@MalinkaWenn wir davon ausgehen, dass nur ein ganz triftiger Grund Frauke in der ersten Nacht nach Nieheim verschlagen haben könnte, der mögliche Täter aus dem unmittelbaren Umfeld Fraukes stammte, dann kommen für mich nur drei zentrale Lebensfelder in Frage:
1. Familie/Umfeld
2. Beruf/Umfeld
3. Freunde/Umfeld
Punkt Nummer 1 scheidet für mich aus, weil die Familie ja in den nächsten Tagen besondere Anstrengungen unternommen hat, ein Lebenszeichen von Frauke zu bekommen
Punkt Nummer 3 scheidet für mich auch aus, weil man die Freunde ganz sicher unter die Lupe genommen hat, auch die Kontaktdaten des Abends bekannt waren.
Betrachtet man Punkt 2, so stellt man fest, dass das Vincenz Hospital unweit der Libori-Galerie ist. Was, wenn sie nicht nach Hause gegangen wäre? Dann hätte sie auf den beschriebenen Wegen auch kein Zeuge sehen können. Wenn Frauke beispielsweise tagsüber mit einem Arzt eine geheime Verabredung getroffen haben sollte, der Arzt Spätschicht hatte, wäre ihr die spontane Einladung zum Fußballspiel zeitlich schon ganz passend entgegengekommen. Problem an dieser Theorie. Wie konnte sie dann Chris an dem Abend abschütteln? Chris ist ja offenbar von einem gemeinsamen Restaurantbesuch und einer gemeinsamen Rückkehr ausgegangen. Und während Frauke schon das Treffen im Kopf hatte, dieses aber Chris verschwieg, kam ihr die Schlüsselszene in die Quere. Chris hätte ja auf Frauke nicht warten müssen, sofern er seinen eigenen Schlüssel dabei gehabt hätte. Daher könnte dieser Moment für Frauke sehr blöd gewesen sein, dass sie ihren Schlüssel abgeben musste. Sie aber wollte und/oder musste diese Person an diesem Abend noch treffen. Dass sie in einem solchen Fall ihren Schwesternschülern im Pub nichts sagte, wäre verständlich. Auch, dass sie ihnen gegenüber Müdigkeit vortäuscht und sagt, dass sie nach Hause wolle. Leider war dann aber auch noch Fraukes Akku leer. Jetzt war diese Situation vollends blöd für sie, weil sie Chris in jedem Fall ein Lebenszeichen geben musste, damit er sich keine Sorgen machen müsse.
Also schlenderte sie zum Parkplatz des Vincenz-Krankenhaus, wartete dort auf diese Person und beschloss mit der betreffenden Person Richtung Nieheim zu ihm zu fahren. Dort lud man das Handy bei ihm zu Hause kurz auf, und Frauke setzte von dort aus die kurze SMS ab. Aber was, bitte schön, hätte sie in dieser Situation sonst schreiben können? Für jemanden, der harmoniebedürftig ist und der ein Geheimnis wahren will/muss, war es der beste Text. Malinka hat es vielleicht richtig beschrieben. Die SMS sollte Chris mit der Themenanbindung England beruhigen oder beschwichtigen. Und Frauke ging auch davon aus, dass sie noch später nach Hause gefahren würde. Für jemanden, der harmoniebedürftig ist und der ein Geheimnis wahren will/muss, war es der beste Text. Das war aber aus welchen Gründen auch immer nicht mehr der Fall. Es muss danach etwas passiert sein, dass den ganzen weiteren Verlauf mitbestimmte.
Für ein freiwilliges Mitfahren muss es einen triftigen Grund gegeben haben. Diese Theorie hat Schwächen, aber sie hat auch sehr klare Seiten.
1. Ein Arzt hatte die medizinischen Kenntnisse und den notwendigen Zugang zu Mitteln, die Frauke eine Woche lang stillhalten konnten.
2. Ein Arzt konnte solche Fahrten eher riskieren. Er wäre weniger kritisch überprüft worden, hätte im Zweifelsfall mit Frauke im Auto eine Ausrede gehabt.
3. Mit der Ortung befürchtete der Täter eine genaue Lokalisierung. Deswegen vermute ich auch, dass die erste SMS von seinem Zuhause oder seinem Zweitwohnsitz aus geschickt wurde.
4. Als Arzt hatte er ursprünglich keine Tötungsabsicht, aber viel zu verlieren. Das Ganze hatte bereits am Mittwoch ein Ausmaß angenommen, das er eventuell am Nachmittag im Krankenhaus selbst direkt mitbekommen hatte.