Die Legende des King of Pop Michael Jackson
09.09.2010 um 21:38
Santa Maria ist ein netter Ort, aber für mich wurde er zu einer leeren Hülle. Das Jackson-Event war vorbei und ich wurde zu einer Fremden in einer Kleinstadt. Ich dachte über meine „Medien-Freunde“ nach und mir wurde klar, dass viele von ihnen niemals meine Freunde waren. Sie waren schon wieder alle unterwegs auf dem Weg zu einer neuen heißen Story.
Einige von ihnen berichteten live aus Aruba, wo man nach einem vermissten weiblichen Teenager suchte. Ehrlich gesagt machte ich mir nicht die geringsten Gedanken über einen weiteren Nachrichten-Leckerbissen. Ich hatte etwas Größeres im Sinn und hatte dafür auch schon alle möglichen Daten zusammengetragen. Ich wollte noch immer ein Buch über Jackson schreiben, denn nach allem war ich offensichtlich nicht nur bei den Verhandlungen, um Nachrichten zu berichten. Ich war in erster Linie dort als Autorin.
Als ich den Prozess hindurch als freiberufliche Reporterin gearbeitet habe, war ich auf mich selbst gestellt. Nun, in Santa Maria allein mit meinen Gedanken, versuchte ich herauszufinden, was ich mit all den Dokumenten und Bergen von Notizen, die ich mir während der Verhandlungen gemacht hatte, anfangen sollte, ich beschloss alles andere zur Seite zu legen und mein Buch zu verwirklichen.
Als ich zurück an die Ostküste fuhr, dachte ich über die immense finanzielle Verschwendung von Steuergeldern nach, insbesondere die der kalifornischen Steuerzahler. Es war unmöglich, die genaue Summe der verschwendeten Dollar zu ermitteln, aber es musste in die Millionen gehen. Der Jackson-Prozess war eines der größten Ereignisse der US-Geschichte. Allein die Gelder, die für die Sicherheit ausgegeben worden waren, waren einfach nur empörend.
Allein die teuren Eintrittsgelder, die ich an Santa Maria zahlen musste, um an diesem Ereignis teilzunehmen, waren höher als bei allen bisherigen Prozessen, die mir je als Schreiberin begegnet waren. Ich fragte mich, warum ich so viel zahlen sollte, um bei einer Verhandlung zu sitzen, die ja eigentlich öffentlich war und die allen US-Steuerzahlern zugänglich sein sollte. Letztendlich wunderte ich mich auch darüber, dass einige Mainstream-Medien mich als etwas Geringeres als einen Reporter ansahen, vor allem, wenn da Leute wie Marcia Clark anwesend waren, die erfolglos den O. J. Simpson-Prozess verfolgt hatte, da sie als Entertainment Tonight-Reporterin den Prozess in Santa Maria sowieso nur außerhalb des Gerichtssaal stehend beobachten konnte.
Für mich war es erstaunlich zu sehen, dass verschiedene Sender-Talente mich für unfähig hielten, eine Nachrichtenberichterstattung fürs Fernsehen zu machen. Obgleich ich schon seit Jahren eine Fernsehreporterin und Kommentatorin war, merkte ich doch den ganzen Jackson-Prozess hindurch, dass man sich hinter meinem Rücken die Mäuler über mich zerriss. Manchmal kam es sogar vor, dass die Reporter mich verbal direkt angriffen.
Ich fragte mich, warum ich durch solche Anfeindungen und Qualen hindurch musste- für nichts. Als ich nach New York kam, musste ich feststellen, dass kein einziger amerikanischer Verleger ein Buch über Michael Jackson auch nur anfassen wollte, schon gar nicht, wenn es ein Buch wäre, dass für und nicht gegen Michael Jackson berichten würde,.
Ich war verzweifelt.
Aber dann dachte ich über Michael nach. Ich fragte mich, wie er sich wohl fühlt, und mir wurde klar, dass er derjenige war, der durch die Hölle ging. Er war derjenige, der sich einer Medien-Welt gegenüber sah, die ihn zerstören wollte. Er war derjenige, hinter dessen Rücken sich die Leute das Maul zerrissen.
Nach weniger als drei Monaten nach dem Prozess erfuhr ich, dass Jackson mit seinen drei Kindern und der Nanny an den Persischen Golf nach Bahrain abgereist war und das konnte ich sehr gut verstehen. Als Gast der königlichen Familie und des Scheichs Abdullah bekam er schließlich so etwas wie Privatsphäre zurück. Er konnte sich erholen, abschalten und über ein Comeback nachdenken. Berichten zufolge wurde der Star gebeten, einen Vergnügungspark zu erschaffen, er war daran aber nicht interessiert. Michael Jackson hatte größeres im Sinn, für den Moment jedoch wollte er nur diesem Albtraum entfliehen.
