die Kids von Gloria von Thurn und Taxis waren in ihrer Kindheit mit MJ befreundet, haben ihn u. a. auch auf Neverland besucht ... die erwachsen gewordene Elisabeth von Thurn und Taxis hat ihre Erinnerungen zu Papier gebracht ...
:)übernommen von all4michael - The Veritas Project – Projekt Wahrheit
http://all4michael.com/2012/07/09/ein-kapitel-uber-michael-jackson-elisabeth-von-thurn-und-taxis-nie-wieder-neverland/Ein Kapitel über Michael Jackson – Elisabeth von Thurn und Taxis: “Nie wieder Neverland”
9. July 2012 Ein Kapitel aus dem Buch:
Tagebuch einer Prinzessin - von Elisabeth von Thurn und Taxis
in dem es um ihre Bekanntschaft mit Michael Jackson geht.
http://www.weltbild.de/3/16883579-1/buch/tagebuch-einer-prinzessin.html (Archiv-Version vom 13.09.2014)Nie wieder NeverlandAls Kind war ich mir ganz sicher, die Welt bestünde aus zwei Lagern: den Erwachsenen und den Kindern. Im Erwachsenenlager gab es lauter strenge Regeln, was man zu tun und zu lassen hatte. Hätte ich diese Welt mit Buntstiften zeichnen sollen, ich hätte unaufdringliche, nichts sagende Farben gewählt, wie Grautöne und Erdfarben. Ganz im Gegenteil dazu war die Welt der Kinder aufregend, spaßig und frei von Vorschriften. Als Kinder drehten sich unsere Tage nur ums Spielen. Mit Spielsachen, an der frischen Luft, und falls das noch nicht reichte, dachten sich meine Geschwister und ich eigene Welten aus, in die wir dann abtauchten. Eines dieser Phantasiespiele, die wir erfanden, nannte sich »Miguel«. Das war ich: Miguel, ein kleiner Junge, der zusammen mit seiner Mutter (meiner Schwester) vor dem gewalttätigen Vater (meinem Bruder) davongelaufen war. Wir beide wohnten in einem riesigen Wohnwagen, voll verschiedener Tiere und Spielzeug. Darin reisten wir um die Welt und mussten Abenteuer bestehen. Ich habe keine Ahnung, wie wir auf solche Dinge kamen, aber es gab noch eine Menge anderer Geschichten dieser Art. Erwachsene kamen mir wie Eindringlinge vor, die unseren Spaß unterbrachen, weil sie uns zum Mittagessen, Ins-Bett-Gehen oder Zähneputzen anhielten. Sie verstanden nicht, was es bedeutete, in einer Welt zu leben, in der es von rosafarbenen Wolken, Zwergen und magischen Körben, die einen in das Wunderland von Alice brachten, nur so wimmelte.
Manche Erwachsene allerdings waren anders. Sie waren zwar aus unserem Lager herausgewachsen, standen aber irgendwie immer noch mit ihm in Verbindung. Es gelang ihnen, von ihrer Welt in unsere überzuwechseln. Michael Jackson war so ein Erwachsener.
Unsere Freundschaft mit Michael verdanken wir Regina, die zu der Zeit die persönliche Assistentin meiner Mutter war. Regina war ein riesiger Michael-Jackson-Fan, und mit »riesig« meine ich wirklich riesig. Für uns war Regina viel mehr als nur die Assistentin unserer Mutter. Sie war uns Freundin, Beraterin, Reisebegleiterin, Therapeutin und gute Fee. Regina war auch diejenige, die die ganze Sache ins Rollen brachte, mit der Zeit hatte sie sich in Michael Jacksons Gefolge nämlich langsam nach oben gearbeitet. Ich war zu jung, um mich daran erinnern zu können, wie genau sich alles abgespielt hatte, und es war mir im Grunde auch egal. Eines Tages saßen meine Mutter und Regina jedenfalls mit breitem Grinsen beim Mittagessen und verkündeten uns, sie hätten Michael Jackson getroffen. Wir seien alle zum nächsten Konzert eingeladen. Es war zu aufregend, um wahr zu sein. Nach dem Konzert gab es ein kurzes Meet-and-Greet, das wiederum zu einer After- Party führte, einigen Besuchen bei uns zu Hause, noch mehr Konzerteinladungen, einem gemeinsamen Ausflug nach Disneyland und schließlich – das große Finale – einer Einladung nach Neverland.
