@bura007 Ja, natürlich.
@Kältezeit Trotzdem setze ich mich mit dem Entführungsszenario jetzt einmal ausführlich auseinander.
1. Eine Entführung auf offener Straße kommt nicht jeden Tag vor, ist aber generell vorstellbar.
2. Eine SMS, die laut Polizei von Frauke noch freiwillig zwei Stunden später aus Nieheim gesendet wurde, kann den Tatbestand einer Entführung noch nicht erfüllen. Da sind wir uns einig
@Kältezeit, oder? Das heißt, wir müssen davon ausgehen, dass sich die Entführung anschließend ergab.
3. Eine Entführung hat immer ein Motiv und ein Ziel. Es kann ein Motiv sein, dass Entführungsopfer aus sexueller Begierde vom Täter festgehalten werden, in vergleichbaren Fällen meist drei oder vier Tage (der Fall Kampusch ist da wirklich eine absolute Ausnahme), aber dann gibt es in der Regel in dieser Zeit kein Lebenszeichen des Opfers. Der Täter übt Macht über sein Opfer aus, und das bringt in ihm eine gesteigerte Lust und eine gesteigerte Befriedigung hervor. Er will das Opfer abgeschottet für sich haben. Wenn eine Entführung das Ziel hat, äußere Umstände positiv zu beeinflussen, gibt es in der Regel Lösegeldforderungen oder bestimmte Ansagen des Täters, die als Botschaft über Frauke als Opfer an den Adressaten herangetragen worden wären. Wir wissen aber, dass die Aussagen in den Gesprächen nichts aussagten. Auch ist im Falle einer Entführung die Kontaktzulassung zu einer anderen Person (Frank Liebs, Karen Liebs) völlig ungewöhnlich. Entführer fokussieren sich dann in der Regel auf eine Bezugsperson, auf einen Ansprechpartner. Entführer fahren mit ihrem Opfer in der Regel auch nicht überall umher und lassen sie dann noch telefonieren, sondern sie halten ihr Opfer normalerweise versteckt. Erst recht tun sie das nicht am hellichten Tage (Samstagnachmittag-PB-Mönkeloh).
4. Bei einer Entführung, die sich aus einer Situation heraus ergab, kann das keine geplante Tat gewesen sein, sondern hätte im Affekt entstehen müssen. Entführungshandlungen können aber über einen so langen Festhaltezeitraum keine Affekthandlungen mehr sein.
5. Zur Verschleierung einer Straftat ein Opfer zu entführen macht alles noch komplizierter für den Täter, noch schlimmer im strafrechtlichen Sinne. Und auch im logistischen Sinne muss der Entführer auf so etwas vorbereitet gewesen sein. Bei einem Frauke bekannten Täter wiederum muss das Entdeckungsrisiko extrem hoch gewesen sein. Bei dem klassischen Entführer mit Wollmütze und Augenschlitz macht es wiederum keinen Sinn, warum er das Opfer dann nach Tagen nicht hat gehen lassen. Und eine Vergewaltigung mit Wollmütze und Augenschlitzen hat es wohl schon gegeben, aber nicht in Tateinheit mit dem Festhalten über einen so langen Zeitraum. Ich wüsste jedenfalls keinen Fall außer die Fälle in Hollywoodstreifen.
6. Gehen wir mal davon aus, Frauke hätte das Gesicht des Entführers in der Woche sehen können, wäre das nicht allein das Todesurteil gewesen? Oder hat sie es am Dienstag beim letzten Anruf gesehen? Und was ist mit der Stimmerkennung gewesen. Zumindest bei Abnahme des Anrufs von Frank Liebs wird sie das wohl nicht verschlossenen Augen gemacht haben oder der Täter hat ihr das Handy immer ans Ohr gehalten und selbst entschieden...ihr Bruder darf auch anrufen...
7. Eine Entführung, die mit den Lebenszeichen Fraukes Freiwlligkeit suggerieren sollte, um die gemeinsame Zeit zu verlängern und um den Fahndungsdruck zu mindern, macht für mich auch keinen Sinn, denn mit den Anrufen wurde der Fahndungsdruck als auch das Risiko eher größer.
Deswegen komme ich ja darauf, dass das eigentliche Risiko des Täters, entdeckt zu werden, noch viel größer war als diese Arufe.