@marxlohHast du aus meinen Worten abgeleitet, ich sein Atheist?
Siehst du - man kann sich irren. Manchmal sogar gleich doppelt.
Denn es gibt in diesem Dasein selten ein NUR-Schwarz-Weiß. Meist gibt es Übergänge oder etwas in der Mitte. Theist heißt Gottgläubiger. Meine "Mitte" ist etwa so zu verstehen:
Ich wage nicht einmal dem, von was ich da rede, einen Namen zu geben.
Ich vermeide das Wort "Gott" und verwende (wenn ich schon Worte verwende) "höhere Dimensionen" oder etwas in dieser Richtung.
Aber es geht nur darum, dass mir mein Gefühl und meine Intuition sagen, dass es über mir noch weiter-geht - dass es mehr geben muss als Jenes, was wir mit unseren Sinnen erfahren.
Du wirst mir recht geben, wenn ich sage, dass solche Erfahrungen oder das Gespür dafür, dass die greifbare, fassbare und verstehbare Welt nicht alles ist, sehr intim sind!? Und alles, was intim ist, gehört im Grunde genommen nicht nach draußen (das sagt ja gerade das Wort). Keiner käme doch auf die Idee, innerste Erfahrungen der Liebe nach außen zu tragen und dort breit-zu-treten - oder? Tut man es doch, dann hat man die Intimität damit meist auf einen Schlag vernichtet. Wer intime Erfahrungen mit seiner Freundin etwa in einem Blog ins Netz stellt - und dieser wird von der Freundin entdeckt: Der hat damit seiner Liebe meist das Grab geschaufelt.
Ergo wissen wir, dass es bei dem nach außen getragenen "Gott" um etwas anderes gehen muss. Es ist angebracht, hier den größten Argwohn zu hegen. Viele, die "ihren Gott" nach außen tragen, haben sich in Wahrheit mit Gott gleich-gesetzt. Was hier greift sind Seelen-Mechanismen, die längst verstanden sind und unter Experten zu alten Hüten gehören. Trotzdem geschehen sie natürlich immer wieder, weil das entsprechende Wissen nicht zur Allgemeinbildung gehört. Es geht um ein nicht ganz einfaches Wissen, das nicht nur gewusst, sondern auch verstanden werden muss. Es geht dabei um Identifikations-Prozesse - und man muss einfach wissen, wie diese in einem selbst ablaufen und was dabei geschieht.
Eigentlich ist es ganz einfach: Wie komme ich als Mensch alleine schon dazu, Gott einen Namen zu geben? Normalerweise geben Eltern ihren Kindern Namen und nicht umgekehrt. UND: Denkst du, das war vor 2000 Jahren denkenden Wesen nicht schon genau so klar wie heute?
Es gab also für Religions-Stifter nur zwei Möglichkeiten: Entweder Gott hat sich ihnen tatsächlich gezeigt und ihnen seinen Namen genannt - oder aber: Sie mussten lügen.
Ich habe darüber keine Entscheidung zu fällen! Was ich sagen möchte ist nur:
Wir Menschen sind eifach so gestrickt, dass wir alles was nicht passt, gerne passend machen. Darin haben wir in allen Bereichen großes Geschick - und große Macht entwickelt! Wir drehen die Dinge gerne so, wie wir sie brauchen können - wir gestalten die Welt nach unserem Willen.
Und unser Wille ist unsere Macht.
Wenn ich also genauestens weiß, dass ich über das wahre Wesen Gottes eigentlich NICHTS weiß, dann unterliege ich der riesen-großen Versuchung , die "Geschichte" einfach herum-zu-drehen und nach außen, anderen Menschen gegenüber vorzugeben, Gott SELBST habe mir über sich DAS gesagt, was ich über ihn nicht sagen darf. Wer immer das tut oder tat, war sich sehr wohl dessen eingedenk, dass es ihm in Wahrheit selbstverständlich NICHT zustand, Gott irgendwelche Attribute zuzuschreiben. Jedem war das klar! Jedem war klar, dass ER Gott nach SEINEM Bilde formte - und nicht umgekehrt!
Und ab hier ist die Tragik dieses Fluchs rasch zuende erzählt: Der Mensch war "in Gottes Namen" in der Lage, von Liebe zu reden und im gleichen Zuge Menschen auf einem Scheiterhaufen bei lebendigem Leibe zu verbrennen...
Wir Menschen haben in Gottes (und in 3-Teufels-) Namen nicht das geringste Recht, uns über andere Menschen zu erheben - wir haben nicht das geringste Recht, uns zu ermächtigen über Mensch und Getier und uns dabei auf "Gott" zu berufen !Zu "beweisen" gibt es hier nichts. Wie sollte ich einem "Propheten" nachweisen, dass Gott nicht mit ihm gesprochen hat? Wie sollte ich nachweisen, dass Gott ihm keinen Auftrag erteilt hat?
Aber es wäre in meinen Augen ein gar armseliger Gott, der es nötig hätte, Menschen damit zu beauftragen, andere Menschen zu verbrennen, zu foltern oder in die Luft zu sprengen!
Wir sind WIEDER bei der Plausibilität !Deshalb: Belassen wir es (wenn wir es ehrlich meinen) bei unserer intimen Erfahrung mit Gott oder wie immer wir das nennen mögen, von was wir da angerührt werden.
Die Probleme, die sich UNTER UNS aufwerfen, die machen wir als in die Mündigkeit entlassene Menschen in Selbständigkeit auch UNTER UNS aus!
Wo es jetzt gerade wieder darum geht, anderen Menschen zu helfen, die in schlimmste Not gestürzt worden sind: Dort brauchen wir ganz gewiss keinen Gott als "Schützenhelfer", damit wir uns aufraffen und unseren Beitrag leisten können, um die Not dieser Menschen zu lindern! Und so geht es in allen Bereichen, wo wir helfend, lindernd oder heilend unterwegs sein möchten.
Gott wird tatsächlich immer nur als "Schützenhelfer" gebraucht (missbraucht natürlich!).
Denn wie anders sollten wir es vor uns selbst verantworten können, anderen Menschen mitunter Grauenvolles anzutun, wenn wir uns nicht einem Fluch gleich vorgaukeln würden, wir würden es "im Namen Gottes tun" - oder "im Namen des Guten"....
Nur wer bereit ist, eine Waffe zu gebrauchen, braucht einen Schützen-Helfer !Es gibt ein Symbol in der Bibel, das man sich immer wieder einmal durch den Kopf gehen lassen sollte: Das ist die Schlange!
Insbesondere im Bereich der Selbst-Rechtfertigung winden wir Menschen uns wie Schlangen - immer wieder ...