Die Diskussion um die Existenz Gottes ist vielschichtig. Sie kann, wenn man sich dieser Vielschichtigkeit nicht bewusst ist, sehr schnell zu fundamentalen Missverständnissen führen. Zum einen ist da die metaphysische Diskussion. Sie ist auch eng verbunden mit der Definition von "Gott". Kuhnee hat es schon angedeutet:
@kuhnee kuhnee schrieb:0.Damit was passiert muss Energie freigesetzt werden sonst passiert auch nichts (Nach den Gesetzen In unserem Universum) .
1. Etwas muss also Energie freigesetzt haben und das was Energie freigesetzt hat muss auch von irgendwo gekommen sein und so weiter. (Eine Schleife von Anfängen/Ursachen)
2. Oder es wurde von etwas hergeleitet das unter anderen Gesetzen existiert(Ein anderes Universum/etwas uns nicht bekanntes, mit anderen Eigenschaften).
1a. Die Schleife von Ursachen ist ein Paradoxem und man weiß immer noch nicht woher.
2b. Dieses wirft zwar kein Paradoxem auf, aber man weiß auch nicht was es ist.
Dennoch könnte man fragen was für Eigenschaften es haben müsste und dann daraus schließen
was es ist oder was es in etwa zumindest sein müsste.
Nun könnte man dazu kommen, dass man aufgrund dieser Prämissen ein Gott als eine logische Schlussfolgerungen sehen könnte. Gott ist sozusagen diese "Energie". Aber damit ist noch keine andere Eigenschaft abgeleitet. Es kann sein das diese Energie nur eine Art Initialzündung für das Entstehung des Univerums war. Damit sind das Jenseits, die ethischen Gesetze oder gar religiöse Akte nicht mitinbegriffen und es wäre logisch schwer zu begründen, warum der Gott dieser Definition etwas mit den Gottesvorstellungen der Religionen zu tun hat. Man kann auch generell hinterfragen, warum man dann so etwas Gott nennen muss. Die Missverständnisse die aus den Begriff resultieren, sind zu groß. Psychologen kennen das Problem mit den Begriff "Seele", der auch nur ungern verwendet wird.
Indirekt ist Prämisse 2 übrigens wissenschaftlich und erkenntnistheoretisch stark. Die Physik und all ihren Konzepten basieren letztlich auf Naturgesetze, die aber vor den Big Bang gar nicht existiert haben. Die Physik kann daher gar nichts zu den Zustand davor sagen. Alles Aussagen zu dem Zustand vor dem Big Bang sind streng genommen Metaphysik (auch Aussagen vom großartigen Hawkings), da uns schlicht die Methode zur Verifikation bzw. Falsifikation fehlt. Es ist eine harte Erkenntnisgrenze, die sich nicht aus dem mangelnden physikalischen Verständnis ergibt, sondern per Definition gesetzt ist. Ausweg wäre hier alleine, dass der Big Bang möglicherweise doch nicht stattgefunden hat, worauf es zur Zeit keinerlei Hinweise gibt.
Zum anderen ist der Gottesbegriff eine Art "Hilfskonstrukt" um irdische Normen zu rechtfertigen. Daraus resultiert die typische Macht der Religion, denn Gott ist hiernach ultimativ. Während sich athetische ethische Theorien auf waghalsige logische Sätze zurückgreifen müssen (siehe Kant, wobei Kant ganz und gar nicht waghalsig ist, sondern schlicht stringent), kann man sich diese ganze "Mühe" sparen, wenn man einfach auf Gott verweist. Nach dieser Logik wäre dann alles erlaubt, gäbe es keinen Gott als SuperObserver. Theologen mussten durch die Auseinandersetzung mit Atheisten (z.B. Theodizee) immer ausgefeiltere Gotteskonzepte entwickeln, um Gott trotz aller Zweifel irgendwie in das 21. Jahrhundert hinüber zu retten. Gott ist übrigens aus dieser Sicht weniger wichtig, als man glauben mag. Denn der Religion und vor allem deren Oberhäupter geht es ja zu aller erst um Einflussnahme auf den Menschen (u.a. Aussagen wie Kondome sind böse!).
Und der dritte Gottesbegriff entspringt der Postmoderne. Gott ist dann einfach so, wie man sich es selbst mithilfe des Internets zusammengooglet. Je nach Geschmack gibt es dann in der Gesamtkonzeption des eigenen Glauben dann noch eine Hölle, oder auch nicht. Je nach Geschmack ist Gott dann straffend, oder auch nicht. Und wenn man dann doch in einem Forum sein Gottesbegriff rechtfertigen möchte, wird unter Zunahme verschiedener metaphysischen Konzepten (Vermischung des ersten und zweiten Gottesbegriff unter Zunahme halber wissenschaftlicher Erkenntnisse, gewürzt mit ostasiatischen Konzept und dekoriert mit Werten aus der Aufklärung) dies getan. So hat jedes Individuum eine eigenes "Gotteskonzept", womit sich diese Individuen sowohl von der Kirche entfernen, als auch von der Wissenschaft. Diesbezüglich habe ich den bösen Verdacht, dass dies die einfachste aller Varianten ist. Denn günstigerweise muss man sich nicht an den strengen Verhaltenskatalog der christlichen Lehre halten und man kann trotzdem wissenschaftliche Aussagen konsumieren, ohne wiederum hier auf das ebenso strenge Propädeutikum (Methodenlehre, Wissenschaftstheorie, Logik) zu halten. Man kann rotzfrech den anstrengen Teilen beider Welterklärungssystem ausweichen.