Dawnclaude schrieb:naja ich glaube eher daran, weil ich diese Realität schon etwas holografisch sehe.
Was meinst du damit genau?
Wenn man sich die Welt anschaut, dann gibt es Systeme, Ebenen und Dynamiken, die miteinander verwoben sind, aber gedanklich voneinander differenziert werden können. Visuell (nach menschlich-modellbildendem Denken ausgedrückt) gleich das einem gigantischen Muster, einer Art Hologramm. Dieses muss aber nicht gezwungenermaßen auf einen Erschaffer zurückgeführt werden, sondern entsteht vielleicht ganz allein durch sich selbst. Kein Anfang, kein Ende, nur Veränderung, Fließen, steter Wandel, Zersetzung, Umformung.
Angst vor der Grenzenlosigkeit des Daseins? Kann ich bestens nachvollziehen, denn das Leben ist metakomplexes Wunder und amoralisches Durcheinander zugleich.
Was erreichen wir damit, wenn wir das Dasein als artifiziell geschaffen definieren? Wollen wir uns wirklich als umhergeworfene, sinnentleerte Einheiten ansehen? Es ist eine ziemlich perfide Vorstellung, jemand erschaffe soetwas Komplexes wie Menschen (mit moralischem Empfinden, mit einer so weitverzeigten Psyche) und werfe sie in einen Schuhkarton, um mal zu sehen, was dabei herauskommt, wenn sie handeln.
Dawnclaude schrieb:das was dann die wissenschaftler als Störung des sehnervs sehen, ist eigentlich wie gesagt nur eine gemachte Störung, die auf einer anderen ebene hinter der projektion der gemeinsamen Realität steht und das kann man auch noch sehr gut erkennen.
Naja, "wie gesagt"?
Was für eine Störung des Sehnervs meinst du genau?
Dawnclaude schrieb:Aber wenn die macher dahinter mal kurz zeigen wollen, können sie das eben auch tun. und in meinem fall tun sie das, ganz einfach weil ich wissen soll, dass ich mich in so einer Welt befinde.
Hast du direkt mit ihnen gesprochen? Mit ihnen interagiert?
Sicher, dass das nicht eher eine fixe Idee deiner Psyche ist? Das würde dich nicht weniger beachtungswert machen, versteh mich bitte nicht falsch.
Dawnclaude schrieb:Würdest du das so sehen, wie ich, würdest du auch an eine matrix glauben.
Ja, würde ich, klar. Aber nur, weil Sichtweisen korrespondieren können, heißt das nicht, das die eine völligst falsch und die andere völligst richtig ist.
Dawnclaude schrieb:Dass das ganze trotzdem komplexität ist, kann man natürlich trotzdem sagen.
Durch Weglassen der Überzeugung, beim Leben handele es sich um eine beabsichtige Simulation, wirkt das Leben viel unkoordinierter, viel weniger linear, viel verzweigter, viel unkontrollierbarer.
Mit dem Simulationskonstrukt bewahrst du dir die Möglichkeit, Einsichten zu gewinnen, die du ohne nicht gewinnen würdest. Aber was, wenn es keinen unbekannten Macher hinter den Kulissen gibt? Wenn sich alles aus sich selbst organisierenden und einander bedingenden System zusammensetzt, die sich replizieren oder verfallen (vgl. Breakthrough)?
Die Simulationsüberzeugung schneidet einen Teil des menschlichen Geists weg und eröffnet gleichzeitig einen anderen.
Dawnclaude schrieb:und gut finde ich auch, dass wir nur eine randgruppe sind, denn dann würde man das leben nur als spiel betrachten und könnte problematisch werden.
Eben. Und der Bezug zum Leben sollte nicht zum leichtsinnigen Spiel verkommen, so wie es Diskussionsverhalten auch nicht sollte.
Leider wird hier nicht ganz diskutiert. Der Bezug zwischen "Gläubigen" und "Ungläubigen" ist fast vollständig gekappt. Auf der einen Seite die "Mystiker", die meinen, sie seien überaus wissenschaftlich, auf der anderen Seite die "Zyniker", die dasselbe meinen. Ist das auf psychologischer Ebene nicht was Eindeutiges? Gibt es nicht viel mehr "dazwischen"? Ist unser Geist nicht weiter reichend als nur ein abstraktes Bild einer Simulation, das ebenso gut ein Symbol sein kann? Es gibt so viele Ideen, so viele gedankliche Zweige, die der Matrix-Film eröffnen kann, aber der Großteil wird ausgeblendet.
- platonsches Höhlengleichnis
- Überhand von KI-Einheiten
- Kritik an der rationalen Vernunft
- Universum als Simulation
- u.a.
Ja, jede einzelne Sichtweise ist bewegend. Das sehe ich vollkommen ein. Jede Sichtweise bestätigt eine eigene, real-subjektive (und daher objektive) Wahrnehmung. Aber es geht ja immer nur um eine und die wird dann sehr wörtlich genommen, obwohl man sich da eigentlich auf theoretischem Glatteis bewegt. Glaube bestärkt und schränkt gleichzeitig ein.
Dawnclaude schrieb:und mein "begleiter vom jenseits " sagt dazu "Das ist die Kunst und muss so sein".
Impft dir dein Begleiter einen narzisstischen Größenwahn? Jeder hat das Recht, auf gewisse Weise erwählt zu sein, etwas Bestimmtes sehen/tun zu können. Das Bevorzugen Einzelner ist kein Anzeichen von Kunst, sondern ein Anzeichen von subjektabhängiger Bevorzugung. Nichts moralisch wertvolles, sondern eine Quelle von Neid und Missgunst. Das zu überwinden, geht nur, indem man jedem seinen eigenen Erfahrungsschatz zugesteht. Was ist, wenn jeder gleichzeit Recht und Unrecht hat? Was, wenn wir zu ungenau denken, sodass wir uns zerspalten in die "Realitätsnahen" und die "Realitätsfernen"?
In Graustufen und Differenzierungen zu denken, ist viel fortgeschrittener als in generalisierten Bevorzugungen/Ausblendungen. Ein Widerspruch in sich, jemand aus dem "Jenseits" gibt solche Verlautbarungen.
Dawnclaude schrieb:Im endeffekt ist es gut für uns, denn so können wir wenigstens nicht sterben, trotz aller negativen Effekte und so kann
auch jeder an all dem Kram glauben, was er so glaubt und die anderen als "Realitätsverweigerer" sehen.
Schema: "Die anderen und ich" - ist das nicht zu binär? Verweigern wir nicht alle etwas die Realität, aber nehmen sie auch anderswo an? Es ist arrogant, die "Ungläubigen" plump als Realitätsverweigerer darzustellen. Ist das der letzte Ausweg, wenn einem die Argumente abhanden gehen? Müssen wir immer Argumente herbeiziehen, die das eigene Glaubensgebilde auf jeden Fall bekräftigen? Dürfen wir nicht die Meinung anderer zulassen, auch wenn sie uns verletzen kann?
Das steckt viel Psychisches hinter und besser, wir gucken auch mal nach innen, anstatt nur nach außen. Denn bei ständiger Außenfokussiertheit ist die Möglichkeit groß, dass wir vieles, vor dem wir in uns zurückschrecken, nach außen projezieren.