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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

263 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Unglück, Dyatlov-Pass ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

10.10.2020 um 15:23
@YpersephoneY
Gut , dass du im Hintergrund dran bleibst und auf Neuigkeiten achtest :Y:


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

10.10.2020 um 18:48
Zitat von NemonNemon schrieb:Gut , dass du im Hintergrund dran bleibst und auf Neuigkeiten achtest :Y:
Gerne! ^^ Ich werde den Fall auch weiterhin im Auge behalten.


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

31.10.2020 um 22:14
Freunde! Ich habe schon lange nicht mehr im Forum geschrieben, aber ich habe hier viele verschiedene Gründe, so dass es keine Möglichkeit gab.
Ich habe gerade die Fragen gelesen und freue mich, dass Sie die Antworten auf einige der Fragen auf dem Artikel https://dyatlovpass.com/investigation-materials-2-ru?rbid=18465 in der Zeitung "Komsomolskaja Prawda" bereits gefunden haben. Außerdem ist ein kritischer Artikel von Vladislav Karelin erschienen, zu dem ich zusätzlich meine Anmerkungen und Klarstellungen geschrieben habe. Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen den Text in russischer Sprache per E-Mail schicken, und Sie können ihn in der allerersten Version der automatischen Übersetzung lesen.
Ich weiß nicht mehr, ob mir jemand eine E-Mail-Adresse geschickt hat oder nicht? Falls nicht, bitte ich Sie, dies in einer persönlichen Nachricht auf dem Forum zu tun oder an vladbor@aol.com zu senden.
Diese Nachbildung der möglichen Entstehung einer Lawine gehört der Expertin Galina Pigoltsina, die Berechnungen über die Materialien des Geländes im Kaukasus (in der Nähe der Stadt Sotschi) angestellt hat, das nicht den Bedingungen des Gebietes am N entspricht. Der Ural. Sie ist keine Lawinenexpertin und zieht Schlussfolgerungen in Analogie zum Kaukasus, wo regelmäßig Lawinen auftreten. Das ist ein großer Fehler, wie zum Beispiel die Aussage, über dem Zelt sei eine große Schneewechte. Hinsichtlich des Modells, nach dem sie die Berechnungen angestellt hat, gibt es völlig unterschiedliche Bedingungen, und in der Praxis hat es nie irgendwelche Vorsprünge gegeben. Es handelt sich um Neuschnee, nach 3 Tagen Schneefall ohne Wind ist es nur etwa 30 cm tief. Unter den Bedingungen, die sie im Kaukasus in Betracht zieht, fällt in der Regel mehr als 1 Meter Schnee pro Nacht (in der Nähe herrscht ein Klima mit Meer und See). Das ist fantastisch für den N. Ural (die Mindestentfernung zum Meer von diesem Ort beträgt mehr als 900 km und das Meer dort ist nördlich - kalt).


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

09.02.2021 um 09:41
Guten Morgen,

vielen Dank für die Aufnahme in diese Gruppe.

Es ist hochinteressant, Eure Beiträge zu lesen, insbesondere das immense Wissen von WAB, der die meisten offenen Fragen überzeugend beantworten kann. Danke dafür!

Mir geht es darum, möglicherweise noch mehr Details erfahren zu können. Ich bin Schriftsteller und zum ersten Mal überhaupt verfolge ich in einem Forum eine bestimmte Thematik. Meine Bücher bisher sind dem Bereich Belletristik zuzuordnen. Vor ein paar Monaten aber habe ich angefangen und mich für das Schreiben von Drehbüchern interessiert. Erst wollte ich ein Drehbuch zu einem Beziehungsdrama schreiben, habe den Stoff schon zusammen und auch mit dem Schreiben begonnen. Aber diese Thematik um den Dyatlow-Pass, auf die ich vor etwa zwei Wochen zufällig gestoßen bin, ist einfach nur faszinierend. Ich überlege umzuschwenken und in einem Spielfilm dabei so nah wie möglich an der WAB-Version zu bleiben (zu Beginn ein "Erzähler", der die offenen Fragen darlegt, und anschließend in Rückblicken auf die 9 Teilnehmer die Auflösung).

Falls Ihr das in der Gruppe nicht wollt, könnte ich das verstehen (dann würde ich mich aufs Lesen beschränken), aber vielleicht wäre ein Drehbuch ja trotzdem ein interessanter Aspekt.

Wie auch immer - uns allen eine gute Zeit!


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

09.02.2021 um 10:04
Je mehr man liest, desto mehr muss man aufpassen, dass man nicht den Überblick verliert. Sehr aufschlussreich finde ich die kürzlich veröffentlichte Zeltstudie von Günter Wolf.

Folgende Fragen (sorry, wenn ich bereits "erledigte" Dinge fragen sollte):

1 . Warum fehlte das Zelt-Tuch an manchen Stellen (bzgl. Zelt-Foto: „Shaded aras are where the cloth was missing“), die Schnitte scheinen doch dafür nicht verantwortlich, oder?

2. Mich interessiert die Situation im Zelt, wer als erstes ging, wer folgte. Kann es sein, dass jemand rauswollte (warum auch immer), aber nicht durfte, und daher die Schnitte anbrachte, um „fliehen“ zu können? Stammen die Schnitte vom gleichen Messer? Wie schnell können diese Schnitte angebracht worden sein?

3. Mir fehlt außerdem noch ein logischer Aspekt: Ich bin einverstanden mit Hypothermie als eine Grundursache, das klingt logisch. Aber: Später im Wald sollen, wenn ich es richtig verstehe, zumindest einige (wieder?) rational gehandelt haben. Was soll das auslösende Ereignis gewesen sein, dass sie den Verstand wiedererlangt haben? Die Wetterumstände blieben unverändert schlecht (kalt und windig), die Körper auf andere Art und Weise zu erwärmen war unter den eingetretenen Umständen nicht möglich. Welche Faktoren müssen eintreten, dass sich am Zustand der Hypothermie etwas ändert?

Kann es vielmehr sein, dass die, die noch einigermaßen klar denken konnten, sich zunächst in den Wald „retten“ konnten, drei andere jedoch nicht (womöglich, weil sie wahnhafte Vorstellungen hatten, den Weg nicht fanden und daher unterwegs in den Wald nacheinander umkamen)? Kann man daraus schließen, dass nur die drei (Dyatlov, Rustem, Zina) wahnhafte Vorstellungen hatten? Ist es denkbar, dass genau diese drei dafür sorgten, dass die Zeltplane aufgeschlitzt wurde (und die anderen daher gezwungen waren zu folgen, weil sie in einem zerstörten Zelt nicht mehr bleiben wollten/konnten)? Wenn ich es richtig gelesen habe, musste das Zelt während der Reise ohnehin mit Nadeln geflickt werden (Tagebucheinträge). Trifft Hypothermie alle gleichermaßen oder hängt das von der Konstitution jedes einzelnen ab? Trifft es diejenigen eher, die nahe an besonders undichten Stellen im Zelt lagen?

