Muss man studiert haben um ein Philosoph zu sein?

@Duhaa
@Cyril.Sneer

Auch wenn es kein Studium nach heutiger Definition gab, gab es aber zu allen Zeiten das Wesentliche, das auch ein Studium heute noch ausmacht: Die Weitergabe von Wissen nach den jeweils geltenden Standards.
Dass in beiden genannten Fällen nur die Besten im Kreis der Besten bestehen konnten, wo sie ihre Fähigkeiten vermittelt bekamen, versteht sich von selbst. Worauf wollt ihr also hinaus. Es gibt keine Fast Lane für Dünnbrettbohrer.

@Cyril.Sneer
Ohne Methodik wirst du aber niemals zu irgendeiner Erkenntnis gelangen. Einfach nur irgendwelche rotweingetränkten Fragen stellen und darüber „diskutieren“, das ist keine Philosophie, tut mir leid.

Lexter schrieb:Alles was ein Laie sich zusammen philosophiert, kann eine ganz simple und rudimentäre "Praktische Philosophie" niemals übersteigen.

Kommt natürlich drauf an, wie zeitintensiv sich mit einer Dechiffrierung von Konzepten beschäftigt wird, aber bestimmte formale und inhaltliche Standards einzuhalten/zu praktizieren, die nur in universitären Kreisen eingeübt werden (Dialektik, Aussagenlogik, rationale Transzendenz etc.), ist sehr schwer und ziemlich strapaziös, wenn das nur rudimentär vorliegt.

Allerdings hat doch in bestimmten Methoden ungeübtes Diskutieren auch seine Vorzüge: wo bspw. Begriffe im Fachjargon soweit abstrahiert sind, dass sie den kritischen Beigeschmack nahezu verlieren und als verhaltenstechnische Ware be- bzw. gehandelt werden, hängt sich "der Laie" an bestimmten Buzzwords/Triggern regelrecht auf - so ein spontaner Ausdruck ist doch auch wichtig. Genauso kommt auch vielschichtige Musik von Leuten, die von Musiktheorie nichts verstanden haben.

Cyril.Sneer schrieb:Die Ägypter zb. haben die Pyramiden gebaut und von denen hatte sicher niemand ein Studium in Architektur.

Deren Handwerk verglichen mit den heutigen Bauten....
Da stinkt der moderne Mensch sogar vollkommen ab.

Meiner Erfahrung nach reden die meisten selbsternannten Hobby-Philosophen kompletten Bockmist.

Ich mag Philosophie, obwohl ich ein anderes Fach studiert habe sehr gerne.
Es ist eine Wissenschaft die gerne unterschätzt wird und wer mir nicht glaubt, der möge sich Kants transzendentalen Schematismus durchlesen (KdrV Kapitel 1), ihn verstehen und in eigenen Worten wiedergeben. Ich bin ein großer Fan von Schelling und habe sein Hauptwerk bis heute nicht komplett verstanden. Das sind meine mundgerechten Häppchen, es ist richtig hartverdauliche Kost und wer nicht einmal die Grundlagen der verschiedenen philosophischen Denkrichtungen erfassen kann, der lässt am besten die Finger davon.
So ein Auto kann nach dem reparieren kaputter sein, als vorher.

Ich sags euch nur ungerne aber der typische Forum-Kiffer, der gerade in maßloser Selbstüberschätzung wirre Pseudoweisheiten in die Tastatur hackt ist KEIN Philosoph!

Lexter schrieb:Ohne Methodik wirst du aber niemals zu irgendeiner Erkenntnis gelangen. Einfach nur irgendwelche rotweingetränkten Fragen stellen und darüber „diskutieren“, das ist keine Philosophie, tut mir leid.

Genau.

Lexter schrieb:Ohne Methodik wirst du aber niemals zu irgendeiner Erkenntnis gelangen. Einfach nur irgendwelche rotweingetränkten Fragen stellen und darüber „diskutieren“, das ist keine Philosophie, tut mir leid.