Bei unserem ersten Michael-Jackson-Konzert 1992 in München schmolz gleich das Eis. Maria, Albert und ich waren völlig aus dem Häuschen. Ich war erst zehn Jahre alt und bisher vor der Welt der Paparazzi und Glitterati ziemlich abgeschirmt und behütet worden. Unsere erste Begegnung mit Michael Jackson war kurz und förmlich – ungefähr so, wie man sich das Treffen mit einem Superstar vorstellt. Nach dem Konzert führte man uns durch kalte, hell erleuchtete Flure, an zahllosen großen weißen Türen vorbei, die alle verschlossen waren.
Ab und zu passierten wir kräftige, breitschultrige Männer, die mitten im Flur standen und dafür sorgten, dass kein Unbefugter Zutritt bekam. Dann blieben wir vor einer der vielen anonymen weißen Türen stehen, bis wir an der Reihe waren, den »King of Pop« zu treffen. Wir waren wirklich sehr aufgeregt und konnten unser Glück kaum fassen, außerdem wirkte das ganze Drumherum ein bisschen einschüchternd und aufgesetzt.
Michael war dann sehr freundlich und unterhielt sich mit jedem von uns, aber irgendwie ging die Zeit sehr schnell rum. Ich sollte allerdings bald erfahren, dass die Welt, die Michael sich erschaffen hatte, ganz anders war als dieser steife, unbeholfene erste Handschlag. Das Beste, was wir aus diesem ersten Treffen mitnahmen, war eine Einladung zur After-Party.
Michaels Party überstieg meine kindliche Vorstellung vom Feiern bei weitem. Es fühlte sich nicht wie eine Party für Erwachsene an, sondern vielmehr wie eine Party für die glücklichste Zehnjährige der Welt. Da gab es Luftballons, Popcorn, Schokoladenbrunnen, Karussells und sogar Autoskooter, und vor allem: Michael. Der Mann faszinierte mich schon damals.
Natürlich mochte ich seine Musik und er war berühmt – was sogar ein Kind beeindruckt –, aber er war noch so viel mehr.
So war er zum Beispiel der erste Erwachsene, dem ich begegnete, der sich wirklich für nichts anderes als Spielen zu interessieren schien. Seine Welt aus Luftballons, Schokolade und Autoskootern war unser Paradies, und obwohl er ein erwachsener Mann war, schien Michael das genauso zu sehen. Das allein machte MJ für mich schon zu einem Helden. Allerdings war der arme Michael pausenlos von Erwachsenen umringt, die wie die Geier versuchten, ein Stück von ihm abzubekommen. Mein neunjähriger Bruder ließ sich davon nicht im Geringsten beeindrucken. Er spazierte mit der für Kinder so typischen Lässigkeit einfach auf den King zu und fragte ihn mit Engelsstimme: »Michael Jackson, fährst du bitte mit mir Autoskooter?« Michael gefiel Alberts direkte Art so sehr, dass er ihn einfach an die Hand nahm und die nächsten Stunden praktisch nur noch mit ihm von einem Fahrgeschäft zum nächsten wanderte und dabei eine Menge Snacks in sich hineinfutterte. (Das gefiel den »richtigen« Erwachsenen, die sich im Hintergrund herumdrückten, natürlich überhaupt nicht.)