4. Braucht es wirklich (mehr oder weniger große) Schneemassen auf dem Zelt, damit die Schnitte einen Sinn ergeben? Oder wäre es denkbar, dass die Schnitte rein auf Grund des eintretenden Wahns zustandekamen? Es könnte ja sein, dass der, der schnitt, im Wahn glaubte, sie seien ohne Fluchtmöglichkeit eingepfercht und es müsste daher die Zeltwand aufgeschnitten werden? Könnte auch eine Frau die Schnitte kräftemäßig vorgenommen haben?


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

09.02.2021 um 11:23
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:1 . Warum fehlte das Zelt-Tuch an manchen Stellen (bzgl. Zelt-Foto: „Shaded aras are where the cloth was missing“), die Schnitte scheinen doch dafür nicht verantwortlich, oder?
Hier noch mal das Bild:

ttozenj2170yq Dyatlov-pass-case-files-ChOriginal anzeigen (0,2 MB)

Nein, die Schnitte sind dafür nicht verantwortlich.
Beim Abtransport des Zeltes vom Fundort auf dem Pass wurde es zunächst rund 800m über Stock und Stein und Eis zum Helikopter geschleift. Es ist davon auszugehen, dass hierbei ganze Bahnen abgerissen wurden.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:2. Mich interessiert die Situation im Zelt, wer als erstes ging, wer folgte. Kann es sein, dass jemand rauswollte (warum auch immer), aber nicht durfte, und daher die Schnitte anbrachte, um „fliehen“ zu können? Stammen die Schnitte vom gleichen Messer? Wie schnell können diese Schnitte angebracht worden sein?
Die Situation im Zelt darf man sich vorstellen wie Sardinen in einer Konservendose (auch hierzu gibt es ein Bild, aber nicht in der Galerie dieses Threads hier, müssen wir bei Bedarf suchen). Grundsätzlich ist hierzu zu sagen, dass immer zwei Mann Dienst hatten, mehr oder weniger voll bekleidet waren und für alle Arbeiten in dieser Schicht zuständig waren (leider weiß ich gerade nicht mehr, ob immer beide am Eingang lagen oder einer hinten, einer vorn - wobei der Sinn letzterer Annahme sich mit nicht ganz erschließt). Wenn man da so mittendrin liegt, muss man das Messer schon gut zurechtgelegt haben, um es dann in dieser Weise nutzen zu können. Ob es dasselbe Messer war, dazu gibt es m. W. keine Aussage. Es wird stillschweigend angenommen, denke ich. Wenn man den Abstand der Schnitte betrachtet könnte man meinen, das habe nicht aus dieser liegenden Sardinen-Position von einer Person aus erfolgen können.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:3. Mir fehlt außerdem noch ein logischer Aspekt: Ich bin einverstanden mit Hypothermie als eine Grundursache, das klingt logisch. Aber: Später im Wald sollen, wenn ich es richtig verstehe, zumindest einige (wieder?) rational gehandelt haben. Was soll das auslösende Ereignis gewesen sein, dass sie den Verstand wiedererlangt haben?
Weniger auslösendes Ereignis als Entfall des auslösenden Ereignissen zwar nicht für Hypothermie aber für die akute Belastungsstörungsreaktion. Die kann jeden anders treffen und innerhalb von Minuten wieder verschwinden oder sich als Trauma über Wochen und länger hinziehen. Hierzu sind keine verlässlichen Aussagen zu machen. Die auch im RH-Film dokumentierte Anaris-Expedition zeigt eindrücklich die Parallelen auf und gibt entscheidende Hinweise auch für die Dyatlov-Gruppe. Dort sagt auch eine Experte: "Manche ziehen die Kleider aus, weil es ihnen zu warm wird." Allein schon die Hypothermie kann die irrsinnigsten Verhaltensweisen triggern. In Schweden hat der überlebt, der sich am längsten in Bewegung hielt. Und dieser Punkt ist auch übertragbar. Nehmen wir mal das Szenario 4+2+1+1+1 an, dann hat Kolevatov, als 2xYuri schon am Feuer erfroren waren, im Wald die höchste Aktivität gezeigt und am längsten gelebt.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Trifft es diejenigen eher, die nahe an besonders undichten Stellen im Zelt lagen?
Keine Ahnung ... weiß nicht, ob das noch viel Unterschied macht.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:4. Braucht es wirklich (mehr oder weniger große) Schneemassen auf dem Zelt, damit die Schnitte einen Sinn ergeben? Oder wäre es denkbar, dass die Schnitte rein auf Grund des eintretenden Wahns zustandekamen? Es könnte ja sein, dass der, der schnitt, im Wahn glaubte, sie seien ohne Fluchtmöglichkeit eingepfercht und es müsste daher die Zeltwand aufgeschnitten werden? Könnte auch eine Frau die Schnitte kräftemäßig vorgenommen haben?
Zum Zelt und Schnee empfehele ich diesen Beitrag von @YpersephoneY und den dort vorangegangenen von WAB:
Beitrag von YpersephoneY (Seite 6)

Beide Schnee-Szenarios machen nicht recht einen Sinn. Es muss irgend ein Wahn gewesen sein. Die beiden Mädels waren schon kräftig, den sollte man es auch zutrauen. Aber damals wie heute war klar, dass ein intaktes Zelt die einzige Überlebenschance war. Das Flattern der Plane muss der blanke Horror gewesen sein. Man kann sich vorstellen, dass allein schon darauf jemand so reagiert, der sich nicht mehr im Griff hat.


Man kommt aber von einem Punkt immer schnell auf zehn weitere. Ich habe aber versucht, mich zu beschränken ;)


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

09.02.2021 um 18:04
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Falls Ihr das in der Gruppe nicht wollt
Im Gegenteil: Ich freue mich, dass die Gruppe noch zu etwas gut ist. @Nemon und ich können @wab natürlich nicht ersetzen, aber wir haben uns durch viele Dokumente, Fotos und Videos gequält und sind hoffentlich in der Lage, ein wenig weiterzuhelfen.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:1 . Warum fehlte das Zelt-Tuch an manchen Stellen (bzgl. Zelt-Foto: „Shaded aras are where the cloth was missing“), die Schnitte scheinen doch dafür nicht verantwortlich, oder?
Zu der Antwort von Nemon würde ich noch hinzufügen, dass Sharavin (welcher zusammen mit Slobtsov das Zelt gefunden hat) mit einem Eispickel die Schneeschicht auf dem Zeltdach entfernt hat und sich auf der Seite, wo die Schnitte gemacht wurden, auch Zugang verschafft hat. Hier das Interview (etwas merkwürdig übersetzt) und die betreffende Stelle:
We found an ice ax and broke all the snow on top and cut through the skate of the tent ... this is the damage that we partially inflicted on it ...
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:2. Mich interessiert die Situation im Zelt, wer als erstes ging, wer folgte. Kann es sein, dass jemand rauswollte (warum auch immer), aber nicht durfte, und daher die Schnitte anbrachte, um „fliehen“ zu können? Stammen die Schnitte vom gleichen Messer? Wie schnell können diese Schnitte angebracht worden sein?
Wie schnell die Schnitte am Zeltdach durchgeführt werden konnten, hängt noch natürlich auch von der Schärfe des Messers ab. Mir sind hierzu keine Experimente bekannt, die entsprechende Zeitangaben geliefert hätten.