Genau das ist für mich beschränktes Denken...
Wenn man meint, nur innerhalb bestimmter Richtlinien zu Erkenntnissen kommen zu können. Da wird dem Denken dann schon viel Freiheit genommen.

Versteht mich nicht falsch, ich möchte so ein Philosophie Studium überhaupt nicht schlecht reden, da lernt man sicher viel sinnvolles, aber das ein Philosoph nur mit einem Studium ein Philosoph sein kann, das halte ich für falsch.

Duhaa schrieb:Deren Handwerk verglichen mit den heutigen Bauten....
Da stinkt der moderne Mensch sogar vollkommen ab.

Stimmt einfach nicht. Gestapelte Steine mit Schotter aufgefüllt. Raffinierte Mechanik auf der Höhe ihrer Zeit unter Ausnutzung einfacher Prinzipien wie Hebeln und der Tragkraft von Wasser. Aber rudimentär. Da stinken wir keineswegs gegen ab. Z. B. müssen wir uns keine Gedanken mehr darüber machen, wie Tausende von Arbeitern Steine schleppen und stapeln. etc. pp.

@postcrysis
Uhiuhi, steile These, die ich persönlich so nicht unterschreiben kann und möchte. Neben 20 Jahren praktischer Musikerfahrung, habe ich nämlich auch Musikwissenschaft - allerdings nur relativ kurz - studiert. Da bin ich leider noch sehr viel ‚verklemmter‘, als in der Philosophie. Wer keine Ahnung von Musiktheorie hat, der kann m. E. Musik nicht wirklich in ihrer Tiefe verstehen. Natürlich kann man Musik machen, ohne musiktheoretisches Wissen und man kann sie auch hören und lieben, aber man kann sie eben nicht verstehen.

Nemon schrieb:Stimmt einfach nicht. Gestapelte Steine mit Schotter aufgefüllt. Raffinierte Mechanik auf der Höhe ihrer Zeit unter Ausnutzung einfacher Prinzipien wie Hebeln und der Tragkraft von Wasser. Aber rudimentär. Da stinken wir keineswegs gegen ab. Z. B. müssen wir uns keine Gedanken mehr darüber machen, wie Tausende von Arbeitern Steine schleppen und stapeln. etc. pp.

Die Gebäude von heute sind in der Regel vom Menschen abhängig. Die Natur holt sich zurück, was ihr gehört, sobald wir unsere Gebäude komplett verlassen.

Die Pyramiden sind da anders....

Duhaa schrieb:Genau das ist für mich beschränktes Denken...
Wenn man meint, nur innerhalb bestimmter Richtlinien zu Erkenntnissen kommen zu können. Da wird dem Denken dann schon viel Freiheit genommen.

Versteht mich nicht falsch, ich möchte so ein Philosophie Studium überhaupt nicht schlecht reden, da lernt man sicher viel sinnvolles, aber das ein Philosoph nur mit einem Studium ein Philosoph sein kann, das halte ich für falsch.

Der Intellekt nimmt dem Denken die Freiheit?

Naja... dann bin ich sehr frei beim Fliesenlegen.
Ich habe nämlich keine Ahnung davon.

Wie willst du denn wissen, ob etwas notwendig ist, wenn du es nicht einmal kennst? Um Regeln zu brechen musst du sie verstehen und wenn du über den Tellerrand denken möchtest, solltest du zumindest wissen wo der Tellerrand liegt.

Lexter schrieb:Wer keine Ahnung von Musiktheorie hat, der kann m. E. Musik nicht wirklich in ihrer Tiefe verstehen.

Ja gut, das war übertrieben und ein schlechter Vergleich. Was ich da meinte, kann ich gerade nicht ganz verbalisieren.

@Duhaa
Nochmal: Es geht nicht um irgendwelche auferlegten Grenzen des Denkens, sondern um die Methodik der zugrund liegenden Disziplin. Auf ein "Wie?" kann ich nicht mit einem "Darum!" antworten.

