Nemon
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Nemon schrieb:Gut , dass du im Hintergrund dran bleibst und auf Neuigkeiten achtest :Y:Gerne! ^^ Ich werde den Fall auch weiterhin im Auge behalten.
Stecknadelkopf schrieb:1 . Warum fehlte das Zelt-Tuch an manchen Stellen (bzgl. Zelt-Foto: „Shaded aras are where the cloth was missing“), die Schnitte scheinen doch dafür nicht verantwortlich, oder?Hier noch mal das Bild:
Stecknadelkopf schrieb:2. Mich interessiert die Situation im Zelt, wer als erstes ging, wer folgte. Kann es sein, dass jemand rauswollte (warum auch immer), aber nicht durfte, und daher die Schnitte anbrachte, um „fliehen“ zu können? Stammen die Schnitte vom gleichen Messer? Wie schnell können diese Schnitte angebracht worden sein?Die Situation im Zelt darf man sich vorstellen wie Sardinen in einer Konservendose (auch hierzu gibt es ein Bild, aber nicht in der Galerie dieses Threads hier, müssen wir bei Bedarf suchen). Grundsätzlich ist hierzu zu sagen, dass immer zwei Mann Dienst hatten, mehr oder weniger voll bekleidet waren und für alle Arbeiten in dieser Schicht zuständig waren (leider weiß ich gerade nicht mehr, ob immer beide am Eingang lagen oder einer hinten, einer vorn - wobei der Sinn letzterer Annahme sich mit nicht ganz erschließt). Wenn man da so mittendrin liegt, muss man das Messer schon gut zurechtgelegt haben, um es dann in dieser Weise nutzen zu können. Ob es dasselbe Messer war, dazu gibt es m. W. keine Aussage. Es wird stillschweigend angenommen, denke ich. Wenn man den Abstand der Schnitte betrachtet könnte man meinen, das habe nicht aus dieser liegenden Sardinen-Position von einer Person aus erfolgen können.
Stecknadelkopf schrieb:3. Mir fehlt außerdem noch ein logischer Aspekt: Ich bin einverstanden mit Hypothermie als eine Grundursache, das klingt logisch. Aber: Später im Wald sollen, wenn ich es richtig verstehe, zumindest einige (wieder?) rational gehandelt haben. Was soll das auslösende Ereignis gewesen sein, dass sie den Verstand wiedererlangt haben?Weniger auslösendes Ereignis als Entfall des auslösenden Ereignissen zwar nicht für Hypothermie aber für die akute Belastungsstörungsreaktion. Die kann jeden anders treffen und innerhalb von Minuten wieder verschwinden oder sich als Trauma über Wochen und länger hinziehen. Hierzu sind keine verlässlichen Aussagen zu machen. Die auch im RH-Film dokumentierte Anaris-Expedition zeigt eindrücklich die Parallelen auf und gibt entscheidende Hinweise auch für die Dyatlov-Gruppe. Dort sagt auch eine Experte: "Manche ziehen die Kleider aus, weil es ihnen zu warm wird." Allein schon die Hypothermie kann die irrsinnigsten Verhaltensweisen triggern. In Schweden hat der überlebt, der sich am längsten in Bewegung hielt. Und dieser Punkt ist auch übertragbar. Nehmen wir mal das Szenario 4+2+1+1+1 an, dann hat Kolevatov, als 2xYuri schon am Feuer erfroren waren, im Wald die höchste Aktivität gezeigt und am längsten gelebt.
Stecknadelkopf schrieb:Trifft es diejenigen eher, die nahe an besonders undichten Stellen im Zelt lagen?Keine Ahnung ... weiß nicht, ob das noch viel Unterschied macht.
Stecknadelkopf schrieb:4. Braucht es wirklich (mehr oder weniger große) Schneemassen auf dem Zelt, damit die Schnitte einen Sinn ergeben? Oder wäre es denkbar, dass die Schnitte rein auf Grund des eintretenden Wahns zustandekamen? Es könnte ja sein, dass der, der schnitt, im Wahn glaubte, sie seien ohne Fluchtmöglichkeit eingepfercht und es müsste daher die Zeltwand aufgeschnitten werden? Könnte auch eine Frau die Schnitte kräftemäßig vorgenommen haben?Zum Zelt und Schnee empfehele ich diesen Beitrag von @YpersephoneY und den dort vorangegangenen von WAB:
Stecknadelkopf schrieb:Falls Ihr das in der Gruppe nicht wolltIm Gegenteil: Ich freue mich, dass die Gruppe noch zu etwas gut ist. @Nemon und ich können @wab natürlich nicht ersetzen, aber wir haben uns durch viele Dokumente, Fotos und Videos gequält und sind hoffentlich in der Lage, ein wenig weiterzuhelfen.