Wie Nemon schon erwähnt hat, war das Zelt für eine 9köpfige Gruppe ziemlich klein und ich kann mir gut vorstellen, dass Gruppenmitglieder am Zeltende ohne Weiteres nicht hätten fliehen können. Insofern halte ich dein oben beschriebenes Szenario für denkbar.

Ansonsten findet sich in den case files noch Folgendes:
The nature and shape of all these injuries indicate that they were formed from the contact of the fabric of the inner side of the tent with the blade of some weapon /knife/.
Quelle: https://dyatlovpass.com/case-files-303-304?rbid=17743

Es wurde nicht weiter spezifiziert. Ich gehe davon aus, dass nur ein Messer für die Schnitte verantwortlich ist.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:3. Mir fehlt außerdem noch ein logischer Aspekt: Ich bin einverstanden mit Hypothermie als eine Grundursache, das klingt logisch. Aber: Später im Wald sollen, wenn ich es richtig verstehe, zumindest einige (wieder?) rational gehandelt haben. Was soll das auslösende Ereignis gewesen sein, dass sie den Verstand wiedererlangt haben? Die Wetterumstände blieben unverändert schlecht (kalt und windig), die Körper auf andere Art und Weise zu erwärmen war unter den eingetretenen Umständen nicht möglich. Welche Faktoren müssen eintreten, dass sich am Zustand der Hypothermie etwas ändert?
WAB ist der Meinung, dass die Gruppe am Zeltplatz Infraschall ausgesetzt war und im Tal nicht mehr (was zu einer Beruhigung geführt hätte). Leider habe ich zu in der Natur vorkommenden Infraschall und dessen Auswirkung auf Menschen keine belastbaren Fakten gefunden. Nach jetzigen Forschungsstand ist diese Erklärung meines Wissens also noch sehr theoretisch.

Einen Punkt, den ich für entscheidend halte, sehe ich bei dem Windchill-Effekt. Während der Zeltplatz auf dem Hang sehr exponiert war, gab es im Tal zumindest einen gewissen Schutz vor dem Wind.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:Kann es vielmehr sein, dass die, die noch einigermaßen klar denken konnten, sich zunächst in den Wald „retten“ konnten, drei andere jedoch nicht (womöglich, weil sie wahnhafte Vorstellungen hatten, den Weg nicht fanden und daher unterwegs in den Wald nacheinander umkamen)? Kann man daraus schließen, dass nur die drei (Dyatlov, Rustem, Zina) wahnhafte Vorstellungen hatten? Ist es denkbar, dass genau diese drei dafür sorgten, dass die Zeltplane aufgeschlitzt wurde (und die anderen daher gezwungen waren zu folgen, weil sie in einem zerstörten Zelt nicht mehr bleiben wollten/konnten)? Wenn ich es richtig gelesen habe, musste das Zelt während der Reise ohnehin mit Nadeln geflickt werden (Tagebucheinträge). Trifft Hypothermie alle gleichermaßen oder hängt das von der Konstitution jedes einzelnen ab? Trifft es diejenigen eher, die nahe an besonders undichten Stellen im Zelt lagen?
Ich gehe ja davon aus, dass Dyatlov, Kolmogorova und Slobodin (vor allem die beiden Letztgenannten) die Zeder oder die "Schlucht" niemals erreicht haben. Dieser Umstand würde für mich jedoch nicht zwangsläufig einen fortwährenden wahnhaften Zustand voraussetzen, weil ich denke, dass die Drei - separiert von den anderen - in ersten Linie versucht haben, andere Gruppenmitglieder zu finden und daher nicht so weit gekommen sind, wie die anderen. Ich weiß nicht, ob diese Drei für die Schnitte am Zeltdach verantwortlich sind. Ein Messer, womit nachweislich der Canvas vom Zelt durchschnitten wurde, ist soweit ich weiß nie gefunden worden.

Ich müsste auch spekulieren, wer am schnellsten von Hypothermie betroffen war. Ich nehme an, dass die generelle körperliche Verfassung eine Rolle spielt, aber letztlich fehlt mich hierzu das Wissen, um mich fundiert äußern zu können. Ich schließe mich Nemon an und vermute keine allzu signifikanten Unterschiede.
Zitat von StecknadelkopfStecknadelkopf schrieb:4. Braucht es wirklich (mehr oder weniger große) Schneemassen auf dem Zelt, damit die Schnitte einen Sinn ergeben? Oder wäre es denkbar, dass die Schnitte rein auf Grund des eintretenden Wahns zustandekamen? Es könnte ja sein, dass der, der schnitt, im Wahn glaubte, sie seien ohne Fluchtmöglichkeit eingepfercht und es müsste daher die Zeltwand aufgeschnitten werden? Könnte auch eine Frau die Schnitte kräftemäßig vorgenommen haben?
Ich denke nicht, dass Schneemassen eine Rolle gespielt haben, sondern plötzlich auftretende Wetterphänomene. Hierzu finde diese Doku (man kann englische Untertitel einstellen) ganz interessant:

Youtube: Провели НОЧЬ на ПЕРЕВАЛЕ ДЯТЛОВА! 2 серия из 3 | Раскрываем ТАЙНУ!
Провели НОЧЬ на ПЕРЕВАЛЕ ДЯТЛОВА! 2 серия из 3 | Раскрываем ТАЙНУ!
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Interessant insofern, dass man einen Eindruck von den Bedingungen am Zeltplatz und im Tal bekommt und davon, wie schnell und (lebens-)gefährlich das Wetter umschwenken kann. Vielem, was von den Leuten dort verlautbart wird, kann ich mich allerdings nicht anschließen und mich stört auch, dass in der Doku kaum ein Ansatz logisch zu Ende gedacht wird. Z.B. bauen sie am Dyatlov-Pass ein Zelt auf, welches schon materialbeding viel leichter ist, beschweren es nicht mit Ausrüstung oder vergleichbaren Gewichten und wundern sich dann, dass es weggeblasen wird, während das Dyatlov-Zelt Ende Februar noch an Ort und Stelle stand, was ja "nicht sein kann". Abgesehen davon habe ich natürlich großen Respekt vor jedem, der den Dyatlov-Pass im Winter bereist.


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

09.02.2021 um 18:28
Zitat von YpersephoneYYpersephoneY schrieb:Zu der Antwort von Nemon würde ich noch hinzufügen, dass Sharavin (welcher zusammen mit Slobtsov das Zelt gefunden hat) mit einem Eispickel die Schneeschicht auf dem Zeltdach entfernt hat und sich auf der Seite, wo die Schnitte gemacht wurden, auch Zugang verschafft hat. Hier das Interview (etwas merkwürdig übersetzt) und die betreffende Stelle:
:Y: Das hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm.
Von wegen Sardinen möchte ich aber noch verdeutlichen, dass die Schnitte in dieser Form möglicherweise nicht von einer liegend eingequetschten Person ausgeführt werden konnten. Es ist schon einigermaßen deutlich, dass man das in einer zielgerichteten Handlung wohl besser gemacht hätte, als es hier der Fall war. Andererseits hing die Plane stark durch, konnte also mangels Spannung kaum ansatzlos geschnitten werden — flatterte aber mit nahezu 100% Sicherheit ab abends so stark, dass man sie nicht mal für einen Schnitt hätte fixieren können.
Planmäßige, gut überlegt Schnitte würde ich so nah am Boden wie möglich vermuten. Um den Schaden am besten kompensieren zu können und ggf. auch als Ausstieg —> einfach nur rauswälzen. (Aber es gab je einen regulären Ausgang und direkt daneben lag/saß auf jeden Fall ein Diensthabender.)
Fällt jemand eine Situation ein, in der jemand diese Schnitte, wie sie vorgefunden wurden, bei klarem Verstand gemacht hätte?


