@SanctusDominusDoch gibt es auch eine "universale absolute Wahrheit" oder ist wirklich alles bloss relativ...?!
Meine Überzeugung hierzu ist zunächst:
Jegliches Wahrheitsempfinden benötigt immer einen Bezug zu etwas. Eine Wahrheit, die sich auf nichts bezieht, gibt es nicht. Alles, wozu wir Menschen einen Bezug herstellen können, befindet sich ausschließlich in unserem Bewusstsein.
Die Bewertungen "wahr" und "unwahr" beziehen sich daher zunächst in allererster Qualität auf das Vorhandensein von etwas, was sich im Bewusstsein befinden muss, also in Form einer Überzeugung, eines Gedankens, eines Gefühls, einer Erinnerung, einer Vorstellung.
Diese Erkenntnis ist von entscheidender Bedeutung, weil sie beweist, dass die Kriterien "wahr" oder "unwahr" keine "Eigenschaften" sind, die irgendeinem Ding oder Gegenstand innewohnen. Denn über etwas, über das ich noch keinen Bewusstseinsinhalt erlangt habe, also weder durch eine Sinneswahrnehmung oder eine Vorstellung, kann keine Aussage gemacht werden.
Das heißt: Etwas, was sich nicht in meinem Bewusstsein befindet, dem kann ich auch keine Bewertung von "wahr" oder "unwahr" zuordnen.
Daher ist das allererste, was ich als wahr bezeichnen kann, das Bezeugen eines vorhandenen Bewusstseinsinhaltes. Das heißt: Ich muss zuerst sagen können "Ja, da ist etwas, was ich bemerke." Ohne dieses reine Vorhandensein ist für mich nichts vorhanden, was ich als wahr oder unwahr bezeichnen könnte.
Das ist die allererste Qualität von wahr und unwahr.
Was wir Menschen anschließend tun, um etwas als wahr oder unwahr zu bezeichnen, bedarf in allen Fällen einer Vereinbarung.
Unser sprachliches Kommunikationsvermögen erhält seine Qualität ja nur dadurch, dass wir alle ähnliche Erfahrungen machen uns uns darauf geeinigt haben, dass beispielsweise der Laut "rot" eine Erfahrung ähnlicher Art evoziert. Das heißt: Wenn du meine vereinbarte Sprache nicht verstehst, dann kann ich "rot" brüllen, so laut ich will, und du wirst doch nicht verstehen, welchen inneren Sinne ich damit verbinde.
Daher ist das, was wir als wahr und unwahr empfinden prinzipiell eine Vereinbarungssache. Wir bezeugen gegenseitig unsere vorhandenen Bewusstseinsinhalte.
Wenn du es in diesem Verständnis betrachtest, dann ist wirklich alles relativ.
Doch es gibt auch etwas, was unabhängig jeglicher individueller Betrachtung ist. Man kann es leider mit Worten nicht anders ausdrücken als "wirklich wahr" oder "absolut wahr", obwohl das nicht korrekt ist, aber wir müssen uns dieser sprachlichen Krücken bedienen, um es überhaupt auszudrücken. Denn eine Wahrheit wird durch den Zusatz "absolut" nicht wahrer, als sie ohnehin schon ist.
Tatsächlich ist das "wirkliche" und "absolute" Wahre das sogenannte "Unvergängliche". Doch die Schwierigkeit liegt darin, es in Worten zu beschreiben.
Ein Beispiel dafür, wie schwierig es ist:
Das, was ich tatsächlich bin, ist wahr.
Alles, was ich mir nur vorstelle zu sein, ist unwahr.
Das Problem hierbei liegt darin, dass ich tatsächlich "nichts bin" im Sinne von einem Etwas. Denn wäre ich ein Etwas, ein "Ich bin", dann würde das augenblicklich auch sein Gegenteil "Ich bin nicht" implizieren. Tatsächlich bin ich jedoch das, was diese beiden Sichtweisen erst ermöglicht. Und dass es so ist, das ist eine "absolute" Wahrheit, von der ich sprach.
:)