die Leute mit den Knarren auf ihrer Seite haben, wenn sie keine Leute mit Knarren vom Ausland kriegen.
Vielleicht quittieren die Revolutionsgarden den Dienst wenn sie auf Unbewaffnete, Frauen und Kinder schiessen müssen... aber darauf wetten würd ich nicht.
@evilparasit
Ja sicher besser, als wenn die Konserven gewonnen hätten.


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