federa schrieb:Ich muss gestehen, dass ich aus vollem Halse gelacht hab, als ich das gelesen habe. Was für ein Haus xDDD
Du wohnst dort nicht mehr oder?
Hey, betrachtet man mal den abenteuerlichen Aspekt am ganzen, hattest du sicher spannende Jahre DD
Lachen musste ich dort auch häufiger mal; vor allem, wenn man in so einer Bude auch noch Vermieter hat (wohnten direkt über mir), die auf Gedeih und Verderb immer alles selbst instandsetzen wollen, jedoch nicht mal mehr "zwei linke Hände" haben. Die haben "Füße".
Aber Reparaturen und Renovierungen bei echten Häusern überfordern die typische Heimwerkerausstattung mit Akkuschrauber, Panzerband und Heißklebepistole leider auf Dauer doch deutlich. Die haben es original mal hinbekommen, eine Fassade und die Waschbetonplatten in einem Teil des Hofs (!) mit Wandfarbe für Innenräume (!!!) zu streichen. Dann hat es geregnet. Wobei ich dazu eher sagen würde, "zum Glück".
Der Besitzer selbst meinte mal, er habe ursprünglich nur das wirklich reizvolle Grundstück haben wollen und durchaus gewusst, dass das Haus völliger Schrott sei (das Ensemble war auch wirklich nicht teuer). Dennoch doktert er seit ca. 15 Jahren ständig daran herum. Mein Bruder, als Architekt mit Schwerpunkt Altbausanierung, meinte nach einer kurzen Begehung schlicht "abreißen und neu bauen". Hrrrmmpfff.
Nach der Aktion mit dem rausgefallenen Fenster habe ich kurz überlegt, kreuz und quer durch die ganze Bude dehnungsresistente Schnüre zu spannen, z.B. aus Glas- oder Kohlefaser. Ich hatte das mal in einer Doku über eine Bergexpedition gesehen, die sich wegen schlechtem Wetter für einige Tage in eine Gletscherhöhle zurückziehen musste: Hängen die Schnüre irgendwann durch, haben sich die Wände bewegt und man sollte schnellstens türmen.
Aber auch sonst war das Gelände samt Nachbarn für eine Menge unfreiwilligen Fun gut.
Einmal, auf einer wilden Gartenparty, wollte mein damaliger Wohnungsnachbar nur mal kurz runter und nach seinem Hund schauen. Das Grundstück war in mehreren Terrassen an einem steilen Hang angelegt, die Bruchbude stand ganz unten, der Weg durch den Garten mit seinen wackligen Treppen war nicht durchgehend beleuchtet. Als der Herr auch nach einer halben Stunde noch nicht zurück war, scherzte seine Tochter, er habe bestimmt "auf der Treppe 'ne Roulade gedreht und sich or'nlich die Birne angeschlagen". Sprach's, kicherte und unternahm nichts weiter. Als ich schließlich ebenfalls zu der Partygesellschaft stoßen wollte, bekam ich gerade noch mit, wie mein Nachbar samt heftigem Brillenhämaton und Schädelbruch in einen Krankenwagen verladen werden sollte, sich jedoch mit den Worten "Ich hab nix, mir geht's doch gut!" dagegen zu wehren versuchte. Tatsächlich hatte er nach einer "Roulade" mit ausgeschlagenen Lichtern über eine halbe Stunde lang unten im Hof gelegen. Seinen Hund ließ das übrigens völlig kalt.
Ein anderes Mal sollte ich auf die gar zuckersüßen Zwergkaninchen des Vermietersprosses achtgeben und sie zumindest knappe zwei Tage lang draußen in ihrem "Gehege" mit Futter versorgen. Schon vorher war mir aufgefallen, dass Karnickel 1 vom stärkeren Karnickel 2 ordentlich "gemobbt" wurde - jedenfalls, solange beide gemeinsam im Gehege ausharren mussten und nicht z.B. unter Aufsicht im Garten hoppelten oder in der Wohnung waren.
Das Gehege bestand aus einigen Dachlatten und jeder Menge Maschendraht, hatte oben eine stabile Klappe mit Riegel und wirkte auf den ersten Blick durchaus gut gemacht. Aber wir erinnern uns: Füße, keine linken Hände...