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

09.02.2021 um 20:36
Zitat von NemonNemon schrieb:Von wegen Sardinen möchte ich aber noch verdeutlichen, dass die Schnitte in dieser Form möglicherweise nicht von einer liegend eingequetschten Person ausgeführt werden konnten.
Das ganze Szenario wäre echt mal interessant für ein Feldexperiment, allein um mal zu schauen, wie lange es dauern würde, wenn im Zelt plötzlich Panik ausbricht, Zeltausgang ist blockiert von Leuten, jemand nimmt sich ein Messer und macht die dokumentierten Schnitte (wobei Schnitt 1 und 2 schon sehr dicht am Zelteingang sind). Möglicherweise handelt es sich hier um wenige Sekunden.
Zitat von NemonNemon schrieb:Fällt jemand eine Situation ein, in der jemand diese Schnitte, wie sie vorgefunden wurden, bei klarem Verstand gemacht hätte?
Eigentlich nur die Fallwind-Theorie von Holmgren, nach der die länglichen Schnitte gemacht wurden, damit möglichst viele schnell rauskommen, um das Zelt mit Schnee bedecken zu können. Aber das wäre schön SEHR koordiniert.


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

10.02.2021 um 09:29
Ich fasse kurz zusammen und frage dann RH…

Q:
Zitat von NemonNemon schrieb:Planmäßige, gut überlegt Schnitte würde ich so nah am Boden wie möglich vermuten. Um den Schaden am besten kompensieren zu können und ggf. auch als Ausstieg —> einfach nur rauswälzen. (Aber es gab je einen regulären Ausgang und direkt daneben lag/saß auf jeden Fall ein Diensthabender.)
Fällt jemand eine Situation ein, in der jemand diese Schnitte, wie sie vorgefunden wurden, bei klarem Verstand gemacht hätte?
=== === ===
A:
Zitat von YpersephoneYYpersephoneY schrieb:Eigentlich nur die Fallwind-Theorie von Holmgren, nach der die länglichen Schnitte gemacht wurden, damit möglichst viele schnell rauskommen, um das Zelt mit Schnee bedecken zu können. Aber das wäre schön SEHR koordiniert.
@RH
We were discussing the cut issue. You see the point I made. I believe the cuts would not have been made this way if this had been an targeted method to cut an emergency exit.
What‘s your opinion here? (We‘ll be getting back to the shoe issue soon…)


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10.02.2021 um 09:36
Danke für die Einladung,
ich lese mir alles bis hier im Laufe des Tages erstmal durch.


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

10.02.2021 um 10:02
Hallo @PGR156
Jetzt wollte ich dir gerade drüben kurz was antworten. Wir müssen sehen, wo wir welches Thema besprechen.
Als kurze Notiz an dieser Stelle schon mal:

Diese -20°C irgendwas, die man da oben halt hat - da behauptet auch niemand, das wäre nicht erträglich gewesen. Wir reden aber von bis zu -60°C im Windchill im Zelt von und Böen oberhalb 35m/s in diesem Bereich des Hanges (Beaufort hatte ich nur mal eingebracht, um zu verdeutlichen, dass es extreme Böen waren, so als grober Maßstab). Günter Wolf hat dieses Szenario dezidiert nachgewiesen anhand der Großwetterlage und bis ins Zelt hinein. Und dabei reichen kleine Schäden im Zelt, die ohnehin schon gegeben waren.

Der Ofen war für diese Übernachtung nicht geplant. Feuer für Essen wurde immer draußen gemacht außer an den letzten beiden Abenden. Der Ofen soll mehr oder weniger nur noch für das morgendliche Auftauen der Stiefel gedacht gewesen sein. Diese Übernachtung was aber als Härtetest gedacht bzw. nur als Kurzaufenthalt, um im Morgengrauen ganz früh schon wieder entscheidende Kilometer auf der schnellen Höhenroute zu machen.

Und jetzt kommt ein Punkt, den ich mit @RH gerne noch besprechen würde und zu dem du sicher auch was sagen kannst:
Ich frage mich, warum die Ski-Stiefel überhaupt ausgezogen wurden. Könnte es gewesen sein, weil sie bei diesen Temperaturen an den Füßen einfroren? Also ausgezogen werden mussten, weil sonst die Füße erfroren wären? Das wäre ein schlimmes Dilemma gewesen: Zu wissen, man kann sie nicht mehr anziehen, aber anbehalten kostet einen die Füße? Das wäre dann schon ein aufkommender Panik-Zustand gewesen. Bekanntlich kann man unter den dortigen Bedingungen mit den Hüttenschuhen - Valenki - bestens zurechtkommen. Nur war dann auch klar, dass sie am Morgen keine Ski mehr an die Füße bekommen würden, wenn die Stiefel eingefroren waren (wobei das noch die geringste Sorge gewesen wäre).


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

10.02.2021 um 12:08
Mein Text war nicht speziell auf die letzten Beiträge gemünzt, ich hatte den gesamten Thread gerade durchgelesen.
Die Beiträge von Tajna und Off Peak waren große Lacherfolge bei mir und einem guten Freund. Die Erfahrungen des Peterburger Vereins scheinen auch auf Sommercamps im dortigen Stadtpark limitiert zu sein.

Mit ähnlicher Kleidung, wie die Gruppe sie hatte (plus natürlich Kletterzeug), wurden viele der höchsten Gipfel der Welt bestiegen.
Heute erfrieren dort oben immer noch regelmäßig Menschen mit HighTech-Klamotten. High Tech heißt nur mehr Komfort.
Die Wärme muß der menschliche Organismus selber produzieren.

Oberhalb 35m/s. Was heißt das? Gerade Beaufort 12 erreicht? Das sind unsere "ab 118km/h". Da fängt Orkan gerade erst an.
Oberhalb/über müßte schon definiert werden. 150km/h? 220km/h?
Und es gibt keine feste Umrechnung Windstärke zu Windchill. Es gibt viele Umrechnungstabellen. Jeder kann sich seine schönste aussuchen.
Das Gefühl ist subjektiv, von vielen persönlichen Faktoren abhängig. Müdigkeit, Luftfeuchte, Nahrung, Laune.
Der Windchillfaktor ist die gefühlte Temperatur auf der Haut. Das muß man sich bewußt machen.
Bereits eine ziemlich winddichte Schicht blockt ihn ab und nur noch die tatsächliche Kälte bleibt. Selbst wenn das Zelt löchrig war, die Gruppe lag doch nicht nackig auf den Decken!
Gewöhnung und subjektives Kälteempfinden spielen da stark mit rein.
Ich kann mich an Wintercamps erinnern, da liefen wir in dünnen Vliesjacken und Mützen draußen rum, das Bier fror beim Öffnen der Flaschen bis unten durch, während andere eingepackt wie Michelin-Männchen durchgefroren ihr Camp abbrachen (wegen Zähneklappern, nicht wegen dem Alkoholproblem mit dem Bier).
Ich sitze gerade im ehemaligen Kornboden über dem ehem. Schweinestall unseres Hofes. Mein Hobbyraum. Heizung ist eine Gasheizung. T-Shirt und offener Sweater. 15°C.
Meine Frau sitzt derweil im Wohnzimmer gegenüber dem Kaminofen bei 22° und hält es hier oben nur kurz aus...

