Vermisstenfall Lars Joachim Mittank
08.10.2014 um 23:12@x-aequitas
Zunächst einmal finde ich die Recherche wirklich beachtlich und ich könnte mir gut vorstellen, dass auch die Detektei dieser Spur nachgehen wird. Schließlich ist fraglich, ob mit einem „Mehr Desselben“ neue Informationen gewonnen werden können.
Obwohl ich deine Theorie nicht gänzlich ausschließen würde, habe ich dabei Bauchschmerzen. Vielleicht bin ich einfach nicht romantisch genug :-)
Zunächst finde ich, dass man aus der Tatsache, dass bisher keine bestätigten Sichtungen eingegangen sind und keine Leiche gefunden wurde, nicht schlussfolgern darf, dass Lars noch lebt. Wenn ich es richtig verstanden habe, bauen deine Annahmen darauf auf, dass bei einem nach drei Monaten noch lebenden Lars ein freiwilliges Aussteigen wahrscheinlich ist. Dass Lars noch lebt, ist sicher die Wunschoption aller, aber ich persönlich bezweifle, dass es die wahrscheinlichere ist. Es gab und gibt ja verschiedene Verfechter der Theorie, dass Lars nach dem Verlassen des Flughafens gar nicht unglaublich weit gekommen sein muss. Und dass die sterblichen Überreste durch Hitze, Insekten und größere Tiere schon so verringert worden sein könnten, dass sie schwer zu finden sind - zumal es in der Nähe ja nicht nur überschaubare Felder gibt.
Was mich an der Aussteiger-Theorie stört, ist weder die Vorstellung, Lars könne den Wunsch gehabt haben nicht zurückzukehren noch die Annahme, er könne sich in eine Bulgarin verguckt haben. Das halte ich beides für möglich. Die Frage ist nur, wieso er die Art des „Abgangs“ gewählt hat, die er gezeigt hat. Selbst wenn man den Inhalt der unklaren Angstanrufe außen vor lässt, haben offenbar mitten in der Nacht Telefongespräche mit der Mutter - eventuell auch mit der Freundin - stattgefunden. Wenn ich gerade den Entschluss gefasst habe auszusteigen, ist halb fünf Uhr morgens nicht die beste Uhrzeit, das meiner Mutter geschickt schmackhaft zu machen. Warum sollte er aber um diese Uhrzeit anrufen, wenn er nicht vorhatte, ihr seinen Wunsch länger zu bleiben schonend nahezubringen? Dann müsste man davon ausgehen, dass Lars seiner Mutter etwas vorspielen wollte. Und an diesem Punkt steige ich persönlich aus. Dass ein Sohn manchmal genervt von seiner Mutter ist: Ja. Dass er ihr oft nicht die volle Wahrheit erzählt: Sicher. Dass er ihr gezielt Angst macht oder ihr ein Bedrohungsszenario vorspielt, das sie veranlasst, die Botschaft und später die Polizei zu verständigen und persönlich nach Bulgarien zu fliegen, das kann ich mir nicht vorstellen. Ein Verschwinden wäre schließlich auch ganz ohne Theater möglich gewesen – dann sogar vermutlich effektiver, weil keine große Publicity entstanden wäre. Wir haben Hinweise, dass Lars zumindest im alkoholisierten Zustand gerne mal einen Spaß auf Kosten anderer machte, die Situation aber meistens so gut einschätzen konnte, dass er wusste, wann er zurückrudern musste. Der Mutter gezielt Angst einzujagen, ist eine ganz andere Nummer als ein harmloser kleiner Spaß. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass er dazu in der Lage gewesen wäre. Und selbst wenn er im alkoholisierten Zustand den grandiosen Plan ausgeheckt haben sollte, seiner Mutter ein Bedrohungsszenario aufzutischen, hätte er inzwischen drei Monate Zeit gehabt zu überlegen, ob eine Postkarten „Mir geht es gut, sucht bitte nicht nach mir“ nicht eher die gewünschte Wirkung hätte. Und wenn er selbst nicht auf diese Idee gekommen wäre, hätte sein „Netzwerk“ ihn ja darauf aufmerksam machen können, dass sich seine Situation dadurch deutlich verbessern würde.
Denn angenommen, er hätte zum Untertauchen tatsächlich Unterstützung von der Dame seines Herzens bekommen, wäre seine Situation doch momentan trotzdem nicht besonders rosig. Wenn er ihr nahe sein wollte, müsste er ständig mit einer Entdeckung rechnen, er müsste sich also entweder ständig drinnen aufhalten oder verkleiden. Und er wäre ziemlich einsam. Warum sollte er diese Einschränkungen in Kauf nehmen? Weiterhin ist fraglich, ob eine Person alleine ausreichen würde, ihm längere Zeit Unterkunft, Verpflegung, Unterhaltung und ein neues Leben zu bieten. Und auch diese Person würde irgendwann gefragt, warum sie denn plötzlich keine Freizeit mehr mit Freundinnen verbringe und nirgendwo mehr hin gehe. Je mehr Menschen aber das „Netzwerk“ umfasst, desto wahrscheinlicher wird dann, dass doch einer mal nicht dicht hält und die Sache bekannt wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Strategie des Versteckt haltens am Ort des Verschwindens auf Dauer funktionieren würde. Dann müsste er schon mit der großen Liebe auf und davon sein - aber bei deinen Recherechen hast du ja sicher darauf geachtet, ob sie plötzlich umgezogen ist!
Von daher bleibe ich dabei: Ausschließen würde ich dieses Szenario nicht gänzlich, überzeugen kann es mich aber auch nicht.
