Die Natur - Chaos oder Kosmos?
20.04.2014 um 23:11Zophael schrieb:Was den deiner Meinung nach nun? Glaube oder Beobachtung?Nun da sind wir uns sicherlich sehr ähnlich, jedoch ist für mich die Naturwissenschaft kein innerer Lückenfüller, sondern nur ein Aspekt meiner Neugier und meines Wissensdurstes. Ich mag es die Welt rational und logisch zu analysieren, jedoch ist die Wissenschaft mehr nur eine wertneutrale Angelegenheit und nur ein Teil des Erkenntnisprozesses im Leben. Ich selbst gehe da recht zen-buddhistisch an die Sache:
Aber damit keine Missverständnisse aufkommen, dein 2. Satz trifft es.
Weist du, wahrscheinlich wie auch bei dir, hatte ich im Leben einen Wendepunkt an dem ich buchstäblich am Boden lag. Daraufhin ziehte ich mich zurück, stopfte unentwegt "Wissen" aus Büchern, Dokus, Internet usw. in mich hinein. Wenn ich damit nicht grade beschäftigt war, grübelte und sinnierte ich darüber oder lies meiner kreativen Ader freien lauf. Ich lebte nicht mehr, sondern war in einer Illusion die andere Leute durch Worte schufen, in meinem eigenen Verstand gefangen.
„Den Weg zu studieren heißt sich selbst zu studieren, sich selbst zu studieren heißt sich selbst vergessen. Sich selbst zu vergessen bedeutet eins zu werden mit allen Existenzen.“
Ich stopfe mich nicht mit Wissen voll, sondern ich bin schlicht und einfach neugierig, meine persönliche Forschung betreibe ich in der Interaktion mit anderen Menschen, ich lerne ihre Sicht der Dinge kennen und hinterfrage diese ohne dabei respektlos zu sein, ich akzeptiere sogar Eigenarten die in meinen Augen unlogisch oder gar weltfremd erscheinen. Jedoch mag ich es nicht wenn Menschen einem blinden Glauben unterliegen und ihren Willen anderen überordnen.
Wissen ist etwas das nur jeder ganz persönlich erfahren kann, Wissen aus Büchern sind Kenntnisse die man erwerben kann, wobei man das Wissen anderer versucht zu kopieren. Das ist bei Entwicklungs- und Lernprozessen auch sehr wichtig, kann jedoch einseitig werden wenn man dabei die Kreativität vernachlässigt oder seine Empathie verletzt wird. Tatsächlich kann das Bildungssystem dafür sorgen das die Kreativität und auch die Empathie von Kindern verletzt werden, jedoch das Auswendiglernen viel zu hohe Priorität hat. Das ist in jeder Hinsicht schädlich für die Menschlichkeit eines Menschen.
Zophael schrieb:Heute bin ich endlich frei davon. Ich nehme die Dinge so wie sie sind. Das alte "Wissen" aus der Zeit halte ich als Möglichkeit offen, und betrachte als wahres Wissen nurnoch das was ich selbst erlebe. Alles andere was ich durch Medien usw. aufnehme halte ich als Möglichkeit, nicht als Wissen fest.Wissen ist das was jeder persönlich erfährt, ich weiß das die Herdplatte heiß ist, da ich als kleines Kind mir die Finger verbrannt habe. Das was du mist dem "alten Wissen" meinst, sind erworbene Sachkenntnisse, meist in Form von Texten aus Büchern, Dokus usw. Sachkenntnisse sind vermitteltes Wissen, welches von anderen Menschen erworben und weitergeleitet wurde oder gar einer gewissen Manipulation unterliegt (was man meist in streng religiösen oder politischen Kreisen erlebt). Medien sollten mehr nur der Unterhaltung dienen, jedoch gut ist es wenn Unterhaltung mit Aufklärung und Bildung verknüpft würde, doch die Masse an Medien dient dem Kommerz und dem Mainstream, so nach dem Motto Brot und Spiele.
Aber auch hier sind wir uns ähnlich :)
Zophael schrieb:Deshalb mein Ausdruck "Die Natur ist so wie sie ist, völlig in Ordnung".Natürlich ist sie das, die Natur ist wie sie ist einfach das was sie ist, egal ob mit oder ohne uns. Nur gibt es nicht nur im Menschen sondern auch in der Natur das Chaos als Teil der Ganzheitlichkeit. Die Natur ist damit in Ordnung und in Chaos gleichermaßen und das ist auch gut so :)
Zophael schrieb:Der Mensch besitzt Empathie.Natürlich besitzt er die, nur zeigen sie nicht alle gleichermaßen und bei manchen scheint sie kaum vorhanden zu sein. Schon die alten Illuminaten erkannten das Problem unserer Zeit:
„Wer also allgemeine Freyheit einführen will, der verbreite allgemeine Aufklärung: aber Aufklärung heißt nicht Wort- sondern Sachkenntniß, ist nicht Kenntniß von abstracten, speculativen, theoretischen Kenntnissen, die den Geist aufblasen, aber das Herz um nichts bessern.“ -Adam Weishaupt
Zophael schrieb:Menschen die eine Autorität die nicht sie selbst sind, über sich selbst stellen, geben ein Teil ihrer Macht ab. Wenn ich nun Worten anderer, ohne sie erlebt zu haben, als Wahrheit annehme, mich damit beschäftige und immer tiefer darin aufgehe, gebe ich ein Teil meiner Macht ab. Egal ob Spiritualität oder Wissenschaft. Man gibt seine Lebenszeit, seine Energie, anderen ab. Was ist also Machtvoller als fast ausschließlich wahres Wissen zu erleben, ohne sich irgendwelchen Worten anderer hinzugeben und sich darin zu verlieren?Dies währe wahrlich die Freiheit. Von der viel zu wenige Wissen haben, da sie diesen Begriff nur aus den von dir beschriebenen Situationen kennen, bei denen dieser Begriff nicht selten auch missbraucht wurde. In der Hinsicht bin ich ein Anarchist, weder will ich jemanden über mir haben, noch will ich jemanden unter mir haben, ich will den Menschen auf Augenhöhe begegnen. Das ist wahre Gleichberechtigung und Freiheit der Menschen.