Natürlich weiß ich, daß die Gruppe auf den Ofen verzichten wollte, aber versetz Dich in die Situation. Ofen und Holz waren dabei. Sie hatten noch Kleidung zum Nachlegen. Beides haben sie nicht genutzt.
Ergo: Die Kälte war für sie nicht so schlimm.
Man fällt nicht von "nu is mir kalt" in "oh, jetzt schwitz ich bei Minus 20°, ich zieh mich aus und gehe mich draußen mal abkühlen" ohne Zwischenstufen und dem Bedürfnis, sich mehr Klamotten anzuziehen. Und das wäre das Signal gewesen, mal über den Aufbau des Ofens nachzudenken.
Dieses Wärmegefühl kommt erst kurz vor dem Tod. Da läuft man nicht mehr groß in der Gegend rum.

Wichtig beim Zelten im Winter ist es, daß man morgens nach dem Aufstehen noch etwas Kleidung nachlegen kann.
Dann etwas Bewegung und man ist wieder warm für ne ganze Weile.
Und man sollte schwitzen vermeiden, die Feuchtigkeit kühlt einen wieder ab.
Nachts fährt der Organismus runter, soll sich erholen. Und deshalb mummeln wir uns ein.
Es gibt Leute, die gehen angezogen unter die Decke/in den Schlafsack. Nach dem Aufstehen fehlt dann halt die Decke/die Penntüte von der Wärme her und das Gejammere geht los. Das muß man erstmal durch Bewegung kompensiert bekommen, bis der Körper die Wärmeproduktion wieder hochfährt.
Ich ziehe beim Campen nachts immer nur eine dünne Pertex Hose und Jacke über der Unterwäsche an. Damit kann ich schnell in den Schlafsack und wieder raus gleiten, ohne die Inlets zu verknuddeln.
Und wenn ich nachts mal raus muß, pinkeln oder so, dann bin ich vor dem bösen Windchill damit ausreichend geschützt. Bei großer Kälte stopfe ich mir dann die Anziehsachen für den Morgen mit in den Schlafsack.
Ich ziehe dann morgens schon warme Sachen an. Ich habe dann also kein Temperaturgefälle zu vorher.
Habe ich die Klamotten aber an, habe ich meine Temperatur nur durch beide Schichten erreicht und eine fehlt dann nach dem Aufstehen. Ist der Unterschied verständlich?
Stiefel.
Habe ich noch nie mit in die Penntüte genommen. Beim Militär schläft man oft mit angezogenen Stiefeln. Stramm für den Tag geschnürt ist das für die Blutzirkulation natürlich suboptimal. Mein Kaltwetter-Winterschlafsack, ein Snugpak Antarctika 2, hat dafür extra ein innen verstärktes Fußteil.
Die Gruppe nutzte keine Schlafsäcke, sondern eine Megadecke. Weniger Privatsphäre, aber maximale Wärmehaltung. Da könnte man jetzt einfach die Stiefel mit am Ende drunterpacken und dicke Socken oder ne Art Hüttenschuhe nachts anbehalten. Dann sind die Stiefel morgens nicht warm und weich, aber auch nicht eiskalt und hart.
Meine kältesten Nächte ohne Zeltheizung verbrachte ich meist im schweizer Militär 2-Mann Zelt. Da ließ ich meine Stiefel bei -20 Grad im vorderen Alkoven. Also quasi nur überdacht auf dem Gras. Konnte ich morgens normal anziehen. Das war um die -20 auf ner Waldwiese bei ca. 45km/ Windstärke.

Wäre die Gruppe komplett angezogen gewesen und der Ofen im Zelt teilweise/halb aufgebaut, dann würde ich mich auch einer Arschkältepluswindtheorie anschließen. Aber offenbar befanden sie sich thermisch noch in ihrem persönlichen Komfortbereich, höchstens leicht darüber (Herausforderung, Gewöhnung).
Es gab eine Ursache dafür, daß sie in der "Legere Kleidung" panisch das Zelt verließen und danach auch das direkte Umfeld.
Ein Schlüssel könnte die Klärung der Frage sein, ob die Gruppe jetzt gemeinsam und kontrolliert losmarschierte (ein Kontrast zu ihrer halbgaren Kleiderordnung) oder doch verwirrt oder panisch einzeln oder in Kleingruppen loszog und sich nur die Spuren immer mal wieder überschnitten und manche Passagen des Weges vielleicht so offensichtlich einfacher zu begehen waren, daß dort alle, aber mit Zeitabstand, durch sind.

Aber laß mich erstmal bis hier lesen, nicht daß abgeschlossene, bereits geklärte Thematiken wiederholt werden müssen.


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

10.02.2021 um 12:35
Zitat von PGR156PGR156 schrieb:Oberhalb 35m/s. Was heißt das? Gerade Beaufort 12 erreicht? Das sind unsere "ab 118km/h". Da fängt Orkan gerade erst an.
Oberhalb/über müßte schon definiert werden. 150km/h? 220km/h?
Und es gibt keine feste Umrechnung Windstärke zu Windchill. Es gibt viele Umrechnungstabellen. Jeder kann sich seine schönste aussuchen.
Du musst die Studie zu diesem Thema lesen.
Zitat von PGR156PGR156 schrieb:Ofen und Holz waren dabei.
Ich habe auf die Schnelle nicht gefunden, wo das mit dem Feuerholz steht. Das wäre noch zu bestätigen. Wir sind bisher meist von einem nicht betriebsbereiten Ofen ausgegangen, glaube ich.


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

10.02.2021 um 16:27
Zitat von PGR156PGR156 schrieb:Danke für die Einladung,
ich lese mir alles bis hier im Laufe des Tages erstmal durch.
Schön, dass du meiner Einladung gefolgt bist! Falls dir noch etwas zu den Fragen von @Stecknadelkopf einfällt, kannst du sie gerne hier ausführen. Bei deinem Erfahrungsschatz wäre das sicherlich interessant.
Zitat von PGR156PGR156 schrieb:Ein Schlüssel könnte die Klärung der Frage sein, ob die Gruppe jetzt gemeinsam und kontrolliert losmarschierte (ein Kontrast zu ihrer halbgaren Kleiderordnung) oder doch verwirrt oder panisch einzeln oder in Kleingruppen loszog und sich nur die Spuren immer mal wieder überschnitten und manche Passagen des Weges vielleicht so offensichtlich einfacher zu begehen waren, daß dort alle, aber mit Zeitabstand, durch sind.
Diese Frage wurde relativ am Anfang der Gruppendiskussion thematisiert. Aus den Fußspuren wurde von einigen Leuten der Suchmannschaft ein "geordneter Abgang" interpretiert. Ich bin allerdings, seitdem ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt habe, der Meinung, dass dieser Schluss nicht gezogen werden kann. Bei diesem Foto eines Spurenfragments sehe ich z.B. ein diffuses Spurenbild mit sich überlappenden Fußabdrücken:

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Bildquelle

Teddy hat zudem ausgeführt, warum die Gruppenmitglieder keine andere Richtung eingeschlagen haben:
Is it possible to confuse the direction to go on the slope? By mistake, go not along the slope, but down?