Danach war das Eis endgültig gebrochen, und was als förmliche Begegnung zwischen Michael Jackson, zwei Prinzessinnen und einem Prinzen begann, verwandelte sich in eine echte Freundschaft. Von da an war er für uns nicht mehr Michael Jackson, sondern nur noch Michael oder MJ. Er besuchte uns ein paar Mal in Deutschland und wir gingen zu seinen Konzerten, und fuhren einmal sogar zusammen nach Disneyland. Es war aufregend, ihn aus nächster Nähe zu erleben und das Gefühl zu haben, wirklich Teil des engsten Kreises zu sein. Wenn wir mit Michael zusammen waren, bedeutete das Spielwarenläden, Spielplätze und jede Menge Spaß.
Wenn mich jemand fragt, was mir spontan zu Michael als Person einfällt, dann ist das seine extreme Höflichkeit und sein Respekt für andere. Als Kinder einer strengen Mutter waren uns die Wörtchen »bitte« und »danke« in Fleisch und Blut übergegangen. Wann immer wir uns bei Michael für etwas bedankten, erwiderte er »No, thank you«, was wir sehr lustig fanden. Er war außerdem unglaublich großzügig, teilte gern seine Spielsachen, seine Süßigkeiten und seine Erfahrungen, was er uns vor allem beim Besuch auf seiner Neverland-Ranch spüren ließ.
An dem Tag, als er uns das erste Mal zu Hause besuchte, konnte ich es kaum erwarten, aus der Schule zu kommen. Wir nahmen unsere Mahlzeiten immer im Esszimmer ein, das mit Porzellan und Silberkram voll gestopft war. Das Mittagessen wurde uns stets serviert und obwohl wir daran gewöhnt waren, kam es uns schon ein wenig steif vor. Nur an unseren Geburtstagen durften wir selbst das Menü und den Kuchen bestimmen, was natürlich viel kinderfreundlicher war. Der Tag, an dem Michael kam, war sogar besser als jeder Geburtstag.
Überall lagen Süßigkeiten verstreut: Zwischen den Blumen und dem Porzellan auf dem Tisch stapelten sich saure Weingummis, Schokolade und Marshmellows. Zu unserem großen Missfallen zwang unsere Mutter uns Mädchen in Dirndl und meinen Bruder in Lederhosen. Sie meinte, das würde den Amerikanern sicher gefallen. Michael kam mit kleinem Gefolge, ich kann mich nur nicht mehr daran erinnern, wer genau das war. Was ich aber noch ganz genau weiß, ist, dass meine Mutter mit der traditionellen Tracht den richtigen Riecher gehabt hatte. Michael war total begeistert. Er strahlte: »Ihr seht genauso aus wie die Trapp-Familie«, rief er. Zufällig war nämlich The Sound of Music sein Lieblingsfilm. Er interessierte sich sehr für unsere Familiengeschichte und wir veranstalteten für ihn eine Führung durchs Schloss, die ihm sehr zu gefallen schien. Er war total gesprächig und entspannt und stellte immer mehr Fragen. Außerdem war er unheimlich witzig, denn ich weiß noch, dass ich viel lachte.
Unser gemeinsamer Besuch in Disneyland Paris war nicht ganz dasselbe. Obwohl wir auch da viel Zeit miteinander verbrachten, wurde Michael oft abgelenkt. Ähnlich wie der ganze Trubel bei jedem Konzert, gab es auch hier hunderte tobender Fans, wo immer er auch auftauchte, sowie jede Menge Presseleute.
Das wirkte sich natürlich auf Michaels Verhalten aus: Er lächelte und war höflich wie immer, doch ich konnte sehen, dass er sich innerlich immer mehr und mehr zurückzog.