Irgendwann ein paar Monate nach dem Prozess, nahm ich Kontakt mit Richter Melville auf, der mir rechtlich abgesichert die Erlaubnis erteilte, alle Gerichtsakten einzusehen und zu fotografieren. Ich verbrachte sehr viel Zeit in Santa Maria, ich hing oft stundenlang über Akten, machte Fotos von Michaels Neverland-Ranch, nahm alle Beweise auf, die ich während des Prozesses gesammelt hatte und erbat Abschriften der Prozessunterlagen. Die Leser dieses Buches sollten wissen, dass alle Zitate der Zeugenaussagen direkt aus den Abschriften der Prozessunterlagen zitiert wurden. Als ich im Gerichtsgebäude von Santa Maria saß, und mir stundenlang nie veröffentlichtes Videomaterial ansah, hatte ich eine Eingebung. Während eine Gerichtsangestellte mich bei der Einsicht der Dokumente überwachte, hielt ich in einem bestimmten Moment inne, als der ich mir das Video der Polizeibefragung des Klägers ansah, der Kläger meinte, er sei sich bei manchen Dingen „nicht ganz sicher“. Ich hielt das Tape an und fragte die gerichtsangestellte, ob sie Söhne hätte, und ob Jungen im Alter von etwa 13 Jahren schon etwas über Sexualität wüssten. Die Angestellte sah mich an und schüttelte über meine Frage den Kopf.
„Natürlich wissen sie das in dem Alter!“ sagte sie, „mit 13 Jahren ganz sicher!“
Damit hatte ich meine Antwort. Ich beschloss Kontakt zu dem Jackson-Anwalt Pearl, Jr. aufzunehmen, der beim Jackson-Prozess auch mit einbezogen war. Wir trafen uns zum Essen in Los Angeles.
Pearl Jr. ermutigte mich, das Buch über den Jackson-Prozess zu schreiben, wobei ich immer noch das Gefühl hatte, gegen Windmühlen zu kämpfen.
Wenige Wochen später traf ich zufällig Tom Mesereau, nicht nur einmal, sondern gleich zweimal kurz hintereinander. Ich sah das als Zeichen an. Ich spürte, dass egal, was die Medien, die Skeptiker oder sogar meine Freunde und Familie darüber sagen oder denken würden, ich musste für Jackson aufstehen. Als ich mit dem Schreiben anfing, bemerkte ich sehr schnell, dass sich jeder über mich lustig machte. Ein Pro-Jackson-Buch? Unmöglich!
Je mehr Leute mich behindern wollten, desto stärker wurde mein Wunsch, das Buch zu schreiben. Als ich mich durch tausende Prozessaufzeichnungen kämpfte, mich mit Leuten herumschlagen musste, die mich von Anfang an entmutigen wollten, kam mir von Zeit zu Zeit der Gedanke, dass das Buch vielleicht niemals vollendet würde. Es stellte sich heraus, dass es meine anstrengendste Arbeit überhaupt werden würde, zeitweise hatte ich wirklich das Gefühl, alle Lasten der Welt auf meinen Schultern zu tragen.
Ich fragte mich, ob Michaels Leben nicht genau so ausgesehen hat.
Um meine Stimmung nicht zu sehr sinken zu lassen, dachte ich immer wieder daran, dass Michael mich während des Prozesses einmal begrüßt hatte. Ich stand während einer Pause in der Halle und starrte ihn an, als sei er eine Wachsfigur. Plötzlich sah er mich an und sagte:“Hi!“
Als er sprach, überraschte es mich.
Er war witzig und das gefiel mir sehr.
Die Leute fragen mich immer, ob ich Michael Jackson jemals getroffen habe und ich sage dann:“Ja!“ Aber ehrlich gesagt habe ich mich ihm nie vorgestellt und er kannte mich ganz sicher auch nicht.
Nur einmal stellte ich ihm eine Frage aus dem Medienpulk heraus. Das war zu Beginn des Prozesses, als Jackson die Fragen der Reporter noch beantwortete. Ich fragte ihn damals, ob er mit seinen Fans, die vor dem Tor der Neverland-Ranch standen, sprechen würde. Michael war an der Schlange er Reporter eigentlich schon vorbei, aber er drehte sich um, schaute mich an und sagte nur:“Ich liebe meine Fans! Ich liebe meine Fans!“ Es schien so, als seien sie die einzigen Personen, die für ihn überhaupt eine Bedeutung hatten.
Ich hoffe sehr, dass dieses Buch nicht nur von denen gelesen wird, die Jackson unterstützen, ich hoffe es wird von Millionen Lesern gelesen, die den Boulevard-Blättern Glauben schenken und das in viel zu hohem Maß. Wenn die Wahrheit siegt, dann werden die Menschen auf die eine oder andere Art auch ihre Herzen öffnen!
Aphrodite Jones