This one thing that became very clear to me. There is no other way to go but down. First to go down where they came from is much further, and second - the wind is so strong that makes it impossible to consider going to along the slope. They wouldn't have made to the memorial, going down earlier is not much shorter i.e. faster. The immediate goal is really to hide form the wind, and having ascended the previous day they were aware that the wind dies down very quickly once your approach the tree line. I have read this in testimonies, but also experienced it myself.
Quelle: https://dyatlovpass.com/expedition-unknown
Zitat von NemonNemon schrieb:Ich habe auf die Schnelle nicht gefunden, wo das mit dem Feuerholz steht.
Meines Wissens wurde ein Scheit Holz im Ofen gefunden. Die Quelle müsste ich allerdings raussuchen.


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

10.02.2021 um 18:34
Mein Problem ist, ich habe den gesamten Hauptfaden in recht kurzer Zeit gelesen, inklusive der Quellenzitate. Aber ich habe sie nicht parat.
Holz im Ofen wurde bei der Auffindung entdeckt und Holz innen neben dem Zelteingang stand in einer Auflistung der Funde des Zeltinneren. Schon mit zwei Scheiten hätte man das Zelt für ca. 1 bis 11/2 Stunden gut warm bekommen. Wenn man gewollt hätte.

Die Wind-Studie habe ich gelesen. Aber das Ergebnis ist für mich nicht schlüssig. Ein schlechtes Zelt ist besser als keines.
Wäre das Zelt komplett windzerfetzt, würde ich vielleicht darüber nachdenken, aber selbst defekt bietet es noch Schutz. Dann nehme ich wenigstens möglichst viel Planenfetzen mit.

Meine Gleichung ist:
Teilweise Schlabberklamotten an, Ofen nicht aufgebaut= Temperaturen für die Gruppe im Rahmen
Zelt noch heile, Leinen nicht gerissen = Wind nicht so schlimm wie berechnet. Berechnungsgrundlagen fehlerhaft.

Wegen Starkwind und Kälte läßt man nicht das einzige zurück, was einen davor schützt.
Das Zelt der Gruppe ist ja kein HighTech Geo-Dom Zelt mit Dutzenden von Fiberglas-Gräten drin, sondern prinzipiell eine Zeltplane, in die man sich auch einfach einwickeln und liegenbleiben kann, wenn der Wind außen extrem böig wird. Dann mutiert das Zelt eben für die Nacht zum Gruppen-Bivvi.

Zerschneiden des Zeltes heißt Panik. Nichtmitnehmen des Zeltes heißt= Panik dauert auch außerhalb noch an.
Sofortige Flucht, ansonsten hätte man das Zelt einfach hinterhergezogen. Den Schlitz bekommt man geflickt oder näht ein Kleidungsstück drüber.

Aber ich muß erst hier alles lesen ;)


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

10.02.2021 um 20:15
Zitat von PGR156PGR156 schrieb:Die Wind-Studie habe ich gelesen. Aber das Ergebnis ist für mich nicht schlüssig. Ein schlechtes Zelt ist besser als keines.
Wäre das Zelt komplett windzerfetzt, würde ich vielleicht darüber nachdenken, aber selbst defekt bietet es noch Schutz. Dann nehme ich wenigstens möglichst viel Planenfetzen mit.
Schon nach wenigen Minuten kann Hypothermie eintreten. Und die Studie rechnet vor, wie schon kleine Defekte im Zelt die Abkühlung forcieren.
Zitat von PGR156PGR156 schrieb:Meine Gleichung ist:
Teilweise Schlabberklamotten an, Ofen nicht aufgebaut= Temperaturen für die Gruppe im Rahmen
Zelt noch heile, Leinen nicht gerissen = Wind nicht so schlimm wie berechnet. Berechnungsgrundlagen fehlerhaft.
Diese Gleichung kommt natürlich nicht gegen eine dezidierte Herleitung der Wetterlage und den Nachweis der Situation im Zelt an. Da machst du es dir sehr einfach. Du müsstest schon aufzeigen, wo genau du in der Studie Kritik ansetzt.


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

10.02.2021 um 21:10
Guten Abend zusammen,

vielen Dank für Eure Antworten. Ich halte Hypothermie nach wie vor für eine Grundursache, es könnte aber auch eine Panikaktion bei klarem Verstand dazugekommen sein. Folgendes Szenario (ich muss ja das Drehbuch konstruieren ;-):

Kolya und Sasha waren in Klamotten außen vor dem Zelt. Sasha war der älteste und der mit der größten Lebenserfahrung, Kolya wird von Lyuda in ihrem Tagebuch als einer der intelligentesten der Gruppe herausgestellt. Ich stelle mir vor, dass sie merkten, dass das nicht gut gehen würde bei den Verhältnissen und den Umständen, und sie deswegen bereits gut angekleidet vors Zelt gingen (nicht nur, um zu pinkeln). Sasha (möglicher Gegenspieler von Dyatlov) hatte zuvor Igor vergeblich versucht davon zu überzeugen, dass es besser ist, in den Wald zu gehen. Kolya schloss sich der Meinung von Sasha an.

Die anderen diskutieren im Zelt weiter, Dyatlov versucht, an seinem Plan festzuhalten (wer gibt schon gern einen Plan, so falsch er auch sein sollte, auf? Sieht man jetzt aktuell ja auch an der Bundesregierung ;- - wobei die ja eher gar keinen Plan hat) und die anderen davon zu überzeugen, im Zelt zu bleiben. Er will verhindern, dass außer Kolya und Sasha noch weitere Teilnehmer abtrünnig werden. Es gibt Streit über das weitere Vorgehen. Ein, zwei oder drei Teilnehmer im Zelt werden immer unruhiger, da sie die Befürchtung haben, dass Kolya und Sasha recht haben könnten. Je mehr man diskutiert, desto mehr wird einem bewusst, dass drin bleiben keine Lösung ist. Da Igor am Zeltausgang "aufpasst", sind die Zweifelnden aus ihrer Sicht gezwungen, die Schnitte anzubringen (was ich mich an der Stelle frage: Waren die Schnitte wirklich so groß, dass man dadurch problemlos flüchten konnte?). Zina hält zu Dyatlov (sie vertraut ihm, er umschwärmt sie ja - heimlich oder offen?), Yuri K. ebenfalls (enger Freund von Dyatlov, eher "staatshörig" und deshalb würde er es nicht wagen, Dyatlov zu widersprechen). Lyuda war eh schon innerlich abgemeldet, hatte nur noch Angst und war apathisch. Aus dem Fundort von Rustem schließe ich, dass auch er zu Dyatlov hielt.

