spookytooth schrieb:Morgen geh ich mal durch meinen 3.000 qm Wildgarten. Schleife meinen dicken Mann mit.
Mal sehen, ob man übermorgen noch was sieht.
Wie cool ist das denn! Wir machen ein biomechanisches Experiment zur Rheologie von Pflanzensprossen und überführen dadurch den Göhrdemörder. Das ich das noch erleben darf!
:)Zur Sache: Man muss sicher zwischen krautigen Pflanzen (Gräser etc) und stark verholzten Dingen (Blaubeeren) unterscheiden. Letztere sind mit Sicherheit weniger leicht zerstörbar, indem man etwas darüberschleift. Ich bin auch nicht sicher, wo die Schleifspuren waren,. D.h. ob jetzt die Blaubeeren geschrottet waren oder Gräser zwischen den Blaubeeren. Aber ich kann natürlich, wenn ich entsprechend zur Sache gehe, auch ziemlich viele Blätter zerstören oder abrupfen.
Krautiges Zeugs wird vor allem durch den Turgordruck der Pflanzenzellen stabilisiert. Man muss sich das so vorstellen, dass jede Zelle unter einem sehr starken Druck (8 bar oder so) steht. Die Zelle ist aber von einer wenig dehnbaren Zellwand umgeben, die verhindert, dass sich die Zelle einfach ausdehnt. So ähnlich wie auch ein Luftballon oder ein Fahrradreifen recht stabil ist, obwohl er aus recht weichem Zeugs besteht. Wie hoch der Turgordurck und wie stabil das Gewebe ist, hängt kritisch von der Wasserversorgung der Zellen ab. Hat es länger nicht geregnet, kann der Turgor bei 0 liegen, und solche Pflanzen kann ich leichter verformen bzw. schrotten als gut gegossene Pflanzen.
Holziges Zeug enthält verschiedene Zelltypen, die zussätzliche Festigkeit reinbringen. Die haben sehr verdickte Zellwände, und diese Festigungsgewebe sind z.T. auch tot. Solche Gewebe sind viel fester, aber ich kann bei einer Blaubeere natürlich immer noch Blätter abreißen, Zweige abknicken oder abreißen und dadurch auch Blaubeesträucher schädigen.
Belaste ich krautiges Zeugs, ohne die Zellen zu zerstören, kann sich ein Halm o.ä. auch locker wieder aufrichten. Da gibt es mehrere Prozesse: Einmal ist der Turgor noch da, und zum anderen haben die Zellwände viskoelastische Eigenschaften. Zudem gibt es den Effekt, dass die Sprosse schnell wachsender junger krautiger Pflanzen auch sehr schnellen Gravi- bzw. Phototropismus zeigen, d.h. einfach zum Licht bzw nach oben wachsen. Das geht schon nach Minuten los.
Schädige ich aber durch übertriebene mechanische Belastung das Pflanzenmaterial komplett auf einer Fläche, dann können die Pflanzen der Umgebung natürlich schneller wachsen als die geschädigten Pflanzen auf der Schleifspur. Gerade krautige Pflanzen haben ja beachtliche Wachstumsraten. Und man wird dann eventuell nach ein paar Wochen noch einen Unterschied sehen. Wenn ich an einer Stelle den Rasenmäher anmache und an einer anderen nicht, sehe ich auch wochenlang noch einen drastischen Unterschied, obwohl in diesem Fall die Pflanzen auf der ganzen Fläche alive and kicking sind.