canary schrieb:So wie ich das verstehe, ist das "Ego" ein Instrument der Psyche, die notwendig ist. Dieses notwendige Instrument der Psyche wird nahezu immer von nahezu allen gleichgesetzt mit dem "Selbst", was aber nicht der Wahrheit entspricht.
Nö, eigentlich nicht.
Also das Letztere schon, Ego und Selbst sind meist nicht deckungsgleich (sofern man da genaue Angaben machen kann)
aber in der Psychologie werden die schon (mehr oder weniger klar) getrennt.
(Das Ego ist auch "notwendig", aber "Instrument" kommt nicht ganz hin.
Eher "Instanz" i.S. von andere "Instrumente" sollten es regulieren können, Frustrationstoleranz z.B..)
Die "allgemeine Theorie", soweit ich es verstehe, geht so, dass ein Kind weitgehend aus "Ego" besteht
und im Laufe der Zeit ein "Ich" erst entwickelt.
Und dass "das Selbst" einerseits dabei hilft, andererseits ebenfalls sich entwickelt und ansonsten eher vage bleibt
- was in meinen Augen an dem von dir sehr schön wiedergegebenen spirituellen Teil liegt,
mit dem sich die Psychologie als Wissenschaft halt schwer tut.
canary schrieb:Nothing has any meaning without context"
Ein Kind, das nicht lernt, "Beziehungen" aufzubauen, weil es keine Gegenüber hat, die es dabei unterstützen,
wird egoistisch, also Selbstbezogen bleiben.
Gelingt aber das Aufbauen, bzw. halten von "Beziehungen", also einem möglichen ("wahren" i.S. v. für möglich haltbarem) Kontext,
kann dieser losgelassen - oder auch weiterentwickelt werden.
(Jedes "weiter entwickeln" braucht ja, da verändernd, das Loslassen können.
Oder: man muss erst mal ein Ego haben, bevor man´s transzendieren kann.
Und ein reifes Ego mag keine Angst mehr vor dem Lernen haben, aber "sterben" muss es dabei immer noch, jedes mal.)
Hüch, ich dachte, das wird ne Tafel, aber ich bin ja schon fast durch -
Dr.Manhattan schrieb:in dem es kein Ich mehr gibt
Naja, das ist ja auch wahr, auch wenn ich gar nicht dran glaube - oder es mal wieder vergesse - oder mich halt grad mal wieder mit was anderem identifiziere. Für den Hausgebrauch könnte ich mich aber ja auch damit identifizieren, mich nicht zu identifizieren.
Ich hab schon als Kind an "den Zweifel" glauben können; das ist nur ne intellektuelle Form von "mein ist das Himmelreich".
@canary, kennst du Ken Wilber? Dem seine Theorie über die "Prä-Trans Verwechslung"?
Da löst er Freuds und Jungs Annahmen, das Ziel der Entwicklung sei einmal (bei Freud)
die Entwicklung vom Ego zum Geist ("Ich") - oder halt die des Geistes ("Selbst") zurück zu einer Art "Urzustand" (bei Jung)
einfach damit auf, dass die Entwicklung insgesamt eine Art "Bogen" mache.
Es also beim erwachsenen Ich möglich sei, sich über das Selbst mit dem "Ganzen" zu vereinigen,
indem man seinen "Schatten" (der im Ego "überlebt") auflöst, also lernt, sich selbst so anzunehmen, wie man ist.
Also das, was in einer Meditation erfahrbar ist, "zu Fuß" zu erreichen. (
@Dr.Manhattan :sun: )
Insofern ist das Ego - für mich - eine Art "instrumentaler Gottesbeweis", weil wir da unsere Geschichte gespeichert haben.
Und hätten wir sie nicht gespeichert, wie wollten wir sie sonst auflösen?
So sind wir "verdammt" an unserer Erlösung zu arbeiten - denn wir haben die "nötigen Instrumente":
unsere Erinnerungen, unseren Körper, unser Herz und unseren Verstand.
Wenn wir die in Einklang bringen - und uns "selbst erkennen" - passiert Evolution, entwickelt sich unser Bewusstsein.
Oder halt "Leidensdruck" und Kompensation...