Stecknadelkopf schrieb:1 . Warum fehlte das Zelt-Tuch an manchen Stellen (bzgl. Zelt-Foto: „Shaded aras are where the cloth was missing“), die Schnitte scheinen doch dafür nicht verantwortlich, oder?Zu der Antwort von Nemon würde ich noch hinzufügen, dass Sharavin (welcher zusammen mit Slobtsov das Zelt gefunden hat) mit einem Eispickel die Schneeschicht auf dem Zeltdach entfernt hat und sich auf der Seite, wo die Schnitte gemacht wurden, auch Zugang verschafft hat. Hier das Interview (etwas merkwürdig übersetzt) und die betreffende Stelle:
We found an ice ax and broke all the snow on top and cut through the skate of the tent ... this is the damage that we partially inflicted on it ...
Stecknadelkopf schrieb:2. Mich interessiert die Situation im Zelt, wer als erstes ging, wer folgte. Kann es sein, dass jemand rauswollte (warum auch immer), aber nicht durfte, und daher die Schnitte anbrachte, um „fliehen“ zu können? Stammen die Schnitte vom gleichen Messer? Wie schnell können diese Schnitte angebracht worden sein?Wie schnell die Schnitte am Zeltdach durchgeführt werden konnten, hängt noch natürlich auch von der Schärfe des Messers ab. Mir sind hierzu keine Experimente bekannt, die entsprechende Zeitangaben geliefert hätten.
The nature and shape of all these injuries indicate that they were formed from the contact of the fabric of the inner side of the tent with the blade of some weapon /knife/.Quelle: https://dyatlovpass.com/case-files-303-304?rbid=17743
Stecknadelkopf schrieb:3. Mir fehlt außerdem noch ein logischer Aspekt: Ich bin einverstanden mit Hypothermie als eine Grundursache, das klingt logisch. Aber: Später im Wald sollen, wenn ich es richtig verstehe, zumindest einige (wieder?) rational gehandelt haben. Was soll das auslösende Ereignis gewesen sein, dass sie den Verstand wiedererlangt haben? Die Wetterumstände blieben unverändert schlecht (kalt und windig), die Körper auf andere Art und Weise zu erwärmen war unter den eingetretenen Umständen nicht möglich. Welche Faktoren müssen eintreten, dass sich am Zustand der Hypothermie etwas ändert?WAB ist der Meinung, dass die Gruppe am Zeltplatz Infraschall ausgesetzt war und im Tal nicht mehr (was zu einer Beruhigung geführt hätte). Leider habe ich zu in der Natur vorkommenden Infraschall und dessen Auswirkung auf Menschen keine belastbaren Fakten gefunden. Nach jetzigen Forschungsstand ist diese Erklärung meines Wissens also noch sehr theoretisch.
Stecknadelkopf schrieb:Kann es vielmehr sein, dass die, die noch einigermaßen klar denken konnten, sich zunächst in den Wald „retten“ konnten, drei andere jedoch nicht (womöglich, weil sie wahnhafte Vorstellungen hatten, den Weg nicht fanden und daher unterwegs in den Wald nacheinander umkamen)? Kann man daraus schließen, dass nur die drei (Dyatlov, Rustem, Zina) wahnhafte Vorstellungen hatten? Ist es denkbar, dass genau diese drei dafür sorgten, dass die Zeltplane aufgeschlitzt wurde (und die anderen daher gezwungen waren zu folgen, weil sie in einem zerstörten Zelt nicht mehr bleiben wollten/konnten)? Wenn ich es richtig gelesen habe, musste das Zelt während der Reise ohnehin mit Nadeln geflickt werden (Tagebucheinträge). Trifft Hypothermie alle gleichermaßen oder hängt das von der Konstitution jedes einzelnen ab? Trifft es diejenigen eher, die nahe an besonders undichten Stellen im Zelt lagen?Ich gehe ja davon aus, dass Dyatlov, Kolmogorova und Slobodin (vor allem die beiden Letztgenannten) die Zeder oder die "Schlucht" niemals erreicht haben. Dieser Umstand würde für mich jedoch nicht zwangsläufig einen fortwährenden wahnhaften Zustand voraussetzen, weil ich denke, dass die Drei - separiert von den anderen - in ersten Linie versucht haben, andere Gruppenmitglieder zu finden und daher nicht so weit gekommen sind, wie die anderen. Ich weiß nicht, ob diese Drei für die Schnitte am Zeltdach verantwortlich sind. Ein Messer, womit nachweislich der Canvas vom Zelt durchschnitten wurde, ist soweit ich weiß nie gefunden worden.