Aus meiner Sicht bleiben daher nur Doroshenko und Kolovatov, die das Zelt aufgeschnitten und dadurch alle zum Flüchten gezwungen haben. Einer allein wäre aufgehalten worden, es müssen mindestens zwei gewesen sein, die die Schnitte anbrachten.


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

11.02.2021 um 14:50
@RH
I just realised the updates on your page and the interview with Günter etc.

For the moment I‘m just dropping a note. I‘d like to come back to that point later
It‘s from paragraph (12):
The long canvas of the Dyatlov tent would have started to flutter in an exceptionally violent and self-destructing way, much so that the only way to save it would be to cut it open from the inside in order to rush outside for measures of saving it. This, unless it accidently teared itself apart by any item pushed against the canvas to keep it stretched.
As there were always two guards on duty and right at the entrance. For which reason should they deliberately destroy the tent — and do this in a way that didn‘t even provide a proper exit? Wouldn‘t you want make the cut at floor level for practical reasons — and wouldn‘t this have been the easiest way to make a cut as well?


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Kritisch-konstruktiver Austausch zum Dyatlov-Pass

11.02.2021 um 15:28
So, ich habe diesen Thread jetzt durch.

Von der geordneten Doppelreihe der Gruppe ins Tal habt Ihr euch bereits am Anfang verabschiedet, bzw es war Konsens, daß die Spuren dieses Szenario tatsächlich nicht hergeben.
Prima.

Ich freue mich besonders über die umfangreichen Texte von WAB. Ich kann seine Aussagen komplett nachvollziehen und was viele Einzelaspekte betrifft, auch durch eigene Erfahrung bestätigen.
Das freut mich, weil ich meine Erfahrungen nunmal nicht im Ural gemacht habe, sondern den Dolomiten, Deutschland, den Pennines in England/Schottland...also zwar ähnliche Bedingungen, von den jeweiligen Höhen, Temperaturen, Schneebedingungen, Luftfeuchte und Wind, aber halt doch woanders.
Wobei die jährlich typischerweise im fraglichen Gebiet des Ural auftretenden Bedingungen in meinen hauptsächlichen Campgebieten nicht ansatzweise jeden Winter auftraten (Dolomiten und nördliche Pennines schon), aber im Laufe der vielen Jahre halt doch immer mal wieder.
Umso besser, daß sich meine Erfahrungen mit WABs decken. Dann waren die Bedingungen schon vergleichbar.


Zu einigen aufgekommenen Fragen/Themen:

Ich hatte schon angesprochen, daß es diese Baumwoll-Zeltplanen in unterschiedlichen Dicken gibt und sie im Laufe der Jahre einem Verschleiß unterliegen.
Dies ist auch logisch, kann man eine Plane ja aus unterschiedlich dicken Fäden weben. Seit Jahrzehnten werden diese Planenstoffe, aus denen dann die Zelte genäht werden, in Ripstopweise gewebt. Es werden dann in bestimmten Abständen, sowohl waagerecht als auch senkrecht, dickere Fäden eingewoben. Das ergibt dann kleine Quadrate. Ein Riss kommt dann meistens nur bis zum nächsten dickeren Faden.
Wenn man irgendwelche Versuche machen will, sollte man darauf achten, diese Planenvarianten nicht zu verwenden.
Solcherart Webart wurde damals noch nicht verwendet.
Leider konnte ich nicht herausfinden, wie lange diese Technik bei Baumwollplanen schon angewandt wird.
Meine Wehrmachtsplanen, die schweizer Militärplanen (die Schweizer hatten nach dem Krieg fast komplett auf Wehrmachtsmaterial umgeschwenkt, wie auch die Dänen) sind dünn und ohne Ripstop. Auch das ältere schweizer Militärgebirgszelt.
Das britische Planenmaterial ist, was Zeltplanen betrifft, seit ungefähr den achtziger Jahren dicker und mit Ripstop.
Die alten russischen Gruppenzelte waren aus mitteldickem Planenstoff, ohne Ripstop.
Aber die Gruppenzelte wurden auch immer und von jeder Armee per Fahrzeug oder Zug/Lastentier transportiert.
Wir können also bei Biwakzelten bis Anfang der 80er von dünnerem Planenstoff ohne Ripstop ausgehen und von einem Zustand, wie ihn ausgemusterte Militärzelte halt haben. Oft gebraucht, Material angeschlissen, aber bis zur Ausmusterung gepflegt und instantgehalten.
So verschlissen, daß das Material im normalen Gebrauch leicht einriß, kann es aber nicht gewesen sein. Dann muß man inflationär Flicken verwenden. Das sehe ich auf den Bildern nicht. Offenbar konnten sie die Risse noch einfach zunähen, weil das Material drumherum noch OK war.
Risse entstehen zB durch Äste, oder Leinen-Laschen reißen bei Starkwind, oder man bleibt mit Equipment dran hängen und zieht in der Bewegung uä.
Worauf will ich hinaus:
Aus solchen Materialien haben wir uns immer wieder Unterstände, Alarmposten angefertigt, Unterziehplanen für Landrover-Verdecke genäht und ähnliches.
Man bekommt es mit einem scharfen Messer aufgespannt geschnitten. Spitze durch und feste ziehen oder von sich wegdrücken. Das geht auch vom Zeltinneren, ob die Plane gespannt ist oder locker hängt. Im Liegen wenn die Plane auf einen gedrückt wird, natürlich nicht.
Ist das Messer nicht scharf, klappt das in Kombination mit Sägebewegungen noch bei gespannter Plane, bei loser Plane nur noch schwerlich.
Der angeschnittene Riß läßt sich bei dünnem Material und etwas Kraftaufwand weiter aufreißen, aber eigentlich nur in Rißrichtung.
Auch ein Schnitt klappt nur gradlinig. Für einen wellenförmigen Schnitt muß die Plane schon sehr stramm gespannt und das Messer sehr scharf sein. Sonst sieht es nicht nach einem sauberen durchgehenden Schnitt aus, sondern nach "Massaker".
Heute nutzt der ambionierte "Bushcrafter" meistens hochwertige Klingen. Als "Oldschool" wird mittlerweise schon ein 440C Stahl bezeichnet. Die Schneide hält relativ lange ihre Schärfe, läßt sich aber noch mit wenig Aufwand nachschleifen. Für diese Klingen und höherwertigere muß man kein Schleifzeug mitschleppen. Das macht man nach der Tour zuhause wieder top. Es ist die Tour über durchweg scharf.
Bis in die 70er sah das anders aus, da schliff man die Schneiden von Messern wie bei einer Sense bei Bedarf unterwegs nach. In der Praxis waren die Messer dann unterwegs nur kurz 100 prozentig scharf.
Ein scharfer langer und wellenförmiger Schnitt ist damit schon Glückssache.
Man müßte die Plane mal aus der Nähe sehen, ob da nicht nur zwei Schnitte durch den Transportriß verbunden wurden. Womit natürlich kein dortiger Ausstieg möglich gewesen wäre, oder ob man in der Verbindung der beiden Schnitt-Enden Materialdehnungen erkennt, vom "sägen" und reißen. Aber letzteres wird wohl das Reißen beim Transport überdeckt haben.