Die Worte anderer können auch wichtig sein, wenn sie weise und aufrichtig vermittelt werden, im Leben braucht man auch einen Mentor, eine Muse und eine Inspirationsquelle. Wärst du zu deinem Wissen gekommen ohne die Kenntnisse anderer erfahren zu haben? Ich betrachte diese Worte als Wegweiser auch wenn das Land der Wahrheit keine Wege und Pfade kennt, nur man selbst findet für sich seinen Weg und nur hier und da sollte man sich orientieren und anpassen, nur wenn man konformistisch wird, verlässt man das Land der Wahrheit und verfängt sich in eigenen oder fremden Gedanken.
Zophael schrieb:Das soll nicht bedeuten das man plötzlich den Zufall beherrscht, wohl aber ist man viel längere Zeit in der Wirklichkeit und nicht woanders.Die Wirklichkeit ist Hier und Jetzt und in dessen bewusster Wahrnehmung und in der Meditation. Aber auch deine Gedanken sind Teil deiner Wahrheit, auch wenn sie mit ständiger Analyse beschäftigt sein mögen kann man sich ihnen bewusst werden und sie während man darüber denkt zur Ruhe kommen lassen. Während ich hier mit dir schreibe denke ich kaum nach, es ist fast wie automatisches Schreiben :)
Zophael schrieb:Jeder dieser Kristalle wird auch unter anderen Bedingungen wachsen. Selbst wenn es nur Luftverwirbelungen sind, die wieder aus etwas entstanden sind, das man erforschen könnte. Selbst unter Laborbedingungen könnte ich mir Vorstellen das es die Oberfläschenbeschaffenheit des Glases wäre, die darauf wirkt und demnach wieder erklärbar wäre. Chaos ist und bleibt für mich ein Synonym von Menschen, für das noch Unbekannte. Solange, bis ich in meiner Umwelt etwas anderes Wahrnehmen kann.Die Kristalle würden in der Ordnung und Gleichförmigkeit nicht wachsen, sie würden bleiben wie sie sind. Das Chaos ist keine Unbekannte, es ist nur die Abwesenheit der Gleichförmigkeit und Ordnung. Natürlich sind kausale Wechselwirkungen dafür verantwortlich das sie unterschiedlich aussehen, das Chaos ist kein Gott das die Unterschiedlichkeit der Formgebung bestimmt, es ist nur der Faktor der von der Berechenbarkeit abweicht, tatsächlich ist es die unbekannte Variable. Das Chaos ist immer vorhanden und immer wirkt es auf die Ordnung und Formgebungsprozesse, eben in Form aller Faktoren, wie eben die Beschaffenheit der Oberfläche, der Luft, der Feuchtigkeit, der Gravitation, der Bewegung. Die Ordnung ist die Struktur die vom Chaosfaktor zerstört, gebrochen, verändert oder neugeordnet wird. Das Chaos schafft die Unterschiedlichkeit der prägenden Faktoren einer jeden Entwicklung. Die Chaostheorie ist eben auch eine Chaospraxis.
Die Chaosforschung oder Chaostheorie bezeichnet ein nicht klar umgrenztes Teilgebiet der Nichtlinearen Dynamik bzw. der Dynamischen Systeme, welches der Mathematischen Physik oder angewandten Mathematik zugeordnet ist. Im Wesentlichen beschäftigt sie sich mit Ordnungen in speziellen dynamischen Systemen, deren zeitliche Entwicklung unvorhersagbar erscheint, obwohl die zugrundeliegenden Gleichungen deterministisch sind. Dieses Verhalten wird als deterministisches Chaos bezeichnet und entsteht, wenn Systeme empfindlich von den Anfangsbedingungen abhängen. Vermeintlich identische Wiederholungen eines Experimentes führen zu höchst unterschiedlichen Messergebnissen. Die Chaostheorie besagt nicht, dass identische Anfangsbedingungen (praktisch allerdings unmöglich, schon aufgrund der Unschärferelation) zu verschiedenen Ergebnissen führen würden. Als einführendes Beispiel wird oft auf das magnetische Pendel verwiesen. Chaotische dynamische Systeme sind nichtlinear.Wikipedia: Chaosforschung
Andere Beispiele sind der Schmetterlingseffekt beim Wetter, Turbulenzen, Wirtschaftskreisläufe, bestimmte Musterbildungsprozesse, wie beispielsweise Erosion, die Entstehung eines Verkehrsstaus, neuronale Netze sowie Low Frequency Fluctuation in Laserdioden.
Chaos ist mit der Ordnung verwoben und das Resultat ist vergleichbar mit einem Fraktal, daher denke ich auch wir leben in einem pulsierenden, fraktalen Multiversum.
Zophael schrieb:Aber im Großen und Ganzen sind wir eigentlich der gleichen Meinung was die Welt betrifft. :)Das bestätige ich gern und das macht solche Themen auch so interessant, es gibt Unterschiede in den Sichtweisen und gleichzeitig Gemeinsamkeiten die sich ergänzen, wie eben Ordnung und Chaos :)