Stecknadelkopf schrieb:4. Braucht es wirklich (mehr oder weniger große) Schneemassen auf dem Zelt, damit die Schnitte einen Sinn ergeben? Oder wäre es denkbar, dass die Schnitte rein auf Grund des eintretenden Wahns zustandekamen? Es könnte ja sein, dass der, der schnitt, im Wahn glaubte, sie seien ohne Fluchtmöglichkeit eingepfercht und es müsste daher die Zeltwand aufgeschnitten werden? Könnte auch eine Frau die Schnitte kräftemäßig vorgenommen haben?Ich denke nicht, dass Schneemassen eine Rolle gespielt haben, sondern plötzlich auftretende Wetterphänomene. Hierzu finde diese Doku (man kann englische Untertitel einstellen) ganz interessant:
YpersephoneY schrieb:Zu der Antwort von Nemon würde ich noch hinzufügen, dass Sharavin (welcher zusammen mit Slobtsov das Zelt gefunden hat) mit einem Eispickel die Schneeschicht auf dem Zeltdach entfernt hat und sich auf der Seite, wo die Schnitte gemacht wurden, auch Zugang verschafft hat. Hier das Interview (etwas merkwürdig übersetzt) und die betreffende Stelle::Y: Das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm.
Nemon schrieb:Von wegen Sardinen möchte ich aber noch verdeutlichen, dass die Schnitte in dieser Form möglicherweise nicht von einer liegend eingequetschten Person ausgeführt werden konnten.Das ganze Szenario wäre echt mal interessant für ein Feldexperiment, allein um mal zu schauen, wie lange es dauern würde, wenn im Zelt plötzlich Panik ausbricht, Zeltausgang ist blockiert von Leuten, jemand nimmt sich ein Messer und macht die dokumentierten Schnitte (wobei Schnitt 1 und 2 schon sehr dicht am Zelteingang sind). Möglicherweise handelt es sich hier um wenige Sekunden.
Nemon schrieb:Fällt jemand eine Situation ein, in der jemand diese Schnitte, wie sie vorgefunden wurden, bei klarem Verstand gemacht hätte?Eigentlich nur die Fallwind-Theorie von Holmgren, nach der die länglichen Schnitte gemacht wurden, damit möglichst viele schnell rauskommen, um das Zelt mit Schnee bedecken zu können. Aber das wäre schön SEHR koordiniert.
Nemon schrieb:Planmäßige, gut überlegt Schnitte würde ich so nah am Boden wie möglich vermuten. Um den Schaden am besten kompensieren zu können und ggf. auch als Ausstieg —> einfach nur rauswälzen. (Aber es gab je einen regulären Ausgang und direkt daneben lag/saß auf jeden Fall ein Diensthabender.)=== === ===
Fällt jemand eine Situation ein, in der jemand diese Schnitte, wie sie vorgefunden wurden, bei klarem Verstand gemacht hätte?
YpersephoneY schrieb:Eigentlich nur die Fallwind-Theorie von Holmgren, nach der die länglichen Schnitte gemacht wurden, damit möglichst viele schnell rauskommen, um das Zelt mit Schnee bedecken zu können. Aber das wäre schön SEHR koordiniert.@RH
PGR156 schrieb:Oberhalb 35m/s. Was heißt das? Gerade Beaufort 12 erreicht? Das sind unsere "ab 118km/h". Da fängt Orkan gerade erst an.Du musst die Studie zu diesem Thema lesen.
Oberhalb/über müßte schon definiert werden. 150km/h? 220km/h?