Unsere Reise nach Neverland war definitiv das Highlight unserer Freundschaft. Michael besaß alles, was ein Kinderherz nur begehren kann: Es gab dort einen riesigen Jahrmarkt mit allen möglichen Fahrgeschäften, doch man musste weder bezahlen noch Schlange stehen. Es gab Stände mit Schokolade, Zuckerwatte und Eiscreme, an denen wir uns einfach bedienen durften, ohne vorher um Erlaubnis fragen zu müssen! Natürlich reisten wir mit Regina dorthin. Ich weiß noch, dass die Limousine, die uns am Flughafen abholte, mit Süßigkeiten und Limonade ausgestattet war. Sie hatte auch einen Fernseher, aber wir waren viel zu aufgeregt, um einen Film zu schauen. In Neverland verbrachten wir viel Zeit mit Michael – außer beim Frühstück, zu dem er nie erschien. Wir unternahmen Quad-Touren durchs Umland. Wir spielten mit Bubbles, dem Schimpansen, und anderen Tieren im Zoo. Wenn Michael nicht da war, amüsierten wir uns ohne ihn, schließlich stand uns die ganze Ranch zur Verfügung. Es gab ein Kino mit einem riesigen Bett darin, wo wir uns The Sound of Music ansahen und uns mit Popcorn voll stopften. Nach dem Film führte Michael uns in einen Raum voller Spiegel, der sich langsam mit Nebel füllte. Als sich der Nebel lichtete, war Michael plötzlich wie vom Erdboden verschluckt, um dann einige Momente später aus heiterem Himmel wieder aufzutauchen. Auf mich wirkte dieser Trick wie echte Zauberei. Michael genoss unser Staunen und unsere Leichtgläubigkeit und wiederholte die Vorführung immer wieder.
Ich weiß noch, dass wir ewig zusammen auf der Schiffschaukel saßen, während Black or White aus riesigen Lautsprechern schallte. Im Gegensatz zu den meisten Erwachsenen bekam Michael vom Spielen nie genug. Er blieb gerne so lange auf der Schaukel, wie wir Spaß daran hatten. Was mir auch noch besonders in Erinnerung geblieben ist: sein weitläufiger Wasserspielpark, in dem wir uns stundenlang zusammen vergnügten.
Die Anlage war komplett aus Holz gebaut und besaß eine ganze Reihe von Extras: Zum Beispiel gab es Rutschen und Seile, an denen man sich entlang hangeln sowie zwei hohe Türme, auf die man klettern und seine Gegner von dort aus angreifen konnte. Michael war ein großer Fan von Wasserbombenschlachten. Dann wirkte er selbst noch wie ein Kind. Es machte ihm auch überhaupt nichts aus, wenn seine Haare nass wurden oder sein Make-up verschmierte, solange er nur Spaß hatte.
Leider verloren wir uns über die Jahre aus den Augen und, wie das so oft passiert, erlosch die Freundschaft nach und nach. Ich denke gern zurück an den großen Jungen, den Freund und den Superstar. Es hat mich völlig fertig gemacht zu hören, wie sein Leben immer weiter in die Brüche ging. Als ich von seinem Tod erfuhr, war ich einerseits total schockiert, andererseits war es völlig irreal. Erst nach Wochen überkam mich eine große Traurigkeit, einen so besonderen Menschen für immer verloren zu haben. Je mehr ich an ihn denke, umso mehr schöne Erinnerungen an MJ tauchen wieder auf.
Ich hoffe, dass die Welt ihn als einen der größten Musiker unserer Zeit in Erinnerung behält. So traurig es auch ist, war es wohl sein Schicksal, jung zu sterben. Schließlich wollte er ohnehin nie erwachsen werden.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass unsere Gesellschaft die Menschen, und vor allem Berühmtheiten, unbedingt in eine Schublade stecken und klein halten will. Dann lassen sie sich jederzeit hervorholen und genießen wie ein Stück Pizza, das nur gut schmeckt, wenn es heiß und frisch aus dem Ofen kommt. Nach einer Weile verwandelt sich die leckere Pizza aber in ein fettiges Stück Gummi, das man in den Mülleimer wirft. Michael Jackson ließ sich nicht auf diese Weise einkerkern, doch sein Kampf um Privatsphäre mutierte letztlich zu einem noch viel bedrohlicheren Gefängnis. Für mich wird er immer der echte Peter Pan bleiben, außergewöhnlich, undurchschaubar und aus einer anderen Welt.
Thurn und Taxis – Tagebuch einer Prinzessinhttp://www.ullsteinbuchverlage.de/media/9783547711783.pdf