Zunächst einmal finde ich die Recherche wirklich beachtlich und ich könnte mir gut vorstellen, dass auch die Detektei dieser Spur nachgehen wird. Schließlich ist fraglich, ob mit einem „Mehr Desselben“ neue Informationen gewonnen werden können.
Obwohl ich deine Theorie nicht gänzlich ausschließen würde, habe ich dabei Bauchschmerzen. Vielleicht bin ich einfach nicht romantisch genug :-)
Zunächst finde ich, dass man aus der Tatsache, dass bisher keine bestätigten Sichtungen eingegangen sind und keine Leiche gefunden wurde, nicht schlussfolgern darf, dass Lars noch lebt. Wenn ich es richtig verstanden habe, bauen deine Annahmen darauf auf, dass bei einem nach drei Monaten noch lebenden Lars ein freiwilliges Aussteigen wahrscheinlich ist. Dass Lars noch lebt, ist sicher die Wunschoption aller, aber ich persönlich bezweifle, dass es die wahrscheinlichere ist. Es gab und gibt ja verschiedene Verfechter der Theorie, dass Lars nach dem Verlassen des Flughafens gar nicht unglaublich weit gekommen sein muss. Und dass die sterblichen Überreste durch Hitze, Insekten und größere Tiere schon so verringert worden sein könnten, dass sie schwer zu finden sind - zumal es in der Nähe ja nicht nur überschaubare Felder gibt.
Was mich an der Aussteiger-Theorie stört, ist weder die Vorstellung, Lars könne den Wunsch gehabt haben nicht zurückzukehren noch die Annahme, er könne sich in eine Bulgarin verguckt haben. Das halte ich beides für möglich. Die Frage ist nur, wieso er die Art des „Abgangs“ gewählt hat, die er gezeigt hat. Selbst wenn man den Inhalt der unklaren Angstanrufe außen vor lässt, haben offenbar mitten in der Nacht Telefongespräche mit der Mutter - eventuell auch mit der Freundin - stattgefunden. Wenn ich gerade den Entschluss gefasst habe auszusteigen, ist halb fünf Uhr morgens nicht die beste Uhrzeit, das meiner Mutter geschickt schmackhaft zu machen. Warum sollte er aber um diese Uhrzeit anrufen, wenn er nicht vorhatte, ihr seinen Wunsch länger zu bleiben schonend nahezubringen? Dann müsste man davon ausgehen, dass Lars seiner Mutter etwas vorspielen wollte. Und an diesem Punkt steige ich persönlich aus. Dass ein Sohn manchmal genervt von seiner Mutter ist: Ja. Dass er ihr oft nicht die volle Wahrheit erzählt: Sicher. Dass er ihr gezielt Angst macht oder ihr ein Bedrohungsszenario vorspielt, das sie veranlasst, die Botschaft und später die Polizei zu verständigen und persönlich nach Bulgarien zu fliegen, das kann ich mir nicht vorstellen. Ein Verschwinden wäre schließlich auch ganz ohne Theater möglich gewesen – dann sogar vermutlich effektiver, weil keine große Publicity entstanden wäre. Wir haben Hinweise, dass Lars zumindest im alkoholisierten Zustand gerne mal einen Spaß auf Kosten anderer machte, die Situation aber meistens so gut einschätzen konnte, dass er wusste, wann er zurückrudern musste. Der Mutter gezielt Angst einzujagen, ist eine ganz andere Nummer als ein harmloser kleiner Spaß. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass er dazu in der Lage gewesen wäre. Und selbst wenn er im alkoholisierten Zustand den grandiosen Plan ausgeheckt haben sollte, seiner Mutter ein Bedrohungsszenario aufzutischen, hätte er inzwischen drei Monate Zeit gehabt zu überlegen, ob eine Postkarten „Mir geht es gut, sucht bitte nicht nach mir“ nicht eher die gewünschte Wirkung hätte. Und wenn er selbst nicht auf diese Idee gekommen wäre, hätte sein „Netzwerk“ ihn ja darauf aufmerksam machen können, dass sich seine Situation dadurch deutlich verbessern würde.
Denn angenommen, er hätte zum Untertauchen tatsächlich Unterstützung von der Dame seines Herzens bekommen, wäre seine Situation doch momentan trotzdem nicht besonders rosig. Wenn er ihr nahe sein wollte, müsste er ständig mit einer Entdeckung rechnen, er müsste sich also entweder ständig drinnen aufhalten oder verkleiden. Und er wäre ziemlich einsam. Warum sollte er diese Einschränkungen in Kauf nehmen? Weiterhin ist fraglich, ob eine Person alleine ausreichen würde, ihm längere Zeit Unterkunft, Verpflegung, Unterhaltung und ein neues Leben zu bieten. Und auch diese Person würde irgendwann gefragt, warum sie denn plötzlich keine Freizeit mehr mit Freundinnen verbringe und nirgendwo mehr hin gehe. Je mehr Menschen aber das „Netzwerk“ umfasst, desto wahrscheinlicher wird dann, dass doch einer mal nicht dicht hält und die Sache bekannt wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Strategie des Versteckt haltens am Ort des Verschwindens auf Dauer funktionieren würde. Dann müsste er schon mit der großen Liebe auf und davon sein - aber bei deinen Recherechen hast du ja sicher darauf geachtet, ob sie plötzlich umgezogen ist!
Von daher bleibe ich dabei: Ausschließen würde ich dieses Szenario nicht gänzlich, überzeugen kann es mich aber auch nicht.