Und es gibt keine feste Umrechnung Windstärke zu Windchill. Es gibt viele Umrechnungstabellen. Jeder kann sich seine schönste aussuchen.
PGR156 schrieb:Ofen und Holz waren dabei.Ich habe auf die Schnelle nicht gefunden, wo das mit dem Feuerholz steht. Das wäre noch zu bestätigen. Wir sind bisher meist von einem nicht betriebsbereiten Ofen ausgegangen, glaube ich.
PGR156 schrieb:Danke für die Einladung,Schön, dass du meiner Einladung gefolgt bist! Falls dir noch etwas zu den Fragen von @Stecknadelkopf einfällt, kannst du sie gerne hier ausführen. Bei deinem Erfahrungsschatz wäre das sicherlich interessant.
ich lese mir alles bis hier im Laufe des Tages erstmal durch.
PGR156 schrieb:Ein Schlüssel könnte die Klärung der Frage sein, ob die Gruppe jetzt gemeinsam und kontrolliert losmarschierte (ein Kontrast zu ihrer halbgaren Kleiderordnung) oder doch verwirrt oder panisch einzeln oder in Kleingruppen loszog und sich nur die Spuren immer mal wieder überschnitten und manche Passagen des Weges vielleicht so offensichtlich einfacher zu begehen waren, daß dort alle, aber mit Zeitabstand, durch sind.Diese Frage wurde relativ am Anfang der Gruppendiskussion thematisiert. Aus den Fußspuren wurde von einigen Leuten der Suchmannschaft ein "geordneter Abgang" interpretiert. Ich bin allerdings, seitdem ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt habe, der Meinung, dass dieser Schluss nicht gezogen werden kann. Bei diesem Foto eines Spurenfragments sehe ich z.B. ein diffuses Spurenbild mit sich überlappenden Fußabdrücken:
Is it possible to confuse the direction to go on the slope? By mistake, go not along the slope, but down?Quelle: https://dyatlovpass.com/expedition-unknown
This one thing that became very clear to me. There is no other way to go but down. First to go down where they came from is much further, and second - the wind is so strong that makes it impossible to consider going to along the slope. They wouldn't have made to the memorial, going down earlier is not much shorter i.e. faster. The immediate goal is really to hide form the wind, and having ascended the previous day they were aware that the wind dies down very quickly once your approach the tree line. I have read this in testimonies, but also experienced it myself.
Nemon schrieb:Ich habe auf die Schnelle nicht gefunden, wo das mit dem Feuerholz steht.Meines Wissens wurde ein Scheit Holz im Ofen gefunden. Die Quelle müsste ich allerdings raussuchen.
PGR156 schrieb:Die Wind-Studie habe ich gelesen. Aber das Ergebnis ist für mich nicht schlüssig. Ein schlechtes Zelt ist besser als keines.Schon nach wenigen Minuten kann Hypothermie eintreten. Und die Studie rechnet vor, wie schon kleine Defekte im Zelt die Abkühlung forcieren.
Wäre das Zelt komplett windzerfetzt, würde ich vielleicht darüber nachdenken, aber selbst defekt bietet es noch Schutz. Dann nehme ich wenigstens möglichst viel Planenfetzen mit.
PGR156 schrieb:Meine Gleichung ist:Diese Gleichung kommt natürlich nicht gegen eine dezidierte Herleitung der Wetterlage und den Nachweis der Situation im Zelt an. Da machst du es dir sehr einfach. Du müsstest schon aufzeigen, wo genau du in der Studie Kritik ansetzt.
Teilweise Schlabberklamotten an, Ofen nicht aufgebaut= Temperaturen für die Gruppe im Rahmen
Zelt noch heile, Leinen nicht gerissen = Wind nicht so schlimm wie berechnet. Berechnungsgrundlagen fehlerhaft.
The long canvas of the Dyatlov tent would have started to flutter in an exceptionally violent and self-destructing way, much so that the only way to save it would be to cut it open from the inside in order to rush outside for measures of saving it. This, unless it accidently teared itself apart by any item pushed against the canvas to keep it stretched.As there were always two guards on duty and right at the entrance. For which reason should they deliberately destroy the tent — and do this in a way that didn‘t even provide a proper exit? Wouldn‘t you want make the cut at floor level for practical reasons — and wouldn‘t this have been the easiest way to make a cut as well?