Folglich hatte das Ding überhaupt keinen Boden und war einfach nur unten offen auf die Wiese gestellt worden (!). Das hatte zur Folge, dass 1. allerlei Mäuse und ähnliches sich Zugänge gegraben hatten und den Karnickeln das Futter klauten und vor allem 2. das gemobbte Karnickel irgendwann auf seine Fähigkeit zum Buddeln kommen und damit die Flucht versuchen würde.
Zum Gelände gehörten des weiteren zwei ausgewachsene Kater, einer davon selbst Hunden und Menschen gegenüber ganz eindeutig ein Wildtier mit ausgeprägtem Revierverhalten.
Ihr ahnt eigentlich schon, was jetzt kommt.
Am Morgen seines letzten Tages als Kaninchenvater legt Dobie nochmals zartes Grünzeug und knackige Möhrchen ins Gehege, zählt die vorhandenen Tiere gewissenhaft nach (eins, zwei - okay!), checkt den Zustand des Geheges, drückt die Holzlatten sicherheitshalber fest in den Boden und fährt schließlich zur Arbeit. Wo sich die beiden Kater zu jenem Zeitpunkt befinden, entzieht sich seiner Kenntnis.
Als er am späten Nachmittag des selben Tages zurückkehrt, findet er die Hausbesitzer wie erwartet zurückgekehrt vor, jedoch in ungewohnt trüber Gemütsverfassung; ihr Sprössling ist nirgends zu sehen. Unter den Kaninchengehege klafft ein kaninchengroßes Loch, innen liegt der zugehörige Erdaushub und lediglich einen knappen Meter entfernt liegt der größtenteils skelettierte, blutige Kadaver des Tierchens auf der Wiese.
Komisch. Irgendwie muss ich bis heute jedes Mal lachen beim Gedanken daran, wie sich diese Situation abgespielt haben könnte. Die verzweifelte Flucht, endlich dem Tyrannen entronnen - Jaaa! Freiheit! - und die hielt dann gerade mal einen einzigen Meter weit. Wobei ich mir durchaus vorstellen kann, dass der oder die Täter bereits seit Beginn der Grabungsarbeiten in Sichtweite des späteren Opfers wartete(n). Ich hätte einer handelsüblichen Hauskatze vorher übrigens nicht zugetraut, ein Karnickel überhaupt platt zu machen, geschweige denn, es auch noch zu fressen. Andere Täter kommen jedoch kaum infrage.
Ein ganz besonderes Event war der erste und in 11 Jahren einzige Versuch eines Autoaufbruchs in dieser doch eher abgelegenen Wohngegend. Kaum hatte der Hausbesitzer nachts einige dunkle Gestalten unten auf der Straße bei den dort abgestellten Fahrzeugen bemerkt, ratterte irgendwo vom Nachbargrundstück eine Salve Schüsse und die Gestalten ergriffen panisch die Flucht.
So sehr man sich auch darauf konzentrierte: Auf dem anderen Grundstück war niemand zu sehen; es ging dort auch anschließend kein Licht an oder aus, es ging auch niemand von dort aus runter zu den Autos (auch SONST niemand, aber wen wundert das in dieser Situation schon).
Woher das kam und wer das wirklich war, haben wir nie herausgefunden; ich hatte jedoch schon vorher viele Jahre lang immer wieder mal nächtliches "Knallen" irgendwo draußen in Feld und Unterholz vernommen; mal näher, mal weiter entfernt, teilweise ebenfalls in schneller Folge. Eigentlich hatte ich das immer schon für Schüsse gehalten, zumal ich durchaus weiß, wie Schusswaffen klingen, hatte aber schlicht und einfach Jäger vermutet. Andererseits schießen die nicht gerade vollautomatisch. Hmm.
Solche Stories gibt es noch viele mehr. Ich wohne seit einigen Jahren nicht mehr dort, fand die Zeit und die Leute aber wirklich cool, zumal ein wirklich riesiger Garten in Hanglage über 3 Terrassen zum Grundstück gehörte, samt Ausblick in ein Flusstal mit großer Schleife und einer der regional angesagtesten Fahrradstrecken direkt vor der Haustür, ganz am Ende der Stadt fast schon in der freien Natur. Und die Miete war wirklich lächerlich niedrig.