Hypothermie, Windchill-Effekt

Ich habe viele Dokus über Expeditionen, Wanderungen etc. unter winterlichen Extrembedingungen gesehen und gelesen.
Das Menschen nach einer Phase der mittleren Hypothermie, wo also schon irrationale Handlungen stattfinden, plötzlich wieder aufstehen und eine vergleichsweise längere Zeit körperlich angestrengt und zielgerichtet agieren habe ich noch nicht gehört.
Nicht ohne eine deutliche Verbesserung der Bedingungen. Und die hat man außerhalb des Zeltes sicherlich nicht gehabt.
Wenn die leichte Bekleidung ein Zeichen für aufkommendes Wärmegefühl durch eine Hypothermie sein soll, wäre das noch unwahrscheinlicher, wenn nicht unmöglich.
Das wäre dann eine schwere Hypothermie. Es gibt genug dokumentierte Beispiele von Leuten, die vor ihrem Tod in dieser letzten Phase waren.
Das ist die letzte Phase vor dem Erfrierungstod. Da liegt man still und ist zu keiner Aktion mehr fähig.
ZB bei der Scott-Expedition oder '96 bei der Everest Expedition, wo einer der Bergführer Abends noch erschöpft mit seiner Frau über Funk sprach und morgens dann mit geöffneter Jacke erfroren aufgefunden wurde.
Hätte man die Gruppe erfroren nebeneinander liegend im Zelt gefunden, vielleicht mit geöffneter Bekleidung, wäre ich sofort dabei.
So nicht.
Die Gruppe ist in "Zeltabendgarderobe", quasi beim Abendsnack, schnell und plötzlich aus dem Zelt geflüchtet, die zwei "Diensthabenden" adäquat besser angezogen- und keiner hat sich in der folgenden Endphase seines Kampfes die Klamotten geöffnet oder ausgezogen. Im Gegenteil, sie versuchten sich durch Feuer und Shelter vor der Kälte zu schützen.

Wenn die Zeltplane im Sturm nervtötend rattert, löst man das wissenschaftlich: man spielt schnick schnack schnuck und der Verlierer geht raus und spannt noch ne zusätzliche Leine über den Flatterbereich zum Boden runter.
Für sowas hatten sie sogar extra "Diensthabende".
Und mal eine Nacht bei Sturmwind und Kälte im Zelt zittern, schweißt die Gruppe für zukünftige Unternehmungen weiter zusammen.
Davon dreht eine routinierte Gruppe nicht durch.
Da fehlt meines Erachtens der entscheidende Faktor.

Nochmal Windchill:
Der Windchill-Effekt betrifft die Abkühlung durch Wind. Die "Berechnungen" versuchen sich dem subjektiven Gefühl auf der Haut anzunähern.
Selbst ein undichtes Zelt reduziert den Effekt erheblich. Empfindet ein Camper einen Zug im Zelt als unangenehm, bläst der Starkwind gar durch die Plane, dann zieht man sich halt was Adäquates drüber. Wird der Wind von der Haut abgeblockt, ist der Windchill=Null.
Stören Risse in der Plane, näht man sie halt zu. Das ist auf Touren "Business as usual".
Ich muß doch von der vorgefundenen Faktenlage ausgehen. Und die sagt aufgrund der getragenen Kleidung eindeutig:
Zwei waren angezogen für kurze Stipvisiten ums Zelt rum, der Rest der Gruppe so, wie man bei usselig strengem Wetter halt leger im Zelt sitzt.
Auf dem letzten Weg dagegen nutzte man die spärlichen Möglichkeiten, die man noch hatte.
Wenn jemand am grünen Tisch berechnet: Im Zelt war die gefühlte Temperatur -60°C,
die Gruppe im Zelt aber allesamt für eine moderatere Temperatur gekleidet war und auch keine Anstalten machten, einen Notfall zu sehen und den Ofen aufzubauen, dann gehe ich davon aus, daß Berechnung nicht mit der damaligen Realität korreliert.
Bis zu einem Punkt, an dem sich die Situation schnell und übergangslos änderte.
So schnell, daß vielleicht selbst eine geordnete Evakuierung durch den Eingang zu lange dauerte.*

Als entscheidenden Faktor sieht WAB die Wirkung von Infraschall.
Einerseits sicher eine theoretische Möglichkeit, andererseits in wohl nicht nur meinen Augen auch durchaus exotisch.

Nun haben die Russen aber jahrzehntelang in Bereichen geforscht und experimentiert, die im Westen- zumindest in der offiziellen Forschung- ausgespart wurden.
Sie haben das teilweise deutlich losgelöst von schneller Monetarisierung gemacht, wie in Deutschland bis zum Ende des WKII. Vermutlich begann das sogar erst richtig durch deutsche Unterlagen und einkassierte Wissenschaftler, wie in den USA in vielen Bereichen.
Die Wissenschaftler waren trotz Spezialgebiet keine Fachidioten, sondern Universalgelehrte.
Man betrieb massiv Grundlagenforschung. Gravitation, Licht, Infra/Ultraschall etc.
Tatsächlich wird uns in diesen Bereichen immer eine Wissenshöhe suggeriert, die nicht wirklich so vorhanden ist.
Hatte ich kürzlich wieder festgestellt, als ich mich mal etwas um die Gravitation "gekümmert" habe.
Von daher kann ich mir mittlerweile durchaus vorstellen, daß WABs Infraschalltheorie als entscheidender Faktor mehr ist als nur eine theoretische Möglichkeit. Für russische Wissenschaftler ist die Theorie anscheinend nicht exotisch.
Vielleicht wird deshalb so laut eine Lawine favorisiert, damit sich die Medien nicht zu sehr mit Infraschall beschäftigen.
Beim Thema Gravitation konnte man in der Vergangenheit ähnliches beobachten.

*oder das Zelt wurde nur durch den Eingang verlassen und die Schnitte wurden aus anderem Grund getätigt.

PS: Noch zu den Planenstoffen:
Diese sind eng gewebt, um Wind abzublocken. Starkwind, Starke Böen können das Material aber je nach Webart und Dicke durchdringen. Man spürt das, wenn man die Hand bei starkem, kühlen Wind vor die Plane hält.
Wasserdicht bis zu einer bestimmten Wassersäule wird die Plane erst durch eine Wasseraufnahme der Fasern.
Diese quellen auf und dichten dadurch.
Wenn etwas Kantiges im Zeltinneren gegen die Plane drückt werden die Fasern dort nach außen auseinandergedrückt und Feuchtigkeit kann eindringen.
Je feuchter die Plane wird, desto winddichter wird sie natürlich auch. Bereits eine nur klamme Plane ist merkbar winddichter als eine trockene. Kälte zieht die Plane, die Fäden, auch zusammen. Eine kalte, feuchte, gar etwas vereiste Plane ist also deutlich winddichter als eine trockene und warme.


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