Nemon schrieb:Der Zustand im Zelt ist also über lange Zeit unerträglich - für denen einen früher als für andere kann eine Schwelle überschritten sein. Es ist über lange Zeit aber noch so, dass man sagt: Wir müssen das hier oben im Zelt durchstehen.
Eben. Wie unerträglich konnte es über längere Zeit sein, wenn die Garderobe im normalen Level blieb?
Mehr oder minder, je nach persönlichem Kältegefühl, genau nur so warm angezogen, wie man es bei diesen Temperaturen und diesem Wind erwarten sollte. Plus zwei besser angezogene "Diensthabende". Diese aber auch nur so angezogen, daß es für kurze Stipvisiten nach draußen reicht.
Gamaschen, warme und vor allem winddichte Oberbekleidung, Gesichtsschutz, Handschuhe...noch nichtmal die große Decke hat einer gegriffen.
Nemon schrieb:Every 5 seconds stati(sti)cally, the tent was hit by the mass of an elephant in that night. The wind from more than 20 m/s falls cylindrical and partly chaotic from this slope. This means that the wind also impacted on the tent from the valley side.
Ich will jetzt nicht sagen: Bei so'nem Wetter gehe ich doch nicht vor die Tür, aber irgendwie trifft es das.
20m/s ist gerade untere Sturmstärke, deutlich unter Orkanstärke. Um die 75km/h. Hatten wir hier knapp mehrmals die letzten Wochen.
Natürlich wird im Dyatlov Fall damit ein katabatischer Wind gemeint, kein Sturm aus einer seitlichen Richtung.
Aber wenn die Plane dermaßen wild schlägt, daß man das Zelt fluchtartig meint verlassen zu müssen, dann kann ich die Plane auch nicht halten oder stramm drücken um sie aufzuschneiden. Dann erwarte ich da viele Einstichsversuche und eine in der Folge völlig zerfetzte Plane, zerrissene Leinen und vor allem abgerissene Laschen, gebrochene Skistöcke. Das Zelt bis auf ein Ende komplett losgerissen und verdreht. Es ist ja kein modernes Zelt mit Fiberglas oä Gerüst, was auch nach einem Zerreißen noch kompakt bleibt.
Ist aber nicht dokumentiert.
Im Gegenteil. Alleine die Tatsache, daß das Zelt noch fein rechteckig zwischen seinen "Häringen" stand und nur oben eingefallen war, zeigt doch, daß dort keine Wirbel oder chaotischen Winde von oben wirkten.
Wenn bei einem solchen Wind sogar noch eine Taschenlampe auf dem durchhängenden First liegen bleibt...weil wenn beim Abmarsch der katabatische Wind schon vorbei war, hätte man ja besser bleiben und flicken können.
Nein.
Der Befund vor Ort: Kleiderordnung, Zeltzustand etc schließt aus meiner Sicht einen solchen Wind aus.
Da kann man dann noch so schön berechnen, wenn es die Spuren nicht unterstützen, war es nicht so.
Als die Theorie mit dem katabatischem Wind damals vorgestellt wurde, dachte ich auch: Das kann es sein! Aber der Gedanke verschwand rasch, weil die wichtigsten Sachen nicht passten. Die Flucht hätte es bei plötzlichem Auftreten erklärt. Das Zelt in Situ-Position aber nicht. Nicht bei diesem Zelttyp bei dieser Aufbauvariante.
Bereits bei normalen Starkwinden reißen Leinen, werden Häringe durch den Boden gezogen und meistens reißen zuerst die Laschen ab. Das Zelt war kein spezielles Militärzelt für Polareinsätze aus den 80/90ern, sondern ein normales altes ausgemustertes Giebelzelt mit der üblichen Verarbeitung, damalige Massenware für den normalen Einsatzgebrauch, nur verlängert, was die Angriffsfläche für Wind noch vergrößert und es noch unwahrscheinlicher macht, daß das Zelt hinterher nicht zusammengefegt auf einem Haufen gewickelt dalag.
Bei einem Militärfahrzeugtreffen auf dem Biwakplatz des Trübpl. Hellwege ging das Schneetreiben bei -2°C nachts überraschend in einen Sturm über. Im Halbschlaf hörte ich überall im Wald das "Ping" "Ping" der Hämmer. Wir hatten unsere Zelte komplett aufgebaut und abgespannt, mit noch je einem Sturmband drüber (der Sturm war ja angekündigt), andere hatten nur die Plane über das Gerüst geworfen und einen sofortigen Angriff auf die Campbar Biervorräte gefahren...
Aber es hatte auch einige Zelte erwischt, die korrekt aufgestellt waren. Sahen wir dann morgens.
Gerissene Laschen und aus dem Geröll gerissene Häringe waren die Hauptursachen. Vor allem die Zelte mit wenig Equipment drinnen, wo die Bewohner noch in der Bar mmh lagen und nicht im Zelt, waren vom Wind vom Boden hochgerissen und rumgewirbelt worden.
Wenn jetzt eine ähnliche Windgeschwindigkeit (soll ja sogar deutlich weniger sein), nun fallend und drehend
auf ein Zelt mit Behelfshäringen und relativ großer Längsachse gefallen sein soll, erwarte ich da schon entsprechende Beschädigungen.
Ansonsten: Zelt steht noch, selbst nach Wochen nur oben eingesunken: Kein Fluchtgrund.
Ich kann das ja nur aus meinen Stiefeln mit meinen Erfahrungen beurteilen.
Wenn aber plötzlich der Wind zunimmt und die Böen Infraschall verursachen können...die Infraschalltheorie wird mir immer symphatischer. Die erklärt erstmal wirklich alles ohne Zwang.