@cRAwler23 cRAwler23 schrieb:Das ist das Prinzip der verzweigten Kausalität, bei der es scheinbar eine unendliche Variation an Möglichkeiten und parallelen Zeitlinien geben kann.
Es gibt nicht nur SCHEINBAR eine unendliche Variation von Möglichkeiten, sondern jede Möglichkeit gibt es tatsächlich und wird auch umgesetzt. Ich will das gerne näher erläutern.
Bevor ich mich an der Straßenkreuzung für eine Möglichkeit entscheide, sind alle Varianten tatsächlich vorhanden. Das wird niemand bestreiten. Ich könnte mich sogar für die Möglichkeit entscheiden, mich einfach umzudrehen und zurückzufahren, wo ich hergekommen bin. Oder auch geradeaus fahren, oder schräg in eine Mülltonne donnern, oder was weiß ich. Alle diese Möglichkeiten sind nicht nur scheinbar vorhanden, sondern tatsächlich, und zwar so lange ich mich noch nicht für eine konkrete Handlung entschieden habe. Und jede dieser Möglichkeiten beinhaltet bzw. entspricht einem komplettem Universum, das mehr oder weniger von allen anderen abweicht.
In dem Moment der Entscheidung, konkreter gesagt, wenn ich die Entscheidung tatsächlich umsetze und handele, dann kollabieren sämtliche anderen Möglichkeiten (Universen) unverzüglich, aber nicht in dem Sinne, dass es sie nicht mehr gibt.
In der Physik gibt es, was die Beschreibung der sub-atomaren Möglichkeiten von Elementarteilchen angeht, den Terminus ”Kollaps der Wellenfunktion“. Die Physiker sagen weiterhin: Bevor es dazu kommt, sprich, bevor ein Elementarteilchen sein messbares Vorhandensein noch nicht erlangt hat (=Wellenfunktion noch nicht kollabiert), ist es überall verteilt. Es ist sowohl hier, wie auch dort, wie auch hinter dem Jupiter und was weiß ich noch wo. Überall halt. Auch für diese Beschreibung gibt es in der Physik einen Terminus, und zwar den der Aufenthalts-Wahrscheinlichkeitsverteilung, die besagt: Wo das Teilchen sich befindet, kann man nicht absolut präzise angeben (das wird mit der Heisenbergschen Unschärferelation zum Ausdruck gebracht), sondern lediglich mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeitsverteilung.
Das ist aber nur ein mathematischer Trick für Erklärungszwecke. Tatsächlich ist da nichts verteilt. Denn es ist keine Wirkung feststellbar. Jeder weiß zudem: Man kann nur etwas Vorhandenes verteilen. Aber – und das ist das Entscheidende - das Teilchen hat sein Vorhandensein (seine Wirksamkeit) ja noch gar nicht erlangt, weil es dies erst beim Akt der Beobachtung sprich Messung erlangt. Erst dann gibt es eine Wirkung, die man verteilen könnte. Für das Verstehen dieser Zusammenhänge ist es sehr wichtig, dass es mathematische Tricks zur Beschreibung sind, aber keine Beschreibung dessen, was tatsächlich vorhanden ist.
Es gibt unglaublich viele solcher mathematischer Tricks, die sich geniale Wissenschaftler gerne einfallen lassen, um etwas dennoch beschreiben zu können, was sich ansonsten jeder Beschreibbarkeit entzieht. Bis dann irgendwann ein neues Genie vom Schlage eines Einstein, Planck oder Feynman auftaucht und einen kleinen oder manchmal auch einen fulminanten Verbesserungsvorschlag entwickelt, auf den dann alle ganz stolz sind und den Betreffenden schließlich mit einem Nobelpreis ehren.
Wichtig ist, zu verstehen: Man kann nur etwas tatsächlich Vorhandenes verteilen und nicht so tun, als wäre man in der Lage, Unwirksamkeiten bereits verteilen zu können.
Anders beim Straßenkreuzungs-Beispiel: Hier sind bereits TATSÄCHLICH sämtliche Möglichkeiten (sprich Universen) bereits vorhanden (stehen als Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung). Denn wenn es sie nicht gäbe, könnten sie einem unmöglich zur Verfügung stehen. Denn, wie bereits erwähnt, es wird nicht passieren, dass du an einer Straßenkreuzung, an der du nach rechts abbiegst, obwohl du nach links abbiegen wolltest, einfach verschwinden wirst. Alle Universen laufen weiter, mit dir darin und den entsprechenden Szenarien.
Ein weiteres hochspannendes Thema ist es, wenn man über den Zugang zu diesen verschiedenen Universen nachdenkt, dem beliebigen Wechsel von einem zum anderen. Denn auch das ist möglich. Aber das ist ein ganz anderes Thema.