@KillingTime Da ich diesen Fall in Niedersachsen nicht kenne, kann ich auch keine Mutmaßung darüber anstellen, ob er auf Grundlage einer narzisstischen Kränkung abgelaufen sein könnte.
Es gibt Menschen, die auf eine Trennung nicht in "gesundem" Maße mit Trauer, Niedergeschlagenheit und Verlustgefühl reagieren, sondern dies als selbstpersönliche Kränkung auffassen. Beispiel: Eine Frau sagt ihrem Mann: Schatz, es tut mir leid, aber ich möchte mich von dir trennen. Ich habe gemerkt, dass ich dich wahnsinnig gern hab, aber da ist einfach keine Liebe mehr."
Natürlich stürzt einen das für gewöhnlich zunächst in Selbstzweifel und man fragt sich ständig "Warum??" , fragt sich, was man falsch gemacht hat oder hätte anders machen können. Allerdings gibt es wie gesagt Menschen, die weniger mit diesem gesunden ("depressiven") Selbstzweifel reagieren, sondern sich in ihrer Person, Persönlichkeit und ihrem Wert pathologisch abgewertet und herabgesetzt fühlen. Solche Menschen reagieren mit Wut, Aggression und Frust. "Es kann nicht sein, was nicht sein darf". Das sind Menschen, die Selbstzweifel in keiner Weise zulassen können, auch meist nicht sonderlich kritikfähig sind und ihr Selbstbild durch eine solche Trennung beschädigt sehen. Es entsteht bei ihnen oft sofort der Drang, das Selbstbild wiederherzustellen, was sich manchmal zunächst darin äußert, dass derjenige die Trennung nicht akzeptiert, nicht akzeptieren will, stalked oder so tut, als wäre die Trennung nie ausgesprochen worden. Bleibt der andere Partner bei seiner Entscheidung, wird es für den in seinem Narzissmus gekränkten Menschen brenzlig, d.h., er gerät unter den Druck, seine möglichen eigenen Anteile am Scheitern der Beziehung nicht länger verdrängen zu können. (Bei solchen Menschen lautet das Selbstbild meist: "Ich bin stark, ich bin toll und weil ich so toll bin, ist klar, dass meine Frau keinen anderen möchte, als mich" - indem die Frau sich trennt, gerät dieses Bild ins Wanken, denn wenn ich doch so toll bin, wieso reicht das meiner Frau nicht? Wieso will sie sich dann trennen?). Während der Betroffene also fühlt, wie er immer mehr in die hilf- und machtlose Position eines Verlassenen rutscht, desto stärker nimmt er die vermutete "Macht" und das "Glück" des Anderen wahr. Bestimmte Menschen können dies weder ertragen, noch aushalten noch akzeptieren, sondern versuchen, dieses Rollenverhältnis umzukehren: indem man denjenigen an der empfindlichsten Stelle trifft. Bei Frauen bzw. Müttern sind das nun mal die Kinder. Auch Frauen können narzisstisch gekränkt werden, sie zerkratzen dann meist das Auto ihres Ex-Partners, werfen seine Lieblingsplatten weg oder entziehen ihm das gemeinsame Kind, den Hund etc.
Menschen, die aus einer narzisstischen Kränkung heraus erweiterten Suizid begehen, nutzen Kinder in dem Moment als Mittel zum Zweck. Es bestehen keinerlei Überlegungen über das Wohl der Kinder. In Abschiedsbriefen sprechen solche Täter die unermessliche "Liebe" zu ihren Kindern an, allerdings halte ich das für einen Rechtfertigungsversuch vor sich selbst, um Kohärenz zwischen dem Tun und der vorweggenommenen Bewertung des Tuns durch Andere zu schaffen. "Liebe" zu den Kindern spielt hierbei keine Rolle. Eine Rolle spielt lediglich der Partner, den man empfindlich treffen will. Der steht im Fokus - nicht die Kinder.