@snafusnafu schrieb:"Ich bin" ist wohl das Ego.
denn nur das Ego hebt hervor, dass es IST.
Für mich gilt das nicht. Das kann ich mit keiner persönlichen Erfahrung bestätigen. Ich kann stattdessen die persönliche Erfahrung machen, wie sich dieses "Ich bin"-Gefühl tatsächlich verhält. Und das möchte ich hier kurz aufzeigen:
Der "Ich bin"-Zustand ist das SELBST, das reine unpersonifizierte unveränderliche Gefühl der Anwesenheit, dass es dich gibt.
Bevor es für dich irgendetwas anderes geben kann, muss zuerst das Gefühl der Anwesenheit vorhanden sein. Dieses Gefühl des Daseins ist fundamental notwendig für alles, was darauf folgt, und bevor allem. Dieses "Ich bin" ist während des gesamten Lebens vorhanden. Es ist das SELBST. Es ist dabei die ganze Zeit über mit dir, immer präsent, immer nutzbar. Ob als Baby, als Kind, in der Jugend, als Erwachsener, als alter Mensch. Es hat sich niemals verändert. Man spürt immer dieses Gefühl der Anwesenheit, dieses "Ich bin". Es ist nicht zu verwechseln mit der Persönlichkeit, denn die bildet sich erst sehr viel später.
Beim jedem Auftauchen des Gefühls der Anwesenheit ist es noch in sich ruhend, es erscheint spontan, und es wird als solches bemerkbar ab etwa dem 3. Lebensjahr. Hattest du damals ein Gefühl für Zeit? Wusstest du, wer du bist und wer deine Eltern sind? Wusstest du, wo du dich geographisch befindest und wo du dich selbst lokalisierst? Nichts von alledem wusstest du. Du warst eine zeitlose Anwesenheit. Du hast zweifellos das Gefühl des Raums bereits bemerkt, aber noch kein Gefühl für Zeit. Und diese zeitlose Präsenz des "Ich bin" stand und steht fortan mit allem in Verbindung.
Das Wissen um dieses "Ich bin" ist die allererste Erfahrung im Leben überhaupt und sie wird während des gesamten Lebens unverändert bleiben. Das "Ich bin" ist die Basis von jeglichem "Ich bin dieses" oder "Ich bin das" oder "Ich bin so und so", denn all dies sind Hinzufügungen, die später durch im Umgang und in der Gesellschaft von anderen hervorgerufen werden. Alle diese Anhängsel an das "Ich bin" mögen während des Alltags für dich von einem bestimmten Wert sein, doch es sind nur vorübergehende Erscheinungen.
Im dem allerersten Moment, sobald du damit beginnst über irgendetwas nachzudenken, wirst du dir sicher sein, dass du zu diesem "Ich bin" etwas hinzugefügt hast und dass es damit seine Reinheit verloren hat.
Alle Denkweisen, jegliche Konzepte, ob Geburt und Jugend, oder was auch immer, haben ihren Anfang in diesem "Ich bin". Auf diesem Basiswissen folgt dann das Konstruieren einer immensen Struktur an Worten, Ideen, Konzepten, und fortan wird aus dem ursprünglich reinen "Ich bin" ein "Ich bin dieses" oder "Ich bin jenes". Das pure "Ich bin" wird erweitert und häuft sich zunehmend an, von der Kindheit bis ins hohe Alter. Doch in all diesen Abfolgen liegt das "Ich bin" als unveränderliche Basis zugrunde und war immer vorhanden.
Damit es zu einem personifizierten Bewusstsein kommen kann, muss nach dem Erscheinen des "Ich bin" eine erste Identifizierung stattfinden. Es ist die Identifikation mit dem Körper. Damit beginnt die Dualität. Anders gesagt: Sobald der Eindruck oder das Gefühl der Anwesenheit des "Ich bin" auftaucht, wird es dich zuerst damit täuschen, dass du der Körper bist, und später mit jedem weiteren "Ich bin dieses" oder "Ich bin jenes". Es wird diese illusorischen Eindrücke verstärken, je mehr Zeit vergeht und damit mehr und mehr Verwirrungen und Leiden erschaffen. In diesem Sinne verstanden, bist du dein eigener Gegner.
Der gesamte Prozess des Erlangens von Erkenntnissen und Aktivitäten basiert auf Dualität. Auf einem Subjekt und einem Objekt. Einem Beobachter und das, was er beobachtet. Einem Handelnden und seiner Handlung. Das alles entsteht und ist nur möglich nach dem Erscheinen eines "Ich bin". Mit dem Anfang, dem Auftauchen dieses "Ich bin", beginnt jegliche Dualität. Nicht davor!
Weil das "Ich bin" die ständige Bindung während sämtlicher Ereignisse in deinem Leben ist, wird es nun immer deutlicher und offensichtlicher, dass es die Summe aller Inhalte deines Bewusstseins geformt und es gleichzeitig zur Erkenntnis gebracht hat. Das "Ich bin" ist die fundamentale Basis aller Erkenntnis. Kein "Ich bin", keine Erkenntnis. Doch dieses "Ich bin" ist eine Illusion, jedoch nicht im Sinne von Täuschung, mehr im Sinne eines Traumes, der für dich spontan erscheint und eines Tages wieder verschwunden sein wird. Sämtliche dieser Erscheinungen und ihr Verschwinden sind nichts Wahres, nichts Beständiges, denn weil du der Beobachter all dessen bist, befindest du dich selbst von all dem getrennt. Denn du bist nicht dieses "Ich bin", sondern deine wahre Natur befindet sich a priori dazu, das bedeutet "vor" alledem.