Duhaa schrieb:Die Pyramiden sind da anders....

Das ist ein Kriterium wofür?
Außerdem holt sich die Natur auch die Pyramiden zurück. Dauert nur länger. Aber die Menschen haben selbst schon einen guten Teil demontiert. Was kein großes Kunststück war.

@postcrysis
Du meinst einfach nur: "Für die gesellige Bierrunde ist ein solches Fachwissen eher störend, als dass es dem Abend zuträglich wäre.", oder?

Lexter schrieb:Du meinst einfach nur: "Für die gesellige Bierrunde ist ein solches Fachwissen eher störend, als dass es dem Abend zuträglich wäre.", oder?

Das ist zwar richtig aber ich möchte darauf hinweisen, dass man mit der richtigen Menge an Bier die eigene methodische und fachliche Kompetenz durchaus vorrübergehend einschränken kann. Dann ist das lästige Fachwissen weit weniger störend für die restlichen Teilnehmer der geselligen Runde. Vice versa funktioniert das leider nicht, denn von nichts kommt nichts. Aus Rücksicht sollte also jeder Fachwissende nicht unter 2 Promille das Haus verlassen.

Ne, im Ernst.
Es gibt sowas wie ein Phänomen "Fachidiot", der sich selbst so sehr in linearen Denkstrukturen bewegt, dass er sein eigenes Blickfeld einschränkt. Persönliche Betriebsblindheit sozusagen. Ein Nicht-Fachmann kann durchaus frischen Wind ins Denken bringen. Allerdings ist die Philosophie eigentlich alles andere als linear und solche Phänomene können nur dann auftreten, wenn sich jemand zu sehr auf eine Denkrichtung versteift.
Die Frage ist auch, ob man nur Gedanken austauschen möchte, oder wirklich Erkenntnisgewinn zum Ziel hat.

Die Band Knorkator - vielleicht kennt sie wer - hat in einem ihrer Songs mal den Gedanken angeregt, was wohl passieren würde, wenn man in seinen eigenen Arsch kriechen könnte. Genauer heißt es dort im späteren Verlauf des Textes: "Schau ich aus mir raus? Schau ich in mich rein? Liegt die ganze Welt nur in mir zum Schein? Existiere ich? Oder bin ich tot? Bin ich Teil der Welt oder bin ich Gott?" Das ist doch ein interessanter Gedanke, den man auch komplett ohne Fachwissen, beim nächsten Stammtisch mal auf den Tisch werfen kann, oder? Ach, und der Sänger ist gelernter Opernsänger. Wir hätten also den musiktheoretischen Aspekt auch gleich noch mit erfüllt. #zwinkersmiley

Hab ich jetzt das Maß gesprengt? :D :D

Lexter schrieb:Hab ich jetzt das Maß gesprengt?

Sehr lustig - kannst du denn nachweisen, das deinem Auftreten nicht dasselbe zugrunde liegt, das du mit dem Liedzitat anprangerst?

Lexter schrieb:Du meinst einfach nur: "Für die gesellige Bierrunde ist ein solches Fachwissen eher störend, als dass es dem Abend zuträglich wäre."

Nein, so mein ich das nicht.

@postcrysis
Oh, das verstehe ich nicht ganz. Mein Auftreten? Anprangern?

Lexter schrieb:Hab ich jetzt das Maß gesprengt? :D :D

Hm. Ich kannte mal einen Knorkator-Fan. Der schwärmte immer von seinem Lieblingslied, in dem den Protagonisten seine eigene Sche••• verfolgt💩 Könntest du da bitte auch noch was Schlaues draus machen?

P.S.: Ich habe auch mal Musikwissenschaft neben Philosophie studiert (aber nicht lange, um ehrlich zu sein und in einem „anderen Leben“). Also bitte hohes akademisches Niveau!🎼🧠